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Veröffentlicht am 11.02.2018

Das Mädchen von der Venus

Die Rache der Polly McClusky
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"Es spielte keine Rolle, dass der Bär nicht echt war. Dafür war er wahr."

Inhalt:
Polly McClusky war schon immer anders als die anderen Mädchen in ihrem Alter. Die anderen Mädchen hatten keinen Teddybären ...

"Es spielte keine Rolle, dass der Bär nicht echt war. Dafür war er wahr."

Inhalt:
Polly McClusky war schon immer anders als die anderen Mädchen in ihrem Alter. Die anderen Mädchen hatten keinen Teddybären mehr dabei, wenn sie irgendwo hin gingen, Polly schon. Aber das macht nichts, denn für sie war es okay, anders zu sein. Als unverhofft ihr Vater Nate auftaucht, weiß sie, dass etwas nicht stimmt, denn ihr Vater sitzt eigentlich im Gefängnis. Entgegen ihrer Instinkte vertraut sie ihm und er nimmt sie mit auf einen Roadtrip der besonderen Art. Nate McClusky ist der Einzige, der seine Tochter jetzt noch beschützen kann, denn er hat sich im Knast gefährliche Feinde gemacht, die jetzt ihm und seiner Tochter nach dem Leben trachten.

Charaktere:
Polly ist ein besonderes Mädchen. Trotz ihrer elf Jahre ist sie eigentlich zu alt für einen Teddy und das weiß sie auch. Dennoch fühlt sie sich gut mit ihm an ihrer Seite. Freunde hat sie keine, sie denkt aufgrund ihrer Hochbegabung einfach nicht so wie eine typische Elfjährige, was man im Buch immer wieder merkt. Sie zieht Schlüsse, die man von einem Kind in ihrem Alter nicht erwarten würde und macht im Laufe der Geschichte eine erstaunliche und teilweise etwas erschreckende Entwicklung durch. Am Anfang noch schüchtern gewinnt sie während der Flucht mit ihrem Vater eine Menge Selbstbewusstsein und hat oft eine sehr nüchterne und faszinierte Sicht auf die grausamen Morde und Überfälle, die ihr Vater verüben muss, um sie zu schützen.
Nate McClusky, gerade frisch aus dem Knast entlassen, steht nach einem Mord im Gefängnis auf der Abschussliste der Aryan Steel, einer Gang angeführt von Crazy Craig. Dieser hat einen Hinrichtungsbefehl gegen Nate, seine Ex-Frau Avis und seine Tochter Polly erlassen. Avis konnte er nicht schützen, aber für Polly würde er sterben, das schwor er sich. Er trainiert sein Kind, damit es sich schützen kann, und Polly entwockelt sich zu einer kleinen Version ihres Vaters. Die beiden machen einiges zusammen durch und im Laufe der Geschichte wächst das Band zwischen Vater und Tochter.

Schreibstil:
Ich muss sagen, die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, hat ein bisschen was von dem Videospiel Grand Theft Auto. Die weißen Jungs gegen die schwarzen, verschiedene miteinander verfeindete Gangs, brutale Morde, korrupte Polizisten und mächtige Drogenbosse. Oft fließt Blut, aber obwohl ich eigentlich eher zartbesaitet bin, fand ich keinen Mord zu detailliert und keine Bluttat zu brutal beschrieben. Der "Ghettoslang" ist allgegenwärtig, selbst die kleine Polly nimmt sich irgendwann der groben Sprache und der Flüche an. An einigen Stellen war es mir teilweise ein "gottverdammt" zu viel, aber der Schreibstil ist definitiv der Geschichte angemessen, er lässt das Geschehene realistisch wirken.

Fazit:
Die Flucht von Polly und Nate war sehr spannend zu lesen. Normalerweise lese ich ungern Bücher, in denen es so gewalttätig zugeht, aber dieses hat mich wirklich gepackt. Gerade die Wandlung die Polly durchgemacht hat, vom schüchternen Mädchen zur mutigen, kalten Mini-Killerin, erstaunte mich. Es ist zwar nur Fiktion, aber der Gedanke daran, dass ein kleines Mädchen von der Gewalt so fasziniert ist, lässt mich schaudern. Dennoch gefiel mir das Ende der Geschichte und ich würde das Buch jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer Vater-Tochter-Geschichte der besonderen Art ist und schon immer die Gedanken eines "Mädchens von der Venus" verfolgen wollte.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Beziehung 2.0

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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"Dinge, die ich ohne dich sehe.."

Inhalt:
Tess und Jonah führten eine Beziehung der besonderen Art. Sie sahen sich nur ein einziges Mal und unterhielten sich seitdem ausschließlich per Computer oder Telefon, ...

"Dinge, die ich ohne dich sehe.."

Inhalt:
Tess und Jonah führten eine Beziehung der besonderen Art. Sie sahen sich nur ein einziges Mal und unterhielten sich seitdem ausschließlich per Computer oder Telefon, bis etwas geschieht, mit dem keiner gerechnet hätte, am wenigsten Tess: Jonah begeht Selbstmord. Tess flieht daraufhin zu ihrem Vater, einem verpeilten Bestatter der besonderen Art. Seit Jonahs Tod schreibt Tess weiterhin Nachrichten an seinen Account, doch dass eines Tages eine Antwort kommt, bringt ihr Leben erneut gehörig durcheinander.

Schreibstil und Charaktere:
Das Buch wird aus der Sicht der 17-Jährigen Tess Fowler erzählt. Da ich selbst erst 20 Jahre alt bin, fühlte ich mich angespochen durch die Geschichte und konnte ihr problemlos folgen. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Witz nimmt der Erzähler dem ernsten Thema Suizid etwas die Härte, dennoch musste ich an einigen Stellen im Buch schlucken.
Vorstellen möchte ich nur Tess, ein selbstbewusstes, junges Mädchen, das einen schweren Schicksalsschlag zu berarbeiten hat. Ihr Freund hat sich das Leben genommen und ihr Leben damit in einen Trümmerhaufen verwandelt. Im Laufe der Geschichte versucht sie, ihre Trauer zu verarbeiten. Ihre Gedanken scheinen mir authentisch und realistisch zu sein, auch wenn ich selbst noch nie jemanden verloren habe, sodass ich nicht beurteilen kann, inwiefern mein Eindruck zutrifft. Doch die Gefühle eines Menschen, der einen Verlust erlitten hat, stelle ich mir vor wie die ihren.

Fazit:
Mich hat das Buch überzeugt! Das sensible Thema Tod wird hier in einem völlig anderen Licht dargestellt. Es wird nicht zu sehr ins lächerliche gezogen, es macht aber auch nicht übertrieben traurig, wenn man die Geschichte über Tess und Jonah liest. Jedem, der gern ein trauriges und zugleich humorvolles Buch über eine ungewöhnliche Liebesgeschichte genießen möchte, empfehle ich es sofort!

Veröffentlicht am 16.12.2017

Am Anfang waren das Wort und die Wörtchen

Der Wortschatz
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Ein Wort auf der Suche nach seinem Sinn, davon handelt dieses erstaunliche Buch. Jeder, der es liest, darf stummer Begleiter auf einer fantastischen Reise sein und entdeckt mit dem kleinen Wort zusammen ...

Ein Wort auf der Suche nach seinem Sinn, davon handelt dieses erstaunliche Buch. Jeder, der es liest, darf stummer Begleiter auf einer fantastischen Reise sein und entdeckt mit dem kleinen Wort zusammen die wahrhaft verblüffende Welt der Wortheit.

Der Grund, weshalb ich dieses Buch lesen wollte, war im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich, denn es war das Cover, welches mein Interesse sofort weckte, als ich es zum ersten Mal sah. Es erweckt den Eindruck, mit viel Liebe und sehr bedacht gestaltet worden zu sein, im Nachhinein kann ich zudem sagen, dass es perfekt zum Inhalt des Buches passt.
Die Leseprobe zur Geschichte hat den Eindruck bestätigt, den ich bereits beim Lesen der kurzen Inhaltsangabe bekam: Ich musste dieses Buch zu meinem Buch machen, was dank der Glücksfee von vorablesen.de auch möglich war.
Zu Beginn der Geschichte lernt man ein junges Wort kennen, welches durch einen Menschen seine Erinnerung und damit seine Bedeutung verliert. Um diese wiederzufinden, begibt es sich auf eine lange Reise, im Laufe derer es nicht nur neue Erfahrungen macht und andere Wörter trifft, sondern schlussendlich auch jemanden trifft, der ihm Antworten geben kann.

Schreibstil:
Elias Vorpahl ist ein Sprachkünstler, der seinesgleichen sucht. Mit kleinen, witzigen (Vorsicht, Wortspiel!) Wortspielen, verleiht er dem Roman einen Charme, den ich bisher in dieser Form bei keinem Buch erlebt habe. Ein Wort, das auf seinen Versen steht, Teekesselchen mit Esel und Verrückt und ein Bad im Sprachfluss - wann immer ich eine dieser sprachlichen Doppeldeutigkeiten fand, freute ich mich aufs Neue, auch wenn ich zugebe, gelegentlich erst im Nachhinein darauf aufmerksam geworden zu sein.
Um dem Geschehen im Buch folgen zu können, darf man nicht halbherzig bei der Sache sein. Erstens würde das diesem faszinierendem Buch nicht gerecht, und zweitens empfand ich die Lektüre als doch etwas anspruchsvoller als die Bücher, die ich für gewöhnlich lese, sodass ich immer voll bei der Sache sein musste, um auch nicht aus dem Lesefluss zu geraten. Das ist jedoch keine Kritik, im Gegenteil. Die Idee, ein Wort zum Protagonisten zu machen, hat mich gleich angesprochen und dass beim Lesen auch noch meine grauen Zellen gefordert wurden, um auch alle Andeutungen zu verstehen, stimmt mich am Ende umso glücklicher. (Vielleicht ist auch mein mangelhaftes Verständnis der Grund, wieso mir dieses Buch so geistig fordernd erschien, und es ist in Wirklichkeit alles total selbsterklärend, ich weiß es nicht. kratzt sich nachdenklich am Kopf)
Neben dem Wort gibt es viele Nebencharaktere, von denen jeder seine ganz eigene Bedeutung hat, die zur Suche des Wortes nach der seinigen beitragen. Mein persönlicher Favorit, der zwar nur am Rande auftaucht und auch keine tragende Rolle trägt, ist der Marktschreier Imperativ.

Mein Fazit:
Der Autor hat meiner Meinung nach mit diesem Buch direkt ins Schwarze getroffen. Es hat Witz, regt zum Nachdenken an, fordert den Leser und entführt ihn in eine komplett neue Welt, die von Seite zu Seite an Farbe und Details gewinnt. Gewiss scheiden sich bei diesem Buch die Geister. Die einen sind begeistert wie ich, den anderen fehlt vielleicht das Vorstellungsvermögen, um sich das Wort und seine Reise vor Augen zu führen.

Diese Welt der Wortheit ist gleichermaßen schräg wie logisch, voller liebevoller Details und packt einen vom ersten bis zum letzten Satz.
Alles in allem ist dieses Buch wirklich erstaunlich und trifft meinen Geschmack zu hundert Prozent. Wenn es für eine begeisterte Leserin und Liebhaberin der Spache wie mich ein perfektes Buch gibt, dann ist es dieses.
Elias Vorpahl, wenn Sie das lesen: Meinen Respekt haben Sie, gute Arbeit. Wirklich verdammt gute Arbeit.

Es war mir eine Ehre dieses Buch vorablesen zu dürfen!