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Veröffentlicht am 12.10.2019

Wundervolle Lesestunden!

Die Geschichte von Zoe und Will
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„Die Geschichte von Zoe und Will“ ist kurz nach Erscheinen im letzten Sommer bei mir eingezogen und ich frage mich echt, warum ich das Buch so lange auf meinem SuB habe liegen lassen. Denn hinter diesem ...

„Die Geschichte von Zoe und Will“ ist kurz nach Erscheinen im letzten Sommer bei mir eingezogen und ich frage mich echt, warum ich das Buch so lange auf meinem SuB habe liegen lassen. Denn hinter diesem Buch mit seinem Cover, das vom Original übernommen wurde und das so viel ausdrückt, liegt eine ganz wunderbare und vor allem tiefgründige und gefühlvolle Geschichte. Obwohl es für mich sonst immer ein Pluspunkt ist, wenn sich ein Buch schnell und leicht lesen lässt, ist es hier fast schon schade, denn ich hätte so gerne noch viel mehr Zeit mit Zoe und Will verbracht.

Abwechselnd wird die Geschichte sowohl aus Zoes als auch aus Wills Sicht erzählt und dadurch bekommt der Leser sehr eindringlich die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere vermittelt. Witzigerweise konnte ich fast mehr mit Will mitfühlen als mit Zoe. Bei Will ist es vor allem der Drang, Zoe zu beschützen, der ihn dazu bringt, mit ihr Reißaus zu nehmen. Er würde einfach alles für Zoe tun, sie ist seine echte und wahre und einzige große Liebe. Alles, was er tut, tut er für sie. Er möchte sie beschützen, für sie stark sein, ihr aber gleichzeitig auch helfen, selber stark zu sein. Er möchte ihr ihre Angst nehmen und ihr dabei helfen, all die schlimmen Erinnerungen an ihre Vergangenheit loszuwerden. Wills tiefe Liebe zu Zoe spricht aus jedem Wort, das er an sie richtet, liegt in jedem seiner Blicke und in jeder seiner Gesten. Will ist ein ganz aufrichtiger und treuer Mensch. Nur leider handelt er manchmal sehr impulsiv und bringt sich dadurch in Schwierigkeiten. Und leider bestehen seine Reaktionen manchmal darin, um sich zu schlagen. Und das bringt ihn erst recht in Schwierigkeiten.

Zoe ist die Vernünftige in der Beziehung. Sie hat sich angewöhnt, den Kopf einzuziehen und ihrem Vater aus dem Weg zu gehen. Sie ist unsterblich in Will verliebt und würde mit ihm bis ans Ende der Welt gehen. Doch bei ihr kommen während des Road-Trips schnell Zweifel auf. Sie macht sich Sorgen um das Geld, um ihren Vater, um die Schule, um die Zukunft. Will schafft es zwar meistens, sie aus ihren Grübeleien zu reißen, aber den letzten Funken Zweifel, ob die beiden wirklich das Richtige tun, kann er nicht zum Erlöschen bringen. Und obwohl sich die beiden Teenager so sehr lieben, kommt es dadurch immer wieder zu Spannungen. Beide sind unsicher, können mit ihren Ängsten und ihren überschäumenden Gefühlen nicht richtig umgehen, und verletzen sich dadurch gegenseitig. Die Stimmung ist immer wieder sehr angespannt und die Verzweiflung der Charaktere überträgt sich durch den eindringlichen Schreibstil der Autorin auch direkt auf den Leser. Man möchte den beiden am liebsten irgendwie helfen.

Neben den schwierigen und dramatischen Szenen gibt es aber auch immer wieder Momente puren Glücks. Zoe und Will sind so ein tolles Paar und es hat mir so viel Spaß gemacht, den beiden beim Rumalbern und Flirten zuzuschauen. Manchmal vergessen sie wirklich alles um sich herum und sind einfach nur zusammen, einfach nur glücklich. Sie gehen so liebevoll miteinander um und man merkt als Leser schnell, dass sie einfach zusammengehören. Neben den Szenen in der Gegenwart gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, in denen erzählt wird, wie Zoe und Will sich kennengelernt haben. Dadurch wird die Liebe der beiden noch lebendiger und greifbarer und auch authentischer. Denn es ist keine Liebe auf den ersten Blick, sondern eine Beziehung mit einer Geschichte. Diese unbeschwerten Momente haben nicht nur Zoe und Will, sondern auch mir immer wieder gutgetan.

Ich möchte gar nicht mehr viel sagen, denn die Geschichte von Zoe und Will sollte man einfach selbst erlesen und erleben. Zum Ende würde ich gerne noch ein paar Worte verlieren, aber da ist die Gefahr zu groß, dass ich euch die Spannung nehme. Auf jeden Fall war ich vom Ausgang des Buches sehr überrascht und es ist mir sehr nahegegangen. Aber lest am besten selbst!

Mein Fazit

„Die Geschichte von Zoe und Will“ hat mir durch seine Tiefgründigkeit und Emotionalität wunderbare Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Süße Geschichte

Herzklopfen auf Französisch
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Ich fand „Herzklopfen auf Französisch“ wirklich süß. Mehr aber leider auch nicht. Ich merke in letzter Zeit einfach, dass ich mittlerweile reifere Geschichten bevorzuge. Und Anna mit ihren süßen 17 Jahren ...

Ich fand „Herzklopfen auf Französisch“ wirklich süß. Mehr aber leider auch nicht. Ich merke in letzter Zeit einfach, dass ich mittlerweile reifere Geschichten bevorzuge. Und Anna mit ihren süßen 17 Jahren und ihrer Schwärmerei für den witzigen und gutaussehenden Etienne war eben nicht mehr als süß. Wobei das aber für das Buch durchaus ausgereicht hat, um mich gut zu unterhalten. Aber es gab eben keine dieser Kribbel-Momente, die sich direkt auf den Leser übertragen. Die beiden Hauptfiguren haben zwar schnell Schmetterlinge im Bauch, aber es sind doch sehr unschuldige und vorsichtige Szenen, die sich zwischen ihnen abspielen. Wirklich tiefere Gefühle zeigen sich erst am Ende des Buches und bis dahin erlebt der Leser eine Art „Katz und Maus“-Spiel, bei dem keiner der Charaktere wirklich zu seinen Gefühlen steht und dementsprechend auch kaum wirklich gefühlvolle Szenen vorkommen.

Das Buch lebt weniger von seiner Handlung als vielmehr von seinen Charakteren und den Dialogen. Ich mochte besonders Annas schwarzen Humor. Da sie als Ich-Erzählerin auftritt, bekommt man als Leser auch viel von ihren Gedanken mit und gerade am Anfang des Buches sind diese teilweise doch bitterböse. Und auch der Humor von Etienne hat mir gut gefallen und mich des Öfteren zum Lachen gebracht. Auch wenn sein Humor etwas sauberer ist als der von Anna. Aber die beiden geben echt ein gutes Team ab und ich mochte ihre spritzigen Dialoge. Überhaupt sind die Charaktere in „Herzklopfen auf Französisch“ wirklich sehr interessant gezeichnet und auch die Nebenfiguren haben mir sehr gut gefallen.

Die Handlung des Buches bewegt sich mehr oder weniger auf der Stelle. Ein paar Höhepunkte hat die Autorin eingebaut, aber diese sorgen nicht für Spannung, sondern lenken eher vom gewöhnlichen Schulalltag ab. Denn um diesen dreht sich das Buch hauptsächlich, mitsamt den gewöhnlichen Problemen eines Teenagers: Startschwierigkeiten in einer fremden Stadt, Zickereien, Probleme mit der besten Freundin, Ärger mit den Lehrern. Wirklich überraschend sind die Ereignisse nicht, sondern an manchen Stellen sogar ziemlich vorhersehbar. Dabei schlägt die Autorin neben all dem Witz und Humor durchaus auch mal ernstere Töne an, was die Handlung authentisch macht. Denn natürlich kann im Leben nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen sein.

Die Eindrücke von Paris fand ich toll. Es dauert zwar ein paar Tage, bis Anna endlich mal ihr Wohnheim verlässt und sich die Stadt ansieht. Aber dafür wird diese dann sehr romantisch und mit Blick für's Detail beschrieben. Es sind weniger die romantischen Straßen-Cafes, sondern dafür die Programmkinos und Sehenwürdigkeiten, die Anna besucht. Wer Paris bereits kennt, wird die wichtigsten Orte bestimmt anhand von Annas Beschreibungen wiedererkennen.

Mein Fazit

Eine sehr süße Geschichte mit liebevollen Charakteren, bei der mir leider die Kribbel-Momente etwas gefehlt haben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Sehr unterhaltsam

Die Luna-Chroniken 2: Wie Blut so rot
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Nachdem ich „Wie Monde so silbern“ schon so toll fand, war schnell klar, dass ich auch „Wie Blut so rot“ lesen muss. Und schon jetzt freue ich mich auf „Wie Sterne so golden“, das wohl im Herbst 2014 bei ...

Nachdem ich „Wie Monde so silbern“ schon so toll fand, war schnell klar, dass ich auch „Wie Blut so rot“ lesen muss. Und schon jetzt freue ich mich auf „Wie Sterne so golden“, das wohl im Herbst 2014 bei Carlsen erscheinen wird. Die Bücher bieten einfach gute Unterhaltung, auch wenn sie keine Bestnoten von mir bekommen haben. Aber ich finde die Idee hinter den Büchern einfach toll, mir gefällt die Umsetzung und auch die Aufmachung finde ich klasse.

In „Wie Blut so rot“ werden zwei Erzählstränge parallel erzählt. Denn es geht in diesem zweiten Teil nicht nur um Scarlet und ihre verschwundene Großmutter. Sondern auch Cinders Geschichte wird weitererzählt. Die beiden Stränge werden abwechselnd weiterverfolgt, aber es kommt im Verlauf des Buches auch ein Punkt, an dem sie sich berühren und verbinden. Besonders toll konstruiert fand ich hier, wie die beiden Handlungsstränge zusammenhängen. Es gab beim Lesen einen Moment, da hat es bei mir „Klick“ gemacht. Vielleicht hätte man auch schon früher darauf kommen können, bei mir hat es jedenfalls etwas gedauert. Aber umso größer war die Überraschung für mich. Während ich die Handlung in „Wie Monde so silbern“ doch recht vorhersehbar fand, kann ich das von „Wie Blut so rot“ nicht behaupten. Es gibt hier wirklich einige Wendungen und Entwicklungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte.

Auch finde ich die Thematik in „Wie Blut so rot“ ernster. Klar, Cinder hatte auch kein leichtes Leben. Aber Scarlet vermisst nicht nur ihre Großmutter, sondern hat auch noch schwer mit ihrem Vater zu kämpfen. Hier gab es einige Szenen, die mich wirklich sehr berührt haben und bei denen ein sehr ernster Unterton mitschwingt. Aber es gab auch lustige Szenen, die mich zum Lachen gebracht haben. Vor allem ein neuer Charakter hat bei mir für Begeisterung gesorgt: Kadett Thorne. Ähm, Entschuldigung, Kapitän Thorne. Natürlich. :wink: Dieser Typ ist einfach nur klasse und lockert die Handlung ungemein auf. Aber ich mochte auch die neue weibliche Hauptfigur Cinder total. Bei Wolf war ich mir von Anfang nicht so sicher, wie ich ihn einschätzen sollte. Und er hat auch für einige Verwirrung gesorgt.

Zwischendurch gab es für mich ein paar kleinere Längen und Momente, in denen die Handlung auf der Stelle stehen blieb oder einfach nicht schnell genug für mich voran ging. Aber im Großen und Ganzen hat mich „Wie Blut so rot“ wieder sehr gut unterhalten. Zum Teil sind die Entwicklungen wieder sehr politisch angehaucht, aber das war ja schon im ersten Band so. Und da die Handlung des ersten Teils fortgeführt wird, war das ja abzusehen. Dadurch hat mich der Erzählstrang um Scarlet mehr begeistert, weil er einfach lebensnaher war und viel bewegender.

Mein Fazit

„Wie Blut so rot“ ist ernster als „Wie Monde so silbern“, bietet aber vor allem durch den neu eingeführten Charakter Kapitän Thorne sehr unterhaltsame Momente.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein sehr bewegendes Buch

Das Licht zwischen den Meeren
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Ich liebe Leuchttürme. Ich finde es so faszinierend, wie sie unerschütterlich den Naturgewalten trotzen und dabei so zerbrechlich wirken. Das Leben als Leuchtturmwärter stelle ich mir total spannend, aber ...

Ich liebe Leuchttürme. Ich finde es so faszinierend, wie sie unerschütterlich den Naturgewalten trotzen und dabei so zerbrechlich wirken. Das Leben als Leuchtturmwärter stelle ich mir total spannend, aber auch ziemlich einsam vor. Und deshalb musste ich einfach „Das Licht zwischen den Meeren“ lesen, um zu erfahren, wie die Vorstellungen der Autorin von einem Leben als Leuchtturmwärter aussehen.

Und tatsächlich ist es eine Mischung aus Abenteuer und Einsamkeit, die sich aus dem Buch herauslesen lässt. Besonders eindringlich beschreibt die Autorin dabei die Handlungsumgebung. Die kleine Insel Janus Rock ist völlig abgeschieden von der Außenwelt, hier herrschen Stürme oder wunderbarstes Sonnenwetter. Nur ab und zu kommt ein Versorgungsboot vorbei und Tom und seine Frau Isabel können mit der kleinen Besatzung kurz einen Plausch halten. Doch sobald das Schiff ablegt, sind die beiden wieder allein. Ein romantischer Gedanke, der jedoch schnell dem Alltag Platz macht. Aber nicht zuletzt sind es die Routine und der immer gleiche Tagesablauf, die die Einsamkeit ertragen lassen. Dazu gehört auch, dass sich Tom als Leuchtturmwärter an gewisse Vorgaben und Regeln hält. Das gelingt ihm mühelos, bis eines Tages das Boot angespült wird. Und mit ihm ein toter Mann sowie ein neugeborenes Baby.

Dieses Ereignis wirft alles über den Haufen und das Drama, das sich schon von Anfang an angekündigt hatte, nimmt seinen Lauf. Tom und Isabel vertreten zunächst die beiden gegensätzlichsten Positionen, die es bei der Beantwortung der Frage, wie man sich nun verhalten soll, geben kann. Isabel ist sofort klar, dass sie das Kind behalten möchte. Ja, sogar behalten muss. Denn nach den vielen Fehlgeburten gibt es kaum noch Hoffnung auf den Nachwuchs, den sich beide so sehr wünschen. Und Tom will den Vorfall am liebsten sofort melden. Was ist, wenn die Ehefrau und Mutter der beiden Schiffbrüchigen noch lebt? Doch das kleine Geschöpf, das schnell den Namen Lucy bekommt, bringt so viel Liebe und Wärme auf die einsame Insel, dass Tom es nicht übers Herz bringt, den Vorfall zu melden. Noch nie hat er seine Frau so glücklich gesehen, und auch er selbst kann sich der Macht des Babys nicht entziehen.

Und vielleicht hätte auch alles gut werden können, wenn Tom und Isabel nicht erfahren hätten, dass die Mutter des Kindes noch lebt und jeden Tag bei der Polizei nachfragt, ob es Neuigkeiten bezüglich der Suche nach ihrer Tochter gibt. Denn plötzlich kommen Tom Gewissensbisse. Während Isabel der Meinung ist, dass man nun eh nicht mehr viel machen könne, ist Tom hin und her gerissen zwischen seiner Liebe zu Isabel und dem Kind und seinem schlechten Gewissen, einer anderen Frau das Kind genommen zu haben. Und so trifft er eines Tages eine Entscheidung, die eine große Tragödie in Gang bringt. Und die dazu führt, dass er, Isabel und das Kind die Insel verlassen müssen.

Bis zu diesem Punkt stand für mich fest, dass das Buch wohl die volle Punktzahl von mir bekommen würde. Die Seiten flogen nur so dahin und ich war total gefesselt von der Handlung und auch der Erzählweise der Autorin. Diese ist zwar teilweise etwas oberflächlich und die Jahre vergehen so schnell, dass man sich manchmal fragt, ob es da nicht mehr nennenswerte Ereignisse gab. Aber die Kurzweiligkeit hat mir eigentlich auch sehr gut gefallen und die Geschichte an sich war sowieso fesselnd. Ab diesem Moment aber, wo die Szenerie von der Insel aufs Festland wechselt, hat meine Begeisterung für das Buch doch nachgelassen. Irgendwie habe ich die Eintönigkeit des Insellebens vermisst. Auch wenn es vielleicht widersprüchlich klingt, kamen für mich jetzt Längen beim Lesen auf, obwohl die Handlung nun abwechslungsreicher ist als auf der Insel. Ich kann es nicht richtig erklären, aber teilweise wurde mir plötzlich unnötig um den heißen Brei herum geredet, was ich so aus der ersten Hälfte des Buches gar nicht kannte. Außerdem wurde mir Isabel zunehmend unsympathischer. Ich mochte Tom von Anfang an lieber, während ich Isabel nur ganz nett fand. Aber ab der zweiten Hälfte des Buches habe ich fast eine Abneigung gegen sie entwickelt, weil sie sich so unvernünftig verhalten hat. Das Ende des Buches hat mich dann aber wieder versöhnt. Hier hat die Autorin einen sehr schönen Ausklang gefunden.

„Das Licht zwischen den Meeren“ hat mich zwar nicht zu Tränen gerührt, aber es ist ein sehr emotionales Buch, das vor allem auf der moralischen Ebene sehr berührt. Als Leser mag man gar nicht so richtig entscheiden, auf welcher Seite man steht. Die Positionen der einzelnen Figuren werden aber auch sehr nachvollziehbar dargestellt und es fällt schwer, zwischen „Richtig“ und „Falsch“ zu unterscheiden.

Mein Fazit

„Das Licht zwischen den Meeren“ ist ein vor allem auf emotionaler Ebene sehr bewegendes Buch, dem zwischen drin etwas die Luft ausgeht, das zum Ende hin aber wieder Atem holt und noch mal kräftig Platz für ein versöhnliches Ende macht.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Eine ganz besondere Leseerfahrung

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
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“Wie viel Leben passt in eine Tüte?” – der Titel für dieses Buch könnte wohl kaum treffender gewählt sein. Er ist nicht nur originell, sondern passt auch noch perfekt zum Inhalt. Als ich gesehen habe, ...

“Wie viel Leben passt in eine Tüte?” – der Titel für dieses Buch könnte wohl kaum treffender gewählt sein. Er ist nicht nur originell, sondern passt auch noch perfekt zum Inhalt. Als ich gesehen habe, dass das Buch im Gabriel Verlag erschienen ist, hatte ich die Vermutung, dass es sich um ein religiös angehauchtes Buch handeln könnte. Aber das hat sich nach dem Lesen nicht bestätigt, obwohl beim Gabriel Verlag auch viele religiöse Bücher erschienen sind / erscheinen. Die Aufmachung des Buches finde ich ebenfalls ganz besonders. Die Buchstaben des Titels auf dem Schutzumschlag sind ausgestanzt und darunter scheint der Einband des Buches durch. Das habe ich so bislang noch bei keinem anderen Buch gesehen und finde es ebenfalls sehr originell. Da hat sich der Verlag wirklich etwas einfallen lassen.

Der Roman gliedert sich in 40 Kapitel, die als Überschrift jeweils einen Songtitel und den Namen des Künstlers tragen. Die ausgewählten Lieder passen nicht nur zu den Ereignissen der jeweiligen Kapitel, sondern ergeben fast ganz am Ende sogar noch einen viel größeren Sinn, den ich aber an dieser Stelle natürlich nicht verraten werde. :wink: Geschrieben ist “Wie viel Leben passt in eine Tüte?” in der Vergangenheitsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Rose.

Die Handlung des Buches umfasst noch viel mehr als “nur” die Trauerbewältigung von Rose. Denn auch ihr Vater und ihr Bruder leiden natürlich sehr unter dem Verlust der Ehefrau bzw. Mutter. Und leider hat Roses Vater einen ganz bestimmten Weg gefunden, mit seinem Schmerz umzugehen. Rose muss lernen, die Verantwortung für ihn zu übernehmen, da er selbst keine Kraft hat und einen verzweifelten Ausweg aus seiner Trauer sucht. Zum Glück bleibt Rose damit nicht lange allein, denn ihre Großmutter und gleichzeitig Mutter von Roses Vater taucht unerwartet auf, um das Familienleben wieder ins rechte Lot zu rücken. Sie ist eine tolle Figur und ich habe sie von Anfang an gemocht, auch wenn sie nicht ganz einfach ist. Überhaupt sind die Figuren in diesem Buch allesamt sehr liebevoll und detailreich gezeichnet. Jeder Charakter ist sehr greifbar und lebendig und baut eine gewisse Beziehung zu dem Leser auf. So ist es auch bei Roses Freundinnen, die versuchen, sie wieder in den gewöhnlich Alltag des Schullebens zu integrieren und sie auch mehr in ihre Freizeitaktivitäten einzubeziehen. Bislang hat sich Rose sehr zurückgezogen und viel Zeit zu Hause verbracht. Aber nach und nach merkt sie, wie wichtig es ist, Freunde zu haben und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das war wirklich sehr schön zu beobachten. Vor allem, weil Roses Freundinnen einfach nur Gold wert sind und mich stellenweise mit ihren Aktionen zum Lachen gebracht haben.

Obwohl dieses Buch doch sehr gefühlvoll ist und vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene viel passiert, war es mir stellenweise doch zu oberflächlich. Ich hätte mir an manchen Stellen doch mehr Erklärungen oder Hintergrundinformationen gewünscht. Roses Mutter, die nur indirekt eine Rolle in diesem Buch spielt, hätte ich gerne näher kennengelernt, vielleicht durch mehr Rückblicke in die Vergangenheit. Ich kann verstehen, warum sie nur selten in Gesprächen erwähnt wird – denn natürlich fällt es Rose und ihrer Familie nach ihrem Tod sehr schwer, über sie zu reden. Aber irgendwie ist sie doch eine so wichtige Figur in diesem Buch, dass ich gerne mehr über sie erfahren hätte.

Stellenweise war mir die Handlung dann auch etwas zu vorhersehbar. Wirklich überraschend kommt die Liebe zwischen Will und Rose nun wirklich nicht. Und auch der dramatische Schnitt in der Geschichte, der einen Keil zwischen die beiden treibt, kommt nicht gerade unerwartet. Aber es gibt auch Szenen in diesem Buch, die ich SO nicht erwartet hätte und die die vorhersehbaren Szenen wieder ausgleichen.

Ich glaube, dass das Buch leicht auto-biographisch angehaucht ist, denn in ihrer Danksagung erwähnt Donna Freitas, dass sie sich wünscht, ihre Mutter hätte dieses Buch lesen können. Das macht die Leseerfahrung irgendwie noch besonderer und emotionaler.