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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Tief berührend

Unsichtbar
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Unsichtbar ist ein Buch, was ich so schnell nicht vergessen werde. Allein der Klappentext sorgte schon für Gänsehaut und wer es dann schafft, keine Tränen zu vergießen, denen kann ich auch nicht mehr helfen.

Der ...

Unsichtbar ist ein Buch, was ich so schnell nicht vergessen werde. Allein der Klappentext sorgte schon für Gänsehaut und wer es dann schafft, keine Tränen zu vergießen, denen kann ich auch nicht mehr helfen.

Der namenlose Junge, um den es geht, ist geradewegs in mein Herz spaziert und umso mehr hat dann wehgetan, was er Tag für Tag erleiden musste. Zu sehen, was man ihm antut, wie er gemobbt, beleidigt, ausgegrenzt, geradezu isoliert und fertig gemacht wird, hat puren Kummer ausgelöst, grenzenlose Trauer und eine große Portion Wut. Er wird regelrecht zerstört, jede Faser seines Seins erschüttert und entzwei gerissen, und der Autor schafft es, die Lesenden so nah daran teilhaben zu lassen, dass man eine Seele aus Stein haben muss, wenn es einen kalt lässt.

Es gibt neben der Perspektive des Jungen auch andere Sichten, die die Lesenden verfolgen können, sowohl von Freunden als auch von Gegnern des Protagonisten. Das war unglaublich spannend zu sehen, weil man dadurch den Blickwinkel geöffnet bekommt. Es schürt nicht unbedingt Verständnis, aber dennoch kann man einige Dinge vielleicht ein klein bisschen besser nachvollziehen.

Das Buch schafft Sichtbarkeit für Mobbing als extrem wichtiges und stets aktuelles Thema, appelliert an die Lesenden, achtsamer zu sein und die Augen vor solchen Ungerechtigkeiten nicht zu verschließen, andererseits kann es böse ausgehen.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist ein Must-Read, nicht nur für die Jugendlichen im Alter der Figuren, sondern auch Eltern und Lehrende, einfach für alle, die in ihrem Alltag Mobbing begegnen könnten. Tief bewegend und aufrüttelnd, ein so wichtiges Buch!

Veröffentlicht am 05.06.2023

Unerwartet ruhig

Der verwunschene Fluss (Cadence-Zyklus 1)
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Der verwunschene Fluss und ich hatten ein eher durchwachsenes Leseerlebnis. Wer hier einen vor Action und Spannung nur so strotzenden High Fantasy Page Turner erwartet, wird vermutlich enttäuscht, denn ...

Der verwunschene Fluss und ich hatten ein eher durchwachsenes Leseerlebnis. Wer hier einen vor Action und Spannung nur so strotzenden High Fantasy Page Turner erwartet, wird vermutlich enttäuscht, denn die Story kommt vergleichsweise still und unaufgeregt daher. Das habe ich anfangs, da ich gerade aus einem ähnlichen Buch kam, auch gern so hingenommen, aber irgendwie fehlte mir dann zunehmend die Tiefe, die Bindung zu den Figuren, die Nähe zum Geschehen.

Das Prinzip hinter der Geschichte erinnert sofort an den Rattenfänger von Hameln, nur dass Jack, der geisterbeschwörende Barde, die bereits entführten Kinder zurückholen soll. Jack und Adaira, die bereits eine gemeinsame Vergangenheit haben, konnte ich beide nicht so richtig greifen, wenngleich ich finde, dass sie meistens ihrem Charakter nach schlüssig gehandelt haben. Ich habe leider keine engere Beziehung zu ihnen aufbauen können und war auch entsprechend ernüchtert während des Lesens, habe nicht wirklich intensiv mit ihnen mitgefiebert, selbst wenn es im Verlauf des Buches auf jeden Fall Potenzial dafür gegeben hätte.

Was als ruhige Story beginnt, bekommt natürlich auch die ein oder andere Wendung eingestreut und endet auf jeden Fall so, dass man auch wissen möchte, wie es weitergeht. Das Tempo zieht zum Ende hin an, was mich dann ein bisschen aus meinem Unmut retten konnte, aber das Leseerlebnis auch nicht zu 100% zum Guten gewendet hat.

Mein Fazit:
Insgesamt für Fantasy-Liebhabende ein lesenswertes Buch, was erstaunlich ruhig und atmosphärisch mit vielen Details daherkommt. Muss man mögen, mir hat leider stellenweise im Mittelteil die Bindung zum Geschehen und zu den Figuren gefehlt. Aber zum Ende hin wurde es wieder besser, sodass ich auf 3,5 Sterne komme und mit beiden zugedrückten Augen auf 4 runde, wo nur ganze Sterne möglich sind.

Veröffentlicht am 17.05.2023

Nicht das, was ich erwartet habe

Babel
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Babel ist das ideale Buch für Sprachwissenschaftler*innen mit Faible für historische Romane. Es dreht sich so viel um Übersetzungen, Etymologie, Wortbedeutung, den Sinn von Sprache, dass man aus dem Staunen ...

Babel ist das ideale Buch für Sprachwissenschaftler*innen mit Faible für historische Romane. Es dreht sich so viel um Übersetzungen, Etymologie, Wortbedeutung, den Sinn von Sprache, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommt, eingebettet in einem mühevoll recherchierten Setting des Englands im 19. Jahrhundert. Wer keinen Bezug zur Sprache hat und nicht mal den kleinsten Funken Interesse für die damalige politische Lage aufbringen kann, wird sich vermutlich im Laufe der Geschichte sehr langweilen. Und auch wer wie beworben eine spannende Fantasy-Geschichte ähnlich Harry Potter erwartet, wird nicht glücklich mit der Story.

Babel beinhaltet viele eindringliche Themen, es wird sich mit Rassismus und Gleichberechtigung beschäftigt, Unterdrückung von PoC, den Klischees und Vorurteilen der Weißen, politischen Kriegen und dem Widerstand, der sich dagegen erhebt. All das nimmt zurecht so viel Raum ein, dass ich das Buch nicht als Fantasy bezeichnen kann und möchte, da die eigentliche Geschichte nur wenig mit Magie zu tun hat. Es ist viel mehr eine historische Darstellung der damaligen Verhältnisse in England und auch China, die durch das Setting von Babel sichtbar gemacht und in einen größeren Kontext gebracht wird.

Protagonist Robin und seine drei Freunde bilden einen Jahrgang in Babel. Die vier sind so verschieden und dennoch verbindet sie das Schicksal der quälenden Ausbildung im Übersetzungs-Institut, welche eigentlich ein Privileg sein sollte. Was ich sehr faszinierend fand, war die Entwicklung, die man den jungen Erwachsenen im Laufe der Lehre anmerkt. Wie sich die Zeit in Babel auf sie auswirkt, wie sie immer mehr die politische Lage um sich herum wahrnehmen, wie sie Bezüge zu dem, was sie tun, herstellen, wie sie anfangen zu zweifeln. Das war ein spannender Prozess, den ich gern verfolgt habe, der in meinen Augen aber auch etwas gekürzter hätte ausfallen können.

Das Buch ist gefüllt mit seitenweise Ausführungen zur Etymologie, was ich anfangs noch interessant fand, mich aber spätestens nach einem Drittel dann sehr genervt hat. Viele Szenen und Geschehnisse wurden so aufgeplustert und in die Länge gezogen, dass man das Gefühl hatte, die eigentliche Handlung schreitet kaum voran.
Auch mit dem Ende bin ich sehr unzufrieden, erst wird der Plot bis zum Ende ewig in die Länge gezogen und dann werden die Lesenden mit einem halboffenen Finale im Regen stehen gelassen. Das war echt schade, da mir persönlich ein paar klärende Worte wichtig gewesen wären.

Mein Fazit:
Es wurde Fantasy angekündigt, aber davon war nichts zu sehen. Stattdessen hat man einen historischen Roman bekommen, der zwar mit vielen schockierenden Fakten aufwarten kann und Sichtbarkeit für die damalige Lage schafft, aber zugleich in Tonnen von etymologischen Fakten ertrinkt. Ich habe das Buch teils gelesen, teils gehört, und das meist auch gern. Aber ich habe mich auch viel gelangweilt und bin häufiger abgeschweift. Daher einige ich mich mit meinem Gewissen auf 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 17.05.2023

Düster und verwirrend

Gallant
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Gallant ist nicht mein erstes Buch von V. E. Schwab, aber das ruhigste und zugleich eindringlichste. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber Gallant ist anders als alle Bücher, die ich bisher ...

Gallant ist nicht mein erstes Buch von V. E. Schwab, aber das ruhigste und zugleich eindringlichste. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber Gallant ist anders als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Es fällt mir schwer, zu greifen, was da passiert ist, was der konkrete Sinn dahinter ist. Aber so schräg es klingt, war gerade das das Faszinierende an der Geschichte.

Olivia ist eine besondere Person. Sie ist neugierig, sie weiß sich zu behaupten und ist selbstbewusst, auch wenn sie wegen ihrer fehlenden Stimme unterschätzt und oft übergangen wird. Sie bahnt sich ihren Weg mit einer Hartnäckigkeit durchs Leben, für die ich sie sehr bewundere. Wahrscheinlich wäre ich im Waisenhaus längst zerbrochen.

Gallant, der Sitz ihrer Familie, ist ihre Chance, diesem Leben zu entfliehen. Doch auch Gallant birgt Gefahren und Tücken, mit denen niemand hätte rechnen können. Ich als Lesende habe nur langsam verstanden, was genau hinter diesem Anwesen und der Familie steckt, was es bedeutet, eine Prior zu sein, welche Bürde damit einhergeht. Der Weg dahin war emotional und steinig, intensiv und fesselnd, ich konnte und wollte das Buch nicht enden lassen.

Die Autorin schafft eine eindringliche Atmosphäre, die die Lesenden ständig auf der Hut sein lässt. Man glaubt sich in Sicherheit wiegen zu können, weiß allerdings, dass das ein Irrtum ist und der große Knall bald kommt. Dieses Buch ist mysteriös, verwirrend und so einnehmend, dass man nicht anders kann als mit Olivia mitzufiebern, ihr den Rücken stärken zu wollen und sich komplett in Gallant und seinen Geheimnissen zu verlieren.

Mein Fazit:
Das Buch war anders, großartig anders. Ich habe jede Sekunde geliebt und auch, wenn ich immer noch nicht genau greifen kann, was ich da eigentlich gelesen habe, wollte ich immer mehr. V. E. Schwab ist für mich eine der besten Schriftsteller*innen, die ich kenne, und dieses Buch ein Highlight.

Veröffentlicht am 16.05.2023

Mich hat es nicht umgehauen

Waraka
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Waraka sprach mich vor allem wegen des Autors auf dem Cover an. Von Tobias Goldfarb bin ich nur das Beste gewohnt und daher war ich mir zunächst sicher, dass auch dieses Buch mich gut unterhalten und begeistern ...

Waraka sprach mich vor allem wegen des Autors auf dem Cover an. Von Tobias Goldfarb bin ich nur das Beste gewohnt und daher war ich mir zunächst sicher, dass auch dieses Buch mich gut unterhalten und begeistern wird. Der Klappentext verspricht Jugendfantasy mit dem Fokus auf Freundschaft und dem Kampf um Freiheit und das alles in einer einzigartigen Welt mit neuartigen Tieren und Wesen. Und all das bekommt man auch, allerdings lief der Anfang nicht so wie geplant.

In der Welt von Prinz Arkyn habe ich zunächst mich so gar nicht zurechtgefunden. Man wird schon in den ersten paar Kapiteln so überrannt mit Infos, die erst später richtig erklärt werden, dass ich mich gefühlt habe, als hätte mich wer mit kaltem Wasser übergossen und danach in den Kühlschrank gesetzt. Es fühlte sich unbequem an, als stimme da etwas nicht. Das hat mich so aus dem Konzept gebracht, weil ich es bei einem Buch für jüngere Lesende eigentlich anders gewohnt bin, dass ich auch nicht mehr in die Geschichte reingefunden habe und das Geschehen an mir vorbeigeplätschert ist.

Arkyn und Saga konnte ich ebenfalls nur schwer greifen. Sie scheinen beide mutig zu sein und sich durchsetzen zu wollen, der Freiheitsdrang und der Gerechtigkeitssinn stehen ihnen beiden ins Gesicht geschrieben. Doch eine emotionale Verbindung zu ihnen war mir nicht möglich, was ich sehr schade fand.

Was mir gut gefiel, ist, dass innerhalb der Story wichtige Themen in diesem Buch angesprochen werden. Die Messages beinhalten den Wunsch nach Toleranz, Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Offenheit, da können sich auch die älteren Lesenden noch eine Scheibe von abschneiden.

Mein Fazit:
Ich habe das Buch leider nicht gefühlt, technisch war es nach dem plötzlichen Einstieg gelungen und wie gewohnt angenehm zu lesen. Dennoch habe ich keine Verbindung zur Geschichte und/oder den Figuren aufbauen können, es reicht nur für 3 von 5 Sternen.