Profilbild von fuechslein

fuechslein

Lesejury Profi
offline

fuechslein ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fuechslein über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2018

Die wundervolle Welt der Wildkräuter

Wildkräuter aus Topf und Garten
0

„Wildkräuter aus Topf und Garten“ klingt zunächst wie ein Widerspruch. Wozu mühsam kultivieren, was in der Natur von allein wächst? Doch nicht jeder hat das Glück, dass die beschriebenen Kräuter in seine ...

„Wildkräuter aus Topf und Garten“ klingt zunächst wie ein Widerspruch. Wozu mühsam kultivieren, was in der Natur von allein wächst? Doch nicht jeder hat das Glück, dass die beschriebenen Kräuter in seine näheren Umgebung frei und sauber wachsen, und auch für diejenigen, die tatsächlich nur sammeln, statt vorher anzubauen, ist dieses Buch eine wahre Schatzgrube.

Wer mit leeren Beeten und Töpfen beginnt, erfährt zunächst einmal, wie er Wildkräuter kultiviert, ihre Samen sammelt und was es bei der Aufzucht zu beachten gibt. Nach ein paar allgemeinen Tipps zur Verwendung der Wildkräuter in der Küche, wird es dann konkret. Vorgestellt werden 25 verschiedene Wildpflanzen, von Bärlauch bis Schaumkraut. Auch sogenannte „Unkräuter“, die von vielen Gärtnern zu Unrecht verschmäht werden, erfahren ausreichend Würdigung, so beispielsweise der Giersch, die Vogelmiere oder die Brennnessel. Die Kapitel zu den einzelnen Pflanzen sind alle ähnlich aufgeteilt: zunächst lesen wir über deren Vorkommen in der freien Natur, dann über den Anbau in Topf und Garten, erfahren, was die Pflanze besonders wertvoll macht und wie sie in der Küche verwendet wird. Die Abschnitte mit den Rezepten und dazugehörigen Fotos lassen einem schon beim Durchblättern des Buches das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und genau hier wird der Wert des Buches für mich weitaus größer, als der Titel zunächst vermuten lässt. Der Leser, vor dessen Tür oder in dessen Garten die beschriebenen Wildpflanzen von ganz allein wachsen, muss nichts weiter tun, als zur rechten Zeit ernten und genießen. Genau dazu laden die Rezepte nämlich ein. Und „Giersch wegessen“ klingt doch viel interessanter als „Giersch jäten“

Ein ausführliches Stichwort- sowie Rezeptverzeichnis, interessante Links, Bezugsmöglichkeiten, eine Übersicht über die Pflanzen nach Jahreszeit ihrer Verwendung sowie Heilkräfte der aufgeführten Wildkräuter runden die Informationsfülle des Buches ab.

Fazit: 5***** und Empfehlung für jeden, der sich für Wildkräuter interessiert bzw. sich erstmals mit diesem Thema beschäftigt.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Für alle, die sich eine bessere Welt wünschen

Artgerecht
0

Dr. Markus Strauß‘ Buch „Artgerecht“ soll eine Art Gebrauchsanweisung für ein artgerechtes menschliches Leben sein. Dafür betrachtet der Autor die Vergangenheit, analysiert die Gegenwart und entwirft die ...

Dr. Markus Strauß‘ Buch „Artgerecht“ soll eine Art Gebrauchsanweisung für ein artgerechtes menschliches Leben sein. Dafür betrachtet der Autor die Vergangenheit, analysiert die Gegenwart und entwirft die Utopie einer Zukunft, in der wir Menschen wieder leben können, wie es unserer Art entspricht. Denn im Zuge der Menschheitsentwicklung und insbesondere als Folge der industriellen Revolution haben wir uns immer weiter von der natürlichen, gesunden Lebensweise entfernt, die unserer Art (Mensch) gerecht wird.

In 13 Kapiteln beleuchtet Dr. Strauß alle Bereiche unseres Lebens. Angefangen bei den Lebensmitteln und unserem Verhältnis zu Tieren, Pflanzen und Natur, über die Zeiteinteilung, das Miteinander in der Gesellschaft, Beziehung zwischen Frau und Mann und zu unseren Kindern, bis hin zu körperlicher Bewegung und zum Abschluss dem Geld und einer sozialen Gesellschaft der Zukunft. Dabei beginnt der Autor stets mit einer Analyse des Ist-Zustandes und wie wir historisch dahin gekommen sind. Diese Betrachtung führte mir immer wieder vor Augen, wie wir uns vor allem in den letzten Jahrzehnten des scheinbaren Wohlstandes immer mehr in die falsche Richtung bewegt haben. Gefühle wie Wut, Angst und Resignation können aufkommen, wenn man sich bewusst macht, was wir unserem schönen Planeten antun. Doch der Autor ermuntert uns, diese Gefühle zuzulassen, aus ihnen Energie zu schöpfen, nicht zu resignieren, und er liefert am Ende jedes Kapitels Anregungen, was wir im Alltag tun können und wohin unsere Gesellschaft sich entwickeln muss.

Ersteres sind leicht umsetzbare Ideen, wie z.B. der konsequente Verzicht auf alle gesüßten Getränke, die Anlegung eines Komposts im Garten, bewusstes Schenken und Teilen, ohne Erwartung einer Gegenleistung usw. Die auf die Gesellschaft bezogenen Thesen klingen für mich erstrebenswert, teilweise auch sehr utopisch - Keine Noten im Sportunterricht, keine Einkommenssteuer, bedingungsloses Grundeinkommen, um nur einige zu nennen. Um so wichtiger finde ich dieses Buch. Es verdeutlicht nämlich, dass die Menschheit sich entwickelt, dass wir neolithische und industrielle Revolution hinter uns gelassen haben und uns seit etwa den 1980er Jahren in der Digitalen Revolution befinden. Mit allen Vor- und Nachteilen, die diese Entwicklung mit sich brachte. Wollen wir künftig wieder artgerecht leben, ist die natürliche Revolution notwendig. Nach Dr. Strauß‘ Meinung befinden wir uns da bereits mittendrin und das macht Mut. Erste Schritte, selbst aktiv zu werden, regt der Autor mit dem Abschnitt „Artgerechte Erste Hilfe“ am Ende des Buches an.

Das Buch ist leichtverständlich geschrieben, man spürt, dass es dem Autor am Herzen liegt, seine Thesen „unters Volk“ zu bringen. Dr. Markus Strauß wurde bisher vor allem mit seinen Veröffentlichungen zu Themen wie essbare und heilenden Wildpflanzen bekannt. Ich finde es wundervoll, wie er in diesem Buch tiefer geht, die menschliche Gesellschaft einbezieht. Ein Buch, das mich oft nachdenklich werden ließ, vor allem aber Mut macht. Danke dafür, Dr. Strauß!

Fazit: Für alle, die sich eine bessere Welt wünschen, absolute Lesempfehlung 5*****

Veröffentlicht am 30.05.2018

Einfach zauberhaft

Kleine Reihe Bd. 52: Lametta für ein ganzes Jahr
0

Das kleine Büchlein von Tina Schlegel vereint ausgewählte Dialoge mit ihrer Tochter. Mona ist inzwischen sieben Jahre alt, die Gespräche über Gott, Einhörner, Liebe, Ameisen ... begannen aber wohl kaum, ...

Das kleine Büchlein von Tina Schlegel vereint ausgewählte Dialoge mit ihrer Tochter. Mona ist inzwischen sieben Jahre alt, die Gespräche über Gott, Einhörner, Liebe, Ameisen ... begannen aber wohl kaum, dass sie sprechen konnte. Zwischen den Zeilen spürt man eine tiefe Verbundenheit zwischen Mutter und Tochter, das große Vertrauen, das beide zueinander haben. Immer wieder freudig verblüfft hat mich die tiefe Weisheit, die Monas Worte offenbaren. Ein freier Geist, der Religion genauso hinterfragt wie politische Meldungen aus dem Radio. Kindermund tut Wahrheit kund, sagt man. Die Welt könnte so einfach sein, dachte ich an mancher Stelle. Andere Erlebnisse, wie z.B. die Sache mit den „hässlichen Breezen“, sind einfach nur lustig. Unterhaltsam ist das Büchlein auf jeden Fall. Viele Gespräche ließen mich aber auch nachdenklich werden. Wir haben in unserem Leben so viel gelernt, was uns beigebracht wurde. Dies tut man so, weil, ... Und das muss so sein, damit ... Kinder sehen die Welt anders, unverdorbener von fremden Meinungen. Somit ist das Büchlein vielleicht auch eine Anregung für uns Erwachsene, einfach ab und zu mal ein wenig kindlicher zu denken und zu handeln, Dinge zu hinerfragen oder anders zu machen. Das könnte tatsächlich ganz schön schlau sein.

Fazit: 5***** Dialoge voller Liebe, Weisheit und Humor. Ein schönes Mitbringsel / Geschenk für Menschen, die man gern hat.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Für alle Hundefans

Unterwegs mit Bodie
0

Belinda glaubt, in Nathan die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch der Marineoffizier verlässt sie, weil er ihr eine mehrmonatige Trennung durch seinen Dienst nicht zumuten will. Für Belinda scheint ...

Belinda glaubt, in Nathan die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch der Marineoffizier verlässt sie, weil er ihr eine mehrmonatige Trennung durch seinen Dienst nicht zumuten will. Für Belinda scheint das Leben sinnlos, sie ist sozusagen am Ende. Genau wie Bodie, der schon so lange im Tierheim lebt, dass demnächst die Todesspritze auf ihn wartet. Eine glückliche Fügung führt die Beiden zusammen und schenkt ihnen neuen Lebensmut. Schon nach kurzer Zeit beschließt Belinda, mit Bodie über 3000 Kilometer die amerikanische Westküste hinaufzureisen, von Los Angeles bis Portland.

Ich fand Belindas Schilderung der ersten Erlebnisse mit Bodie amüsant und fühlte mich an meine erste Zeit als Hundebesitzerin erinnert. Wie sich plötzlich alles um den Hund dreht, Kleidung nach Zweckmäßigkeit gewählt und gute Vorsätze, was der Hund darf und was nicht, gefasst und wieder über den Haufen geworfen werden.

Der größte Teil des Buches schildert die Reise der Beiden. Einerseits fand ich diese ausführlichen Reiseberichte faszinierend. Welche Cottages, Restaurants, Läden usw. Belinda und Bodie besuchen und wo sie sich besonders willkommen fühlen. Andererseits gefiel mir auch die Entwicklung der Beziehung zwischen der Autorin und ihrem Hund. Die Schrecksekunden an der stark befahrenen Straße oder auch das Glücksgefühl, den eigenen Hund glücklich und entspannt zu sehen. Rührend fand ich auch Bodies erste Begegnung mit dem Meer. So ähnliche unvergessliche Erlebnisse gibt es im Leben jedes Hundebesitzers. Ich war beeindruckt von der Freundlichkeit, der Belinda begegnee, sowohl Hundebesitzern und als auch ihren vierbeinigen Begleitern gegenüber. Schade, dass mein Hund und ich Belindas so ausführlich beschriebener Route nicht folgen können, auch wenn das Buch direkt dazu einlädt.

Belinda gewinnt neues Selbstvertrauen, fühlt sich nicht mehr als die von Nathan Verlassene, sondern als die von Bodie Auserwählte. Kleine Selbstzweifel zwischendurch machen die Geschichte um so authentischer. Manchmal kamen mir Belindas Gedanken etwas zu euphorisch-philosophisch vor, was aber durch Situation, in der sie sich befand erklärbar ist. Sie war am Ende und staunt selbst, wie viel Glück wieder in ihr Leben kommt. Durch einen Hund.

Der in meinen Augen einzige Kritikpunkt ist die Qualität der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche. Wortwiederholungen innerhalb eines Satzes, die man elegant hätte vermeiden können, und aus dem Englischen übernommener Satzbau störten wiederholt meinen Lesefluss. Wenn ein Satz so verquer formuliert ist, dass ich ihn mehrfach lesen muss, um die Wörter neu zu sortieren und den Inhalt zu verstehen, hat der Übersetzer seine Arbeit nicht gut gemacht. Dafür einen Stern Abzug.

Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle Hundefans. 4****

Veröffentlicht am 05.04.2018

Kurz und unterhaltsam

Siebzehn
0

Sechs Kurzgeschichten von Lyl Boyd, bisher nur einzeln erschienen, nun zusammengefasst in dem Büchlein »Siebzehn«. Warum dieser Titel gewählt wurde? Weil die Geschichten im Jahr 2017 entstanden. Das kleine ...

Sechs Kurzgeschichten von Lyl Boyd, bisher nur einzeln erschienen, nun zusammengefasst in dem Büchlein »Siebzehn«. Warum dieser Titel gewählt wurde? Weil die Geschichten im Jahr 2017 entstanden. Das kleine Büchlein verspricht Lesevergnügen für jeden Kurzgeschichtenliebhaber.

»Justitia« Richter Montgomery hat scheinbar nur zwei Möglichkeiten, ein Urteil über einen mehrer brutaler Morde Angeklagten zu fällen: Schuldig oder nicht schuldig. Oder findet er eine dritte Möglichkeit? - Gut gemacht und irgendwie ein bisschen an die alten englischen Short Storys erinnernd, vor allem in Sprache und Wortwahl.

»Entenfüttern« Nette Alltagsstudie, die uns allen einen Spiegel vorhält, wohin die Liebe zur virtuellen Realität führen kann.

»Geliebter Garten« Leicht erotische Züge geben dieser Geschichte einen besonderen Reiz. Die »Auflösung« scheint nicht ganz in unsere heutige Zeit zu passen, ist aber trotzdem ein gern akzeptiertes Happy End für alle Beteiligten.

»Kriegsveteran« Hier gefiel mir vor allem der Urgroßvater, der keine Angst vor moderner Technik hat. Gedankliche Parallelen und Unterschiede zu »Entenfüttern« zeigen sich. Wobei mir der zum zweiten Mal erhobene Zeigefinger zum selben Thema ein bisschen zuviel des Guten war. Mal ehrlich - wenn jemand beim ersten Date nicht freiwillig das Handy beiseitelegt, wird eh nix draus.

»Ein Zeitproblem« - interessant vor allem die gewandelte Bedeutung der einen Sekunde vom Aufhänger der Geschichte bis zum letzten Satz. Lebensentscheidend waren sie beide.

»Jazz trifft Beat« Dass Musik im Umgang mit Demenz hilfreich sein kann, hatte ich schon früher gelesen. Hier wurde diese Erkenntnis auf rührende Weise umgesetzt. Gut fand ich die Verknüpfung des geistigen Verfalls des Vaters mit dem Untergang des Hüttenwerks. Traurig und nicht aufzuhalten, beides.

Fazit: Eine nette kleine Kurzgeschichtensammlung. Mit jeder einzelnen Geschichte erreicht Lyl Boyd das, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht: Erstens den Leser zu unterhalten und zweitens ihn am Ende nachdenklich zurückzulassen. 5*****