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Veröffentlicht am 14.03.2019

Pferdige Angelegenheit

Clans von Cavallon (1). Der Zorn des Pegasus
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Einhörner, Zentauren, Menschen und Kelpies, sie alle hatten einst Krieg mit den Pegasus. Nun, etliche Jahre später, leben die verschiedenen Clans abgesehen von den angeblich ausgestorbenen Pegasus dank ...

Einhörner, Zentauren, Menschen und Kelpies, sie alle hatten einst Krieg mit den Pegasus. Nun, etliche Jahre später, leben die verschiedenen Clans abgesehen von den angeblich ausgestorbenen Pegasus dank eines Friedensabkommens gemeinsam Seite an Seite, für den Menschenjungen Sam ist das der Normalzustand. Doch als die Freie Stadt, Hauptstadt von Cavallon, von geflügelten Wesen angegriffen wird, müssen die Bewohner, Menschen sowie Fabelwesen, fliehen, und es werden sofort die Pegasus verdächtigt. Doch auf dem Abenteuer, was nun bevorsteht, stellt sich heraus, dass es schon immer verschiedene Wahrheiten in Cavallo gegeben hat..

Aufgefallen ist mir das Buch wegen des hübschen Covers. Die Pegasus sehen elegant aus, während sie über ein Tal auf einen wunderschönen Sonnenuntergang zufliegen. Man findet immer mehr Details, wenn man länger hinschaut, und mit dem schicken Schriftzug ergibt sich einfach ein stimmiges Bild.
Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gehört, dieses Buch war eine reine Cover-Klappentext-Entscheidung. Was mir allerdings auch in der Leseprobe noch nicht auffiel, sondern erst später, war, dass so ziemlich alle Wesen in dieser Geschichte irgendwas pferdiges haben. Von mir aus wäre es auch passend gewesen, das ein oder andere Tierchen mit einzustreuen.

Die Handlung wird wechselnd aus der Sicht auf verschiedene Charaktere erzählt. Alle Stränge laufen parallel, bis sie sich zum Ende des Buches annähern, aber noch nicht überschneiden. Durch die unterschiedlichen Perspektivwechsel wurde es nie langweilig und es war interessant zu sehen, was an verschiedenen Stellen des Landes so vor sich geht.

Man begleitet unter anderem den mutigen, einsamen Menschenjungen Sam, der sich aus der Stadt in die Wälder rettet, allerdings dort der Gefahr durch aggressive Einhornclans ausgesetzt ist. Dann ist da noch ein junger Zentaur, Schreiber der Geschichte, der auf der Suche nach Antworten und Wahrheit ist, die jedoch nicht unbedingt an die Oberfläche geraten sollen. Das Mädchen Nixi lebt am Meer und für ihre Gang, doch ein ungewöhnliches Ereignis stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf. Und zu guter Letzt wäre da noch eine kleine Pegasus-Dame, die den Ruf ihrer Herde zu retten versucht.
Sie alle ergeben eine bunte Mischung und ich hoffe sehr, dass deren Wege sich im zweiten Band kreuzen werden und sie vielleicht sogar gemeinsam ein Schicksal zu erfüllen haben, eine Prophezeiung oder dergleichen etwa.

Der Schreibstil war angenehm leicht, anschaulich und gut verständlich, auch für die jüngeren Leser. Es entsteht schnell ein Lesefluss, dem man sich nur schwer entziehen kann, denn besonders wenn es um Sam oder Nixi ging, wurde es oft rasant und spannend.
An der ein oder anderen Stelle musste ich am Kapitelanfang kurz überlegen, mit wem ich es nun zu tun habe, denn man wird mit ziemlich vielen Namen bombardiert. Muss man sich dran gewöhnen, war aber irgendwann auch okay,

Im Laufe der Geschichte tun sich immer mehr Geheimnisse und dunkle Abgründe auf, mit dem man zu Beginn gar nicht gerechnet hätte. Aufgeklärt wird so gut wie nichts davon, die Lage spitzt sich bis zum Ende kontinuierlich zu und ich hoffe sehr um einige Auflösungen im Folgeband. Allerdings weiß ich nicht, wie viele Teile der Reihe geplant sind, ob es noch einen dritten geben wird oder nicht.

Mein Fazit:
Ein spannendes Kinderbuch mit einer vielfältigen Auswahl an Charakteren, mir hat zwischendurch allerdings irgendwo ein Aha!-Moment gefehlt. Alles in diesem Buch scheint auf den zweiten Band ausgerichtet zu sein, und das hinterlässt zumindest bei mir irgendwie ein unbefriedigendes Gefühl bezüglich des ersten Teils.
Für Leser, die kein Problem mit Reihen haben, ein schönes Buch.

Veröffentlicht am 11.03.2019

Gleich und gleich gesellt sich gern

Dear Life - Lass mich wieder lieben
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„Wenn sie der Sonnenschein und ein Regenbogen ist, bin ich die dazugehörige dunkle Wolke und die Pfütze.“ (aus „Dear Life – Lass mich wieder lieben“ von Meghan Quinn)

Hollyn, Jace, Daisy und Carter wurden ...

„Wenn sie der Sonnenschein und ein Regenbogen ist, bin ich die dazugehörige dunkle Wolke und die Pfütze.“ (aus „Dear Life – Lass mich wieder lieben“ von Meghan Quinn)

Hollyn, Jace, Daisy und Carter wurden alle auf unterschiedlich Weise durch einen Schicksalsschlag gezeichnet und jeder für sich hat beschlossen, nun wieder den richtigen Weg ins Leben zurück zu finden. Bei dem Programm „Dear Life“ lernen sich die vier kennen und sollen zusammen wieder vorwärts gehen, aus Fremden werden langsam Freunde. Doch als sich größere Gefühle anbahnen, müssen sie sich eingestehen, dass es nicht so leicht ist, zu lieben und zu vertrauen, wenn man nicht aufhören kann, in der Vergangenheit zu leben.

Ich hatte bisher noch nie von der Autorin gehört, das Cover aber hat mich neugierig gemacht. Allerdings hat mich der Klappentext nicht darauf vorbereitet, wie emotional dieses Buch schon ganz am Anfang wird. Ich glaube, es ist eine Premiere für mich, dass ich bei einer Geschichte, die keine Fortsetzung ist, schon zu Beginn des Buches feuchte Augen bekomme.

Das Buch zeigt zunächst die Vergangenheit der vier Protagonisten, die Momente in denen ihr Leben eine Wendung genommen hat. Danach springt man in die Gegenwart, wo die Vier sich entschließen, bei Dear Life mitzumachen und ab hier ist der Verlauf des Buches in unterschiedliche Phasen der Trauerverarbeitung gegliedert. Das hat mir gut gefallen, es hat den Weg der Hauptpersonen noch mal verständlich abgesteckt und man konnte ihre Fortschritte besser verfolgen.

Die Charaktere waren alle grundverschieden, auch wenn ihre Schicksale sich teilweise ähneln. Daisy ist wie in einem Kokon aufgewachsen und hat als 21-Jährige null Lebenserfahrung. Sie muss aus ihren alten Gewohnheiten ausbrechen und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und die Freiheit des Lebens zu genießen, und auch Carter sehnt sich nach Freiheit. Im Gegensatz zu Daisy hat er allerdings eine düstere, schwierige Kindheit gehabt und somit steht der mürrische, selbstbewusste und gutaussehende Bad Boy im krassen Gegensatz zu der naiven, schüchternen, durch und durch positiven Daisy.
Hollyn und Jace haben beide Verluste erlitten, sie hat im Gegensatz zu ihm allerdings nicht die Wahl dafür getroffen. Es hat tiefe Löcher in ihre Herzen gerissen und sie verstehen die Trauer des anderen besonders gut. Hollyn, früher lebensfroh und glücklich, verkriecht sich seit mehr als einem Jahr, Jace's Kummer ist noch frisch aber dadurch nicht weniger schmerzhaft und setzt dem aufmerksamen und einfühlsamen Profisportler sichtlich zu.
Besonders das Schicksal von Jace hat mich berührt, seine Emotionen waren unfassbar echt beschrieben. Ich habe so gern die Entwicklungen der Vier aus ihrer Trauer heraus miterlebt und es hat mich an einigen Stellen ziemlich mitgenommen.

Generell hat die Autorin einen sehr emotionalen, anschaulichen und realistischen Schreibstil, man konnte die Gefühle der Protagonisten fast greifen und sie gingen zumindest mir sehr nah. Ich bewundere es sehr, wenn ein Schreiberling es schafft, den Menschen außerhalb des Buches emotional so an die Geschichte zu binden, das ist in diesem Fall wirklich gut gelungen!
Außerdem entsteht ein angenehmer, leichter Lesefluss durch die unkomplizierten Formulierungen, sodass man das Buch fix beenden kann, auch wenn es relativ lang ist.

Ich muss sagen, dass ich dieses Buch trotz Begeisterung vom Klappentext eine Weile gemieden habe, warum weiß ich mittlerweile echt nicht mehr. Es hat mir soo gut gefallen, die Charaktere waren der Hammer, ich habe mit ihnen mitgelitten, die Idee des gemeinsamen Projektes fand ich auch toll. Das Setting war passend ebenso der packende Schreibstil, es fällt mir wirklich schwer, etwas schlechtes an diesem Buch zu finden.

Mein Fazit:
Berührend, packend, lässt das Herz nicht mehr los! Ich habe sogar ein wenig schniefen müssen an der einen oder anderen Stelle, so soll New Adult sein!
Kann ich definitiv weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 11.03.2019

Magisches Gekritzel

Die Runenmeisterin
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„Du kannst nicht zu den Ochsen schielen, die du schützen willst, wenn ein Riese schon dabei ist, ihren Stall zu zertrampeln.“ (aus „Die Runenmeisterin“ von Torsten Fink)

Ayrin und ihr Zwillingsbruder ...

„Du kannst nicht zu den Ochsen schielen, die du schützen willst, wenn ein Riese schon dabei ist, ihren Stall zu zertrampeln.“ (aus „Die Runenmeisterin“ von Torsten Fink)

Ayrin und ihr Zwillingsbruder Baren haben ihr Leben lang nichts anderes gesehen als das Dorf, in dem sie als Babys auf einer Schwelle abgelegt wurden. Doch als sie gefährlichen Besuch erhalten, offenbart sich den beiden ihr Schicksal: Sie werden mit einem Runenmeister als dessen Schüler reisen und gerade Ayrin beweist dabei außerordentliches Talent. Wird sie die nahende, dunkle Bedrohung, die die Truppe verfolgt, abwenden können?

Ich war mir zu Beginn des Buches nicht sicher, ob mir diese Art von Fantasy wirklich gefällt, nun habe ich meine Antwort. Runen sind an und für sich zwar spannend, aber ich habe mich irgendwie nicht wohl in der Geschichte gefühlt.

Begonnen hat dieses Gefühl damit, dass nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, sondern aus verschiedenen Sichten auf unterschiedliche Charaktere, unter anderem Ayrin und die Hexe Ragne von Bial. Ich habe keine Beziehung zu den Personen aufbauen können, so sehr ich es auch versucht habe, mir war einfach keiner wirklich sympathisch, sie haben mich eher kalt gelassen.
Gut gelungen fand ich jedoch den Aufbau des Buches, begonnen mit einem Prolog, in dem eine Person spricht, die zu Beginn jedes der drei Teilen, in die das Buch gegliedert ist, erneut einen einleitenden Auftritt hat. So hat man immer mal einen Eindruck von der gefährlichen, dunklen Seite bekommen, die Ayrin und ihren Begleitern entgegen steht.

Probleme hatte ich auch mit dem Schreibstil, er war mir einfach zu altbacken. Die Art und Weise der Sprache ist der Zeit, in der das Buch spielt, definitiv angemessen, das streite ich auf keinen Fall ab. Aber besonders gefallen hat er mir nicht, ich musste mich am Anfang ganz schön dran gewöhnen, da ich sonst eher moderne Bücher lese. Wenn man allerdings erstmal drin war in der Geschichte, dann ging es, finde ich, und man kam gut voran.

Die Charaktere waren mir alle etwas zu nichtssagend. Ayrin pendelt die ganze Zeit irgendwo zwischen aufmerksam, clever und gelehrig auf der einen und oberflächlich, herrisch und konsumorientiert auf der anderen Seite, was sich allerdings erst im späteren Verlauf des Buches zeigt und im Gegensatz zu ihrem früheren Verhalten steht. Eigentlich schade, denn sie hatte Potenzial.
Baren spielt von Anfang an eine Nebenrolle. Obwohl er und Ayrin Zwillinge sind, wirkt es eher so, als wäre er der kleine Bruder, der sich herumkommandieren und bevormunden lässt. Zudem macht er keinen besonders schlauen Eindruck und stellt sich nicht selten ziemlich ungeschickt an, was ihn zusätzlich dümmlich wirken lässt, wobei er das gewiss nicht ist.

Abgesehen davon, dass ich mit den Protagonisten nicht warm geworden bin, hatte das Buch die Handlung betreffend auch einige Hänger. Die Spannung lässt bis zum Ende des letzten Drittels auf sich warten, davor plätschert die Geschichte eher leicht als dass sie fließt. Die Gruppe um Ayrin verfolgt eigentlich kein anderes Ziel als die Zutatensuche für Zauberei, was jetzt nicht gerade der Stoff für Legenden ist, während auf der feindlichen Seite Pläne geschmiedet werden. Aber wie gesagt, packen konnte es mich leider nicht.

Vielleicht hat mir einfach die Liebe gefehlt. Nicht, dass es keine gegeben hätte, aber es war vielleicht einfach zu wenig. Wenn ich daran denke, dass Ayrin statt von ihrem Bruder vielleicht von einem gutaussehenden, düsteren Knecht des Runenmeisters begleitet werden könnte oder dergleichen, dann gefällt mir die Geschichte sehr viel besser. Ich sage ja gar nicht, dass jede Fantasy-Geschichte Liebe braucht, aber dieser hätte sie zumindest in meinen Augen gut getan.

Mein Fazit:
Leider nicht so gut wie erwartet. Ich hatte mir mehr erhofft, ob ich eine Fortsetzung lesen würde, weiß ich nicht.
Wer reine Fantasy gern liest, mag hier gut aufgehoben sein, Romantasy-Fans könnten enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Ein Lichtlein brennt

Sturmwächter 1. Das Geheimnis von Arranmore
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„Fionn überlegte, dass es eigentlich ganz witzig wäre, wenn sie das Gleichgewicht verlieren und ein bisschen ertrinken würde. […] Nur so, dass ein vorbeischwimmender Fisch den Teil ihres Gehirns wegfressen ...

„Fionn überlegte, dass es eigentlich ganz witzig wäre, wenn sie das Gleichgewicht verlieren und ein bisschen ertrinken würde. […] Nur so, dass ein vorbeischwimmender Fisch den Teil ihres Gehirns wegfressen könnte, in dem ihr fieser Charakter verankert war.“ (von S. 14 aus 'Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore' von Catherine Doyle)

Fionn und seine Schwester Tara sollen den Sommer auf der schottischen Insel Arranmore bei ihrem Großvater verbringen. Doch die Insel strahlt einen besonderen Zauber aus, im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie ist tatsächlich magisch. Hier passieren die merkwürdigsten Sachen, die für die Bewohner scheinbar ganz normal sind, bis ein Sturm aufzieht. Nun ist es an Fionn, die Insel vor dunkler Magie zu beschützen, doch ist der Junge der Aufgabe wirklich schon gewachsen?

In der Woche, in der dieses Buch bei vorablesen angeboten wurde, gab es viel zu viele schöne Bücher, weshalb es im Nachgang erst besorgt werden konnte. Kinderbücher gehen immer zwischendurch und von der Autorin hatte ich bislang noch nie was gehört, deshalb war ich gespannt, was mich erwartet.

Als erstes sei das mystische Cover gelobt, es wirkt zugleich gefährlich durch die Krähen, die für die dunkle Magie stehen, sowie auch geheimnisvoll. Man glaubt, es zieht ein Sturm auf, denn der Himmel ist in den verschiedensten Farben gezeichnet. Ich bekomme direkt Lust, mich auf den Weg nach Arranmore zu machen und der Geschichte der dunklen und hellen Zauberer auf den Grund zu gehen.

Es wird aus der Perspektive auf Fionn erzählt, man begleitet den Jungen bei allem was er tut und kann auch ohne Ich-Erzählung sein Verhalten und seine Gefühle gut nachvollziehen.
Der angenehme, leichte Schreibstil ist dem Genre Kinderbuch meiner Meinung nach angemessen, man kann sich beim Lesen fallen und von der Geschichte einnehmen lassen, sodass man gar nicht bemerkt, wie die Seiten nur so fliegen.

Das besondere der schottischen Magie ist, dass man sich mithilfe magischer Kerzen, die der Sturmwächter gemacht hat, in vergangene Momente „zurückbrennen“ kann sozusagen und eine aufgezeichnete Erinnerung erneut erleben kann. Das fand ich eine spannende Idee, sich einen Ort mit vielen, vielen Schichten vorzustellen, die mit der Zeit immer mehr werden. Will man zurück, taucht man in die Schichten ein und besucht einfach eine andere.

Fionn war mir als Charakter sympathisch, auch wenn er sich natürlich seines Alters entsprechend manchmal sehr unreif und kindisch aufgeführt hat. Seine ältere Schwester Tara war da aber nicht besser als er, genauso trotzig und zickig, wobei es mich bei ihr mehr genervt hat als bei Fionn.
Ebenfalls dabei war das Geschwisterpaar einer anderen Familie, Shelby und ihr großer Bruder, in welchen Tara heftigst verliebt ist. Ich hatte mir, als die beiden ihren ersten Auftritt hatten, ehrlich gesagt erhofft, dass Fionn und Shelby ein Team werden, dahingehend wurde ich allerdings leider enttäuscht.
Als Einzelgänger oder wenn dann in Begleitung seines Großvaters erlebt Fionn sein Abenteuer, was ich sehr schade fand. Das hat dem Ganzen einen bedrückenden Beigeschmack gegeben.

Die Zukunft der Insel und die Bedrohung der Insel sind beide offen gelassen, es wird also mindestens einen weiteren Band geben. Aber auch wenn das Ende so für mich noch nicht zufriedenstellend ist, schließt es das Buch doch erst einmal gut ab, sodass man nicht hibbelig auf heißen Kohlen sitzt, bis es weitergeht.

Mein Fazit:
Lesenswert mit kleinen Schwachstellen. Ich hätte mir mehr Freundschaft statt Einsamkeit gewünscht, mehr Hoffnung statt Bedrückung, aber ansonsten ein gut gelungenes Kinderbuch für das ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen kann!

Veröffentlicht am 08.03.2019

Zornig währt am längsten

Saligia
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„In den Augen der Jungs war sie nicht mehr als ein blasses, Angst einflößendes Mädchen. Keira bezweifelte, dass sich das jemals ändern würde.“ (aus 'Saligia – Spiel der Todsünden' von Swantje Oppermann)

Schon ...

„In den Augen der Jungs war sie nicht mehr als ein blasses, Angst einflößendes Mädchen. Keira bezweifelte, dass sich das jemals ändern würde.“ (aus 'Saligia – Spiel der Todsünden' von Swantje Oppermann)

Schon ihr Leben lang wird Keira von ihrem Zorn geleitet. Sie kann ihn sogar auf andere Menschen übertragen und Unruhe stiften, denn sie ist eine Saligia. Saligia haben außergewöhnliche Fähigkeiten, denn sie verkörpern immer eine der sieben Todsünden: Habgier, Völlerei, Zorn, Hochmut, Neid, Lust und Trägheit. Auf einem Internat in Canterbury soll Keira lernen, ihre Fähigkeit zu kontrollieren und es ist zugleich eine Chance, endlich mal dazuzugehören, war sie vorher doch nur die gruselige Außenseiterin. Doch bald darauf wird eine Schülerin tot aufgefunden und bei ihren Nachforschungen stellt Keira fest, dass alle Saligia ihre eigenes Lügennetz gesponnen haben..

Auffällig ist natürlich erstmal das Cover. Das Mädchen hat angespannte Gesichtszüge, sie sieht zornig aus und ihre Augen leuchten rot, was ein Zeichen dafür ist, dass ihre Fähigkeit sie zu übermannen droht. Das Bild macht den Eindruck, es sei von Hand skizziert und wirkt deshalb roh und nicht ganz perfekt, passend zu Keira.

Ich hatte bereits in der Leseprobe bemerkt, dass das Buch nicht aus der Ich-Perspektive der Protagonistin geschrieben ist, was der Spannung aber keinen Abbruch getan hat. Abwechselnd erfährt man auch, was bei Elliot, einem Mitarbeiter des Internats abläuft, gegen Ende wechselt die Perspektive auch öfter zu anderen Nebencharakteren, wie zum Beispiel Keiras Mutter.

Das Buch ist insgesamt in drei große Teile gegliedert, welche wiederum viele kleine Kapitel haben. Ich empfand es als sehr angenehm, dass man scheinbar schnell vorankommt, was aber unter Garantie auch an dem angenehm flüssigen und abwechslungsreichen Schreibstil lag. Die moderne, jugendliche Sprache hat sich positiv auf den Lesefluss ausgewirkt und ich konnte mir bei den detaillierten Beschreibungen die Umgebung wie das Internat und die verschiedenen Charaktere ganz genau vorstellen.

Keira ist ein einsames Mädchen. Die Saligia, die den Zorn verkörpern, neigen dazu, sich selbst von der Gemeinschaft auszuschließen, so auch sie. Sie war in ihrem alten Leben verhasst, von anderen aber auch von sich selbst. Im Laufe des Buches allerdings macht sie eine Wandlung durch, sie wird mutiger, findet Freunde oder begegnet Menschen, die zumindest als solche in Frage kommen. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung, denn Keira hat ihre Fähigkeiten gerade mal angekratzt und noch sehr viel Potenzial, genau wie die Beziehungen zu ihren Freunden durchaus noch ausbaufähig sind.

Was mich echt fasziniert hat, war, wie passend die verschiedenen Sünden in Form der Charaktere dargestellt wurden. Die Hochmütigen sind sowas wie die Chefs, nehmen gern das Runder in die Hand und haben wenn möglich die Kontrolle. Die Luxuria, diejenigen die die Wollust inne haben, sind sehr herzlich und ein wenig touchy. Die Völlerei zeichnet sich durch Futtern bis zum geht nicht mehr aus, die Trägen verlassen ihre Betten kaum bis nie und habgierige Saligia muss man immer im Auge haben, sonst verschwindet mal der ein oder andere Gegenstand aus dem eigenen Besitz. Besonders gefährlich sind die neidischen, vor allem wenn man etwas hat oder begehrt, worauf sie ebenfalls ein Auge geworfen haben. Keira ist mit ihrem Zorn sehr mächtig, vorausgesetzt sie lernt damit umzugehen, ohne sich selbst zu verletzen, denn wenn man sie reizt, hat man eigentlich schon verloren.

Die Persönlichkeiten der anderen Saligia waren so passend zu ihren jeweiligen Sünden und den damit einhergehenden Gaben, da hat das Lesen wirklich Spaß gemacht. Durch die ganzen Verschiedenheiten entsteht eine explosive Mischung, vor allem, wenn man sich als junger Mensch noch nicht ganz unter Kontrolle hat.

Die Idee der fleischgewordenen Todsünden fand ich absolut spitze und klasse umgesetzt! Ich habe die ganze Zeit mit Keira mitgefiebert und sie ist mir schnell ans Herz gewachsen, auch wenn sie mitunter sehr biestig war. Ich fand auch die Clique, in der sie gelandet ist, erstaunlich. So viele verschiedene Mädels und Jungs und doch ist einem kaum einer unsympathisch, irgendwie hat mir das gefallen.

Mein Fazit:
Ich hoffe doch sehr auf eine Fortsetzung! Bei dem Ende wäre es eine Qual für die Leser, keine zu schreiben. Ich würde Keira unfassbar gern noch weiter begleiten und mit ihr auf die Suche nach weiteren Geheimnissen und deren Wahrheiten zur Seite stehen.
Für Jugendbuchleser eine spannende Geschichte, die ich bedenkenlos weiterempfehlen kann! Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, wenn mir das Buch auch etwas kurz vorkam.