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Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein wunderschönes und tragikomisches Buch, das tief berührt und sich spielend seinen Platz im Herzen der Leser sichert.

Ein ganzes halbes Jahr
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Louisa, kurz Lou, ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern. Die Familie plagen ziemliche Geldsorgen, da Lous Mutter den Großvater pflegt und Lous Vater ständig mit den Ängsten kämpft, seinen Job zu verlieren. ...

Louisa, kurz Lou, ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern. Die Familie plagen ziemliche Geldsorgen, da Lous Mutter den Großvater pflegt und Lous Vater ständig mit den Ängsten kämpft, seinen Job zu verlieren. Lous Schwester kann leider auch nicht viel zum Familienunterhalt beitragen, da sie sich um ihr Kind kümmern muss. So ist es hauptsächlich Lou, die dafür sorgt, dass Geld in der Familienkasse ist. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, sind die Sorgen groß.

Doch dann bekommt Lou eine Pflegestelle angeboten. Sie soll sich um Will kümmern, der seit einem Unfall vor zwei Jahren im Rollstuhl sitzt und an Tetraplegie leidet. Er kann seine Beine nicht mehr bewegen und die Bewegungsfreiheit seiner Hände und Arme ist sehr stark eingeschränkt.

Widerwillig lässt sich Lou auf dieses Jobangebot ein, aber erst als geklärt ist, dass sie diesen fremden Menschen nicht anfassen muss, ihn vor allem nicht zur Toilette begleiten und waschen muss. Lou ist sich nicht zu fein, solche Bedingungen zu stellen, denn sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und redet oft schneller, als ihr Verstand denkt.

Doch Will bietet ihr Paroli und zeigt ihr schnell, dass der neue Job kein Zuckerschlecken ist. Denn Will ist verbittert, zynisch und oft auch sehr verletzend. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben, das vor dem Unfall so actionreich und spannend war. Will hat alles getan, um seine Grenzen auszutesten. Er hat waghalsige Klettertouren unternommen, Bungee-Jumping war sein Hobby. Und nun muss er erkennen, dass er seine Grenzen tatsächlich erreicht hat. Er vegetiert nur noch vor sich hin, empfindet keine Freude mehr, sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er vernachlässigt sein Äußeres und starrt den ganzen Tag mit leerem Blick aus dem Fenster. Er ist unerreichbar geworden für die schönen Seiten des Lebens. Aber auch für die Menschen um ihn herum. Er lässt kaum jemanden an sich heran und vor allem Lou - die Neue in Wills Leben - hat es besonders schwer. Will ist abweisend, reagiert nicht auf sie, ignoriert sie völlig. Lou ist oft kurz davor, aufzugeben und alles hinzuschmeißen. Doch dann packt sie der Ehrgeiz und sie schafft es tatsächlich, einen Zugang zu Will zu finden. Das kalte Eis, das zwischen ihnen stand, bekommt Risse und Sprünge und taut langsam auf, ebenso wie Will. Langsam gewöhnen sich die beiden aneinander und halten es tatsächlich in der Nähe des anderen aus. Es sind kleine Schritte, die sie aufeinander zu gehen. Und doch merkt man, dass sie miteinander vertraut werden und anfangen, sich zusammen wohl zu fühlen.

Lou muss lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Gepflasterte Bürgersteige stellen auf einmal ein enormes Problem dar und Fahrten mit dem Auto müssen von langer Hand geplant und organisiert werden. Und vor allem müssen sie und auch Will lernen, etwas aus dem einzigen Leben, das sie haben, zu machen.

Jojo Moyes zeichnet ein umfassendes Bild davon, was es heißt, an einen Rollstuhl gefesselt zu sein. Nicht nur für denjenigen, der in diesem Rollstuhl sitzt, sondern auch für alle Menschen um ihn herum. Für seine Pfleger, die versuchen, ihm seinen Tag so angenehm wie möglich zu gestalten. Und für die Familie, die hilflos dabei zusehen muss, wie das eigene Kind immer mehr den Lebensmut verliert. Dabei sind die verschiedenen Charaktere alle so glaubhaft und anschaulich gezeichnet, dass man sich als Leser problemlos in sie und vor allem ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Es wird nachvollziehbar, warum sich die Figuren so und nicht anders verhalten. Jede Person spielt in diesem großen Ganzen eine eigenständige Rolle und steht für die vielen Probleme, die das Leben im Rollstuhl mit sich bringt.

„Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein höchst emotionales und bewegendes Buch mit schönen, aber auch sehr traurigen Momenten. Zusammen mit den Charakteren durchlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle. Die Beschreibung tragikomisch trifft es wohl am besten, denn obwohl es in diesem Roman viele witzige Szenen gibt, bleibt doch immer ein bitterer Beigeschmack.

Der Titel des Buches hat eine ganz besondere Bedeutung und mehr, als dass das halbe Jahr viel zu schnell vorbei ist, soll an dieser Stelle dazu nicht gesagt werden.

Mein Fazit:

Ein wunderschönes und tragikomisches Buch, das tief berührt und sich spielend seinen Platz im Herzen der Leser sichert.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein Buch mit einfach liebenswerten Charakteren, aber einer Handlung, die schnell ins Absurde rutscht.

Zurück nach Hollyhill
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Es hätte so schön sein können. Schon allein das Cover mit seinen Gelb- und Pinktönen fasziniert. Und dazu kommt dieser Klappentext, der so geheimnisvoll und irgendwie niedlich klingt. Aber leider, leider ...

Es hätte so schön sein können. Schon allein das Cover mit seinen Gelb- und Pinktönen fasziniert. Und dazu kommt dieser Klappentext, der so geheimnisvoll und irgendwie niedlich klingt. Aber leider, leider gibt es da diese eine Szene, nach der das Buch eine Kehrtwende um 180 Grad macht und seinen besonderen Reiz verliert.

Aber der Reihe nach:

„Zurück nach Hollyhill“ beginnt sehr direkt und unverblümt. Sofort ist man als Leser mittendrin im Geschehen und nachdem die Hauptfigur Emily, ihre beste Freundin Fee und ihre Großmutter vorgestellt wurden, geht es auch schon los mit der Suche nach dem Dorf, das auf keiner Karte verzeichnet ist. Schade, dass die Einführung nur so kurz ist, denn vor allem Fee ist mit ihrer offenen und direkten Art ein echtes Highlight. Leider hat sie nur einen sehr kurzen Auftritt in diesem Roman. Es wäre sicherlich lohnenswert gewesen, ihr eine größere Rolle in der Handlung zukommen zu lassen.

Emilys Suche nach Hollyhill gestaltet sich ebenfalls eher kurz. Denn in England angekommen, trifft sie schnell auf Matt, diesen gutaussehenden, aber irgendwie komischen Jungen, den man nicht so richtig einschätzen kann. Er führt sie durch das Moor und durch seine Hilfe gelangt sie schließlich nach Hollyhill.

Und dieses Dorf ist einfach toll. Nicht nur Emily, sondern auch der Leser fühlt sich direkt in ein Bilderbuch versetzt, das von Jane Austen gestaltet sein muss. Ein paar Häuser - jedes in einer anderen Farbe - schmiegen sich an die Hauptstraße, ein kleiner Bach schlängelt sich durch den Ort, Brücken führen über ihn zu den Eingangstüren der kleinen Cottages. Alles ist mit Blumen verziert, die Bienen summen darin. Es ist ein kleiner und verträumter Ort, in dem die Zeit irgendwie still zu stehen scheint und in dem man sich sofort wohl fühlt.

Dazu kommen diese zwar total schrulligen, aber überaus liebenswerten Charaktere. Emily tut sich am Anfang sehr schwer damit, sich den Bewohnern von Hollyhill zu öffnen, sie riecht Verschwörungen, wo keine sind, sie verhält sich kühl und reserviert. Zwar hat sie dabei teilweise nicht ganz Unrecht, aber sie übertreibt und interpretiert zu viel in manche Situationen hinein. Dabei sind die Figuren doch allesamt ganz bezaubernd und eben einfach nur liebenswert.

Mit der Ankunft in Hollyhill intensiviert sich auch der Teil des Buches, der ihm einen mysteriösen Touch gibt. Denn Emily hat Matt bereits in ihren Träumen gesehen, bevor sie nach Hollyhill gereist ist. Kannte sie ihn also schon vorher? Und auf das Armband, das sie an ihrem Handgelenk trägt, reagieren die Bewohner des Dorfes mit … Angst? Es verdichten sich nun die Rätsel, einige Fragen werden beantwortet, führen aber zu weiteren Fragen. Und immer noch ist das Buch ganz bezaubernd und wundervoll.

Doch dann kommt sie: Die Szene, die alles ins Gegenteil kehrt.

Da der Klappentext selbst es auch erwähnt, kann es hier ebenfalls beim Namen genannt werden: Eine Entführung findet statt. Wer entführt wird und warum - das soll hier nicht verraten werden. Aber es muss erwähnt werden, dass die Handlung mit dieser Szene sehr stark in das Absurde abrutscht. Es wird einfach nicht deutlich, warum die folgenden Dinge geschehen und wie sie sich in das große Ganze einfügen. Die Zusammenhänge werden einfach nicht mehr klar und es stellen sich zu viele Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Die Handlung bleibt zu oberflächlich, das Verhalten der Charaktere ist nicht mehr nachvollziehbar und es fehlt einfach der Sinnzusammenhang.

Das Ende ist dann allerdings wieder in sich stimmig und rund, deutet dabei gleichzeitig auf zumindest einen weiteren Folgeband hin.

Mein Fazit:

Ein Buch mit einfach liebenswerten Charakteren, aber einer Handlung, die schnell ins Absurde rutscht.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Mit „Entführt in die Dämmerung“ findet die Reihe um das Shadow Falls Camp zu seinen Stärken zurück.

Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung
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Gott sei Dank! C. C. Hunter hat es nach dem eher schwachen zweiten Band der Reihe doch geschafft, wieder mehr Spannung und Abwechslung in diesen dritten Teil zu bringen. Die Handlung konzentriert sich ...

Gott sei Dank! C. C. Hunter hat es nach dem eher schwachen zweiten Band der Reihe doch geschafft, wieder mehr Spannung und Abwechslung in diesen dritten Teil zu bringen. Die Handlung konzentriert sich nicht mehr nur auf die Liebeleien der Hauptcharaktere, sondern es kommt wieder mehr Action ins Spiel. Und zwar auch hier wieder in Form eines Geistes, der eine mysteriöse Nachricht für Kylie hat, die am Anfang noch völlig rätselhaft bleibt, im Verlauf des Buches aber verständlicher und konkreter wird, je weiter die Handlung voranschreitet.

Diesem Teil der Reihe fehlt es zudem auch nicht an einer gewissen Dramatik. Die Ereignisse werden ernster, folgenschwerer und auch gefährlicher. Dadurch ist auch die Spannung in diesem Buch wieder enorm hoch und es lässt sich innerhalb kürzester Zeit lesen, weil die Seiten nur so dahin fliegen.

Natürlich sorgt auch die Suche nach der Antwort auf die Frage, WAS Kylie eigentlich für ein übernatürliches Wesen ist, für unterschwellige Spannung. Aber hier muss sich der Leser gedulden, denn die Antwort darauf erfolgt erst sehr spät und sorgt zudem für noch mehr Fragen, die wohl erst in den Folgebänden beantwortet werden.

„Entführt in der Dämmerung“ beschäftigt sich sehr mit den Familienverhältnissen von Kylie. Hier gibt es ja doch einige Schwierigkeiten, die bereits in den beiden Vorgängern angedeutet wurden. Diese werden nun aufgegriffen und weiter verfolgt, ergeben Zusammenhänge und sorgen nicht zuletzt auch dafür, dass Kylie mehr über sich selbst erfährt.

Natürlich beschäftigt sich die Autorin auch in diesem Band wieder mit den zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere. Aber was in dem vorherigen Teil noch anstrengend und aufgesetzt wirkte, ist hier auf einmal wieder so erfrischend, liebevoll und einfach nur angenehm herausgearbeitet. Es macht wieder Spaß, zusammen mit Kylie, Della und Miranda zu überlegen, wer wohl der Richtige für Kylie ist und ob Miranda endlich Perry eine Chance geben wollte. Die drei Mädchen werden endlich wieder zu sehr guten Freundinnen des Lesers und es macht einfach Spaß, Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie sorgen mit ihrem Humor häufig für Lacher und schaffen mit ihrer Fröhlichkeit und ihrer lockeren Art für ein besonderes Lesevergnügen.

Mein Fazit:

Mit „Entführt in die Dämmerung“ findet die Reihe um das Shadow Falls Camp zu seinen Stärken zurück.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Eine Hommage an das gedruckte Buch, der leider die Emotionen fehlen.

Die Scanner
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Der Ich-Erzähler Rob lebt in einer Welt, in der Wissen jederzeit und kostenlos abrufbar ist. Es ist eine Welt, in welcher der größte Feind der Regierung die Bibliophilen sind, die egoistisch „echte“ Bücher ...

Der Ich-Erzähler Rob lebt in einer Welt, in der Wissen jederzeit und kostenlos abrufbar ist. Es ist eine Welt, in welcher der größte Feind der Regierung die Bibliophilen sind, die egoistisch „echte“ Bücher nur für sich haben wollen und die sich dagegen wehren, dass diese eingescannt und somit der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

Einer dieser Scanner ist Rob, der am Anfang ganze Bibliotheken leer gescannt hat, dem es aber immer schwerer fällt, überhaupt noch „echte“ Bücher aufzuspüren. Rob hat sich nie gefragt, was mit den Büchern passiert, nachdem sie gescannt wurden. Doch er beginnt, Fragen zu stellen, als er auf dem Weg zur Arbeit auf einen alten Mann trifft, der vor seinen Augen ein Buch liest und sich selbst gegen eine hohe Summe Geld weigert, das Buch herauszugeben.

„Die Scanner“ ist ein Roman, der sehr ruhig beginnt, aber sehr ereignisreich endet. Die Handlung selbst lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Bei diesem Buch geht es eher darum, wie man das Gelesene interpretiert. Leider wird der Leser dabei ziemlich allein gelassen.

Man kann zwar durchaus zwischen den Zeilen herauslesen, was der Autor mit diesem Buch sagen möchte, warum er dieses Buch geschrieben hat, was seine Intention ist. Aber das lässt sich mehr erahnen, als dass Robert M. Sonntag konkret aussprechen würde, was ihn bewegt. Das Meiste verliert sich in Andeutungen, die nicht weiter verfolgt werden.

Gleichzeitig ist die Geschichte zu einseitig. Der Autor beschäftigt sich zwar damit, was der Verlust des gedruckten Buches bedeutet, aber bezieht das mehr auf die Menschen, die an der Herstellung eines Buches beteiligt sind - die Autoren, die Übersetzer - oder spricht das Schicksal der Bibliothekare an und thematisiert den Untergang dieser Berufe. Was aber fehlt, ist der Bezug zum Wert eines Buches für die Leser. Denn natürlich sind die Bücher in digitaler Form nach wie vor verfügbar, aber der Gegenstand „Buch“ ist einfach nicht mehr vorhanden. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor die Bedeutung einer Welt ohne Papier umfassender thematisiert hätte. So bleibt das Buch leider eher oberflächlich und zu sachlich und nüchtern. Es fehlt ihm an Emotionen, vor allem an Leidenschaft zum Buch, die das Grundthema aber durchaus hergibt.

Genial ist dagegen wieder der Schluss des Buches, seine Beziehung zum Titel „Die Scanner“ und die Verbindung zwischen den Namen des Autors und des Ich-Erzählers.

Mein Fazit:

Eine Hommage an das gedruckte Buch, der leider die Emotionen fehlen.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein Buch mit zwei Seiten: einer fröhlichen und gefühlvollen und einer konstruierten und oberflächlichen.

Mein Sommer nebenan
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Seit zehn Jahren sind die Garretts die Nachbarn von Samantha und ihrer Mutter. Und seit zehn Jahren macht Samanthas Mutter keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Garretts - diese Großfamilie mit ihren ...

Seit zehn Jahren sind die Garretts die Nachbarn von Samantha und ihrer Mutter. Und seit zehn Jahren macht Samanthas Mutter keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Garretts - diese Großfamilie mit ihren fünf Jungs und drei Mädchen, die immer laut sind, immer ihre Spielsachen im Garten herumliegen lassen, nie den Rasen mähen.

Doch Samantha findet diese chaotische Familie großartig. Heimlich beobachtet sie sie und verfolgt das turbulente Familienleben. Und manchmal wünscht sie sich, auch Teil einer solchen Familie zu sein. Als Jase Garrett sie eines Abends auf ihrem Dachvorsprung besucht, verändert sich Samanthas Leben schlagartig. Sie lernt eine völlig andere Welt kennen: eine Familie, in der alle liebevoll und freundlich miteinander umgehen und in der es immer etwas zu lachen gibt.

Doch mit ihrer Mutter kann Samantha ihre neugewonnene Freude nicht teilen, denn die hat ihr nicht nur den Umgang mit den Garretts verboten, seit sie sieben Jahre alt war, sondern sie hat auch noch genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Vor allem mit dem Wahlkampf, denn auf keinen Fall will sie den Posten als Senatorin der Stadt verlieren.

Während Samantha also auf sich allein gestellt bleibt und ihre Mutter Wichtigeres zu tun hat, verbringt sie immer mehr Zeit bei den Garretts. Zwischen Jase und Samantha entwickelt sich schnell eine Freundschaft, aus der auch schnell mehr wird. Die Gespräche zwischen den beiden wirken am Anfang ziemlich gestellt, aber das verliert sich im Laufe des Buches und macht echten Gefühlen Platz. Die Szenen mit den beiden sind sehr liebe- und gefühlvoll geschrieben und sorgen beim Leser dafür, dass er ebenfalls Schmetterlinge im Bauch spürt und sich ganz in der Romantik zwischen den Figuren, die vollkommen ohne Kitsch auskommt, verliert. Auch das Familienleben der Garretts sorgt für viele schöne und witzige Momente, in denen man sich als Leser einfach nur wohl fühlt und als Teil der Familie betrachtet, so lebendig sind die Beschreibungen der Autorin.

Doch es gibt auch ernste Szenen und die Autorin spricht eine Handvoll an Problemen an, welche die Teenager in diesem Buch beschäftigen. Drogen nehmen dabei einen gewissen Raum ein, aber auch Samanthas Beziehung zu ihrer Mutter wird umfassend thematisiert. Und es kommt ein Moment, da wird alles auf eine Zerreißprobe gestellt, da sind die schönen Szenen vergessen, da war es das auf einmal mit der Romantik, und als Leser fragt man sich unweigerlich, wie das Buch wohl ausgehen wird.

Leider sorgt dieser Moment aber auch dafür, dass sich das Buch selbst von einem wirklich schönen und gefühlvollen Roman in ein oberflächliches und gekünsteltes Werk wandelt. Denn plötzlich steht die Welt völlig Kopf, die Handlung wirkt plötzlich konstruiert, verliert ihren Reiz, konzentriert sich zu sehr auf Intrigen und Lügen und negative Gefühle. Von einer Seite auf die andere macht es nicht mehr so viel Spaß, das Buch zu lesen, kann man sich als Leser nicht mehr zwischen den Seiten verlieren.

Das Ende des Buches macht zwar einiges wett, aber so ganz hinwegtäuschen kann es nicht darüber, dass die Freude am Lesen vor allem im letzten Drittel des Buches immer weniger wurde.

Mein Fazit:

Ein Buch mit zwei Seiten: einer fröhlichen und gefühlvollen und einer konstruierten und oberflächlichen.