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Veröffentlicht am 08.11.2019

Stellenweise sehr düster

Wolfszeit
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Wölfe faszinieren mich schon seit längerem – sowohl in ihrer natürlichen Gestalt als Rudeltier als auch in ihrer übernatürlichen Gestalt als Werwolf. Daher hat mich der Klappentext von „Wolfszeit“ sofort ...

Wölfe faszinieren mich schon seit längerem – sowohl in ihrer natürlichen Gestalt als Rudeltier als auch in ihrer übernatürlichen Gestalt als Werwolf. Daher hat mich der Klappentext von „Wolfszeit“ sofort angesprochen. In diesem Buch bekommt es der Leser mit der natürlichen Gestalt des Wolfes zu tun, weshalb es sich hierbei auch nicht unbedingt um einen Fantasy-Roman handelt. Es sind zwar durchaus einige fantastische Elemente enthalten, diese haben aber nicht unbedingt etwas mit der Bestie zu tun, die ihr Unwesen treibt und die Bevölkerung von Frankreich in Angst und Schrecken versetzt.

Das Buch spielt im 18. Jahrhundert und der Autorin ist es gelungen, den Leser in diese Zeit zurückzuversetzen und ihren Stil der damaligen Zeit anzupassen. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch leicht und flüssig und ist auch für jugendliche Leser leicht verständlich. Ihr solltet eben nur darauf gefasst sein, auf Kutschen und Pferde zu treffen sowie auf eine Mätresse des Königs, diverse Grafen oder einen Schüler der königlichen Zeichenakademie.

„Wolfszeit“ umfasst mehrere Handlungsstränge, die teilweise parallel verlaufen, sich dann berühren oder vermischen. Zunächst wird man als Leser noch sehr stark im Dunkeln darüber gelassen, wie die einzelnen Stränge in das Gesamtbild passen – spätestens am Ende des Buches wird aber alles verständlich und ergibt ein einheitliches Bild. Dazu ist die Handlung sehr abwechslungsreich und bleibt dadurch durchweg spannend. Im Vordergrund steht natürlich die Suche nach der Bestie, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen kommen nicht zu kurz. Dazu kommen Intrigen, Verrat und jede Menge Geheimnisse. Und keine Angst: Es gibt zwar einige wenige Tote in diesem Buch, aber trotzdem bleibt es relativ unblutig. Natürlich beschreibt die Autorin schon mal das Aussehen einer Wunde oder erwähnt rasiermesserscharfe Szenen, aber das wirklich nur mit ein oder zwei Sätzen und dann ist auch schon wieder gut. Also Alpträume habe ich von dem Buch nicht bekommen.

Obwohl Nina Blazon doch stellenweise eine sehr unheimliche und auch gruselige Stimmung heraufbeschwört. Das Buch ist zu einem gewissen Teil wirklich sehr düster und undurchsichtig und das waren auch meist die Szenen, die mir sehr, sehr gut gefallen haben. Die Autorin versteht es, ihre Leser gerade in solchen Momenten an das Buch zu fesseln, sie gefangen zu nehmen und nicht wieder loszulassen.

Der Großteil der Figuren ist sehr lebendig und greifbar gezeichnet. Vor allem die Hauptcharaktere werden lebendig, werden die zahlreichen Nebendarsteller eher blass bleiben. Es tauchen wirklich einige Figuren in diesem Buch auf – damit man den Überblick behält, findet sich am Anfang des Buches übrigens ein sehr hilfreiches Personenverzeichnis. Ich bin vor allem mit Thomas und Isabelle, die beide auch im Klappentext erwähnt werden, schnell warm geworden. Und es gab einige Figuren, denen ich manchmal am liebsten den Hals umgedreht hätte...

Ich muss sagen, dass ich mit der Auflösung des Buches überhaupt nicht gerechnet hatte. Das liegt aber auch daran, dass sie meiner Meinung nach etwas weit hergeholt ist bzw. im Buch zu wenige Andeutungen darauf verstreut werden. Die Auflösung ist zwar nachvollziehbar, aber ich hätte mir gewünscht, dass sie im ganzen Verlauf des Buches umfangreicher aufgebaut wird. So bleibt sie zwar logisch, aber die Erklärungen blieben mir zu knapp.

Mein Fazit:

Ein sehr abwechslungsreicher und stellenweise düsterer Roman, der sich mit einer faszinierenden Tierart beschäftigt und für enorme Spannung sorgt.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Hat mir gut gefallen

Nach dem Amok
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Ich fand das Buch echt gut. Besonders gefallen hat mir, dass hier nicht die Fragen des Warum? im Vordergrund standen (auch wenn mich diese Fragen natürlich ebenfalls interessiert haben und ich diesbezüglich ...

Ich fand das Buch echt gut. Besonders gefallen hat mir, dass hier nicht die Fragen des Warum? im Vordergrund standen (auch wenn mich diese Fragen natürlich ebenfalls interessiert haben und ich diesbezüglich auch neugierig war), sondern sich mehr mit den psychologischen Folgen so einer schrecklichen Tat beschäftigt wird. Was Maike erlebt, ist natürlich echt furchtbar und Sandra hätte ich wirklich den Hals umdrehen können. So ein Biest! :

Das Buch thematisiert sehr feinfühlig und mit Fingerspitzengefühl, wie es sich für Eltern, Schwestern, Freunde, Lehrer anfühlt, so einen schrecklichen Amoklauf erleben zu müssen. Maikes Eltern fand ich relativ nervig, obwohl ihr Verhalten in gewissem Maße auch nachvollziehbar ist. Aber Maike musste sehr viel mit sich selber ausmachen und hat keine wirkliche Hilfe von ihren Eltern bekommen.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Eine Reise nach Italien

Der Duft von Erde und Zitronen
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Mit ihrem Roman „Der Duft von Erde und Zitronen“ entführt Margherita Oggero ihre Leser nach Italien und lässt sie teilhaben am italienischen Lebensgefühl und dem Flair italienischer Großfamilien. Marktbesuchte, ...

Mit ihrem Roman „Der Duft von Erde und Zitronen“ entführt Margherita Oggero ihre Leser nach Italien und lässt sie teilhaben am italienischen Lebensgefühl und dem Flair italienischer Großfamilien. Marktbesuchte, Essensdüfte, Sonnenschein, Blicke in unberührte Natur und beeindruckende Landschaftsbilder – sofort fühlt man sich wohl und heimisch und vor allem willkommen im fernen Land Italien. Umso erschreckender wirken dagegen die Szenen, die von der Macht der Mafia berichten. Diese sorgt für Angst und Schrecken, hat die Bewohner der kleinen italienischen Dörfer voll im Griff und bestimmt deren Alltag.

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist sowohl ein Familien- als auch ein Gesellschaftsroman. Denn Großfamilien wie die von Imma, der dreizehnjährigen Hauptperson des Buches, sind wohl typisch für italienische Lebensverhältnisse. Die Autorin spielt mit Klischees: der überfürsorglichen Großmutter; den draufgängerischen Männern, die meinen, das Zepter in der Hand zu halten: dem Wert von Traditionen. Aber so stellt man sich das Leben in Italien einfach vor, weshalb das Buch nicht urteilend oder kritisierend oder belächelnd wirkt.

Das Buch umfasst das Schicksal dreier Generationen. Das Leben von Imma, ihren Eltern und ihren Großeltern sowie allen dazugehörigen Familienmitgliedern wird beleuchtet. Dabei springt die Handlung zwischen den drei Generationen und den daraus resultierenden drei Handlungssträngen hin und her. Am Anfang sind diese Sprünge noch etwas verwirrend, da man als Leser mit vielen Namen konfrontiert wird, von deren Namensträgern man sich zunächst noch kein klares Bild machen kann und auch nicht weiß, wer wie mit wem zusammenhängt. Im Verlauf des Buches werden die Zusammenhänge aber deutlich und spätestens nach dem ersten Drittel des Buches sind die Verwandtschaftsbeziehungen klar.

Bruchstückhaft und wie bei einem Puzzleteil ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild. Dabei ist es erstaunlich, wie bereits das Leben von Immas Großeltern Grundsteine dafür gelegt hat, wie Imma heute lebt. Erzählt wird von ungewollten Schwangerschaften, ungeliebten Schwiegertöchtern und überraschenden Mordversuchen. Teilweise mutet die Handlung schon recht grotesk an, bleibt aber durchweg authentisch und nachvollziehbar.

Die Figuren des Buches sind allesamt herrlich lebendig. Dabei werden sie von der Autorin gar nicht sonderlich umfangreich beschrieben. Aber das macht ihren Reiz aus: Sie charakterisieren sich selbst. Durch ihr Verhalten und durch ihre Äußerungen. Durch den Aufbau des Buches und die Gliederung in drei Handlungsstränge, die alle den gleichen Umfang einnehmen, kann man als Leser jeden Charakter gleichermaßen gut kennen lernen.

Imma ist als Dreizehnjährige schon sehr erwachsen für ihr Alter. Aber aufgrund dessen, was sie schon alles erlebt hat, wirkt dies dennoch realistisch. Ich habe ihr ihre Neunmalklugheit, ihre Besonnenheit und ihre Intelligenz problemlos abgenommen. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter und letztendlich auch mein Lieblingscharakter, obwohl sie sich diese Position fast mit Tante Rosalia teilt, bei der Imma nun lebt.

Als Imma zum ersten Mal einen Schritt aus der Wohnung der Tante wagt und schließlich auf den jungen Buchverkäufer Paolo trifft, habe ich sehr mit ihr mitgefiebert. Ein besonderes Detail, das mich als Leseratte natürlich sehr begeistert hat, ist übrigens, dass Imma von Paolo immer wieder Bücher kauft und diese dann heimlich liest. Das Lesen an sich spielt dadurch eine gewisse Rolle in diesem Buch und die diesbezüglichen Szenen waren immer sehr liebevoll beschrieben. Es ist übrigens sehr bezeichnend, dass Imma während ihrer „Gefangenschaft“ – als Gefangene fühlt sie sich zumindest – das Tagebuch der Anne Frank liest.

Das Buch wird von einer melancholischen und irgendwie auch bedrückenden Grundstimmung beherrscht. Imma muss sich verstecken – die Hintergründe dazu sind brutal und gefährlich - und sehnt sich täglich nach nur ein paar Stunden in Freiheit. Immas Tante Rosalia ist unglücklich verliebt. Doch auch die Handlungsstränge, die in der Vergangenheit spielen, sind nicht immer schön. Und doch steht im Vordergrund immer der Familienzusammenhalt.

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein Buch über Liebe, Freundschaft, Familie, verzeihliche Fehler, das Erwachsenwerden. Es umfasst nur knapp mehr als 300 Seiten, und doch ist es ein tiefgründiger und bewegender Roman. Schön finde ich übrigens auch, wie das Buch zu seinem Titel gekommen ist, aber das verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht.

Das Ende des Buches ist leider recht offen, aber vermutlich hat die Autorin an der richtigen Stelle aufgehört. So bleibt Vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Und das ist doch auch mal ganz schön.

Der Schreibstil von Margherita Oggero ist sehr lebendig und gefühlvoll. Die Autorin versteht es, ihre Leser zu berühren, sie an in ihre Geschichte zu fesseln und sie für das Schicksal ihrer Figuren zu begeistern. Stellenweise mutet der Stil etwas poetisch an, ist insgesamt sehr warm und liebevoll.

Mein Fazit:

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein Familienroman, der seine Leser nach Italien entführt und sie am italienischen Flair und Lebensgefühl teilhaben lässt.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Etwas konstruiert

Halo
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„Halo“ beginnt sehr ruhig und bedächtig. Auf den ersten 40 Seiten wird anschaulich beschrieben, wie die drei Engel Bethany, Gabriel und Ivy im kleinen Örtchen Venus Cove ankommen und sich langsam an ihre ...

„Halo“ beginnt sehr ruhig und bedächtig. Auf den ersten 40 Seiten wird anschaulich beschrieben, wie die drei Engel Bethany, Gabriel und Ivy im kleinen Örtchen Venus Cove ankommen und sich langsam an ihre Menschengestalt gewöhnen. Dabei wird deutlich, worin sich Engel und Mensch unterscheiden, wobei es für die drei das größte Problem ist, dass sie nun verletzbar sind und sich um den Erhalt ihres Körpers kümmern müssen. Durch den ruhigen Einstieg in die Handlung bekommt der Leser Gelegenheit, die Figuren kennenzulernen und sich an die auf den ersten Blick ungewöhnliche Handlung zu gewöhnen. Ivy, Gabriel und Beth sind sehr anschaulich und bildhaft beschrieben und wirken auf Anhieb sympathisch. Besonders Bethany ist mir schnell ans Herz gewachsen, weil sie oft so unüberlegt und chaotisch handelt und dadurch so „normal“ wirkt. Ivy und Gabriel erscheinen dagegen viel reifer und erwachsener, irgendwie erhaben über die Probleme und Belanglosigkeiten der Menschen. Sie wurden mir zwar auch sympathisch, aber mit Beth konnte ich mich viel leichter und vor allem schneller identifizieren und anfreunden.

Im weiteren Verlauf des Buches konzentriert sich die Handlung vor allem auf Beth, deren Verhalten und dessen Auswirkungen nun in den Mittelpunkt des Romans rücken. Beth besucht als ganz normale Schülerin die High School von Venus Cove und mischt sich unter die anderen Mädchen, die sich vor allem Sorgen um den Abschlussball, das perfekte Kleid und natürlich die perfekte männliche Bekleidung machen. Während Beth zunächst kaum etwas mit dem neusten Schulklatsch anfangen kann und sich wenig aus Kosmetik macht, integriert sie sich doch recht schnell in ihre Umgebung und entwickelt ein Gespür dafür, wie sich ein normaler weiblicher Teenager verhält. Sie findet Freundinnen, bei denen sie sich wohl fühlt und mit denen sie gerne Zeit verbringt. Beth muss lernen, wie sich weibliche Teenager verhalten, und es gibt einige witzige Szenen, in denen die Unterschiede zwischen Engeln und Menschen deutlich werden und Beth in die ein oder andere merkwürdige Situation gerät.

Und schließlich lernt Beth Xavier kennen, den tollen Typen mit den strahlenden Augen und dem umwerfenden Lächeln. Auch er wird sehr anschaulich beschrieben und es verwundert kaum, dass Beth sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Eigentlich dürfte sie dieses Gefühl gar nicht spüren, aber nach einiger Zeit lässt es sich doch nicht mehr leugnen und Beth muss sich ihre Zuneigung zu Xavier eingestehen. Im Folgenden wird der Beziehung zwischen den beiden sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Es macht Spaß, die beiden zu erleben und Zeit mit ihnen zu verbringen. Es gibt einige romantische und zärtliche Szenen, die einfach schön zu lesen sind. Die beiden geben ein tolles Paar ab und passen sehr gut zueinander.

Doch natürlich ist die Beziehung zwischen Beth und Xavier nicht unkompliziert. Im Gegenteil! Nicht nur, dass Beth ein Engel ist, steht zwischen den beiden. Nein, auch Gabriel sieht es gar nicht gerne, dass die beiden ständig Zeit miteinander verbringen und Beth sich sogar heimlich aus dem Haus schleicht, um in Xaviers Nähe zu sein. Dass Gabriel sich nur Sorgen darüber macht, dass der Autrag, wegen dem die Engel auf die Erde geschickt wurden, gefährdet werden könnte, liegt auf der Hand. Aber Beth ist mittlerweile so sehr Teenager geworden, dass sie dafür kaum Verständnis hat. So kommt es immer wieder zu kleinen Streitereien und Meinungsverschiedenheiten und die Reaktionen der Charaktere darauf sind sehr authentisch und nachvollziehbar entworfen.

Im Großen und Ganzen passiert in den ersten beiden Dritteln des Buches nichts Spannendes – das Buch liest sich wie ein Teenager-Liebesroman. Aber dennoch schafft es die Autorin, den Leser zu fesseln. Einfach deshalb, weil die Charaktere so toll gezeichnet sind und es Spaß macht, sie zu erleben. Die Handlung ist abwechslungsreich, die Dialoge sind humorvoll, locker und leicht und das Buch liest sich gut weg.

Während der eigentliche Auftrag der Engel, in Venus Cove für Ordnung zu sorgen und das Böse, das in diesen Ort eindringt, zu verdrängen, zunächst in den Hintergrund gerückt ist, kommt es auf den letzten 100 Seiten des Buches plötzlich zu Entwicklungen, die ein Einschreiten der Engel notwendig machen. Ein Showdown kündigt sich an, bei dem sich die Ereignisse überschlagen und teilweise auch etwas überzogen und abgedreht wirken. So ruhig die Handlung in den ersten zwei Dritteln des Buches war, so temporeich und spannungsgeladen wird sie im letzten Drittel. Für mich waren die Ereignisse stellenweise zu übertrieben und konstruiert. Vermutlich liegt dieser Eindruck gerade daran, dass auf den ersten 450 Seiten so wenig Aufregendes passiert ist. Natürlich kann ich hier nicht verraten, was genau passiert, aber so viel sei schon mal gesagt: Das Böse fährt einige Geschütze auf.

In einigen anderen Rezensionen habe ich Kritik dahingehend gelesen, dass das Buch zu religiös wäre. Das kann ich nicht bestätigen. Sicherlich wird an einigen Stellen das Himmelreich, Gott oder eben die Besonderheit der Engel erwähnt. Aber alles in Maßen und stets passend. Ich habe selbst nur sehr wenig mit Religiosität am Hut und mich haben diese kleinen Details nicht gestört.

Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger und macht total neugierig auf die Fortsetzung. Das erste Kapitel von „Hades“ ist ja bereits mit in diesem ersten Band abgedruckt, aber das macht es nur noch schlimmer. Denn da passiert schon so viel, dass ich nun wirklich gespannt auf die Fortsetzung bin.

Mein Fazit:

„Halo“ besticht vor allem durch seine toll konstruierten Charaktere und die abwechslungsreiche Handlung – allerdings wirkt diese im letzten Drittel etwas zu konstruiert und überladen.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Etwas mühsamer Einstieg

Die Seelen der Nacht
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Der Klappentext verrät ja schon ziemlich viel von der Handlung, aber keine Angst: Er verrät auf keinen Fall zu viel, denn die Ereignisse, die im Klappentext beschrieben werden, finden schon in den ersten ...

Der Klappentext verrät ja schon ziemlich viel von der Handlung, aber keine Angst: Er verrät auf keinen Fall zu viel, denn die Ereignisse, die im Klappentext beschrieben werden, finden schon in den ersten beiden Kapiteln statt: Diana recherchiert in der Bodleian-Bibliothek für ihre Arbeit, stößt dabei auf ein geheimnisvolles Manuskript, von dem eine enorme Energie ausgeht und das ein Geheimnis in sich zu bürgen scheint. Ab diesem Zeitpunkt folgen ihr sämtliche Wesen wie Vampire, Hexen und Dämonen und Diana lernt Matthew kennen, einen umwerfend gutaussehenden Vampir, der ihr jedoch nicht sonderlich sympathisch ist. Zunächst...

Während sich in den ersten beiden Kapiteln die Ereignisse also förmlich überschlagen, geht es in den folgenden Kapiteln wesentlich ruhiger zu. Fast zu ruhig für meinen Geschmack. Matthew und Diana lernen sich besser kennen und es wird schnell klar, dass Diana ihre anfängliche Abneigung gegenüber diesem mysteriösen Vampir auf keinen Fall aufrecht halten kann. Dafür ist er einfach zu interessant. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander und es macht Spaß, sie zu beobachten und zusammen zu erleben. Gleichzeitig hat der Leser so auch die Gelegenheit, die beiden Hauptcharaktere besser kennen zu lernen und man erfährt einiges über ihre Eigenheiten und Besonderheiten. Bei Diana ist besonders interessant, dass sie als Hexe natürlich über magische Fähigkeiten verfügt, diese aber komplett unterdrückt. Es sind bloß Kleinigkeiten, bei denen sie sich durch ihre Magie Unterstützung holt, aber im Wesentlichen lebt sie wie ein ganz normaler Mensch. Von Matthew geht eine ganz tolle Atmosphäre aus. Er ist einfach ein höchst interessanter und mysteriöser Charakter. Besonders auffällig sind seine Stimmungsschwankungen, die er nicht immer im Griff hat...

Leider passiert auf den ersten knapp 150 Seiten sonst nicht viel Aufregendes. Stattdessen drehen sich die Fragen, was es mit dem mysteriösen Manuskript auf sich hat und warum alle Gattungen an mystischen Wesen nun hinter Diana her sind, ständig im Kreis. Antworten erhält der Leser keine und es ist recht mühsam, immer wieder dieselben Spekulationen zu lesen, die ja doch zu keinem Ergebnis führen.

Aber: Es wird besser. Und wie! Nachdem die Geschichte ihre Zeit gebraucht hat, um in Fahrt zu kommen, legt sie auf den folgenden 650 Seiten doch ein enormes Tempo vor. Die Handlung kommt nun richtig in Bewegung, es kommt Spannung auf, das Interesse des Lesers an der Geschichte wird geweckt und das Buch schafft es mit Leichtigkeit, seine Leser zu fesseln. Die Handlung wird vielschichtiger, es kommen viele Nebenstränge hinzu, einige bislang unbeantwortete Fragen werden beantwortet und insgesamt wird die Handlung einfach detailreicher. Die Autorin hat sich viele Kleinigkeiten einfallen lassen, die dem Buch das gewisse Etwas geben. Die Handlung ist durchweg logisch und ausgetüftelt konstruiert. Deborah Harkness versteht es, für Spannung zu sorgen. Aufgrund des Umfangs des Buches hat die Handlung viel Raum, um sich zu entfalten und man merkt einfach, dass die Autorin sich viel Zeit für sämtliche Ereignisse genommen hat.

Dabei ist es aber nicht nur die Handlung, die toll konstruiert ist, mit überraschenden Wendungen aufwartet und enorm detailreich ist, die zu überzeugen vermag. Es sind vor allem die Charaktere, mit denen sich Deborah Harkness sehr viel Mühe gegeben hat. Während Matthew und Diana dem Leser schnell ans Herz wachsen, gelingt dies auch den neuen Figuren, die nach und nach eingeführt werden. Zumindest denen, die "gut" sind. Die "bösen" Charaktere sind aber auch allesamt interessant und lebendig gezeichnet. Das Verhalten der Figuren ist stets authentisch und nachvollziehbar. Das liegt vor allem daran, dass die Charaktere echt sind, dass sie so umfangreich gezeichnet sind, dass man sich in sie hineinfühlen kann und mit ihnen zusammen die Geschichte lebt. Sie werden einfach greifbar und dadurch so wunderbar lebendig.

Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich zwischen Diana und Matthew mehr als nur eine Freundschaft entwickelt. Hach, es gibt in diesem Buch so viele Seufz- und Schmachtszenen - lest es am besten selbst! Das Buch ist stellenweise sooo romantisch und gefühlvoll. Es ist einfach schön. Dabei wahrt die Autorin aber auch stets ein hohes und ansprechendes Niveau und rutscht nicht in den Kitsch ab.

Der Schreibstil der Autorin ist überaus angenehm, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Deborah Harkness schafft es, vor dem inneren Auge des Lesers einen Film ablaufen zu lassen, in dem die Handlung und die Charaktere lebendig werden. Ein feiner Humor sorgt zudem für ein erfrischendes Lesevergnügen.

Mein Fazit:

Der Einstieg in "Die Seelen der Nacht" ist etwa mühsam, aber umso überzeugender ist der Großteil des Buches mit seinen greifbaren und lebendigen Charakteren und seiner spannenden und abwechslungsreichen Handlung.