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Veröffentlicht am 15.11.2019

Ein wahrer Pageturner!

Die Bestimmung
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„Die Bestimmung“ spielt im Chicago der Zukunft. Ein völlig neues Gesellschaftssystem hat sich entwickelt – wie es dazu kam, erfährt der Leser in einem kurzen Überblick. Ausführlichere Erklärungen folgen ...

„Die Bestimmung“ spielt im Chicago der Zukunft. Ein völlig neues Gesellschaftssystem hat sich entwickelt – wie es dazu kam, erfährt der Leser in einem kurzen Überblick. Ausführlichere Erklärungen folgen vielleicht in der Fortsetzung der Reihe – vorerst muss sich der Leser mit wenigen Informationen zufrieden geben. Welche Entwicklungen die Menschheit und die Technik mitgemacht haben, erfährt der Leser auch nur ansatzweise. Fest steht, dass elektrische Geräte wie Computer dem Menschen nach wie vor das Leben erleichtern und er sogar mehr oder weniger darauf angewiesen ist.

Von der ersten Seite an vermag „Die Bestimmung“ zu fesseln, was zu einem Großteil der Erzählkunst der Autorin bzw. der Ich-Erzählerin geschuldet ist. Beatrice ist eine sehr sympathische Figur, die mit ihrer offenherzigen und leicht ironischen Art schnell das Herz des Lesers gewinnt. Sie ist ein aufgewecktes junges Mädchen, das im Verlauf des Buches eine enorme Entwicklung durchmacht. Sie hat viele Prüfungen zu bestehen und wächst mit ihren Aufgaben.

Aber auch die Handlung selbst nimmt schnell an Fahrt auf. Nach der Zeremonie der Bestimmung, in der Beatrice sich für die Fraktion der Ferox entscheidet, folgt ein Aufnahmetest, denn die Fraktion nimmt nicht alle neuen Mitglieder endgültig in ihre Gemeinschaft auf. Die „Neuen“ müssen sich verschiedenen Tests stellen, bei denen die Autorin einen enormen Ideenreichtum bewiesen hat und sich kreative Aufgaben ausgedacht hat. Die Tests sind sehr umfangreich und sehr unterschiedlich – oft aber vor allem sehr brutal. Es ist erschreckend zu sehen, wie Jugendliche sich verhalten, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. In vielen Szenen fließt Blut und Gewalt bestimmt die Geschehnisse, wobei die Autorin nicht davor zurückschreckt, detaillierte Beschreibungen zu liefern. Der Leser muss sich auf einige grausame Ereignisse einstellen. Vor allem muss er damit rechnen, dass nicht jeder Charakter durchschaubar ist. Es gibt einige überraschende Wendungen in diesem Buch, die oft auf dem Verhalten der Figuren begründet sind.

Aber es gibt auch sehr schöne und berührende Szenen in diesem Buch. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und schafft es besonders dadurch, zu überzeugen. Das Buch erzählt von Vertrauen, von Freundschaft, von Liebe. So erschreckend manche Szenen sind, so herzerwärmend sind andere Szenen wiederum. Die Autorin beweist ein Feingefühl für die Bedürfnisse ihrer Leser und sorgt für eine Berg- und Talfahrt der Gefühle.

Der Autorin ist sehr gut gelungen, die Unterschiedlichkeiten der Fraktionen herauszuarbeiten und darzustellen, wie sich das Leben innerhalb der Fraktionen unterscheidet. Die Differenzen beginnen bei der Kleidung und setzen sich über die Ernährung bis hin zur Wahl eines Berufes fort.

Die Aufnahmeprüfungen nehmen rund zwei Drittel des Buches ein. Im letzten Drittel konzentriert sich die Handlung auf einen anderen Schwerpunkt, der nicht mehr hundertprozentig zu überzeugen vermochte. Auf den letzten 100 Seiten überschlagen sich die Ereignisse derart, dass die Autorin sich nur noch wenig Zeit für Beschreibungen nehmen kann. Während auf den ersten gut 350 Seiten die Lebendigkeit der Figuren und der Ideenreichtum bezüglich der Handlung überzeugt hat, kommen diese Punkte im letzten Drittel leider etwas zu kurz.

Das Buch endet relativ offen, aber nicht mit einem zu fiesen Cliffhanger. Die Fortsetzung darf natürlich trotzdem gespannt erwartet werden.

Mein Fazit:

Ein wahrer Pageturner, der durch seine abwechslungsreiche Handlung und den Ideenreichtum der Autorin überzeugt – bei dem sich die Ereignisse auf den letzten 100 Seiten aber zu sehr überschlagen, wodurch der Autorin die Gelegenheit genommen wird, sich Zeit für die Beschreibungen der Handlung und der Figuren zu nehmen.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Wer Erdmännchen mag, wird dieses Buch lieben!

Ausgefressen
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Erdmännchen sind wirklich possierliche und niedliche Tiere und dass sie nun als Hauptfigur in einem Buch auftauchen, ist einfach nur klasse, sind sie doch schon längst der absolute Renner in den Zoos. ...

Erdmännchen sind wirklich possierliche und niedliche Tiere und dass sie nun als Hauptfigur in einem Buch auftauchen, ist einfach nur klasse, sind sie doch schon längst der absolute Renner in den Zoos. Moritz Matthies ist es hervorragend gelungen, die Eigenheiten dieser Tiere einzufangen und zu beschreiben. Ihre Neugier, ihr Rudelverhalten, ihre Rivalität untereinander, ihre Lust am Fressen – all dies beschreibt der Autor so anschaulich und lebendig, dass man sich als Leser wie ein Zoobesucher fühlt, der gerade vor dem Erdmännchengehege steht. Das Besondere an dem Buch ist, dass man die Tierchen nicht nur von außen beobachtet, sondern zusätzlich Einblicke in ihre Gedankenwelt bekommt, die oft nicht einfach zu verstehen ist, aber dafür für viel Spaß und Freude sorgt.

Auch alle anderen Bewohner des Zoos werden vom Autor mit ihren besonderen Eigenheiten versehen. Da sind zum Beispiel die Flamingos, die nicht nur schwer hören, sondern auch noch vergesslich sind. Oder die Elefanten, die den ganzen Tag schlafen und ihre Ruhe haben wollen. Oder die Gorillas, die sich als Könige des Zoos aufspielen. Für jede Tierart hat sich Moritz Matthies etwas einfallen lassen und sorgt mit den witzigen Beschreibungen der Zoobewohner für zahlreiche Lacher.

Der Humor des Autors ist sehr abwechslungsreich. Es gibt viele Wortwitze, Witze, die unter die Gürtellinie gehen oder einfach nur witzige Sprüche, die im richtigen Moment abgelassen werden. Je nach Gemüt des Lesers kommen dabei sicherlich manche Witze besser an als andere, aber das Verhältnis ist durchaus ausgewogen, sodass jeder Leser auf seine Kosten kommen sollte. Ray ist ein großartiger Erzähler – etwas dümmlich, etwas naiv, aber gleichzeitig ausgestattet mit einem guten Gespür für Sensationen und vor allem trägt er das Herz am rechten Fleck.

Dass in diesem Buch ein Mensch mit den Erdmännchen kommunizieren kann, sollte nicht weiter stören oder zu Bedenken geben. Als Leser muss man sich einfach darauf einlassen können. Der Fall, den Phil zusammen mit seinen Erdmännchen-Kollegen zu lösen hat, ist nicht besonders spektakulär, aber durchaus spannend und mit einigen überraschenden Entwicklungen versehen. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und vielschichtig. Verschiedenste tierische sowie menschliche Probleme kommen zur Sprache und werden vielleicht auch gelöst. Aber das lest ihr am besten selbst!

Mein Fazit:

Wer Erdmännchen mag, wird dieses Buch lieben!

Veröffentlicht am 15.11.2019

Hätte man mehr draus machen können

Dark Queen - Schwarze Seele, schneeweißes Herz
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„Dark Queen“ ist ein Buch, bei dem man für sehr lange Zeit nicht weiß, wohin das Buch steuert. Der Prolog ist sehr düster und unheimlich und lässt schon erahnen, in welche Richtung die Handlung gehen könnte. ...

„Dark Queen“ ist ein Buch, bei dem man für sehr lange Zeit nicht weiß, wohin das Buch steuert. Der Prolog ist sehr düster und unheimlich und lässt schon erahnen, in welche Richtung die Handlung gehen könnte. Aber bis das Buch tatsächlich diese Richtung einschlägt, vergeht sehr viel Zeit. Der Leser wird zunächst mit den Hauptfiguren des Buches bekannt gemacht und in das Gesellschaftssystem eingeführt. Dabei ist es sehr von Nutzem, dass der Klappentext schon viel darüber verrät, denn stellenweise begnügt sich die Autorin zu sehr mit Andeutungen und so fällt es manchmal recht schwer, die Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen. Als Aufhänger für ihr Buch hat Kimberly Derting wirklich eine tolle Grundidee entwickelt, aber sie macht daraus nur sehr wenig. Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, wie sich das Gesellschaftssystem entwickelt hat, wie die verschiedenen Sprachen und Dialekte entstanden sind und wieso es so wichtig ist, sich nur innerhalb seines Standes und seiner Sprache zu unterhalten, welche Gefahren drohen, wenn sich nicht an die Grundregeln gehalten wird und was mit dem System bezweckt wird. Aber, wie gesagt, hier hält sich die Autorin mit Informationen eher bedeckt, was schade ist. Dadurch wirkt die Handlung unzugänglich und es fällt schwer, sich in das Buch rein zu lesen.

In den ersten zwei Dritteln plätschert die Handlung eher vor sich hin, am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse dafür. Das Verhältnis ist leider zu unausgewogen. Es gibt einige überraschende Wendungen in diesem Buch, während andere Ereignisse vorhersehbar sind. Auch dieses Verhältnis ist zu unausgeglichen. Der Leser erfährt viel über Charlies Familienleben und Alltäglichkeiten, wie das Treffen mit Freunden oder den Besuch der Schule. Dabei wird immer wieder auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ständen hingewiesen und dadurch wird stellenweise deutlich, wie sich die verschiedenen Gesellschaftsformen unterscheiden. Auch hier wären jedoch noch mehr Details und Erklärungen nötig gewesen, um dem Leser das Vorstellen der dystopischen Welt zu erleichtern.

Das Buch ist stellenweise sehr düster, vor allem zum Ende hin verstärkt sich dieser Eindruck. Insgesamt wird die Handlung von ständiger Überwachung, Bedrohung und Angst dominiert. Auf dem Marktplatz finden öffentlich Hinrichtungen von Menschen statt, die sich nicht an die Regeln der Königin halten, Diese Szenen bereiten Gänsehaut. Das Buch hat auch etwas Magisches und Fantastisches, diese Elemente eine nicht ganz unentscheidende Rolle.

Die Charaktere sind bis auf Charlie und ihre kleine Schwester zu blass und zu oberflächlich. Als Leser fällt es schwer, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Allein Charlie wirkt durch ihre Rolle als Ich-Erzählerin aktiver und zugänglicher, ihre kleine Schwester gewinnt die Sympathie des Lesers aufgrund der Tatsache, dass sie anders ist als andere Mädchen in ihrem Alter und dadurch Beschützerinstinkte weckt. Als Jugendbuch mangelt es natürlich nicht an der obligatorischen Dreiecks-Geschichte. Charlie steht zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und beide versuchen, ihr Herz zu gewinnen. Als Leser steht man ebenso wie Charlie zwischen den Stühlen, da keiner der beiden Jungs überzeugend genug gezeichnet ist, um sich für ihn zu entscheiden. Ob Charlie am Ende eine Entscheidung trifft – und wenn ja, für wen – das lest ihr am besten selbst.

Der Stil der Autorin ist sehr angenehm und für ein Jugendbuch passend, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Stellenweise hat Kimberly Derting vor allem in den Dialogen einen feinen Humor eingebaut, der den Lesefluss zusätzlich erleichtert. Zu viel Poesie oder Wortmalerei sollte man nicht erwarten, das passt einfach nicht zur Stimmung des Buches.

Mein Fazit:

Ein dystopischer Roman mit einer tollen Grundidee, aus der man noch mehr hätte machen können, und leider zu blassen und oberflächlichen Charakteren.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Teilweise etwas übertrieben

Night Academy - Die Begabte
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„Night Academy. Die Begabte“ beginnt sehr geheimnisvoll und unheimlich. Der Leser wird im Prolog direkt mit Dancias besonderer Gabe konfrontiert, auch wenn es zu Beginn des Buches schwer fällt, sich darunter ...

„Night Academy. Die Begabte“ beginnt sehr geheimnisvoll und unheimlich. Der Leser wird im Prolog direkt mit Dancias besonderer Gabe konfrontiert, auch wenn es zu Beginn des Buches schwer fällt, sich darunter Genaueres vorgestellt. Auch die Handlung im ersten Kapitel ist sehr unvermittelt und direkt, denn hier wird Dancia bereits von Mr Judan und Cameron Sanders für die Night Academy angeworben. Der Leser hat zu Beginn somit relativ begrenzte Möglichkeiten, sich an die Charaktere und vor allem die Handlung zu gewöhnen, da er direkt in die Geschichte hineingeworfen wird. Das gleicht sich im Verlauf des Buches aber aus, denn die Autorin nimmt sich viel Zeit für ihre Figuren und die Entwicklung der Handlung.

Natürlich kann Dancia gar nicht anders, als sich für eine Ausbildung an der Night Academy zu entscheiden. Dazu wird sie zwar von ihrer Großmutter, die übrigens großartig gezeichnet ist, etwas gezwungen, aber am Ende sieht sie selbst ein, dass es wohl das Beste für sie und vielleicht auch alle anderen ist. In der Schule angekommen, wird diese sehr bildhaft aus Dancias Sicht beschrieben. Lebendig wird die Night Academy vor allem durch ihre Schüler und Lehrer, die sehr anschaulich dargestellt werden. Es herrschen genaue Regeln, die es einzuhalten gilt, aber den Schülern wird auch Freiraum gegeben, sich zu entfalten. Offiziell sollen an der Night Academy hochbegabte Schüler und Schülerinnen ausgebildet werden, doch Dancia merkt nach einer gewissen Zeit, dass mehr dahinter stecken muss.

Darauf gebracht wird sie von Jack, der eher ein Außenseiter ist und seine Zeit alleine verbringt. Mit ihm freundet sich Dancia an und zwischen den beiden entwickelt sich eine tolle Freundschaft. Ob es dabei bleibt, ob sich mehr daraus entwickelt oder ob den beiden doch Cameron in die Quere kommt, der sich anscheinend sehr für Dancia zu interessieren scheint – das lest ihr am besten selbst! Die obligatorische Dreiecks-Geschichte fehlt natürlich auch in diesem Jugendbuch nicht, aber sie ist sehr authentisch und nachvollziehbar gestaltet und driftet nicht ins Kitschige ab.

Der Schulalltag an der Night Academy wird sehr detailliert beschrieben und zum Großteil konzentriert sich das Buch tatsächlich auf das Internatsleben. Dieses ist aber sehr abwechslungsreich gestaltet. Der Leser begleitet Dancia zu ihren Unterrichtsstunden, zu außerschulischen Aktivitäten, die teilweise sehr geheimnisvoll und mysteriös sind, und auf ihrer Suche nach Freunden. Zunächst wehrt sich Dancia dagegen, Freundschaften zu schließen – dafür hat sie auch einen triftigen Grund. Aber mit der Zeit lernt sie doch, wie schön es ist, Gleichgesinnte um sich zu haben, und es macht Spaß, sie als Leser gemeinsam mit anderen Mädchen – oder auch Jungs – zu erleben. Die Dialoge zwischen den Jugendlichen sind sehr frisch und spritzig und sorgen für einige Schmunzler.

Dancia ist ein toller Charakter, der sehr sympathisch gezeichnet ist und schnell das Herz des Lesers gewinnt. Sie hat eine sehr ansprechende Art und überzeugt durch ihre kleinen Fehler und Macken, die ihr Sorgen bereiten, die sie aber nur umso liebenswerter machen. Auch mit den Nebencharakteren hat sich Inara Scott sehr viel Mühe gegeben, auch wenn sie bei ihrer Gestaltung stellenweise zu offensichtlich mit Klischees spielt. Aber im Ergebnis ist die Stimmung, die von den Schülern des Internats ausgeht, passend.

Wirklich spannend wird das Buch erst zum Ende hin, wo den Leser ein großer Showdown erwartet. Bis dahin vermag „Night Academy. Die Begabte“ einfach durch seine sympathischen Charaktere und die interessante Handlungsumgebung zu überzeugen. Die Ereignisse am Ende des Buches sind teilweise vorhersehbar, teilweise etwas zu übertrieben. Das Ende des Buches ist kein echter Cliffhanger, aber es bleiben doch einige Fragen offen, die neugierig auf die Fortsetzung macht.

Mein Fazit:

„Night Academy. Die Begabte“ überzeugt durch seine farbenprächtige Handlungsumgebung und die sympathischen Charaktere, zum Ende hin trägt die Autorin aber etwas zu dick auf, wodurch die Handlung zu übertrieben wirkt.

Veröffentlicht am 15.11.2019

So gut!!!

Nachricht von dir
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Der Klappentext von „Nachricht von dir“ deutet es bereits an: Der neue Musso ist anders. Während der Autor bislang mit seinen gefühlvollen und emotionalen Liebesromanen zu überzeugen vermochte, scheint ...

Der Klappentext von „Nachricht von dir“ deutet es bereits an: Der neue Musso ist anders. Während der Autor bislang mit seinen gefühlvollen und emotionalen Liebesromanen zu überzeugen vermochte, scheint „Nachricht von dir“ nicht mehr allein diesem Genre zuzuordnen zu sein.

Und so ist es auch - das Buch hält, was der Klappentext verspricht: Der neue Musso ist fesselnd, spannend, aufwühlend, überraschend. Einfach irgendwie anders. Natürlich beinhaltet auch dieser Roman eine Liebesgeschichte, aber diese rückt eindeutig in den Hintergrund, ist nur nebensächlich und wird auch nur in Ansätzen verfolgt. Stattdessen liegt der Schwerpunkt des Romans eindeutig auf Krimi- und Thrillerelementen. „Nachricht von dir“ wartet mit einer Handlung auf, die nach dem ersten Drittel des Buches völlig unvermittelt einen Haken schlägt und vom Gewöhnlichen ins Außergewöhnliche wechselt.

Im ersten Teil des Buches wird lediglich beschrieben, wie zwei fremde Menschen durch ein Missgeschick ihre Handys vertauschen und diese dringend wieder haben möchten. Jonathan und Madeline können einfach nicht ohne ihre Handys, sie sind förmlich abhängig von ihnen und auf sie angewiesen. Die beiden Hauptfiguren werden anschaulich beschrieben, aber es fällt zunächst schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden, da sie unnahbar und unsympathisch wirken. Der Funke springt einfach nicht über und zudem plätschert die Handlung mehr oder weniger vor sich hin. Es passiert nur sehr wenig in diesem ersten Teil: Der Alltag der beiden Personen wird beschrieben und zugleich ein Blick in Jonathans Vergangenheit geworfen – die Zeit, als er noch ein berühmter Sternekoch war, der mit seinen kreativen Menüs das Herz jedes Gourmets gewann.

Im zweiten Teil des Buches erfährt die Handlung dann eine unerwartete Wendung, die den Leser auf eine völlig andere Spur schickt. Jonathan entdeckt in Madeleines Handy einen passwortgeschützten Ordner. Nach einigen Recherchen und mit einigem Ausprobieren gelingt es ihm, das Passwort zu knacken. Der Ordner enthält eine Vielzahl an unterschiedlichen Dateien: Texte, Videos, Bilder. Und ihr Inhalt ist erschreckend. Und zugleich extrem spannend. Das Buch wird nun temporeicher und vor allem: fesselnd. Die Figuren werden endlich greifbar, die Handlung wird lebendig und ereignisreich, die gestellten Dialoge des ersten Teils geraten in Vergessenheit, weil der Leser nun von unfassbaren Ereignissen gefangen genommen wird.

Ein viele Jahre zurückliegender Mordfall erschüttert das Leben der beiden Protagonisten und bringt sie völlig aus der Bahn. Plötzlich laufen ihre Schicksale nicht mehr nebeneinander her, sondern verbinden sich auf eine hervorragend konstruierte Art und Weise. Ging es beiden zunächst nur darum, ihre Handys wiederzuerlangen, steckt nun viel mehr dahinter und beide erfahren wechselseitig Details über das Leben des Anderen, die ihnen keine Ruhe lassen und sie zu Nachforschungen antreiben, die in unfassbaren Entdeckungen münden.

Guillaume Musso nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit der Protagonisten, wobei Ereignisse ihren Lauf nehmen, die man als Leser so definitiv nicht erwartet hätte. Unterstützt wird die spannende Handlung durch den angenehmen Stil des Autors, der das Lesen zu einem Vergnügen macht. Der Stil ist nicht sonderlich anspruchsvoll oder bildreich, dennoch sitzt jedes Wort und Musso lässt die Figuren lebendig werden und gestaltet die Handlung nachvollziehbar und verständlich.