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Veröffentlicht am 08.11.2019

Spannend bis zur letzten Seite

Verschwiegen
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„Verschwiegen“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Thriller. Ein Mordfall an einem dreizehnjährigen Jungen, der tot in einem Park in der Nähe der Schule aufgefunden wurde, muss gelöst werden. Und ...

„Verschwiegen“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Thriller. Ein Mordfall an einem dreizehnjährigen Jungen, der tot in einem Park in der Nähe der Schule aufgefunden wurde, muss gelöst werden. Und das so schnell wie möglich. Denn die Schüler haben Angst und ihre Eltern noch mehr. Wer ist der Täter? Wer ist zu so einem Mord fähig, bei dem mit einem Jagdmesser mehrmals auf einen Jungen eingestochen wurde? Wo hält sich der Täter auf? Wird er noch weitere Morde begehen? Angehörige, Bekannte, Freunde des Opfers und natürlich die Strafverfolgungsbehörden stellen sich diese Fragen und setzen alles daran, den Mörder zu finden. Was könnte dieser für ein Motiv haben? Und wo hält er sich gerade auf? Die Schüler werden vernommen. Zeugen, die am Morgen des Unglückstages ebenfalls im Park waren, werden verhört. Tatortspuren werden gesichert und untersucht. Doch viele Anhaltspunkte und Indizien verlaufen im Sande. Bis Andrew Barber, der ermittelnde Staatsanwalt, im Zimmer seines Sohnes eine zufällige Entdeckung macht, die das Blatt komplett wendet. Die neue Anhaltspunkte liefert und alles auf den Kopf stellt. Und im Internet finden sich auf der Facebook-Seite seines Sohnes Kommentare, die nur eine Vermutung zulassen...

Und deshalb ist „Verschwiegen“ auf den zweiten Blick weitaus mehr als nur ein Thriller. Es ist ein Psychogramm einer Familie. Wie verhält man sich, wenn der eigene Sohn unter Mordverdacht steht? Wem kann man glauben? Kann man seinem eigenen Kind noch vertrauen? Mit diesen Fragen setzt sich der Autor tiefgründig auseinander und schafft es durchweg, seine Leser zu fesseln. Man wird sofort von der Geschichte gefangen genommen, was natürlich daran liegt, dass diese enorm spannend ist. Was aber zusätzlich auch daran liegt, dass der Stil von William Landay einfach enorm eindringlich ist. Unter anderem spricht er den Leser direkt und persönlich an und bezieht diesen unmittelbar in die Geschichte ein. Zugleich versteht er es, Spannung aufzubauen, indem er mit dem Leser spielt, nur Stück für Stück Informationen preisgibt, ihm Fallen stellt, ihn Zappeln lässt. „Verschwiegen“ ist so genial konstruiert, dass es kaum zu fassen ist. Leider kann an dieser Stelle dazu nicht mehr gesagt werden – dieses Buch muss man einfach selbst erleben! Am Ende werden alle offenen Fragen beantwortet, alles ergibt ein rundes und stimmiges Bild. Landay hat mehrere Handlungsstränge auf eine geniale Art und Weise konstruiert und verdient sich damit den Respekt seiner Leser. Was aber nicht heißt, dass man das Buch zufrieden zuklappen kann. Im Gegenteil: Der Roman wirkt nach, lässt nicht locker, bewegt.

„Verschwiegen“ ist zum größten Teil ein Buch über eine Familie, die sich mit Gedanken auseinandersetzen muss, die man eigentlich gar nicht haben möchte. Es beschäftigt sich ausführlich mit der Beziehung zwischen Mutter und Sohn, Vater und Sohn und den Eheleuten untereinander. Wie verändert man sich unter einer enormen Drucksituation, wie verändert sich die Ehe, wie verändert sich die Beziehung zu dem eigenen Kind? Fragen über Fragen, die nach einer Antwort rufen. William Landay liefert sie seinen Lesern.

Wenn dem eigenen Kind der Prozess gemacht wird, was ist dann richtig, was ist dann falsch? Wie soll man sich dann bloß verhalten? Die Barbers scheinen alles zu verlieren: Ihre Freunde, ihren Sohn, ihren Halt, sich selbst. Besonders dann, als Andrew Barber seiner Frau Geheimnisse aus seiner Vergangenheit anvertraut, die er seit vielen, vielen Jahren geheim gehalten hat und die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen, die Begriffe wie „Mördergen“ erschaffen und die für zusätzliche Zweifel sorgen.

Leise lässt sich außerdem Kritik an dem amerikanischen Rechtssystem herauslesen, aber darauf liegt keines Falls der Schwerpunkt des Buches. Unter anderem beschäftigt sich der Autor aber mit Neidern unter Kollegen und schweren Intrigen, die innerhalb der Staatsanwaltschaft gesponnen werden. William Landay erzählt von echten und falschen Freundschaften und von missbrauchtem Vertrauen.

„Verschwiegen“ berichtet von einem Mordprozess, der einfach alles verändert. Es ist ein Buch, das nachklingt, das nachdenklich macht, das seine Leser nicht mehr los lässt. Es ist enorm vielschichtig und tiefgründig und immer für eine Überraschung gut.

Mein Fazit:

Großartig, spannend bis zur letzten Seite, überraschend – William Landay nimmt seine Leser gefangen und lässt sie nicht einmal dann los, wenn die letzte Seite umgeblättert ist.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Mal was anderes!

Mucksmäuschentot
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Treffender könnten sowohl der deutsche Titel als auch der Titel der Originalausgabe nicht sein: „Mucksmäuschentot“ und „Mice“ passen wie die Faust auf’s Auge zu diesem Buch. Denn Shelley und ihre Mutter ...

Treffender könnten sowohl der deutsche Titel als auch der Titel der Originalausgabe nicht sein: „Mucksmäuschentot“ und „Mice“ passen wie die Faust auf’s Auge zu diesem Buch. Denn Shelley und ihre Mutter sind Mäuse. Sie machen sich klein, verkriechen sich in ihrer Höhle, zucken beim kleinsten Geräusch zusammen und ergreifen die Flucht. Sie haben jede Menge natürliche Feinde und wagen sich nur selten an’s Tageslicht.

In der Schule hat Shelley sehr gelitten. Ihre besten Freundinnen haben sich auf einmal gegen sie gewendet, als sie während der Pubertät Markenklamotten und Kosmetik für sich entdeckt haben, während Shelley einfach so geblieben ist, wie sie schon immer war. Von einem Tag auf den anderen stand sie allein auf dem Schulhof, während ihre ehemals besten Freundinnen neuesten Klatsch und Tratsch austauschten und in Modezeitschriften blätterten. Damit hätte Shelley vielleicht noch leben können, hätte vielleicht versucht, andere Freundinnen zu finden. Doch leider kam es noch viel schlimmer. Shelley wurde gedemütigt, verspottet, schikaniert. Auf Beleidigungen folgten Taten und eines Tages eskalierte die Situation. Gordon Reece beschreibt sehr eindringlich, was an der Schule geschehen ist. Und als Leser ist man den Ereignissen hilflos ausgeliefert, muss sie verfolgen und verkraften. Es ist wirklich schlimm, wozu die Mädchen fähig sind und was sie Shelley angetan haben. Kein Wunder, dass diese angefangen hat, sich immer mehr zu verkriechen.

Auch Shelleys Mutter gehört zu der Sorte Mensch, der immer „Ja und Amen“ sagt, um keinen Ärger heraufzubeschwören. Dabei müsste sie als Anwältin doch über wesentlich mehr Durchsetzungsvermögen verfügen. Nachdem der Leser sie näher kennengelernt hat, ist jedenfalls klar, woher Shelley ihre Veranlagung zum Verkriechen hat. Wirklich sympathisch wird die Mutter im Verlauf des Buches nicht, was aber auch daran liegen kann, dass der Schwerpunkt der Handlung eindeutig auf Shelley als Ich-Erzählerin liegt und alle anderen Figuren nur Nebencharaktere darstellen.

Fest steht, dass die beiden einen Neuanfang starten wollen, nachdem Shelley nicht mehr auf ihre alte Schule zurückkehren muss. Nach einigem Suchen finden sie schließlich auch ein hübsches kleines Häuschen, der nächste Nachbar ist einen Kilometer entfernt und es herrscht völlige Einsamkeit und Stille. Hier drohen keinerlei Gefahren und hier leben sie nun in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit. Zufrieden mit sich selbst und der Welt – keiner kann ihnen was.

Bis plötzlich in der Nacht zu Shelleys Geburtstag ein Einbrecher die Abgeschiedenheit des Hauses ausnutzt, um es auszurauben. Als er auch noch Shelleys Geschenke mitnehmen will, brennen bei ihr alle Sicherungen durch und sie rastet völlig aus. Die ganze aufgestaute Wut, Panik, Trauer und Angst bricht hervor und am Ende weiß Shelley nicht mehr, was sie tut. Am Ende kann sie zusammen mit ihrer Mutter nur auf die Ergebnisse ihres Ausrasters schauen und sich fragen, wie es so weit kommen konnte.

Gordon Reece hat eine Handlung entwickelt, die ab diesem Zeitpunkt ziemlich bizarre Züge annimmt. Die Aussage des Buches ist absolut klar, doch hat es der Autor mit deren Übermittlung vermutlich etwas zu gut gemeint. An dieser Stelle kann leider nicht mehr gesagt werden, ihr müsstet das Buch schon selbst lesen. Vermutlich ahnt ihr auch schon, in welche Richtung das Buch gehen könnte. Auf jeden Fall ist es an vielen Stellen sehr überraschend, teilweise schon etwas komisch und übertrieben, aber insgesamt doch schlüssig und stimmig.

„Mucksmäuschentot“ liest sich völlig leicht und problemlos. Der Stil des Autors ist nicht besonders anspruchsvoll, sondern für ein Jugendbuch angemessen. Shelley ist eine sympathische Ich-Erzählerin, mit der man am Anfang des Buches schnell Mitleid empfindet, die im Verlauf des Romans aber eine enorme Entwicklung durchmacht und somit am Ende nicht nur Mitleidspunkte gesammelt hat, sondern auch die Anerkennung des Lesers gewonnen hat.

Mein Fazit:

Ein Buch, dessen Aussage vom Autor auf sehr eindeutige und eindringliche Weise vom Autor übermittelt wird – ist mal etwas anderes!

Veröffentlicht am 08.11.2019

Ein gelungener Abschluss einer historisch hervorragend recherchierten Trilogie

Die Wildrose
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„Die Wildrose“ ist ein echter Schmöker und liest sich als solcher schön und leicht weg. Für einen Sommer auf dem Balkon ist er dadurch hervorragend geeignet. Er ist nach „Die Teerose“ und „Die Winterrose“ ...

„Die Wildrose“ ist ein echter Schmöker und liest sich als solcher schön und leicht weg. Für einen Sommer auf dem Balkon ist er dadurch hervorragend geeignet. Er ist nach „Die Teerose“ und „Die Winterrose“ der dritte und letzte Teil der „Rosen-Trilogie“. Nichtsdestotrotz lässt sich die Handlung des Romans problemlos nachvollziehen, wenn man die ersten beiden Teile noch nicht gelesen hat. Die wichtigsten Informationen werden von der Autorin noch einmal zusammengefasst und Figuren aus den ersten beiden Teilen, die auch in diesem abschließenden Band eine Rolle spielen, lernt man problemlos kennen. Stellenweise merkt man zwar, dass bestimmte Ereignisse nur angedeutet werden und wünscht sich mehr Informationen. Aber das nur aus reinem Interesse für die Figuren und ihre Schicksale. Verständnisprobleme resultieren daraus nicht. Für diejenigen, die die ersten beiden Bände schon gelesen haben, dienen die kurzen Rückblicke sicherlich gut als Gedächtnisstütze.

In diesem Roman taucht eine Vielzahl an Charakteren auf, die größtenteils auch greifbar und lebendig beschrieben wurden. Es fällt sehr schwer, zwischen Haupt- und Nebenfiguren zu unterscheiden, da sie für den Verlauf der Handlung alle eine Rolle spielen. Jede noch so kleine Figur hat ihren entscheidenden Teil für die Entwicklungen des Buches beizutragen, keine Figur könnte also weggelassen werden. Aufgrund der Vielzahl der Figuren enthält „Die Wildrose“ auch einen Vielzahl an Handlungssträngen, zwischen denen das Buch spätestens mit jedem neuen Kapitel, teilweise aber auch innerhalb der Kapitel, wechselt. Dennoch kann man als Leser dem Geschehen mühelos folgen, die Sprünge sind stets nachvollziehbar und man merkt schnell, bei welcher neuen Figur man sich nun befindet.

Das Buch ist insgesamt sehr abwechslungsreich. Die Handlung ist spannend, lustig, berührend, bewegend, traurig. Den Leser erwartet ein Wechselbad der Gefühle. Gleichzeitig passt die Handlung sehr gut zu der Zeit, in der sie spielt. Jennifer Donnelly hat eine tolle Recherche-Arbeit geleistet und das Auftreten ihrer Charaktere und die Entwicklung der Ereignisse an die Zeit des Ersten Weltkrieges angepasst. So tritt unter anderem ein deutscher General in England auf, der für Aufsehen sorgt. Und auch historische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Lawrence von Arabien, sind im Roman anzutreffen.

Die Handlung ist durchweg in Bewegung, in jedem Kapitel passiert etwas neues, sodass kaum Längen beim Lesen entstehen. Natürlich mag man als Leser den ein oder anderen Charakter lieber und interessiert sich dadurch mehr für den einen Handlungsstrang als für den anderen. Aber selbst unliebsame Charaktere sind doch noch so interessant dargestellt, dass man von ihnen lesen möchte. Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen Willa und Seamie, aber das Buch wäre nicht halb so interessant, wenn es nicht auch die vielen anderen Nebengeschichten gäbe.

Die Schicksale der einzelnen Figuren sind allesamt ausführlich und fesselnd beschrieben. Als Leser fiebert man mit, drückt Daumen, hofft und bangt oder schimpft und verflucht. Und dies vor allem deshalb, weil der Schreibstil von Jennifer Donnelly sehr einnehmend ist. Er nimmt gefangen und bezieht den Leser direkt in die Handlung ein. Er ist emotional, ohne auf die Tränendrüse zu drücken und schafft es doch, eine Vielzahl an Gefühlen beim Leser zu wecken. Stellenweise war die Handlung vorhersehbar, aber größtenteils schafft es die Autorin doch, mit ihrer gut durchdachten Geschichte zu überzeugen und an manchen Stellen auch zu überraschen.

Mein Fazit:

Ein gelungener Abschluss einer historisch hervorragend recherchierten Trilogie, der den Leser etwas wehmütig zurücklässt, weil er von den vielen sympathischen Figuren Abschied nehmen muss.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Romeo und Julia in der Neuzeit

Tod oder Liebe
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Ich muss zugeben, dass ich mit sehr geringen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich hätte es wohl nicht so bald gelesen, wenn ich nicht an der NotizBuch-Aktion von Sandra teilgenommen hätte. Vom ...

Ich muss zugeben, dass ich mit sehr geringen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich hätte es wohl nicht so bald gelesen, wenn ich nicht an der NotizBuch-Aktion von Sandra teilgenommen hätte. Vom Klappentext her hat es mich einfach nicht sofort umgehauen. Nach dem Lesen muss ich nun aber sagen, dass ich sehr froh bin, das Buch gelesen zu haben. Denn es war total schön!

Das Buch beginnt mit einem der Briefe, die Bianca regelmäßig an Daniele schreibt. In diesen Briefen berichtet sie von ihren Erlebnissen, aber hauptsächlich von ihren Gefühlen. Die Briefe sind sehr emotional, bewegend und sehr oft sehr traurig. Ihnen ist eine gewisse Sehnsucht anzumerken, manchmal auch Angst, sehr oft Unsicherheit. Im Laufe des Buches wird klar, wer Daniele ist und warum Bianca ihm Briefe schreibt. Dahinter steckt eine sehr bewegende Geschichte, die sehr prägend ist für die Charaktereigenschaften von Bianca und ihren Eltern. Die Briefe sind sehr persönlich und es gibt ungefähr zehn Stück von ihnen, die in unregelmäßigen Abständen zwischen den Kapiteln auftauchen. Sie sind im Gegensatz zum Rest des Buches aus der Ich-Perspektive von Bianca geschrieben und in diesen Briefen lernt man sie sehr gut kennen.

Ein Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Biancas Eltern haben sich getrennt und nicht nur deren Beziehung untereinander wird thematisiert, sondern vor allem auch Biancas Beziehung sowohl zu ihrem Vater als auch zu ihrer Mutter. Beide Beziehungen sind sehr schwierig, würde ich mal sagen. Ihre Eltern sind sehr speziell und eigen und Bianca kann damit nur schwer umgehen, reagiert oft aufbrausend. Teilweise konnte ich das nachvollziehen, teilweise fand ich es aber auch etwas übertrieben. Na gut, Bianca hat auch einiges durchgemacht und steckt in einer schwierigen Phase, da kann man schon mal überreagieren.

Im Vordergrund steht aber natürlich Biancas Beziehung zu Manuel. Manuel ist ein Charakter mit mehreren Gesichtern. Er ist einerseits sehr zuvorkommend und liebenswürdig, sehr nett und hilfsbereit. Auf der anderen Seite ist er aber auch sehr gefährlich und angsteinflößend. Bianca und der Leser lernen schnell beide Seiten von ihm kennen und das ist wirklich sehr interessant. Ich habe Manuel meistens mehr gemocht als Bianca, weil sie mich mit ihrer aufbrausenden Art stellenweise etwas genervt hat. Manuel hat mich dagegen durchweg überzeugt und ich hatte an ihm nichts zu kritisieren. Dass Bianca sich Hals über Kopf in ihn verliebt, war für mich absolut nachvollziehbar. Er ist echt ein toller Typ. Nach einigen Startschwierigkeiten entwickelt sich zunächst eine Freundschaft, schnell aber eine tiefe Liebe zwischen den beiden. Mir ging es da stellenweise etwas zu schnell. Die beiden kennen sich noch nicht wirklich lange und vor allem nicht wirklich gut, da tauschen sie auf einmal schon Zärtlichkeiten aus und werden auch sehr schnell intim miteinander. Das hat mich sehr überrascht, aber gut. Die beiden sind eben temperamentvolle Italiener. Die entsprechende Szenen sind von der Autorin sehr liebevoll und romantisch beschrieben und haben mein Herz höher schlagen lassen.

Doch es gibt nicht nur schöne Szenen zwischen Manuel und Bianca. Im Gegenteil! Das Buch spielt in Italien und die Mafia hat einen großen Anteil an der Handlung. Der Klappentext verrät ja bereits, dass Manuel zu einem Mafia-Clan gehört, der Straftaten begeht und die Hüter des Gesetzes in Bewegung versetzt. Biancas Vater ist Richter und mit den Ermittlungen über Manuels Clan betraut. Das sorgt natürlich für enorme Spannungen und die beiden müssen ihre Liebesbeziehungen geheim halten. Dazu kommen Schwierigkeiten und Probleme innerhalb des Clans, die Manuel das Leben schwer machen. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht verraten – das lest ihr am besten schön selbst. Ich kann aber so viel sagen: Die Autorin hat sich viele spannende und überraschende Momente einfallen lassen, um den Lesefluss konstant aufrecht zu erhalten. Es gibt eigentlich kaum Längen in diesem Buch.

Der Schreibstil der Autorin ist recht schnörkellos, aber doch fesselnd und überzeugend. Die Ausdrucksweise ist für ein Jugendbuch angemessen, das Buch liest sich leicht und schnell. An vielen Stellen, vor allem innerhalb der Dialoge, kommt ein feiner Humor zum Tragen, der für zusätzliches Lesevergnügen sorgt.

Ein Wort muss ich noch zum Ende des Buches verlieren: Ich habe mich das ganze Buch hindurch gefragt, wie es wohl ausgehen würde. Die Situation von Manuel und Bianca ist ausweglos, die beiden können einfach keine gemeinsame Zukunft haben. Meiner Meinung nach hat es sich die Autorin dann mit den letzten Seiten aber doch etwas zu einfach gemacht. Aber das ist sicherlich Geschmackssache...

Mein Fazit:

Ein überzeugender Jugendroman, der ein wenig an „Romeo und Julia“ in der Neuzeit erinnert, mit überraschenden Wendungen aufwartet und für ein angenehmes Lesevergnügen sorgt.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Hau-drauf-Action

Gegen alle Feinde
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Max Moore heißt die neue Hauptfigur der Thriller-Welt von Tom Clancy. Nach Jack Ryan, einem aufsteigenden CIA-Analysten, der sich durch den Kalten Krieg kämpft, ist der Autor mit Max Moore nun im 21. Jahrhundert ...

Max Moore heißt die neue Hauptfigur der Thriller-Welt von Tom Clancy. Nach Jack Ryan, einem aufsteigenden CIA-Analysten, der sich durch den Kalten Krieg kämpft, ist der Autor mit Max Moore nun im 21. Jahrhundert angekommen. Auch Max ist bei der CIA gelandet, nachdem er als ursprünglicher Navy-Seal – also als Elite-Soldat der U.S. Navy - nach dem schmerzhaften Verlust eines Kameraden aus der Einheit ausgeschieden ist und von der CIA angeworben wurde. Mit seinen eigenen Dämonen hat er aber immer noch, geplagt von Alpträumen, zu kämpfen.

Max Moore bietet jede Menge Heldenmaterial: Er ist sympathisch, clever, stark, anpassungsfähig und erfinderisch. Er kämpft mutig bis zur Selbstaufopferung, verfügt über herausragende Kenntnisse in Politik, Terrorismus und Militär. Über Schwächen verfügt er kaum, dennoch wirkt er authentisch und greifbar. Man nimmt ihm seine Art einfach ab, er ist eben einfach fast perfekt. Und seine persönliche Seite, die die Schwierigkeiten zeigt, mit der eigenen Vergangenheit umzugehen, macht ihn nur sympathischer.

Die Handlung spielt an verschiedenen Schauplätzen und beschäftigt sich zum größten Teil mit dem Kampf der USA gegen Verbrechen und Terrorismus. In einem Under-Cover-Einsatz ist es die Aufgabe von Max Moore, zusammen mit einer Task-Force aus den unterschiedlichsten US-amerikanischen Diensten, das größte und verbrecherischste Drogenkartell Mexikos zu zerschlagen, während afghanische Terroristen die Beziehungen zu den Drogenbaronen und deren Infrastruktur ausnutzen, um Anschläge in den USA zu verüben. Dazu kommen einige Nebenhandlungsstränge, die sich unter anderem auch mit der Vereitelung von Terroranschlägen durch couragierte Zivilisten beschäftigen oder der Liebesbeziehung einer CIA-Agentin zu dem Sohn des Drogenkartell-Chefs. Überraschende Wendungen innerhalb der Handlung gibt es nur wenige, zum größten Teil ist diese doch vorhersehbar. Lediglich einige Charaktere überraschen mit ihren zwei Gesichtern und wechselnden Loyalitäten.

Die Handlung wechselt oftmals abrupt zu einem anderen Schauplatz, was jedoch durch Ortsangaben bei Kapiteleingang wettgemacht wird. Zudem machen viele unterschiedliche Personen auf beiden Seiten die Zuordnung zwischen Gut und Böse manchmal schwierig, zumal sich Zugehörigkeiten innerhalb des Geschehens auch ändern können.

Trotz der vielen Toten, die das Buch zu verzeichnen hat, ist die Handlung recht unblutig. Mit Beschreibungen von Kampfszenen wird der Leser stellenweise überfordert, da der Schreibstil von Tom Clancy sehr militärisch ist. Er baut viele technische Fachbegriffe zu Waffen und Militärtechnik ein, die die Handlung aber auch sehr anschaulich machen. Gleichzeitig zeugt dieser detaillierte Schreibstil von guter Recherche-Arbeit sowie den eigenen Erfahrungen des Autors.

Insgesamt schafft es Tom Clancy, dem Leser einen guten Eindruck von der Welt des internationalen Terrorismus zu verschaffen.

Mein Fazit:

„Gegen alle Feinde“ ist ein abwechslungsreicher und unterhaltsamer Roman, der stellenweise etwas zu viel Hau-drauf-Action und Patriotismus bietet.