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Veröffentlicht am 12.10.2019

Total interessantes Buch!

Draußen wartet die Welt
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„Draußen wartet die Welt“ habe ich schon vor einer ganzen Weile in der Verlagsvorschau entdeckt, aber irgendwie hat es mich auf Anhieb nicht so richtig angesprochen. Das Cover fand ich zwar schon immer ...

„Draußen wartet die Welt“ habe ich schon vor einer ganzen Weile in der Verlagsvorschau entdeckt, aber irgendwie hat es mich auf Anhieb nicht so richtig angesprochen. Das Cover fand ich zwar schon immer richtig toll, aber der Klappentext klang für mich nicht überzeugend oder interessant genug. Je näher der Erscheinungstermin des Buches dann aber rückte, umso öfter ist es mir auch über den Weg gelaufen. Und immer wieder habe ich mir dabei den Klappentext durchgelesen. Bis es irgendwann einfach „Klick“ gemacht hat und sich meine Einstellung total gedreht hat: Auf einmal fand ich den Klappentext total spannend und hatte das Gefühl, dieses Buch einfach unbedingt lesen zu müssen. Mir ist das bisher noch bei keinem anderen Buch so gegangen. Aber eins steht fest: Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht, denn „Draußen wartet die Welt“ war ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und das mir richtig gut gefallen hat.

Über die Amischen habe ich bislang noch kein Buch gelesen und mit „Draußen wartet die Welt“ habe ich mich daher in eine für mich fremde Welt begeben. Witzig eigentlich, weil das Buch ja die umgekehrte Geschichte erzählt: Eliza verlässt ihre Welt der Amischen, um für eine gewisse Zeit in der „normalen“ Welt zu leben. Aber genau das ist der Punkt bei diesem Buch: Es fühlt sich gar nicht so an, als müsste man Eliza „unsere“ Welt erklären, sondern genau das Gegenteil ist für mich der Fall gewesen. Es kam mir eher so vor, als würde Eliza mir die Augen öffnen und mir erklären, wie lebenswert „ihre“ Welt ist. Am Anfang ist es zwar schon so, dass Eliza viele Sachen entdeckt, die sie aus ihrem Leben bislang einfach noch nicht kannte. Reißverschlüsse und Knöpfe sind da auf einmal total faszinierend und ein Telefon fast so etwas wie Zauberei. Dementsprechend witzig sind stellenweise die Situationen, in die sich Eliza teilweise selbst bringt. Aber es ist nicht so, als würde man dann über sie und ihre Unerfahrenheit lachen. Sondern Eliza ist da echt total locker und lacht über sich selbst. Man macht sich nicht über sie lustig, sondern lacht mit ihr zusammen. Der Autorin ist es hier wirklich wunderbar gelungen, eine Brücke zwischen zwei total verschiedenen Welten zu bauen, ohne mit Vorurteilen zu spielen. Es gibt hier einfach kein „Richtig“ oder „Falsch“, kein „Gut“ oder „Schlecht“.

Irgendwie ist es doch ein gewisses Geben und Nehmen, das stattfindet, denn Eliza lernt nicht nur die Vorteile der modernen Welt kennen, sondern sowohl die Figuren im Buch als auch man selbst als Leser lernt Einiges von Eliza. Es ist vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Hilfsbereitschaft, die Stärke der Gemeinschaft, die verdeutlicht wird. Mein Interesse an der Lebensweise und Kultur der Amischen wurde durch dieses Buch total geweckt und ich möchte mich damit auf jeden Fall noch mehr auseinandersetzen.

Wie der Klappentext es bereits andeutet, mangelt es diesem Buch nicht an einer Liebesgeschichte. Die fand ich echt süß, denn Eliza und Joshua geben ein niedliches Paar ab. Aber vor allem sorgt die Liebesbeziehung auch für ein gewisses Konfliktpotenzial, denn am Ende des Sommers wird Eliza sich entscheiden müssen, ob sie in der modernen Welt bleibt oder in „ihre“ Welt zurückkehrt. Vor allem am Ende des Buches habe ich dann sehr stark einen Stimmungswechsel gespürt, der mir nicht gut gefallen hat. Ich bin zwar mit der Auflösung des Buches zufrieden, aber es gab für mich einen deutlich wahrnehmbaren Moment, in dem die Atmosphäre sehr stark gekippt ist und für mich zur Folge hatte, dass sich das Buch nicht mehr so angenehm lesen ließ wie zuvor. Das sorgt in meiner Bewertung aber nur für einen geringen Punktabzug.

Nicht nur Elizas Geschichte wird in „Draußen wartet die Welt“ erzählt, sondern auch die Geschichte ihrer Mutter bzw. die Geschichte von Elizas Familie. Denn hinter einem dünnen Tagebuch und einem kurzen Brief von Elizas Mutter steckt sehr viel mehr, wie sich im Verlauf der Handlung zeigen wird. Das gibt dem Buch die nötige Abwechslung, da sich dadurch eben nicht alles um Eliza, ihre Beziehung zu Josh und ihre Entscheidung am Ende des Sommers dreht.

Wie gesagt, mit der Auflösung des Buches bin ich sehr zufrieden. Ich hätte mir stellenweise allerdings etwas mehr Dramatik gewünscht. Manchmal kam es mir so vor, als würde etwas über die Probleme hinwegsehen bzw. als würden diese zu schnell gelöst. Deshalb ist mir die Auflösung etwas zu sehr „Friede-Freude-Eierkuchen“.

Mein Fazit

Durch Elizas Augen unsere moderne Welt zu sehen hat mir selbst ein wenig die Augen geöffnet und bringt mich dazu, unbedingt noch mehr über das Leben der Amischen erfahren zu wollen.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich freue mich auf die Fortsetzungen

Weil ich Layken liebe
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Schon nach den ersten Zeilen war ich total gefangen vom Schreibstil der Autorin. Und nach ungefähr 40 Seiten habe ich mir spontan die komplette Trilogie im Original bestellt. Als gedruckte Bücher, damit ...

Schon nach den ersten Zeilen war ich total gefangen vom Schreibstil der Autorin. Und nach ungefähr 40 Seiten habe ich mir spontan die komplette Trilogie im Original bestellt. Als gedruckte Bücher, damit ich sie in mein Regal stellen kann. :wink: Denn schon in der Übersetzung finde ich Colleen Hoovers Art zu schreiben einfach nur genial. Sie malt so tolle Bilder, ihre Sprache ist so eindringlich und poetisch. Wie toll muss sich diese Reihe dann erst im Original lesen lassen?! Ich bin sonst echt nicht so spontan und bestelle mir die Folgeteile schon, bevor ich überhaupt den ersten Band einer Reihe beendet habe. Aber hier kam es einfach über mich und vor ein paar Tagen durfte ich dann alle drei Bücher in unserer örtlichen Buchhandlung abholen. (Übrigens habe ich mir zusätzlich noch den ersten Band einer weiteren Reihe der Autorin geleistet: „Hopeless“.) Und jetzt freue ich mich schon total darauf, „Weil ich Layken liebe“ noch mal im Original zu lesen. Und ich glaube, ich werde mich endlich dazu überwinden, mir die besonders schönen Stellen mit einem Textmarker zu markieren. Ich denke, bei diesem Buch lohnt sich das echt und am Ende wird es bestimmt total bunt aussehen.

Denn zum Einen sind es die großartigen Zitate aus Songtexten der Avett Brothers, die jedem Kapitel vorangestellt sind, die mich total begeistert haben. Und dazu kommt dann diese tiefgründige, gefühlvolle und einfach wundervolle Handlung mit diesen so großartigen Charakteren. Und besonders erwähnen muss ich hier auf jeden Fall, dass nicht nur die Hauptfiguren Will und Layken einfach ganz toll gezeichnet sind, sondern auch die Nebencharaktere echt überzeugen. Eddie zum Beispiel, Laykens beste Freundin! Ich hätte auch gerne eine Eddie in meinem Leben. :wink: Aber da gibt es noch so viel mehr Figuren, die so liebenswert sind. Nicht zu vergessen nämlich auch Laykens kleiner Bruder, der sein Leben manchmal gerne rückwärts lebt. Schon allein diese Idee und wie sie umgesetzt wurde (Ich sage nur: Pizza!) finde ich einfach großartig und macht dieses Buch so besonders. Es sind so viele Kleinigkeiten, die ich so noch in keinem anderen Buch gesehen habe.

Richtig gut gefallen hat mir auch, wie das Thema „Poetry Slam“ in das Buch eingebaut wurde. Ich habe diese Veranstaltung auch erst vor Kurzem durch ein Video von Julia Engelmann entdeckt und war sofort Feuer und Flamme. Ich finde es toll, wenn Menschen mit Sprache umgehen und dadurch Menschen begeistern können. Und deswegen passt das Thema auch so gut zu diesem Buch, weil Colleen Hoover einfach ihre Sprache beherrscht und ganz bestimmt eine tolle Slammerin wäre.

„Weil ich Layken liebe“ ist durch und durch ein sehr emotionales Buch, wobei es sowohl positive als auch negative Gefühle in dieser Geschichte gibt. Als Leser erlebt man zusammen mit den Charakteren ein wahres Wechselbad an Emotionen und ich habe bislang noch nicht viele Bücher gelesen, die mich so in eine Achterbandfahrt der Gefühle geworden haben. Unterstützt wird das Ganze durch Colleen Hoovers Art zu schreiben oder vielmehr Laykens Art zu erzählen. Denn Layken ist einfach eine tolle Ich-Erzählerin: herrlich ironisch, herrlich ehrlich, herrlich direkt.

Am Ende ziehe ich dann schweren Herzens doch einen halben Punkt in meiner Bewertung ab. Denn zwischendurch gab es doch den ein oder anderen Moment, in dem das hohe Niveau etwas nachgelassen hat. Ich könnte das jetzt an keiner bestimmten Episode festmachen, aber wenn ich an die Zeit zurückdenke, die ich mit dem Buch verbracht habe, muss ich doch sagen, dass meine Begeisterung zwischendurch etwas nachgelassen hat. Nicht viel, aber doch genug, um nicht mehr die volle Punktzahl vergeben zu können.

Ich freue mich aber total darauf, das Buch noch mal im Original zu lesen und anschließend auch die Teile 2 und 3 der Reihe. Ich bin gespannt, was mich da noch erwartet.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich freue mich auf die Fortsetzungen

First Comes Love
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Von Katie Kacvinsky habe ich “Die Rebellion der Maddie Freeman” und auch die Fortsetzung “Maddie – Der Widerstand geht weiter” gelesen und fand beide Bände echt toll. Seitdem stand auch “Dylan & Gray” ...

Von Katie Kacvinsky habe ich “Die Rebellion der Maddie Freeman” und auch die Fortsetzung “Maddie – Der Widerstand geht weiter” gelesen und fand beide Bände echt toll. Seitdem stand auch “Dylan & Gray” auf meiner Wunschliste, aber mit eher geringer Priorität. Ich fand den Klappentext ganz süß, aber das Buch hat mich nicht so sehr gereizt, dass ich es unbedingt sofort kaufen und lesen musste.

Dann habe ich das Buch allerdings im Rahmen einer Wander-Notizbuch-Runde zu lesen bekommen. Und ich kann den Organisatoren dieser Runde gar nicht oft genug dafür danken, dass sie das Buch auf die Reise geschickt haben. Denn sonst wäre das Buch womöglich irgendwann auf meiner Wunschliste versauert und mir wäre eine großartige Lektüre entgangen.

Denn ich habe “Dylan & Gray” echt von der ersten Seite an geliebt. Es gibt ja so Bücher, da fällt der Einstieg schwer oder er fällt nur mäßig aus. Aber Katie Kacvinsky hat mich sofort mit den ersten Sätzen gepackt und irgendwas in mir total berührt. Ihr Schreibstil ist einfach total eindringlich und ich hatte das Gefühl, dass es der Autorin gelingt, mit wenigen Worten total viel auszudrücken. Sie hat mich einfach abgeholt und mitgenommen auf eine gefühlvolle und bewegende Reise.

Dylan und Gray kommen beide als Ich-Erzähler zu Wort, wobei sie sich dabei meist mit jedem neuen Kapitel abwechseln, teilweise wechselt der Erzähler aber auch innerhalb eines Kapitels. Beide könnten vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein: Gray ist ein Einzelgänger, der sich von seiner Außenwelt abgeschottet hat. Er hat nach einem tragischen Ereignis in seinem Leben eine Mauer um sich herum errichtet, hinter die er nicht blicken lässt. Er hat seine früheren Hobbys und Freunde aufgegeben und lebt so vor sich hin. Dylan dagegen ist ein totales Energiebündel. Sie ist chaotisch, laut, verrückt, spontan. Sie genießt das Leben in vollen Zügen und lebt jeden Tag, als wäre es ihr letzter. Dylan trägt für ihr Alter unglaublich viel Weisheit im Herzen, aber sie hat so Recht mit ihren Ansichten. Ich wünschte, ich wäre ein bisschen mehr wie sie. Würde spontaner sein, weniger nachdenklich, weniger normal. Denn Dylan hat erkannt, dass man nur einmal lebt und dass man Chancen ergreifen muss, wenn sie sich bieten.

Und als Dylan und Gray eines schönen Tages aufeinandertreffen, ist da sofort eine magische Anziehung zu spüren, gegen die sie sich nicht lange wehren können. Sie beginnen, ihre Freizeit miteinander zu verbringen und lernen sich dabei immer besser kennen. Und schließlich auch lieben. Doch Dylan ist nur den Sommer über in Phoenix, es drängt sie schon weiter zum nächsten Abenteuer. Und am Ende einer wundervollen Zeit müssen beide entscheiden, wie es für sie weitergehen soll.

Besonders überzeugen konnte mich das Buch dadurch, dass sowohl Dylan und Gray als auch ihre Beziehung zueinander eine total authentische und realistische Entwicklung durchmachen. Es gibt hier keine Liebe auf den ersten Blick, sondern eine Freundschaft, die Stück für Stück wächst und schließlich zur Liebe heranreift. Das geschieht trotz der begrenzten Seitenzahl des Buches tatsächlich nicht Schlag auf Schlag, sondern es passiert sehr viel, das diese Entwicklung rechtfertigt. Und auch die Persönlichkeiten von Dylan und Gray entwickeln sich. Sie passen sich einander an und alle beide müssen Positionen und Eigenschaften aufgeben, Kompromisse schließen und lernen, sich auf den Partner einzulassen.

Das Buch beinhaltet ein paar kleine Road-Trip-Elemente, denn gemeinsam entdecken Dylan und Gray nicht nur Phoenix, sondern auch die nähere Umgebung und auch das sechs Stunden entfernte L.A. Katie Kacvinsky versteht es dabei echt meisterlich, mit ihren großartigen Beschreibungen Fernweh zu wecken. Durch diese vielen Trips, die die beiden unternehmen, ist das Buch sehr abwechslungsreich und die Handlung bewegt sich buchstäblich von der Stelle. :wink: Und stets ist da dieses besondere Gleichgewicht zwischen ereignisreicher und ruhiger Handlung. Denn noch vielmehr als von den gemeinsamen Entdeckungen lebt dieses Buch von den Gesprächen, die Dylan und Gray miteinander führen.

Wie gesagt, habe ich dieses Buch als Notizbuch gelesen und es gab so so viele Stellen, die ich markiert, kommentiert und mit Herzchen versehen habe. Vor allem die Herzchen dominieren, denn das Buch beinhaltet so viele wunderschöne Sätze, Momente und Aussagen. Katie Kacvinsky bringt durch die beiden Ich-Erzähler so vieles genau auf den Punkt und findet dabei so schöne Worte, malt so wundervolle Bilder mit ihrer Sprache. Dylan und Gray philosophieren über Gott und die Welt, das Leben an sich, Musik, Sport, Zukunft, Vergangenheit. Und dabei haben sie mich total nachdenklich gemacht, denn gerade die Frage nach dem Sinn des Lebens klingt immer wieder an und Dylan hat viele gute Antworten parat.

Ich bin einfach begeistert davon, wie ausdrucksstark dieses Buch ist und wie gefühlvoll es ist, ohne kitschig zu sein.

Und doch “muss” ich am Ende einen halben Punkt in meiner Bewertung abziehen. Denn ganz im Gegensatz zu der sonst so poetischen Sprache standen für mich ein, zwei Szenen, in denen es um das Liebesleben von Dylan und Gray geht und Katie Kacvinsky sehr klare Worte findet, um es mal vorsichtig auszudrücken. :wink: Für mich hat das einfach nicht zu dem Buch und auch nicht zu den Charakteren gepasst und dadurch haben mich diese Szenen bzw. die Ausdrucksweise in diesen Szenen etwas gestört.

Ich freue mich sehr, dass die Reise mit Dylan und Gray noch nicht zu Ende ist, denn dieses Buch war der erste Teil einer Trilogie. Zwar sind die beiden Nachfolger noch nicht ins Deutsche übersetzt, aber das macht mir nichts aus, denn ich muss dieses Buch einfach noch mal im Original lesen, dann ist das Leseerlebnis bestimmt noch intensiver. Und Band 2 und 3 bestelle ich mir dann auch gleich noch mit.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Eher für jüngere Leser geeignet

Funkensommer
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Wenn ich an die Sommer meiner Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das Gefühl von Freiheit. Völlig unbeschwert in den Tag hinein leben, keine Gedanken an die Schule oder die Zukunft verschwenden, ...

Wenn ich an die Sommer meiner Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das Gefühl von Freiheit. Völlig unbeschwert in den Tag hinein leben, keine Gedanken an die Schule oder die Zukunft verschwenden, die Tage mit Freunden im Freibad verbringen, draußen sein, bis es dunkel wird, und dabei die laue Sommerluft genießen, sich manchmal langweilen - das sind Szenen, die dann vor meinem geistigen Auge auftauchen. Und wenn es Juni wird und der Sommer das Jahreszeiten-Regiment übernimmt, sind es vor allem sommerliche Bücher, für die mein Leser-Herz pocht. Denn durch sie wird es mir ermöglicht, noch einmal einen völlig unbeschwerten Kindheits- oder Jugend-Sommer zu erleben, zusammen mit den Charakteren der jeweiligen Geschichten, und in den eigenen Erinnerungen zu schwelgen.

Michaela Holzingers Buch „Funkensommer“ kam mir daher in den letzten Tagen gerade recht. Schon allein das sommerliche Cover lädt zum Betrachten ein und der quietschgelbe Seitenschnitt sorgt für gute Laune. Überhaupt ist die Gestaltung des Buches insgesamt sehr frisch und fröhlich und macht einfach Spaß. Hier hat der Verlag Freies Geistesleben ganze Arbeit geleistet und ein originelles Design an den Tag gelegt.

Leider konnte mich das Buch inhaltlich nicht ganz überzeugen.

Sehr gut gelungen fand ich die Darstellung und Beschreibung der sommerlichen Atmosphäre. Zusammen mit der Ich-Erzählerin Hannah habe ich in der Sonne geschwitzt, in den Tiefen des Moorsees Abkühlung gesucht, habe die Sommersprossen auf der Nase ebenso verflucht wie die zeitraubende Arbeit auf dem Bauernhof. Das, wonach ich beim Lesen von „Funkensommer“ am meisten gesucht habe, habe ich gefunden: Kindheitserinnerungen und eine sommerliche Atmosphäre!

Doch das allein reicht für eine positive Bewertung des Buches leider nicht aus - auch das Drumherum muss stimmen. Und da fehlte es leider vor allem den Figuren an Tiefgang. Ich konnte keine echte Beziehung zu ihnen aufbauen. Ich fand Hannah zwar ganz nett und auch die anderen Charaktere haben durchaus Potential, aber ich habe mein Leser-Herz nicht an sie verschenkt, es war immer eine gewisse Distanz vorhanden. Hannah wurde nicht zur Freundin für mich und in Finn habe ich mich nicht ein kleines bisschen verliebt.

Dazu war mir die Handlung für den geringen Umfang des Buches zu breitgefächert. Ich mag es zwar durchaus abwechslungsreich, aber in „Funkensommer“ werden einfach zu viele Handlungsstränge verfolgt. Michaela Holzinger möchte mit ihrem Buch und ihrer Ich-Erzählerin Hannah zeigen, was es heißt, erwachsen zu werden. Das gelingt ihr auch durchaus. Aber das Problempotential war mir dabei etwas zu hoch. Drogen und der Tod von Familienmitgliedern sind dabei die krassesten Themen, aber auch die „gewöhnlichen“ Jugendprobleme wurden mir zu sehr aufgebauscht.

Den Schreibstil von Michaela Holzinger fand ich ganz angenehm. „Funkensommer“ liest sich leicht weg und eignet sich dadurch als Sommerlektüre. Teilweise fand ich den Ausdruck der Autorin jedoch etwas zu gewollt poetisch, oft drückt sich die Autorin lediglich in Wortgruppen aus, die im Buch jedoch als ganzer Satz stehen. Daran musste ich mich erst gewöhnen und bin dann im Verlauf des Buches doch immer wieder darüber gestolpert.

Vielleicht ist „Funkensommer“ eher ein Buch für Leser, die sich mit 14 bis 18 Jahren in einem ähnlichen Alter wie Hannah und damit in einer ähnlichen Situation wie sie befinden. Aus einer erwachseneren Perspektive wirken die Probleme dann irgendwie doch zu konstruiert und übertrieben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein tolles Buch!

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer
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In Zeiten, in denen es auch in Deutschland wieder modern wird, längere Reiseentfernungen an Bord eines Busses zurückzulegen, ist es nicht verwunderlich, dass der Blanvalet Verlag mit „Wenn du mich küsst, ...

In Zeiten, in denen es auch in Deutschland wieder modern wird, längere Reiseentfernungen an Bord eines Busses zurückzulegen, ist es nicht verwunderlich, dass der Blanvalet Verlag mit „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ ein Road-Trip-Buch in der deutschen Übersetzung veröffentlicht, dessen Handlung zu einem großen Teil in einem Bus spielt. Denn wo lernt man sich besser und unverfälschter kennen, als auf beengtem Raum, der keine Ausweichmöglichkeiten bietet?!

So ergeht es Camryn und Andrew, den beiden Protagonisten in J. A. Redmerskis Debüt, das im Original unter dem Titel „The Edge of Never“ erschienen ist. Beide haben ihre ganz persönlichen Gründe dafür, sich auf einen Road-Trip durch die USA zu begeben. Es ist sowohl die schmerzhafte Vergangenheit, die sie hinter sich lassen wollen, als auch die beängstigende Gegenwart, vor der sie flüchten. Und ihrer beider Leben wird sich komplett verändern, während sie Kilometer um Kilometer zurücklegen und zunächst allein mit sich und ihren Gedanken sind, doch schließlich den schwierigsten Teil der Wegstrecke zusammen zurücklegen.

Nachdem ich schon viel Gutes über „The Edge of Never“ gehört hatte, habe ich mich total auf das Erscheinen der Übersetzung gefreut. Das „New Adult“-Genre ist momentan einfach genau mein Ding und Road-Trip-Bücher liebe ich seit „Amy on the Summer Road“ auch total. Klar also, dass ich „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ einfach lesen MUSSTE. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, auch wenn ich doch den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt habe. Aber das fällt im Vergleich zu den positiven Dingen kaum ins Gewicht.

Camryn und Andrew sind zwei Protagonisten, die ich einfach nur großartig fand. Andrew ist echt zum Anbeißen und Camryn hätte ich gerne als Freundin. Ich mochte die beiden auf Anhieb, aber noch mehr mochte ich sie am Ende des Buches. Die beiden geben ein tolles Paar ab und es verwundert nicht, dass sie einander völlig verfallen sind. Ich mochte es, wie sie miteinander umgehen, wie sie zusammen Spaß haben und herumalbern, wie sie aber auch den Ernst des Lebens gemeinsam durchstehen. Es gab viele Szenen in diesem Buch, die mich zum Lachen gebracht haben, aber es gab auch genauso viele Momente, bei denen sich ein Kloß in meinem Hals gebildet hat und ich zusammen mit den beiden gelitten habe.

Ein wenig hat mir jedoch das Bauchkribbeln beim Lesen des Buches gefehlt. „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ ist zwar ein sehr emotionales Buch, aber diese Gefühle haben sich nicht hundertprozentig auf mich als Leser übertragen. Ich fand Andrew zwar klasse, aber es gab schon männliche Hauptfiguren in anderen Büchern, die ich heimlich mehr angeschmachtet habe. Es fehlten mir die Kribbel-Szenen, die meinen Pulsschlag erhöhen. Ich stehe nicht auf Kitsch, aber durchaus auf Gefühl. Und in „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ findet man eher körperlich betonte Szenen als romantische Momente, falls ihr versteht, was ich meine. Diese Szenen waren schon sehr explizit beschrieben und das berühmte „F-Wort“ kam das ein oder andere mal vor. Ich habe generell kein Problem damit, aber mir fehlten die zarten und vorsichtigen Annäherungsversuche.

Die Handlungsumgebung ist typisch für einen Road-Trip und führt quer durch die USA. Dabei wird nur der erste Teil der Strecke im Bus zurückgelegt, später steigen Camryn und Andrew auf ein schon etwas älteres Auto um. Ich habe beim Lesen des Buches total große Lust verspürt, selbst sofort ins Auto zu steigen und wahllos durch die Welt zu fahren. Die Autorin weckt Fernweh mit ihrem Buch und ein wenig habe ich Camryn und Andrew darum beneidet, dass sie die Möglichkeit hatten, ihrem Freiheitsdrang nachzugeben.

Die Handlung selbst ist sehr abwechslungsreich und wartet am Ende mit einer riesigen Überraschung auf. Die ganze Zeit deutet sich an, dass Andrew ein Geheimnis hat, stellenweise will er Camryn gar nicht richtig an sich heranlassen. Und als Leser fragt man sich natürlich, warum das so ist. Dabei spielt man die verschiedensten Möglichkeiten durch, aber die Autorin hat mich am Ende echt völlig unvorbereitet getroffen, denn mit dieser Wende in der Handlung habe ich im Leben nicht gerechnet.

Dadurch, dass ich „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ sowohl aus Camryns als auch aus Andrews Sicht geschrieben ist, bekommt man als Leser einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Protagonisten. Teilweise überschneiden sich die Kapitel vom Inhalt her, sodass man dieselbe Szene von beiden Hauptfiguren erzählt und beschrieben bekommt. Das hat mir richtig gut gefallen, denn dadurch wird nur noch deutlicher, wie toll sich Camryn und Andrew ergänzen und wie super sie zusammenpassen.

Im Original ist bereits die Fortsetzung „The Edge of Always“ erschienen, die ich unbedingt ganz bald lesen muss, denn ich will wieder in die Welt von Camryn und Andrew abtauchen und Zeit mit ihnen verbringen.