Liebe in allen Farben
In Love with Adam„'Man sagt zwar, Reden wäre Silber und Schweigen wäre Gold... […] Aber ich glaube, manchmal wiegt Gold schrecklich schwer.'“ (aus „In Love With Adam“ von Liam Erpenbach)
Sam ist ein Außenseiter, seit ...
„'Man sagt zwar, Reden wäre Silber und Schweigen wäre Gold... […] Aber ich glaube, manchmal wiegt Gold schrecklich schwer.'“ (aus „In Love With Adam“ von Liam Erpenbach)
Sam ist ein Außenseiter, seit sein bester Freund Tyler gestorben ist. Er verbirgt sich hinter einem Mantel aus Gleichgültigkeit und hält seine Gefühle verschlossen aus Angst, erneut verletzt zu werden. In der Schule gilt er als seltsam und wird gemobbt, weshalb er zurecht misstrauisch ist, als Adam, beliebter Mitschüler und obendrein Sportler, sich für ihn zu interessieren scheint. Adam hält sich hartnäckig an Sam und dieser beginnt, in Adams Gegenwart aufzutauen, und genießt es zunehmend, endlich mal wieder unbeschwert er selbst sein zu dürfen. Was allerdings unbedingt geheim bleiben sollte, ist das Gefühl, dass sich in seinem Magen ausbreitet, wenn er in Adams Augen schaut. Sein Herz sollte nicht so schnell schlagen, das weiß er genau. Doch als Sam schließlich die alten Tagebücher seines Großvaters findet, begreift er, wie wichtig es ist, auf sein Innerstes zu hören.
Nachdem ich mit den Ivy Years 3 mehr oder weniger unvorhergesehen in das Genre LGBTQ hineingeschlittert bin, muss ich gestehen, dass ich mich als ein absoluter Fan davon entpuppt habe. Es ist eine willkommene Abwechslung von all dem klischeebehafteten Drama zwischen Bad Boy und Good Girl, was ich zwar gern lese, jedoch auch nicht 7 Tage die Woche vertrage, und ermöglicht eine andere Sichtweise, die sich vielen von uns verschließt.
Entsprechend war ich unfassbar neugierig und gespannt, was mich bei 'In Love With Adam' erwartet.
Die Geschichte wird ausschließlich aus einer Perspektive erzählt, der Ich-Perspektive von Samuel, wobei die Erzählung gerade zum Ende mit vielen Tagebucheinträgen seines Großvaters durchsetzt ist, die Sam sich durchliest. Diese kleinen Ausflüge in die Jugend seines Opas haben mich ebenso gefesselt wie den Enkel und ich war jedes Mal kurzzeitig enttäuscht, wenn die 'normale' Geschichte weiterging.
Aber es mir erstaunlich viel Spaß gemacht, Sam und Adam zu begleiten, die jugendliche, einfache Sprache hat es dem Leser leicht gemacht, in das Geschehen einzutauchen und gerade mit Sam mitzufiebern, der sich langsam aber stetig auf den Weg in ungewohntes Terrain begibt, was seine Gefühle betrifft. Mich hat das Buch auch emotional voll im Griff gehabt, sodass mich nur der Umstand, dass ich in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, davon abgehalten hat, ein Tränchen zu verdrücken.
Sam ist nicht mehr der Selbe, seit er seinen besten Freund verloren hat. Seit diesem Tag lacht er kaum noch, zieht sich in sich selbst zurück und ist bei allen als seltsamer Außenseiter verschrien. Umso erstaunlicher und zugleich auch traurig finde ich, wie er da mehr oder weniger einfach drüber steht, und sich damit tröstet, es nur noch wenige Monate bis zum Abschluss durchhalten zu müssen. So gar keinen zu haben, der hinter einem steht, das verdient niemand und Sam hat einen starken Charakter bewiesen, den man nur bewundern kann.
Umso mehr hat es mein Leserherz erfreut, als Adam sich in sein Leben (man könnte schon fast sagen) drängte und Sam aus der Reserve lockte. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich sehr zögerlich und ist deshalb unglaublich überzeugend und realistisch dargestellt. Die Unsicherheiten, die Geheimnisse, all das wirkt, als könnte es dem Jungen von nebenan genauso passieren, und das bringt die Protagonisten dem Leser noch näher.
Mein Fazit:
Ein berührendes Buch, was dem Leser das Herz bricht und ganz langsam wieder zusammenklebt. Ich habe jede Seite genossen und hätte mir gewünscht, noch sehr viel mehr von Adam und Sam zu lesen, was zugleich auch mein einziger Kritikpunkt ist.
Meiner Meinung nach hätte die Geschichte noch Stoff für viele weitere Seiten geboten und endete stattdessen an einer Stelle, die für mich ein wenig unbefriedigend war, ich hätte nämlich unglaublich gern erfahren, wie das Umfeld auf Adam und Sam reagiert.
Dennoch gibt es 4,5 Sterne, beziehungsweise gerundet volle Sternzahl!