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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2019

ungewöhnlich

Schwesterherz
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Einen Roman allein in Email-Form zu schreiben, ist eine sehr kreative Idee. Aufgrund der außergewöhnlichen Erzählperspektive ist es allerdings auch nicht so einfach, dem Leser Informationen über die Figuren ...

Einen Roman allein in Email-Form zu schreiben, ist eine sehr kreative Idee. Aufgrund der außergewöhnlichen Erzählperspektive ist es allerdings auch nicht so einfach, dem Leser Informationen über die Figuren und die Handlung zu liefern, da es keinen Erzähler gibt, der den Leser an die Hand nimmt und ihn durch das Buch führt. Dadurch wirken die ersten Mails sehr gestellt, da sie hauptsächlich dazu dienen, Hintergrundinformationen zu liefern. Die Schwestern Lotta und Lu betonen sehr stark, in welcher Lebenssituation sie gerade stecken, wo sie arbeiten, mit wem sie zusammenleben. Im normalen Leben würden diese Informationen vermutlich nicht ausgetauscht werden, zumindest nicht so betont.

Einen Effekt hat dieser übertriebene Informationsaustausch aber: Man lernt die Charaktere schnell sehr gut kennen. Insbesondere die Unterschiede zwischen den beiden Zwillingsschwestern werden sehr schnell deutlich. Das führt aber nicht dazu, dass man eine der beiden Schwestern mehr mag als die andere. Im Ergebnis mag man entweder beide oder man mag beide nicht. Denn trotz ihrer Unterschiedlichkeit sind sie sich doch sehr ähnlich. Vermutlich wollen sie das einfach nicht wahrhaben. Die übrigen Charaktere bleiben sehr blass und oberflächlich. Zwar kommen auch sie teilweise per Mail zu Wort, doch als Leser kann man einfach keinen Zugang zu ihnen aufbauen – was ebenfalls an der Erzählperspektive liegen mag.

Der Erzählstil der Figuren ist sehr umgangssprachlich und stellenweise scheint es so, als würden sie versuchen, sich mit Phrasen und Sprüchen zu überbieten. Es mag durchaus Menschen geben, die im Alltag ständig mit schlauen Kommentaren und Alltagsweisheiten um sich werfen, aber eventuell wird sich nicht jeder Leser mit einem solchen Charakter identifizieren können. Teilweise wirken die Kommentare einfach zu gestellt und auf die Dauer wird es sehr anstrengend, immer wieder mit Phrasen, Sprichwörtern oder komischen Sprüchen konfrontiert zu werden.

Obwohl der Aufhänger des Buches die Hochzeit der kleinen Schwester Lilly ist, rücken die Hochzeitsvorbereitungen im Verlauf des Romans sehr stark in den Hintergrund. Stattdessen werden die Alltagsprobleme der Zwillinge ausführlich beleuchtet: Probleme in der Ehe, Probleme im Job, Probleme mit den Eltern usw. Lediglich am Ende wird noch einmal auf die Hochzeit Bezug genommen, aber auch das nur sehr oberflächlich. Im Großen und Ganzen ist die Handlung vorhersehbar. Liebe, Verwirrspiele, Missverständnisse, Streit – all das kommt nicht überraschend. Anna Licht hat sich zwar Einiges einfallen lassen, um der Handlung Tiefe zu verleihen, aber meist plätschert diese trotzdem nur so vor sich hin und schafft es nicht vollumfänglich, für Interesse zu sorgen.

Mein Fazit:

Ein in ungewöhnlicher Weise aufgebauter Roman mit einer weniger ungewöhnlichen Handlung.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Hat mich überzeugt

TimeRiders, Band 1: TimeRiders, Wächter der Zeit
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Zunächst möchte ich erst einmal loswerden, dass dieses Buch mich total überrascht hat. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut sein würde. Ich bin mit sehr geringen Erwartungen an den Roman herangegangen, ...

Zunächst möchte ich erst einmal loswerden, dass dieses Buch mich total überrascht hat. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut sein würde. Ich bin mit sehr geringen Erwartungen an den Roman herangegangen, habe mir nicht allzu viel davon versprochen. Aber ich wurde positiv überrascht! „TimeRiders 01. Wächter der Zeit“ hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Größtenteils liegt dies daran, dass das Buch sehr unkompliziert geschrieben ist. Es liest sich leicht und flüssig – ist eben ein Jugendbuch. Es beinhaltet eine Vielzahl an Dialogen, die den Lesefluss erleichtern und zugleich durch ihren feinen Humor für eine gute Unterhaltung sorgen. Dazu überzeugen auch die Charaktere vollends. Liam, Maddy, Sal, Bob, Foster – sie alle sind sehr unterschiedlich, aber allesamt bildhaft und echt heraus gearbeitet. Jeder Charakter hat seine Eigenheiten, Schwächen und Stärken. Mit jeder Figur hat sich der Autor Mühe gegeben und sie wachsen dem Leser schnell ans Herz. Sie bleiben nicht nur oberflächlich, sondern ihnen wurde Tiefe verliehen. Es sind oft Kleinigkeiten, die sie zu etwas Besonderem machen. Und es macht vor allem Spaß, zu beobachten, wie sich ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zueinander entwickeln und verändern. Zu Beginn des Buches sind sie sich alle fremd, was unter anderem daran liegt, dass sie alle aus verschiedenen Zeiten stammen. Im weiteren Verlauf des Romans werden sie aber zu Freunden. Es ist sehr schön, das zu verfolgen.

Zum Anderen konnte mich vor aber auch die Handlung überzeugen. Vor allem deshalb, weil sie hervorragend konstruiert ist. Über Zeitreisen zu schreiben, ist vermutlich nicht einfach, da man dem Leser viele Hintergrundinformationen liefern muss. Zum Beispiel darüber, wie Zeitreisen möglich geworden sind, wie sie vonstatten gehen, welche Auswirkungen sie haben. Und hier hat der Autor Alex Scarrow wirklich ganze Arbeit geleistet! Die Handlung ist durchweg logisch konstruiert und bleibt dabei nachvollziehbar. Die Zusammenhänge werden verständlich beschrieben und so bleibt beim Leser keine Frage offen. Alles passt und ergibt Sinn. Vor allem hat mir gefallen, wie authentisch der Autor die verschiedenen Zeiten beschrieben hat. Das Buch umfasst ja eine Zeitspanne von über hundert Jahren, aber Alex Scarrow hat die Besonderheit eines jeden Jahrzehnts herausgearbeitet und zeigt Möglichkeiten auf, wie die Zukunft aussehen könnte.

Es ist aber keine sehr schöne Zukunft, die den Leser erwartet. Der Autor hat die Geschichte völlig neu erfunden und so kommt es, dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat und die Weltherrschaft komplett an sich gerissen hat. Es ist nicht sehr schön, davon zu lesen, aber natürlich bieten diese geschichtlichen Hintergründe einfach viel Potential und so verwundert es nicht, dass sich der Autor diesen Aufhänger für sein Buch gewählt hat. Aber auch andere historische Ereignisse kommen zur Sprache, unter anderem die Angriffe auf das World Trade Center oder das Attentat auf John F. Kennedy.

Eine Gruppe von Menschen, die in den Tod geblickt haben, wird rekrutiert zu Wächtern der Zeit. Sie leben in einer Zeitschleife und achten auf Veränderungen, die in winzigen Kleinigkeiten bestehen können oder auch in großen Ausmaßen stattfinden können. So beginnt das Buch und eine Handlung nimmt ihren Lauf, die mit einigen überraschenden Ereignissen aufwartet.

Die Handlung spielt zu einem sehr großen Teil während der Zeit des Zweiten Weltkrieges und dementsprechend grausam sind manche Szenen. Es fliegen durchaus schon mal Körperteile durch die Luft und auch an spritzendem Blut mangelt es nicht. Dem Autor ist aber zugute zu halten, dass entsprechende Szene sehr kurz gehalten sind und nicht zu sehr ins Detail gegangen wird. Ein Schwerpunkt der Handlung liegt auf Kampfszenen, die mir nicht so gut gefallen haben. Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges werden anschaulich dargestellt, aber mir war es teilweise zu viel des Guten. Unter anderem spielt das Buch sogar in einem Gefangenenlager. Natürlich sorgt das für Authentizität, aber ich mag davon nicht so gerne lesen. Dazu werden Kriegstaktiken und Kampfstrategien erörtert, die für mich eher ermüdend waren. Hierin liegt aber auch mein einziger Kritikpunkt und das ist sicherlich Geschmackssache.

Mein Fazit:

Ein sehr guter Reihen-Auftakt, der vor allem durch seine sympathischen Charaktere und die authentische Handlung überzeugt.

Veröffentlicht am 15.11.2019

spannendes Jugendbuch auch für erwachsene Leser

Die einzige Zeugin
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Mir ist es relativ schwer gefallen, einen Einstieg in das Buch zu finden. Der Leser erfährt am Anfang nämlich nur bruchstückhaft, wovon das Buch handelt. Dadurch findet man keinen rechten Zugang zu den ...

Mir ist es relativ schwer gefallen, einen Einstieg in das Buch zu finden. Der Leser erfährt am Anfang nämlich nur bruchstückhaft, wovon das Buch handelt. Dadurch findet man keinen rechten Zugang zu den Personen und der Handlung, das ändert sich aber im Verlauf des Buches.

Lauren wächst bei ihrer Tante und deren Lebensgefährten auf und es ist zunächst nicht klar, was aus ihren Eltern geworden ist. Und ihrer kleinen Schwester. Man ahnt nur, dass etwas Schreckliches geschehen sein muss, denn Lauren hat im Alter von sieben Jahren ihre Heimat London Hals über Kopf hinter sich gelassen. Nun muss sie aber aufgrund von beruflichen Entwicklungen ihrer Tante und deren Lebensgefährten zurückkehren nach London, zu dem Ort, wo vor zehn Jahren etwas passiert ist, das ihr Leben von Grund auf verändert hat.

Auf dieses Geschehen hat Lauren mit Verdrängung reagiert. In ihren Träumen und ausgelöst durch bestimmte Gegenstände erinnert sie sich nach und nach zurück und zusammen mit dem Leser macht sie sich auf zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Sie fängt an, sich zu erinnern, sich den Ereignissen der Vergangenheit zu stellen. Nach und nach ergeben sich immer mehr Informationen, die sich wie Puzzleteile zusammensetzen und anfangen, ein Bild zu ergeben. Ein erschreckendes und beängstigendes Bild, denn Lauren hat als sehr junges Mädchen etwas mitansehen müssen, was man niemandem wünscht. Ich verrate an dieser Stelle natürlich nicht, was vor zehn Jahren geschehen ist. Das müsst ihr schon selbst lesen. Auf jeden Fall aber ist es kein Wunder, dass Lauren darauf mit Verdrängung reagiert hat.

Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt das Buch einen enormen Sog und ich konnte gar nicht schnell genug lesen, um endlich zu erfahren, wie das Buch enden würde. Denn die Autorin hat ein Rätsel eingebaut, ein großes Fragezeichen, auf das es eine Antwort zu finden gilt. Das ganze Buch hindurch dachte ich, ich wüsste, wie es enden würde. Aber am Ende wurde ich total überrascht. Anne Cassidy hat sich eine Auflösung einfallen lassen, die völlig unerwartet kommt, aber zugleich authentisch und nachvollziehbar ist. Ich bin gespannt, was ihr zu dem Ende sagen werdet, wenn ihr das Buch auch mal lest.

Das Buch trägt zurecht die Bezeichnung „Thriller“, denn es ist durchweg spannend und fesselnd. Da es mit seinen knapp 280 Seiten relativ dünn ist, lässt es sich in einem Rutsch verschlingen. Der angenehme und leichte Schreibstil der Autorin tragen auch dazu bei. Dazu sind die Charaktere alle sehr greifbar und werden dem Leser schnell sympathisch, sodass es Spaß macht, von ihnen zu lesen.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings: Lauren lernt in London NATÜRLICH einen Jungen kennen. Das stört mich ja nicht weiter, ich lese ja gerne Bücher, die auch von zwischenmenschlichen Beziehungen erzählen. Aber: Die beiden kennen sich kaum und es dauert nicht lange, da verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander und auch der erste Kuss kommt nach wenigen Tagen. Das fand ich etwas übertrieben und hätte es schöner gefunden, wenn sich zunächst nur eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt hätte. Es geht einfach etwas zu schnell und wirkt dadurch unglaubwürdig.

Außerdem erzählt das Buch auch von den Problemen in der Beziehung zwischen Laurens Tante und deren Lebensgefährten. Hier war mir der Schwerpunkt teilweise etwas falsch gesetzt, da für mich fast schon zu viel über die beiden erzählt wird. Ich hätte lieber mehr von Lauren und ihrer Problembewältigung gelesen als von den Strategien ihrer Tante, wie sie ihre große Liebe zurückerobern kann. Aber das nur am Rande.

Mein Fazit:

Ein spannendes Jugendbuch, das mit einer überraschenden Wendung aufwartet und es schafft, auch erwachsene Leser zu überzeugen.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Ein Ausflug in eine virtuelle Welt

Ready Player One
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Das Leben im Jahr 2044 ist kein schönes Leben mehr. Armut und Hungersnöte bedrohen die Menschheit, Missgunst, Neid und der Konsum von harten und weichen Drogen bestimmen den Alltag. Die Menschen leben ...

Das Leben im Jahr 2044 ist kein schönes Leben mehr. Armut und Hungersnöte bedrohen die Menschheit, Missgunst, Neid und der Konsum von harten und weichen Drogen bestimmen den Alltag. Die Menschen leben in Trailer-Parks, in dem die Wohnwagen übereinander gestapelt sind, weil einfach nicht mehr freier Platz auf dem Boden vorhanden ist. Da ist es kein Wunder, dass sich die meisten Menschen in die virtuelle Welt flüchten. Denn was die Technik betrifft, ist die Entwicklung vorangeschritten. 3-D-Brillen, haptische Anzüge und Handschuhe, eine winzige Konsole – mehr braucht es nicht, um völlig in die OASIS, eine virtuelle Welt, abzutauchen. Hier trifft man Freunde, geht einkaufen oder zur Schule – die OASIS ist grenzenlos, man kann sogar fremde Galaxien und Planeten besuchen, wenn man über das entsprechende virtuelle Transportmittel und das nötige Kleingeld verfügt.

Der Schöpfer der OASIS, James Halliday, hat kurz vor seinem Ableben in seinem Testament verfügt, dass sein gesamtes Vermögen im Umfang von mehreren hunderten Milliarden an denjenigen übergehen soll, der in der Lage ist, drei Schlüssel zu finden und damit drei Tore zu öffnen, um schließlich das goldene Ei – das EasterEgg - zu finden. Diese drei Schlüssel sind irgendwo in der OASIS versteckt und mit dem Lösen von Rätseln verknüpft. Dem besten Spieler allein gebührt die Ehre, das Vermögen von Halliday zu erben.

Natürlich stürzt sich die halbe Menschheit auf diese Aufgabe, die OASIS wird Stück für Stück durchsucht und doch soll es fünf Jahre dauern, bis der erste Hinweis entdeckt, das erste Rätsel gelöst, der erste Schlüssel gefunden wird. Wade Watts, ein Teenager, der nicht mehr viel vom Leben zu erwarten hat, verbringt jede Minute seiner Freizeit – und teilweise auch die seiner Schulzeit – damit, nach Hinweisen zu suchen. Dabei orientiert er sich vor allem an der Lebensgeschichte von Halliday, die viel über seine Lieblingsfilme, -serien, -lieder und –spiele verrät. Geschickt kombiniert Wade Hinweise und Andeutungen und gelangt so schließlich in den Besitz des ersten Schlüssels. In einer Rangliste, die den Fortschritt eines jeden Spielers auf der Suche nach dem Goldenen Ei aufzeichnet, erscheint Wades Name plötzlich auf dem ersten Platz und nun weiß die ganze Welt, dass der erste Schlüssel gefunden wurde und von wem. Es dauert nicht lange, und schon wird Wade von anderen Spielern verfolgt. Und das nicht nur in der virtuellen Welt. Es drohen auch Gefahren im echten Leben und die Konkurrenz schreckt vor nichts zurück. Wade lebt in ständiger Bedrohung und kennt doch nur ein Ziel: Auch noch die anderen beiden Schlüssel so schnell wie möglich zu finden.

Ernest Cline hat mit „Ready Player One“ ein Buch geschaffen, das an Ideenreichtum kaum noch zu überbieten ist. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Rätsel er sich ausgedacht hat und um wie viele Ecken gedacht und wie viele Verbindungen hergestellt werden müssen, um sie zu lösen. Als Leser macht es unheimlichen Spaß, zusammen mit dem Hauptcharakter Wade auf eine Reise durch die OASIS zu gehen und dem EasterEgg dabei immer näher zu kommen. Die Handlung ist einfach großartig konstruiert und es macht enormen Spaß, das Buch zu lesen. Manchmal hat man zwar den Eindruck, dass es Wade stellenweise zu leicht gelingt, Rätsel zu lösen und Aufgaben zu erfüllen. Aber es sei ihm vergönnt.

Auch wenn man selbst nicht so viel von den Achtzigern mitbekommen hat, bereitet es doch großes Vergnügen, in die Zeiten von „Star Wars“ und der Atari-Konsole abzutauchen. Im Buch werden viele TV-Serien, Bands, Filme und Spiele erwähnt. Es macht aber überhaupt nichts, wenn man sie persönlich nicht kennt. Die wichtigsten Informationen werden dem Leser vom Autor an die Hand gegeben und so kann man der Handlung trotzdem problemlos folgen. Leser, die sich mit der Popkultur der 80er Jahre auskennen, werden natürlich zusätzlichen Spaß haben, auf bekannte Titel von Filmen oder Spielen zu stoßen. Das sorgt für zusätzliches Lesevergnügen – aber wie gesagt: Das Buch lässt sich auch problemlos lesen und verstehen, wenn man mit Spielen wie „Dungeons & Dragons“, Filmen wie „Der Tag des Falken“ oder Liedern wie „Schoolhouse Rock“ nicht viel anfangen kann.

Da das Buch ungefähr 30 Jahre in der Zukunft spielt, enthält es auch einige Fachbegriffe, die mit Computern oder Technik zu tun haben. Aber auch hier wird der Leser nicht überfordert, sondern wichtige Begriffe werden erklärt und so fällt es überhaupt nicht schwer, der Handlung zu folgen und die Zusammenhänge zu verstehen.

Schön ist, dass sich das Buch nicht allein mit Computerspielen und der Suche nach dem Goldenen Ei beschäftigt. Es ist auch ein kritisches Buch, dass sich mit den Nachteilen einer virtuellen Realität beschäftigt. Unter anderem wird dies wieder durch die Hauptfigur Wade dargestellt, der im realen Leben keine Freunde hat, dem es im Gegensatz dazu aber leicht fällt, in der virtuellen Welt Freunde zu finden. Hier ist er total entspannt und locker und versteckt sich hinter seinem Avatar, der seiner menschlichen Gestalt nur entfernt entspricht. Auf zwischenmenschliche Beziehungen wird sehr ausführlich eingegangen und es macht Spaß zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen Wade und seinen „Freunden“ entwickelt. Die Figuren sind allesamt sehr detailliert beschrieben und werden dem Leser schnell sympathisch.

Ernest Cline gibt sich sehr viel Mühe damit, die Handlungsumgebung und das Verhalten der Figuren zu beschreiben. Teilweise vergisst man als Leser sogar, dass man sich in einer virtuellen Welt befindet, so realistisch sind die Beschreibungen des Autors. Teilweise waren sie allerdings auch etwas zu ausführlich und stellenweise wird der Leser mit Informationen etwas überschlagen.

Das Buch endet mit einem großen Showdown, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen. Das Buch ist in sich abgeschlossen, bietet aber durchaus Potential für eine Fortsetzung.

Mein Fazit:

Ein unterhaltsames und spannendes Buch, das den Leser nicht nur in eine virtuelle Welt, sondern gleichzeitig in die Welt der 80er Jahre entführt.

Veröffentlicht am 15.11.2019

guter Reihenauftakt

Revenant-Trilogie – Von der Nacht verzaubert
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„Von der Nacht verzaubert“ beginnt sehr sentimental. Der Leser wird Zeuge davon, wie vor allem Kate – im Gegensatz zu ihrer Schwester Georgia - um den Tod ihrer Eltern trauert und sich mehr und mehr zurückzieht. ...

„Von der Nacht verzaubert“ beginnt sehr sentimental. Der Leser wird Zeuge davon, wie vor allem Kate – im Gegensatz zu ihrer Schwester Georgia - um den Tod ihrer Eltern trauert und sich mehr und mehr zurückzieht. Der Tapetenwechsel – der Umzug nach Paris – tut ihr zwar gut, aber noch kann sie den Schmerz nicht verdrängen. Nach und nach gelingt es ihr jedoch zumindest, das schützende Haus ihrer Großeltern zu verlassen und sich in die Straßen und Gassen von Paris zu wagen. Sehr ausführlich und mit einem liebevollen Blick für Details beschreibt Amy Plum die Atmosphäre der Stadt der Liebe. Oder der Stadt des Lichts, wie Paris auch genannt wird. Kleine Cafés, der Duft nach Croissants, bezaubernde kleine Gassen – vor dem geistigen Auge des Lesers wird die Handlungsumgebung lebendig und nimmt den Leser gefangen. Selbst wenn man Paris noch nie besucht hat, hat man doch leicht ein klares Bild der Stadt vor Augen. Paris passt zudem einfach perfekt als Handlungsort zu dieser Geschichte und deren Atmosphäre.

Kate ist von Anfang an eine sehr sympathische Ich-Erzählerin. Sie ist sehr emotional und handelt stellenweise naiv und unüberlegt, aber das macht sie nur umso authentischer. Ihre Schwester Georgia ist das komplette Gegenteil von ihr und während ich sie am Anfang auch noch mochte, entwickelt sie sich im Verlauf des Buches doch zu einer sehr oberflächlichen Party-Queen, die allein auf ihren Spaß bedacht ist und sehr oft egoistisch und unverständlich handelt. Sie spielt in diesem Buch keine zu große Rolle, aber für einige Ereignisse gerade am Ende des Buches trägt sie die Verantwortung.

Das erste Zusammentreffen zwischen Kate und Vincent ist von der Autorin sehr witzig beschrieben. Vincent hat ein loses Mundwerk und benimmt sich Kate gegenüber sehr frech. Aber sie weiß, damit umzugehen und antwortet ihm mit einem entsprechenden Humor. Immer häufiger treffen sie sich und schnell verlieben sie sich ineinander. Mir ging es stellenweise etwas zu schnell, aber das ist natürlich Geschmackssache. Es gibt zwischen den beiden einige Szenen, die sehr romantisch, wenn nicht sogar kitschig sind und das Herz des Lesers (oder der Leserin) höher schlagen lassen. Wahrscheinlich muss man Vincent einfach lieben – er ist sehr bildhaft beschrieben und entspricht wohl so manchem Klischee eines typischen Traummannes, was vor allem seinen Körperbau und seine lockigen schwarzen Haare betrifft. Er ist einfach perfekt. Und so scheint auch das Buch zu einem sehr großen Teil einfach perfekt zu sein. Hierin liegt auch ein großer Kritikpunkt von mir. Die Figuren, die Handlungsorte, die Entwicklungen – alles passt einfach und es fehlt sehr oft an Ecken und Kanten.

Mit den Figuren der Revenants hat Amy Plum eine völlig neue Art von Wesen in ihren Roman eingebaut. Bislang habe ich über sie noch in keinem anderen Buch etwas gelesen und es ist sehr erfrischend, dass die Reihe nicht wieder von Vampiren oder Werwölfen handelt. Die Idee hinter den Revenants ist sehr interessant und auch ziemlich tragisch. Der Originaltitel „Die for me“ deutet schon daraufhin, was der Knackpunkt hinter der Geschichte sein könnte. Mehr verrate ich dazu nicht – das müsst ihr dann schon selbst lesen. Der deutsche Titel steht dagegen in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Handlung. Man könnte zwar hinein interpretieren, was der deutsche Titel bedeutet, aber den Originaltitel finde ich doch weitaus treffender.

Ab der zweiten Hälfte des Buches ungefähr nimmt die Handlung eindeutig an Fahrt auf. Während es in der ersten Hälfte hauptsächlich um die Beziehung zwischen Kate und Vincent geht, kommen in der zweiten Hälfte wesentlich mehr Probleme auf. Zwar hat man stellenweise doch den Eindruck, dass manche Entwicklungen zu einfach und zu schnell vonstatten gehen, aber die Autorin baut hier eindeutig mehr auf Spannung und schafft es auch, ihre Leser zu fesseln. Die Handlung erfährt stellenweise unerwartete Wendungen und sorgt dadurch für einige Überraschungen. Insgesamt ist die Handlung sehr geradlinig. Es werden kaum Details erwähnt oder Nebenstränge verfolgt, die für den Verlauf des Buches nicht von Bedeutung sind. Stellenweise hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen oder auch einfach nur einen abschweifenden Blick gewünscht.

Neben Kate, Vincent und Georgia beinhaltet das Buch noch viel mehr Charaktere, von denen die meisten sehr ausführlich gezeichnet sind und dem Leser greifbar werden. Manche der Figuren schaffen es, das Herz des Lesers zu gewinnen – andere hält man lieber auf Abstand. Sehr schade finde ich, dass Kates Großeltern kaum eine Rolle in diesem Buch spielen. Sie tauchen nur sehr selten auf und nur für kurze Zeit. Ich glaube, dass viel Potential in diesen beiden Charakteren steckt und hoffe, dass sie in den beiden Folgebänden noch öfters auftauchen und auch eine größere Rolle spielen werden.

Der Schreibstil der Autorin ist malerisch und schon fast poetisch. Amy Plum versteht es, mit Worten Bilder zu malen. Mir war es stellenweise etwas zu viel, aber eigentlich passt es zu der Handlungsumgebung und auch größtenteils zur Geschichte selbst. Auf jeden Fall liest sich das Buch leicht und flüssig und der Stil ist für ein Jugendbuch durchaus passend.

Der erste Band der Reihe um die Revenants ist durchaus abgeschlossen, aber es sind noch einige Fragen offen, die hoffentlich in den beiden Folgebänden beantwortet werden.

Mein Fazit:

Ein guter Auftakt zu einer Reihe, die mit einer völlig neuen Idee aufwartet – stellenweise war die Handlung aber etwas zu kitschig und die Figuren einfach zu perfekt.