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Veröffentlicht am 23.02.2019

Augen auf bei der Partnerwahl

KEEP
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„Ich hoffe, meine Worte genügen, um sie davon abzuhalten, wieder davonzulaufen.“

So hatte sich Amalie ihre Hochzeit sicher nicht vorgestellt. Anstatt den Tag mit ihrem frisch Angetrauten in Glücksgefühlen ...

„Ich hoffe, meine Worte genügen, um sie davon abzuhalten, wieder davonzulaufen.“

So hatte sich Amalie ihre Hochzeit sicher nicht vorgestellt. Anstatt den Tag mit ihrem frisch Angetrauten in Glücksgefühlen zu schwelgen, müssen sie und die komplette Hochzeitsgesellschaft mit anhören, wie sich Armstrong während des Empfangs mit einer anderen vergnügt. Amie ergreift die Flucht und beschließt, die Flitterwochen auf Bora Bora allein anzutreten, wo ihr prompt Lexington Mills über den Weg läuft, der perfekte Kandidat, um sich von ihrem Ehedrama abzulenken. Doch beide wissen genau, was für weitreichende Folgen eine Affäre haben könnte, selbst wenn wider Erwarten echte Gefühle ins Spiel kommen sollten..

Nach „STAY“ ist dies der zweite Band um die Mills Brothers. Da ich den ersten Teil wirklich mochte, stand eigentlich schon fest, dass ich die Reihe weiterverfolgen möchte, aber allein schon wegen Amie hätte ich das Buch gelesen. Ich habe mich schon im ersten Teil andauernd gefragt, was sie mit einem Schleimbeutel wie Armstrong will, von seinem furchtbaren Namen mal abgesehen, die sind ja schließlich bei allen Kerlen der Reihe etwas.. speziell.
Es empfiehlt sich, die Bücher in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen, aber man würde sie auch ohne Vorkenntnisse verstehen, abgesehen davon dass einem vielleicht ein paar Hintergrundinfos zu einigen Charakteren und ihren Beziehungen fehlen würden.

Mir gefällt es, dass sowohl Amie als auch Lex Erzählparts haben, bei nur einer Perspektive habe ich manchmal das Gefühl, mir würde etwas vorenthalten oder etwas Wichtiges auf der Gegenseite entgehen.
Die lockere Schreibweise hat für einen angenehmen Lesefluss gesorgt und da das Buch auch nicht so fürchterlich lang ist, kommt man schnell durch, perfekt also falls man mal eine Entspannung fürs Gehirn zwischen zwei dicken Schinken braucht oder so. ^^

Die Charaktere waren, sofern man ihn denn gelesen hat, bereits aus dem ersten Teil bekannt, zumindest vom Namen her kann man sie also zuordnen. Armstrong stammt aus (halbwegs) reichem Haus und ist einer der typischen Schnösel, die sich für besser als den Rest der Welt halten. Im Laufe des Buches zeigt sich, dass er geradezu widerliche Charakterzüge besitzt, die auch Amie bislang verborgen geblieben sind. Mit welchen hirnrissigen Begründungen und Ausreden er sich aus der Affäre ziehen und Amie sogar die Schuld für die Geschehnisse auf der Hochzeit geben will, hat mich fast in die Tischkante beißen lassen vor Wut. Einen derart hassenswerten Charakter für ein Buch zu konstruieren grenzt schon fast an Kunst.

Es ist einerseits bewundernswert, wie lange Amie es schon mit dem Typen ausgehalten hat, andererseits auch bitter, dass sie ihn nicht früher durchschaut hat, so wie ihre Freunde und ich schätze mal grobe 100% der Leser. Vor Armstrong hat Amie sich selten was von anderen sagen lassen und war taffer, deshalb bin ich froh, dass sie während des Buches langsam wieder zu ihrem ursprünglichen Selbst zurückfindet.

Lexington war für mich die meiste Zeit einfach da, wie auch schon Bane in Band 1. Das, was ihn hauptsächlich interessant gemacht hat, war seine Vergangenheit mit Armstrong, die ständige Rivalität, die auch vor Frauen nicht halt machte. Das Hotelgedöns, mit dem er sich herumschlagen muss, hat mich ehrlich gesagt nicht sonderlich tangiert und ich habe stattdessen immer gespannt auf die nächste Dreistigkeit von Armstrong gewartet.

Etwas gelangweilt haben mich auch die Bettszenen, wie schon in Band eins waren die zu langatmig und gegen Ende gefühlt auch bald auf jeder dritten Seite erneut, sodass ich das nur noch überflogen habe.
Ich hätte mir noch etwas mehr Gefühl zwischen den Protagonisten gewünscht statt körperlicher Anziehung, aber das geht mir eigentlich in vielen New Adult Stories so.

Mein Fazit:
Eine lesenswerte Fortsetzung! Teils sehr ausdrucksstarke Charaktere, ein tolles Setting und eine gute Grundidee spannend umgesetzt. Ich freue mich auf weitere Teile der Reihe!

Veröffentlicht am 21.02.2019

Save the Books!

Loving or Losing. Als du in mein Leben kamst
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„Sprachlos starre ich Liam an, seine Worte trafen mich mitten ins Herz, das plötzlich so schnell schlug, dass ich das Gefühl bekam, es müsste mir gleich aus der Brust springen.“

Einzelkinder teilen nicht ...

„Sprachlos starre ich Liam an, seine Worte trafen mich mitten ins Herz, das plötzlich so schnell schlug, dass ich das Gefühl bekam, es müsste mir gleich aus der Brust springen.“

Einzelkinder teilen nicht gern, ich spreche aus eigener Erfahrung. Dass die Eltern der stillen, zurückhaltenden Everly sich bereit erklärt haben, Liam, den Sohn von Freunden, für einige Zeit bei sich aufzunehmen, gefällt ihr also gar nicht, was aber eher daran liegt, dass eben jeder sich ihr gegenüber absolut unmöglich und respektlos benimmt. Und als wäre das nicht schon genug, müssen sie und ihre Eltern auch noch um ihre Zukunft bangen, denn das Büchergeschäft der Familie läuft nicht ansatzweise so gut wie es sollte. Bei den Versuchen eine Lösung zu finden, kommen sich Liam und Everly näher und freunden sich langsam aber sicher an, bis Liam von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

Für Bücher von Impress habe ich ja langsam aber sicher ein Faible entwickelt. Es ist immer spannend zu sehen, welche neuen Autoren man entdecken kann, in diesem Fall war das für mich Anna Savas. Das Cover sah so hübsch romantisch aus, dass ich mir den Klappentext durchlesen habe und spätestens beim Wort „Buchhandlung“ schrie alles in mir „JA!! LESEN!!!“. Ich war echt neugierig, was mich hier erwartet und wurde nicht enttäuscht.

Wie ich es am besten finde, wurde die Geschichte von den beiden Protagonisten abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählt, gerade bei Jugendbüchern fühle ich mich da zwischen den Gedanken der Hauptpersonen bestens aufgehoben und fiebere voll und ganz mit dem Erzählenden mit. Besonders Everlys Schweigsamkeit kann man dadurch besser nachvollziehen, sowie auch Liams anfängliche Verschlossenheit.
Durch den angenehmen, jugendlichen Schreibstil las sich das Buch flüssig und leicht, eine entspannte Lektüre für einen verregneten Nachmittag oder einen Krankheitstag im Bett.

Everly war mir von Anfang an super sympathisch, ihre zurückhaltende Art kann ich so gut nachfühlen. Dass ihre Eltern eine Buchhandlung haben, macht mich fast ein wenig neidisch, ich wüsste dann genau, wo ich an ihrer Stelle jede Sekunde meiner Freizeit verbringen würde. Dass der Laden vor dem Aus steht, hat mir als Leser ebenfalls wehgetan. Einzig Everlys Hobby Turmspringen hat der Sympathie einen kräftigen Dämpfer verpasst, denn ich HASSE Wasser. Aber gut, kein Protagonist ist perfekt. ^^

Jemand zurückhaltendes wie Everly braucht Freunde, die sie ab und an aus der Reserve locken. Im Verlauf der Geschichte lernen wir nicht nur Liam kennen, sondern auch Cat, die ich persönlich echt geliebt habe. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und gleicht mit ihrem Plappermaul das aus, was Everly zu wenig redet, außerdem strahlt sie nur so vor positiver Energie. Eine Freundin wie sie sollte jede Protagonistin wie Everly haben.

Liam dagegen ist zu Anfang ein Kotzbrocken, man kann es nicht anders sagen. Er hat allerdings auch eine Vergangenheit, die man niemandem wünscht, er ist quasi der mit dem „Quotenschicksal“ in dieser Geschichte, im Gegensatz zu Everly, die behütet aufgewachsen ist und bisher kaum großartige Schläge im Leben einstecken musste. Mit der Zeit wird Liam allerdings umgänglicher und man möchte ihm als Leser nicht länger den Hals umdrehen. Auf der anderen Seite wird Everly mutiger, nicht nur im Umgang mit ihm, sondern auch in der Schule.

Es war schön zu beobachten, wie die Everly und Liam sich gegenseitig verändern und den Rücken stärken, und wie sich langsam die Gefühle bei ihnen entwickeln. Es gibt einige Auf und Ab‘s, die sie bewältigen müssen, doch in welcher Liebesgeschichte gibt es die nicht? Jedenfalls hat es Spaß gemacht zu lesen, wie die beiden sich näher kommen, und nicht zuletzt natürlich auch, wie sich der Buchladen entwickelt!

Mein Fazit:
Ein süßer Liebesroman für Jugendliche, der mir sehr gut gefallen hat. Sympathische Charaktere, ein tolles Setting und eine berührende Geschichte, allerdings auch ein wenig vorhersehbar.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Wäre er mal besser in Alaska geblieben

Wenn Liebe Wunden heilt
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„Wenn einem das kalte Nass wie Nadeln in die Haut stach, […] dann wusste man, dass man wirklich am Leben war. […] Nicht so wie hier, wo viel Glanz über wenig Substanz hinwegtäuschen sollte.“

Fynn, eigentlich ...

„Wenn einem das kalte Nass wie Nadeln in die Haut stach, […] dann wusste man, dass man wirklich am Leben war. […] Nicht so wie hier, wo viel Glanz über wenig Substanz hinwegtäuschen sollte.“

Fynn, eigentlich Automechaniker in Alaska, rechnet bei einem spontanen Akustik-Gig in einer Bar nicht damit, dass das Video, was heimlich von ihm gemacht und im Netz hochgeladen wird, anschließend solch große Kreise ziehen würde. Sogar eine PR-Managerin wird auf ihn aufmerksam: Brooke Adams. Für sie könnte der talentierte Jungmusiker den Wiedereinstieg ins Plattengeschäft bedeuten, nachdem ein verheerender Skandal sie ihre Karriere gekostet hat, doch sie muss professionell bleiben, darf sich nicht zu Dummheiten hinreißen lassen. Allerdings sagt sich das leichter als getan, denn Fynn weckt in Brooke Gefühle, von denen sie nicht geglaubt hat, sie einmal empfinden zu können.

Von Emily Bold habe ich schon viel gehört und dies war nun mein erstes Buch von ihr. Ich befürchte allerdings, dass es vorerst bei diesem einen bleiben wird, denn auch wenn ich bisher eigentlich nur Gutes gelesen habe, ist der Eindruck, der bei mir hängen geblieben ist, nicht sonderlich positiv und daher sehr enttäuscht.

Tatsächlich hatte ich mich im Vorfeld gar nicht lange mit dem Cover oder dergleichen beschäftigt, sondern war gleich nach einem Blick auf die Nennung der Autorin zum Klappentext übergegangen. Im Nachhinein bedacht hätte mich das Cover für sich vielleicht nicht zum Lesen angestiftet, aber der Inhalt klang interessant und da ich schon länger mal was von Emily Bold probieren wollte, war ich echt angetan von dem Buch.
Leider hat es dann aufgrund der Klausuren in der Uni etwas auf dem SuB ausharren müssen, und ich wünschte wirklich, ich hätte es früher gelesen. Denn die Vorfreude war durch die Warterei entsprechend groß und die Enttäuschung während des Lesens dann umso größer.

Erzählt wird aus der Sicht auf Brooke und Fynn abwechselnd, leider nicht aus der Ich-Perspektive, das hätte das Ganze vielleicht noch rausreißen können. So fühlte ich mich hier als Leser immer etwas außen vor und bin der Meinung, dass man die Gefühle, Gedanken und Beweggründe der Protagonisten nicht so 100%ig nachvollziehen kann.
Der Schreibstil war angenehm, das Buch las sich flüssig und man war schnell durch, was ich in diesem Fall allerdings wirklich begrüßt habe. Ich war geradezu dankbar, als ich die letzte Seite erreicht hatte, und mich danach einem anderen Buch widmen konnte, was ich wirklich sehr schade finde, denn so will ich mich am Ende einer Geschichte nicht fühlen müssen.

Alter Schwede, ich denke, ich habe mich seit „Tears of Summer – Bittersüße Leidenschaft“ nicht mehr so unfassbar über einen Charakter aufgeregt wie über Brooke. Diese Frau ist mir derart unsympathisch gewesen, das war echt nicht mehr feierlich. Sie ist unfreundlich, arrogant, zickig hoch 10 und so was von manipulativ und egoistisch, das habe ich noch nie gesehen. Sie wickelt jeden um den Finger, flirtet schamlos (und schläft obendrein auch noch) mit fast allem was Beine hat und männlich ist, wenn es ihr denn das verschafft, was sie will. Ihr Verhalten war hochgradig ekelhaft, da habe ich mich wirklich gefragt, wie ein Mensch wie sie noch guten Gewissens in den Spiegeln schauen kann. Sie geht wortwörtlich über Leichen für ihren Job.

Fynn wirkt zwar bodenständig und der Grund, aus dem er den Plattenvertrag bei Brooks Label unterschreibt, verdient wirklich Respekt. Allerdings geht es nicht in meinen Kopf, was er von einer Person wie Brooke will, mal davon abgesehen, dass es sowieso eher den Anschein hat, als gebe es zwischen den beiden mehr Lust als Liebe. Dass sie Gefühle füreinander haben, ist mir schleierhaft, es wird immer nur von Fynns Reaktionen in der Hose geredet. Ich konnte keine Entwicklung zueinander auf emotionaler Ebene erkennen, außer dass sie sich zunehmend beide nacheinander gesehnt haben.. was dann meist im Bett oder, wenn dieses nicht vorhanden, an einer Wand endete.

Es gab keine tiefgründigen Gespräche, nicht einmal eine halbwegs ordentliche Aussprache am Ende, es war einfach platt und gefühlslos.

Mein Fazit:
Nein, danke.
Ich bin froh, dass ich kein Geld für dieses Buch bezahlt habe, es wäre zum Fenster hinausgeschmissen gewesen. Ich hatte einen gefühlvollen Liebesroman mit Tiefe erwartet, bekommen allerdings nur emotionsloses Bettgeflüster inmitten einer überstürzten, hastigen Musikkarriere eines Automechanikers, der auch eigentlich nie was anderes sein wollte.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Telefonieren mal anders

Broken Darkness: So verführerisch
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„Ich las gern. Nicht nur weil ich dabei meiner eigenen Welt entkam, sondern auch weil es mir Türen in andere Welten öffnete.“

Als Annie McKay sich am Ende einer Flucht auf einem kleinen, heruntergekommenen ...

„Ich las gern. Nicht nur weil ich dabei meiner eigenen Welt entkam, sondern auch weil es mir Türen in andere Welten öffnete.“

Als Annie McKay sich am Ende einer Flucht auf einem kleinen, heruntergekommenen Campingplatz einmietet, hat sie nichts anderes im Sinn als sich endlich mal wieder sicher fühlen zu können. Dass ein zurückgelassenes Handy in ihrem Trailer ihr viele prickelnde Gespräche bescheren wird, ahnt sie nicht, bis es kurz nach ihrer Ankunft klingelt und sie Bekanntschaft mit Dylan macht, beziehungsweise mit seiner Stimme. Er lässt sie aufregende Dinge tun und bei ihm hat sie das Gefühl, dass ihr nichts passieren kann. Doch aus jedem Spiel wird auch mal Ernst und sowohl Annie als auch Dylan haben dunkle Geheimnisse, die sowohl sich als auch dem jeweils anderen gefährlich werden können.

Dieses Buch hat mich direkt angesprochen mit seinem hübschen und geheimnisvollen Cover, es wirkt düster und anziehend zugleich. Die digitalen Bilder werden der Optik jedoch gar nicht gerecht, da die Glitzer-Verzierungen erst bei der Print-Ausgabe so richtig zur Geltung kommen.
Von der Autorin hatte ich bis dato noch nichts gehört, da ich aber den Klappentext sowie die Leseprobe ziemlich spannend fand, wusste ich, dass ich dem Buch unbedingt eine Chance geben möchte.

Es wird aus zwei verschiedenen Sichten erzählt, einmal aus Annies Ich-Perspektive und dann noch aus der Sicht auf Dylan. So konnte man sich gut in die Ängste und Gedanken der jungen Frau hineinversetzen, aber wusste zeitgleich auch, was bei Dylan passiert, wenn auch nicht derart im Detail. Das Buch ist in zwei große Abschnitte geteilt, was meiner Meinung nach allerdings nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, auch wenn es beim Übergang zu Teil zwei geschichtlich zu einem Twist kommt. Ich hatte damit gerechnet, dass es ab dort dann einen Erzählerwechsel gibt oder etwas anderes gravierendes geschieht, aber eine Wendung in der Geschichte hätte für mein Empfinden nicht unbedingt eines ganz neuen Abschnitts bedurft.

Annies Schicksal hat mich sehr berührt und war, so schrecklich es auch gewesen sein mag, das Spannendste am Buch. Ohne spoilern zu wollen kann ich sagen, dass sie einiges durchmachen musste und ihren ganzen Mut zusammengenommen hat, um sich selbst zu retten. Dennoch wartet man als Leser die ganze Zeit darauf, dass ihre Vergangenheit sie einholt, zumindest ging es mir so. Es wäre zu leicht gewesen, käme sie einfach so ohne Nachspiel davon.
Beeindruckend und auf der anderen Seite auch irgendwie fragwürdig war, wie schnell sie Vertrauen zu Dylan fasst und sich auf intime Telefongespräche einlässt. Zwar ist es lobenswert, dass Annie Mut zu solchen Dingen findet, nach allem was sie erlebt hat. Nur das Tempo, in dem sie es nach jahrelanger Unterdrückung plötzlich tun kann, wundert mich etwas, mal davon abgesehen, dass der Gedanke an Telefonsex mit einem völlig Fremden mich eher anekeln würde.

Über Dylan erfährt man zunächst nicht besonders viel, seine Vergangenheit bekommt man eher scheibchenweise serviert. Es ist spannend, als Leser zu rätseln, was er wohl aktuell beruflich macht, was seine Beweggründe sind, wie sein Leben früher ausgesehen hat, und was passiert ist, sodass es das jetzt nicht mehr auf diese Weise tut.
Für ihn ist das mit Annie anfangs vielleicht eine nette Abwechslung zwischendurch, ich weiß es auch nicht so genau. Man könnte meinen, dass man als Geschäftsmann besseres zu tun hat, als einer fremdem Frau Geschenke zu machen und sie zu unsittlichen Taten anzustiften, die sich später nicht nur auf ihren Wohnwagen beschränken.

Die große Liebe habe ich zwischen den beiden jetzt noch nicht entdecken können, in der Geschichte geht es eher darum, dass Annie ihre sexuelle Seite entdeckt und Dylan ihr dabei unter die Arme greift. Ihre Beziehung ist also weitestgehend körperlicher Natur, was ich persönlich etwas.. mau finde. Mir fehlt einfach etwas zwischen den Bettszenen und Annies Ängsten, irgendwas zartes, gefühlvolles.
Grandios ist meiner Meinung nach das Ende gelungen, ein sehr mieser Cliffhanger! Es ist etwas eingetreten, was man als nicht allzu naiver Leser auch schon voraus ahnen kann, aber ich finde sehr gut, dass es nicht zu einer Auflösung dieser Situation kam, sondern das Buch an dieser Stelle geendet hat. So wird die Spannung weiterhin konstant weit oben gehalten, und zum Glück muss man auf den Folgeband ja auch nicht lange warten.
Ich für meinen Teil hatte mir den Klappentext von Band zwei noch gar nicht durchgelesen und war so erstmal davon ausgegangen, dass jeder der vier Teile ein anderes Paar behandelt. Umso überraschter war ich über das offene Ende und freue mich nun auf den Folgeband!

Mein Fazit:
Die Beziehung der Protagonisten hat meiner Ansicht nach einige Schwachstellen, aber Annies Vergangenheit finde ich spannend und ich bin schon gespannt, wie es mit ihr, Dylan und ihrem Problem weitergeht.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Im goldenen Käfig

Songbird
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„Es ist leicht, Schönes zu zeichnen, wenn man Schönes sieht. Schwieriger wird es, in augenscheinlich Hässlichem Schönes zu sehen und es zu Papier zu bringen.“

Schon seit sie Kinder waren kennen sich Ella ...

„Es ist leicht, Schönes zu zeichnen, wenn man Schönes sieht. Schwieriger wird es, in augenscheinlich Hässlichem Schönes zu sehen und es zu Papier zu bringen.“

Schon seit sie Kinder waren kennen sich Ella und Sam. Doch damit, dass sie irgendwann auch Gefühle entwickeln würde, hätte Ella sicher nicht gerechnet, denn Sam ist tabu. Er ist nicht nur der beste Freund ihres Bruders sondern auch Referendar an ihrer Schule und sowieso bereits vergeben, es gibt also eigentlich kein herankommen.. Mehr Drama kann Ella da nicht vertragen, doch als die Situation mit ihrem besten Freund Milo auch noch aus dem Ruder läuft, wächst ihr alles über den Kopf und was in ihrem Alltag zunächst als Nachlässigkeit begann entwickelt sich zu einem ernsthaften Problem, mit dem Ella nicht nur ihre Gesundheit gefährdet, sondern auch die vor den Kopf stößt, die sie liebt.

Wenn ich mir ein Buch aussuche, geschieht das zuerst nach dem Cover und dann dem Klappentext, auf Autoren achte ich ehrlich gesagt nicht weiter, wenn mir der Name auf den ersten Blick nichts sagt. Deshalb habe ich auch erst beim überfliegen der Danksagung gemerkt, dass es sich hier um die Gewinnergeschichte eines Newcomer-Wettbewerbs handelt und das hat meine ohnehin schon positive Meinung zum Buch noch mal verstärkt.
Also: Für ein Debüt ein sehr gelungenes Buch, Hut ab! Das muss man erst einmal schaffen.

Ella erzählt ihre Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive, sodass man ihre Gedanken und Gefühle besser nachvollziehen konnte. Ich lese solche Bücher am liebsten und konnte mich so auch gut mit ihr identifizieren, vor allem was die Schwierigkeiten in ihrer Beziehung zu Sam betrifft, man fühlt und leidet direkt mit ihr.
Der Schreibstil war angemessen für ein Jugendbuch, locker und angenehm unkompliziert, aber an den ernsten Stellen nicht flapsig oder albern, sondern eindringlich. Man kommt schnell in die Geschichte rein und steckt gut im Lesefluss, sodass ich das Buch schnell beendet hatte.

Mir haben die Charaktere alle wirklich gut gefallen. Besonders Ella kommt natürlich rüber und ist mir total sympathisch mit ihrer schluffigen, gemütlichen Art. Ich war auch so eine Schülerin, mit dem Unterschied, dass ich Vorträge hasse. Aber den Tag gemächlich angehen, das kenne ich sehr gut von mir und von der ersten Sekunde hatte ich einen Draht zu Ella. Dass sie sich langsam aber sicher selbst zugrunde richtet, hat mich ziemlich wütend gemacht, da ich für sowas generell noch nie viel Verständnis hatte. Was mit ihr später passiert, habe ich mir schon beim Lesen des Klappentextes gedacht und recht behalten. Ein schwieriges, aber leider auch wichtiges Thema, mit dem man vorsichtig umgehen muss, das hat die Autorin meiner Meinung nach gut geschafft. Es wurde subtil, fast schon nebensächlich dargestellt, bekam jedoch immer mehr Aufmerksamkeit, je weiter die Geschichte fortschritt, schleichend aber kontinuierlich. Das war clever gemacht und hat mir gut gefallen.

Die Liebe von Sam und Ella ist, wie sollte es anders auch sein, kompliziert. Es ist ein ständiges Auf und Ab mit den beiden, sie müssen viele Krisen bewältigen. Was sich langsam entwickelt, wird dann schnell intensiver, wird aber durch Hindernisse immer wieder gestört, sei es nun die Schulsituation der beiden, das private Umfeld oder Ellas Zustand. Ich habe alles mit Spannung verfolgt und mitgefiebert, was wohl als nächstes passieren würde.

Mein Fazit:
Ein wunderschönes Buch über eine Liebe mit Hindernissen, die nicht alle alltäglich sind. Wer lieben will, muss für diejenigen kämpfen, die ihm wichtig sind, auch wenn es schwierig scheint.
Ich habe diese Geschichte sehr gern gelesen und kann sie guten Gewissens weiterempfehlen!