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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2018

Adventsstimmung

Mama im Advent - Ein Adventskalender für alle Mütter
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Mamas haben nicht nur im Advent viel zu tun. Aber in dieser speziellen, vorfreudigen Zeit sind sie besonders gefordert. Es gibt unzählige Dinge zu tun - dekorieren, Plätzchen backen, Geschenke vorbereiten, ...

Mamas haben nicht nur im Advent viel zu tun. Aber in dieser speziellen, vorfreudigen Zeit sind sie besonders gefordert. Es gibt unzählige Dinge zu tun - dekorieren, Plätzchen backen, Geschenke vorbereiten, Geschichten erzählen ... eben alles, was das Haus mit vorweihnachtlichem Zauber erfüllt. Und ganz „nebenbei“ noch kochen, aufräumen, Wohnung, Popos und Näschen putzen. Wann bleibt da noch Zeit für Besinnlichkeit? Dieses Büchlein ist ein Adventskalender speziell für Mamis. Ganz sicher findet sich jeden Tag im Advent ein bisschen Zeit, um darin zu lesen und sich von den Texten, Gedichten, Rezepten und Ideen des jeweiligen Tages inspirieren zu lassen. Dabei wurden sowohl klassische Quellen wie z.B. Christian Morgenstern, als auch Texte der Autorin verwendet. Die letzten vier Seiten bieten Raum für eigene Notizen.

Sehr schön auch die Illustrationen. Ich vernute, sie sind ebenfalls von der Autorin, konnte aber leider keine Angeben dazu im Buch finden. Die Osterei-Form der bunten Bilder scheint das Markenzeichen der Illustratorin zu sein, denn Cover und „Schwanger im Advent“ sind ebenso gestaltet.

Das quadratische Büchlein mit Softcover hat insgesamt 112 Seiten. Zum einen sollte es besser nicht in die Hände kleiner Kinder geraten. Zum Anderen erscheint mir der Preis von 19,90 Euro dafür sehr hoch. Für so viel Geld hätte ich mir doch ein anderes Format gewünscht - Hardcover oder Aufstellkalender zum Umblättern.

Fazit: Inhaltlich eine sehr schöne Mischung, um als Mama mit Kindern in adventliche Stimmung zu kommen. 4****

Veröffentlicht am 17.11.2018

„Mode ist vergänglich. Stil niemals.“

Coco Chanel
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Coco Chanel war eine Frau, die wie keine andere die Mode beeinflusst hat und es auch Jahre nach ihrem Tod immer noch tut. Das „kleine Schwarze“ und Chanel N°5 scheinen unsterblich zu sein. Oder, wie Coco ...

Coco Chanel war eine Frau, die wie keine andere die Mode beeinflusst hat und es auch Jahre nach ihrem Tod immer noch tut. Das „kleine Schwarze“ und Chanel N°5 scheinen unsterblich zu sein. Oder, wie Coco selbst sagte: „Mode ist vergänglich. Stil niemals.“

Die Romanbiografie von Nadine Sieger liest sich spannend wie ein Roman und ist dennoch so informativ wie eine Biografie. Wir lernen eine die blutjunge Gabrielle Chanel kennen, die versuchte, ihrem armseligen Leben zu entkommen, indem sie gemeinsam mit ihrer Tante in Pariser Lokalen als Pausenfüller auftrat. Gratis. Aber nicht umsonst. Denn aus der Zeit stammt der Spitzname „Coco“, der zum Markenzeichen wurde. Und Coco lernte schnell, dass reiche Männer nicht nur ein angenehmes Leben ermöglichten, sondern auch die Verwirklichung ihrer eigenen kreativen Ziele. Mit einem angeborenen Talent für Stil und Schönheit konnte Coco es nicht mitansehen, wie die Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sich über und über in Rüschen und schweren Plunder kleideten. Unbequem und unpraktisch fand Coco diese (Ver-)Kleidung. Sie selbst bevorzugte schon lange männliche Kleidungsstücke, z.B. beim Reiten.

Was heute so banal klingt, kam damals einer Revolution gleich. Zitat aus dem Buch: „Coco verkauft den Frauen nicht nur Kleidung, sondern eine ganz neue Weltanschauung. Ein emanzipiertes Frauenbild: frei, furchtlos, uneingeschränkt und kess.“ Coco verkauft diesen Stil nicht nur, sie lebt ihn. Selbst aus Skeptikern werden schnell Bewunderer und alle Frauen wollen so aussehen wie Coco. Trotz des bald weltweiten Erfolgs ihrer Kollektionen bleibt Coco eine widersprüchliche Figur. Stark nach außen und doch unheimlich verletzlich. Ihre Ängste und ihre innere Einsamkeit betäubte sie mit Morphium und rauschenden Festen. All die vielen Männer in ihrem Leben zeigten zwei Eigenschaften von ihr. Zum Einen liebte sie es, die Starke zu sein, ihren Reichtum zu nutzen, um arme und von ihr geliebte Künstler zu fördern. Zum Anderen war Coco am Boden zerstört, wenn eine Beziehung vom Schicksal oder vom geliebten Mann beendet wurde. Auch ihr Verhältnis zu den Nazis während des Zweiten Weltkrieges ist nicht frei von Ungereimtheiten. Apropos Ungereimtheiten: Catherine Deneuve wurde 1943 geboren. Und dann schaute sie tatsächlich 1954 wieder regelmäßig in der Maison Chanel vorbei? Mit 11 Jahren? (S. 261) Diese Dame wurde wohl erst ein paar Jahre später Chanel-Kundin. Das war allerdings auch das einzige Stolpersteinchen in der ansonsten sehr gut recherchierten Romanbiografie. Interessant auch, mit welchen Prominenten Coco verkehrte.

Alles in allem bleibt Coco für mich eine faszinierende Frau, von der wir auch heute noch viel lernen können. Sei Du selbst, finde Deinen Stil. Ich habe nach der Lektüre zum ersten Mal in meinem Leben Chanel N°5 ausprobiert. Der Duft ist wirklich etwas Besonderes. Es ist ja bald Weihnachten ...

Fazit: Spannende und interessante Romanbiografie einer faszinierenden Frau. 5*****

Veröffentlicht am 16.11.2018

Immer schön neugierig bleiben

Warum fallen Wolken nicht vom Himmel?
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Ein Buch für neugierige Menschen, denen die Warum-Fragerei in der Kindheit nicht abtrainiert wurde. Der Autor geht sowohl in seiner Radiosendung als auch online jeder Hörerfrage auf den Grund. Die spannendsten ...

Ein Buch für neugierige Menschen, denen die Warum-Fragerei in der Kindheit nicht abtrainiert wurde. Der Autor geht sowohl in seiner Radiosendung als auch online jeder Hörerfrage auf den Grund. Die spannendsten Fragen und Diskussionen sind in diesem Buch zusammengefasst. Zum darin blättern, staunen, sich überraschen lassen.

Thematisch geordnet nach Weltraum, Erde, Pflanzen und Tiere, Mensch, Geschichte, Essen und dem fast unfassbaren Wesen der Dinge, sowie Gerüchte und Geraune steigert sich das Buch tatsächlich fast vom Urknall bis hin zur Majestätsbeleidigung der Queen von England und den mysteriösen 90 Prozent unseres Hirns, die wie angeblich nicht nutzen. Schon, um dieses letzte Gerücht zu entkräften, sollten wir weiterhin schön neugierig bleiben. Stimmt diese Aussage denn überhaupt? Das Buch verrät es.

Mir gefällt, dass der Autor Wissen vermittelt, ohne belehrend zu wirken. In kurzen Kapiteln von durchschnittlich einer Seite pro Antwort, beantwortet er die Fragen leicht verständlich und mit einer Menge interessanter Fakten. Manches hat man vielleicht schon irgendwann einmal gehört, gelesen ... und wieder vergessen. Warum erforschen wir den Mars, obwohl die Venus viel dichter an der Erde dran ist? Sollten Kinder Kuhmilch trinken? Erst recht, wenn die Milch gar Morphium enthält? Fragen über Fragen, und keine bleibt unbeantwortet. Dabei bleibt der Autor sachlich, er polarisiert nicht, nennt ganz diplomatisch nur die Fakten. Die Antwort auf die Kinder-und-Milch-Frage können sowohl Veganer als auch Milchfans für sich verwerten.

Ohrwürmern, Tomaten im Kühlschrank, die Wärme im Gotthardtunnel, Schlafwandeln ... All das diese Themen werfen im Alltag Fragen auf, über die wir meist gar nicht nachdenken. Warum ist das so? Das beantwortet dieses Buch. Neben der lehrreichen Unterhaltung habe ich aus der Lektüre eins mitgenommen: Die Lust, künftig viel öfter zu fragen: „Warum?“ Vielen Dank dafür, Gábor Paál!

Fazit: Lehrreich, unterhaltsam und Lust auf weitere „Warum?“ weckend. 5*****

Veröffentlicht am 29.10.2018

Buntes Durcheinander

Teufelsweiber
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Der Ansatz dieses Buches ist löblich. Carina Heer möchte anhand 100 ausgewählter „Teufelsweiber“ beweisen, dass Frauen keinesfalls das schwache Geschlecht sind, sondern durchaus in der Lage, die Welt auf ...

Der Ansatz dieses Buches ist löblich. Carina Heer möchte anhand 100 ausgewählter „Teufelsweiber“ beweisen, dass Frauen keinesfalls das schwache Geschlecht sind, sondern durchaus in der Lage, die Welt auf den Kopf zu stellen. Bei gut 300 Seiten haben wir pro vorgestellter Frau drei Seiten lang Gelegenheit, ihre spezielle Geschichte zu lesen, uns von der Autorin überzeugen zu lassen, warum gerade dieses Weib des Teufels sei und zu den 100 Auserwählten dieses Buches zählt.

Von der biblischen badenden Susanna bis zu Malala Yousafzai entfaltet die Autorin einen bunten Fächer ausgewöhnlicher Frauenschicksale. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die gerade diese Frau in die Geschichte eingehen ließen. Die badende Susanna wurde zum Sinnbild der keuschen Unschuld, der niemand Glauben schenkte, außer dem Propheten Daniel. Die Parallelen zu heutigen Vorwürfen, missbrauchte Frauen trügen zumindest eine Mitschuld, sind unverkennbar. Malala Yousafzai ist die mit Abstand jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Geschichte. Sie wollte nur zur Schule gehen, obwohl die Taliban ihr und allen anderen Mädchen dieses Recht verwehrten. Zwei bewegende Schicksale, die für mich eines gemeinsam haben - der Oberbegriff „Teufelsweiber“ passt für beide nicht, ist unglücklich gewählt als Titel dieses Buches.

Kaiserin, Politikerin, Bankräuberin, Piratin, Widerstandskämpferin, Mathematikerin, Terroristin, Päpstin, Spionin ... Frauen können alles sein. Das beweist dieses Buch und dafür mag ich es. Kurzweilig und unterhaltend ist es allemal. Drei Seiten lese ich gern mal eben zwischendurch und fühle sich danach mit der Geschlechtsgenossin verbunden oder auch nicht.

Über die Auswahl bzw. Nichtauswahl bedeutender weiblicher Persönlichkeiten will ich nicht diskutieren. Selbst wenn Carina Heer tausend Schicksale beschrieben hätte, wäre das Bild “der Frauen“ immer noch unvollständig. Was mich wirklich stört, ist der ungeordnete Aufbau des Buches. Es gibt keinen roten Faden. Keine zeitliche Reihenfolge, ja nicht einmal ein alphabetisches Register. Um herauszufinden, ob beispielsweise Nina Hagen oder Marie Courie in diesem Werk Platz gefunden haben, muss man schon das komplette Inhaltsverzeichnis aufmerksam durchgehen. Es ist übrigens nur eine der beiden darin zu finden. Die von mir sehr geschätzte Coco Chanel hat es auch in dieses Buch geschafft. Allerdings nur auf einen Satz reduziert und als schlechtes Beispiel in der vorangestellten Zitatensammlung „Über Frauen“. Schade. Aber auch symptomatisch für das Gefühl, das dieses Buch bei mir hinterlässt. Tolle Idee, Umsetzung weniger geglückt.

Fazit: Historische und aktuelle Schicksale außergewöhnlicher Frauen gut recherchiert und kurzweilig aufbereitet. Leider auch chaotisch, ohne Register und zeitliche Ordnung. 3***

Veröffentlicht am 26.09.2018

Zukunftsvision mit starken Parallelen zur Gegenwart

Die Optimierer
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Die Optimierer

Deutschland ist im Jahr 2052 Teil der Bundesrepublik Europa (BEU), die sich nach außen durch hohe Grenzzäune vom Rest der Welt abgeschottet hat. Denn hier, in der BEU, leben die Menschen ...

Die Optimierer

Deutschland ist im Jahr 2052 Teil der Bundesrepublik Europa (BEU), die sich nach außen durch hohe Grenzzäune vom Rest der Welt abgeschottet hat. Denn hier, in der BEU, leben die Menschen fast wie im Paradies. Der offizielle Gruß lautet „Jeder an seinem Platz“ und erinnert stark an These des Kommunismus „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“ Dass jeder in der BEU einen Platz findet, der seinen Fähigkeiten entspricht, dafür sorgen sogenannte Lebensberater. Samuel Freitag ist einer von ihnen. Er ist überzeugt davon, in der optimalen Gesellschaftsform zu leben, sammelt fleißig Sozialpunkte, freut sich auf seine bevorstehende Beförderung und darauf, seiner langjährigen Freundin Melanie einen Heiratsantrag zu machen. Um das System der Optimalökonomie weiter zu perfektionieren, schreibt Samuel regelmäßig Korrekturvermerke, die ihm weitere zusätzliche Sozialpunkte einbringen. Die Beschreibung dieser zukünftigen Gesellschaft überzeugt zunächst. Den Menschen geht es gut, sie laufend lächelnd durchs Leben. Es gibt keine Massentierhaltung mehr und kaum noch Umweltverschmutzung. Roboter verrichten niedere Arbeiten, sorgen für Sicherheit auf den Straßen und in den Häusern. Kriminalität ist fast nicht mehr vorhanden, die Menschen nutzen ein sehr viel weiter entwickelte digitale Technik. Doch zwischen den Zeilen kommen erste Zweifel auf, weil Parallelen zur heutigen Gesellschaft erkennbar sind. Alles wird aufgezeichnet und gespeichert. Der Rundum-Überwachung ist fast nicht zu entkommen. Offiziell natürlich zum Wohle der Menschen.

Eines Tages gerät Samuels Lebenstraum ins Wanken. Ein kleines Missverständnis, denkt er, als ihm einige Sozialpunkte abgezogen werden und seine Beförderung in die Ferne rückt. Plötzlich läuft es auf allen Ebenen gewaltig schief für ihn, und er muss erkennen, dass er sich in einer Abwärtsspirale befindet. Wir beobachten Samsons Begegnungen mit Menschen, die dem System kritisch gegenüberstehen, u.a. auch seine Eltern. Trotzdem glaubt er weiter an das System, sucht nach Ursachen und Schuldigen. Im letzten Drittel verändern sich Charakter und Geschwindigkeit der Handlung. Das Ende der Geschichte will logisch erscheinen, kam mir aber doch etwas zu weit hergeholt vor.

Fazit: Zukunftsvision mit starken Parallelen zur Gegenwart. Lesenswert. 4****