Profilbild von gaensebluemche

gaensebluemche

Lesejury Star
offline

gaensebluemche ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gaensebluemche über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Eine ganz besondere Leseerfahrung

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
0

“Wie viel Leben passt in eine Tüte?” – der Titel für dieses Buch könnte wohl kaum treffender gewählt sein. Er ist nicht nur originell, sondern passt auch noch perfekt zum Inhalt. Als ich gesehen habe, ...

“Wie viel Leben passt in eine Tüte?” – der Titel für dieses Buch könnte wohl kaum treffender gewählt sein. Er ist nicht nur originell, sondern passt auch noch perfekt zum Inhalt. Als ich gesehen habe, dass das Buch im Gabriel Verlag erschienen ist, hatte ich die Vermutung, dass es sich um ein religiös angehauchtes Buch handeln könnte. Aber das hat sich nach dem Lesen nicht bestätigt, obwohl beim Gabriel Verlag auch viele religiöse Bücher erschienen sind / erscheinen. Die Aufmachung des Buches finde ich ebenfalls ganz besonders. Die Buchstaben des Titels auf dem Schutzumschlag sind ausgestanzt und darunter scheint der Einband des Buches durch. Das habe ich so bislang noch bei keinem anderen Buch gesehen und finde es ebenfalls sehr originell. Da hat sich der Verlag wirklich etwas einfallen lassen.

Der Roman gliedert sich in 40 Kapitel, die als Überschrift jeweils einen Songtitel und den Namen des Künstlers tragen. Die ausgewählten Lieder passen nicht nur zu den Ereignissen der jeweiligen Kapitel, sondern ergeben fast ganz am Ende sogar noch einen viel größeren Sinn, den ich aber an dieser Stelle natürlich nicht verraten werde. :wink: Geschrieben ist “Wie viel Leben passt in eine Tüte?” in der Vergangenheitsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Rose.

Die Handlung des Buches umfasst noch viel mehr als “nur” die Trauerbewältigung von Rose. Denn auch ihr Vater und ihr Bruder leiden natürlich sehr unter dem Verlust der Ehefrau bzw. Mutter. Und leider hat Roses Vater einen ganz bestimmten Weg gefunden, mit seinem Schmerz umzugehen. Rose muss lernen, die Verantwortung für ihn zu übernehmen, da er selbst keine Kraft hat und einen verzweifelten Ausweg aus seiner Trauer sucht. Zum Glück bleibt Rose damit nicht lange allein, denn ihre Großmutter und gleichzeitig Mutter von Roses Vater taucht unerwartet auf, um das Familienleben wieder ins rechte Lot zu rücken. Sie ist eine tolle Figur und ich habe sie von Anfang an gemocht, auch wenn sie nicht ganz einfach ist. Überhaupt sind die Figuren in diesem Buch allesamt sehr liebevoll und detailreich gezeichnet. Jeder Charakter ist sehr greifbar und lebendig und baut eine gewisse Beziehung zu dem Leser auf. So ist es auch bei Roses Freundinnen, die versuchen, sie wieder in den gewöhnlich Alltag des Schullebens zu integrieren und sie auch mehr in ihre Freizeitaktivitäten einzubeziehen. Bislang hat sich Rose sehr zurückgezogen und viel Zeit zu Hause verbracht. Aber nach und nach merkt sie, wie wichtig es ist, Freunde zu haben und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das war wirklich sehr schön zu beobachten. Vor allem, weil Roses Freundinnen einfach nur Gold wert sind und mich stellenweise mit ihren Aktionen zum Lachen gebracht haben.

Obwohl dieses Buch doch sehr gefühlvoll ist und vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene viel passiert, war es mir stellenweise doch zu oberflächlich. Ich hätte mir an manchen Stellen doch mehr Erklärungen oder Hintergrundinformationen gewünscht. Roses Mutter, die nur indirekt eine Rolle in diesem Buch spielt, hätte ich gerne näher kennengelernt, vielleicht durch mehr Rückblicke in die Vergangenheit. Ich kann verstehen, warum sie nur selten in Gesprächen erwähnt wird – denn natürlich fällt es Rose und ihrer Familie nach ihrem Tod sehr schwer, über sie zu reden. Aber irgendwie ist sie doch eine so wichtige Figur in diesem Buch, dass ich gerne mehr über sie erfahren hätte.

Stellenweise war mir die Handlung dann auch etwas zu vorhersehbar. Wirklich überraschend kommt die Liebe zwischen Will und Rose nun wirklich nicht. Und auch der dramatische Schnitt in der Geschichte, der einen Keil zwischen die beiden treibt, kommt nicht gerade unerwartet. Aber es gibt auch Szenen in diesem Buch, die ich SO nicht erwartet hätte und die die vorhersehbaren Szenen wieder ausgleichen.

Ich glaube, dass das Buch leicht auto-biographisch angehaucht ist, denn in ihrer Danksagung erwähnt Donna Freitas, dass sie sich wünscht, ihre Mutter hätte dieses Buch lesen können. Das macht die Leseerfahrung irgendwie noch besonderer und emotionaler.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Total interessantes Buch!

Draußen wartet die Welt
0

„Draußen wartet die Welt“ habe ich schon vor einer ganzen Weile in der Verlagsvorschau entdeckt, aber irgendwie hat es mich auf Anhieb nicht so richtig angesprochen. Das Cover fand ich zwar schon immer ...

„Draußen wartet die Welt“ habe ich schon vor einer ganzen Weile in der Verlagsvorschau entdeckt, aber irgendwie hat es mich auf Anhieb nicht so richtig angesprochen. Das Cover fand ich zwar schon immer richtig toll, aber der Klappentext klang für mich nicht überzeugend oder interessant genug. Je näher der Erscheinungstermin des Buches dann aber rückte, umso öfter ist es mir auch über den Weg gelaufen. Und immer wieder habe ich mir dabei den Klappentext durchgelesen. Bis es irgendwann einfach „Klick“ gemacht hat und sich meine Einstellung total gedreht hat: Auf einmal fand ich den Klappentext total spannend und hatte das Gefühl, dieses Buch einfach unbedingt lesen zu müssen. Mir ist das bisher noch bei keinem anderen Buch so gegangen. Aber eins steht fest: Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht, denn „Draußen wartet die Welt“ war ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und das mir richtig gut gefallen hat.

Über die Amischen habe ich bislang noch kein Buch gelesen und mit „Draußen wartet die Welt“ habe ich mich daher in eine für mich fremde Welt begeben. Witzig eigentlich, weil das Buch ja die umgekehrte Geschichte erzählt: Eliza verlässt ihre Welt der Amischen, um für eine gewisse Zeit in der „normalen“ Welt zu leben. Aber genau das ist der Punkt bei diesem Buch: Es fühlt sich gar nicht so an, als müsste man Eliza „unsere“ Welt erklären, sondern genau das Gegenteil ist für mich der Fall gewesen. Es kam mir eher so vor, als würde Eliza mir die Augen öffnen und mir erklären, wie lebenswert „ihre“ Welt ist. Am Anfang ist es zwar schon so, dass Eliza viele Sachen entdeckt, die sie aus ihrem Leben bislang einfach noch nicht kannte. Reißverschlüsse und Knöpfe sind da auf einmal total faszinierend und ein Telefon fast so etwas wie Zauberei. Dementsprechend witzig sind stellenweise die Situationen, in die sich Eliza teilweise selbst bringt. Aber es ist nicht so, als würde man dann über sie und ihre Unerfahrenheit lachen. Sondern Eliza ist da echt total locker und lacht über sich selbst. Man macht sich nicht über sie lustig, sondern lacht mit ihr zusammen. Der Autorin ist es hier wirklich wunderbar gelungen, eine Brücke zwischen zwei total verschiedenen Welten zu bauen, ohne mit Vorurteilen zu spielen. Es gibt hier einfach kein „Richtig“ oder „Falsch“, kein „Gut“ oder „Schlecht“.

Irgendwie ist es doch ein gewisses Geben und Nehmen, das stattfindet, denn Eliza lernt nicht nur die Vorteile der modernen Welt kennen, sondern sowohl die Figuren im Buch als auch man selbst als Leser lernt Einiges von Eliza. Es ist vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Hilfsbereitschaft, die Stärke der Gemeinschaft, die verdeutlicht wird. Mein Interesse an der Lebensweise und Kultur der Amischen wurde durch dieses Buch total geweckt und ich möchte mich damit auf jeden Fall noch mehr auseinandersetzen.

Wie der Klappentext es bereits andeutet, mangelt es diesem Buch nicht an einer Liebesgeschichte. Die fand ich echt süß, denn Eliza und Joshua geben ein niedliches Paar ab. Aber vor allem sorgt die Liebesbeziehung auch für ein gewisses Konfliktpotenzial, denn am Ende des Sommers wird Eliza sich entscheiden müssen, ob sie in der modernen Welt bleibt oder in „ihre“ Welt zurückkehrt. Vor allem am Ende des Buches habe ich dann sehr stark einen Stimmungswechsel gespürt, der mir nicht gut gefallen hat. Ich bin zwar mit der Auflösung des Buches zufrieden, aber es gab für mich einen deutlich wahrnehmbaren Moment, in dem die Atmosphäre sehr stark gekippt ist und für mich zur Folge hatte, dass sich das Buch nicht mehr so angenehm lesen ließ wie zuvor. Das sorgt in meiner Bewertung aber nur für einen geringen Punktabzug.

Nicht nur Elizas Geschichte wird in „Draußen wartet die Welt“ erzählt, sondern auch die Geschichte ihrer Mutter bzw. die Geschichte von Elizas Familie. Denn hinter einem dünnen Tagebuch und einem kurzen Brief von Elizas Mutter steckt sehr viel mehr, wie sich im Verlauf der Handlung zeigen wird. Das gibt dem Buch die nötige Abwechslung, da sich dadurch eben nicht alles um Eliza, ihre Beziehung zu Josh und ihre Entscheidung am Ende des Sommers dreht.

Wie gesagt, mit der Auflösung des Buches bin ich sehr zufrieden. Ich hätte mir stellenweise allerdings etwas mehr Dramatik gewünscht. Manchmal kam es mir so vor, als würde etwas über die Probleme hinwegsehen bzw. als würden diese zu schnell gelöst. Deshalb ist mir die Auflösung etwas zu sehr „Friede-Freude-Eierkuchen“.

Mein Fazit

Durch Elizas Augen unsere moderne Welt zu sehen hat mir selbst ein wenig die Augen geöffnet und bringt mich dazu, unbedingt noch mehr über das Leben der Amischen erfahren zu wollen.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich freue mich auf die Fortsetzungen

Weil ich Layken liebe
0

Schon nach den ersten Zeilen war ich total gefangen vom Schreibstil der Autorin. Und nach ungefähr 40 Seiten habe ich mir spontan die komplette Trilogie im Original bestellt. Als gedruckte Bücher, damit ...

Schon nach den ersten Zeilen war ich total gefangen vom Schreibstil der Autorin. Und nach ungefähr 40 Seiten habe ich mir spontan die komplette Trilogie im Original bestellt. Als gedruckte Bücher, damit ich sie in mein Regal stellen kann. :wink: Denn schon in der Übersetzung finde ich Colleen Hoovers Art zu schreiben einfach nur genial. Sie malt so tolle Bilder, ihre Sprache ist so eindringlich und poetisch. Wie toll muss sich diese Reihe dann erst im Original lesen lassen?! Ich bin sonst echt nicht so spontan und bestelle mir die Folgeteile schon, bevor ich überhaupt den ersten Band einer Reihe beendet habe. Aber hier kam es einfach über mich und vor ein paar Tagen durfte ich dann alle drei Bücher in unserer örtlichen Buchhandlung abholen. (Übrigens habe ich mir zusätzlich noch den ersten Band einer weiteren Reihe der Autorin geleistet: „Hopeless“.) Und jetzt freue ich mich schon total darauf, „Weil ich Layken liebe“ noch mal im Original zu lesen. Und ich glaube, ich werde mich endlich dazu überwinden, mir die besonders schönen Stellen mit einem Textmarker zu markieren. Ich denke, bei diesem Buch lohnt sich das echt und am Ende wird es bestimmt total bunt aussehen.

Denn zum Einen sind es die großartigen Zitate aus Songtexten der Avett Brothers, die jedem Kapitel vorangestellt sind, die mich total begeistert haben. Und dazu kommt dann diese tiefgründige, gefühlvolle und einfach wundervolle Handlung mit diesen so großartigen Charakteren. Und besonders erwähnen muss ich hier auf jeden Fall, dass nicht nur die Hauptfiguren Will und Layken einfach ganz toll gezeichnet sind, sondern auch die Nebencharaktere echt überzeugen. Eddie zum Beispiel, Laykens beste Freundin! Ich hätte auch gerne eine Eddie in meinem Leben. :wink: Aber da gibt es noch so viel mehr Figuren, die so liebenswert sind. Nicht zu vergessen nämlich auch Laykens kleiner Bruder, der sein Leben manchmal gerne rückwärts lebt. Schon allein diese Idee und wie sie umgesetzt wurde (Ich sage nur: Pizza!) finde ich einfach großartig und macht dieses Buch so besonders. Es sind so viele Kleinigkeiten, die ich so noch in keinem anderen Buch gesehen habe.

Richtig gut gefallen hat mir auch, wie das Thema „Poetry Slam“ in das Buch eingebaut wurde. Ich habe diese Veranstaltung auch erst vor Kurzem durch ein Video von Julia Engelmann entdeckt und war sofort Feuer und Flamme. Ich finde es toll, wenn Menschen mit Sprache umgehen und dadurch Menschen begeistern können. Und deswegen passt das Thema auch so gut zu diesem Buch, weil Colleen Hoover einfach ihre Sprache beherrscht und ganz bestimmt eine tolle Slammerin wäre.

„Weil ich Layken liebe“ ist durch und durch ein sehr emotionales Buch, wobei es sowohl positive als auch negative Gefühle in dieser Geschichte gibt. Als Leser erlebt man zusammen mit den Charakteren ein wahres Wechselbad an Emotionen und ich habe bislang noch nicht viele Bücher gelesen, die mich so in eine Achterbandfahrt der Gefühle geworden haben. Unterstützt wird das Ganze durch Colleen Hoovers Art zu schreiben oder vielmehr Laykens Art zu erzählen. Denn Layken ist einfach eine tolle Ich-Erzählerin: herrlich ironisch, herrlich ehrlich, herrlich direkt.

Am Ende ziehe ich dann schweren Herzens doch einen halben Punkt in meiner Bewertung ab. Denn zwischendurch gab es doch den ein oder anderen Moment, in dem das hohe Niveau etwas nachgelassen hat. Ich könnte das jetzt an keiner bestimmten Episode festmachen, aber wenn ich an die Zeit zurückdenke, die ich mit dem Buch verbracht habe, muss ich doch sagen, dass meine Begeisterung zwischendurch etwas nachgelassen hat. Nicht viel, aber doch genug, um nicht mehr die volle Punktzahl vergeben zu können.

Ich freue mich aber total darauf, das Buch noch mal im Original zu lesen und anschließend auch die Teile 2 und 3 der Reihe. Ich bin gespannt, was mich da noch erwartet.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich freue mich auf die Fortsetzungen

First Comes Love
0

Von Katie Kacvinsky habe ich “Die Rebellion der Maddie Freeman” und auch die Fortsetzung “Maddie – Der Widerstand geht weiter” gelesen und fand beide Bände echt toll. Seitdem stand auch “Dylan & Gray” ...

Von Katie Kacvinsky habe ich “Die Rebellion der Maddie Freeman” und auch die Fortsetzung “Maddie – Der Widerstand geht weiter” gelesen und fand beide Bände echt toll. Seitdem stand auch “Dylan & Gray” auf meiner Wunschliste, aber mit eher geringer Priorität. Ich fand den Klappentext ganz süß, aber das Buch hat mich nicht so sehr gereizt, dass ich es unbedingt sofort kaufen und lesen musste.

Dann habe ich das Buch allerdings im Rahmen einer Wander-Notizbuch-Runde zu lesen bekommen. Und ich kann den Organisatoren dieser Runde gar nicht oft genug dafür danken, dass sie das Buch auf die Reise geschickt haben. Denn sonst wäre das Buch womöglich irgendwann auf meiner Wunschliste versauert und mir wäre eine großartige Lektüre entgangen.

Denn ich habe “Dylan & Gray” echt von der ersten Seite an geliebt. Es gibt ja so Bücher, da fällt der Einstieg schwer oder er fällt nur mäßig aus. Aber Katie Kacvinsky hat mich sofort mit den ersten Sätzen gepackt und irgendwas in mir total berührt. Ihr Schreibstil ist einfach total eindringlich und ich hatte das Gefühl, dass es der Autorin gelingt, mit wenigen Worten total viel auszudrücken. Sie hat mich einfach abgeholt und mitgenommen auf eine gefühlvolle und bewegende Reise.

Dylan und Gray kommen beide als Ich-Erzähler zu Wort, wobei sie sich dabei meist mit jedem neuen Kapitel abwechseln, teilweise wechselt der Erzähler aber auch innerhalb eines Kapitels. Beide könnten vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein: Gray ist ein Einzelgänger, der sich von seiner Außenwelt abgeschottet hat. Er hat nach einem tragischen Ereignis in seinem Leben eine Mauer um sich herum errichtet, hinter die er nicht blicken lässt. Er hat seine früheren Hobbys und Freunde aufgegeben und lebt so vor sich hin. Dylan dagegen ist ein totales Energiebündel. Sie ist chaotisch, laut, verrückt, spontan. Sie genießt das Leben in vollen Zügen und lebt jeden Tag, als wäre es ihr letzter. Dylan trägt für ihr Alter unglaublich viel Weisheit im Herzen, aber sie hat so Recht mit ihren Ansichten. Ich wünschte, ich wäre ein bisschen mehr wie sie. Würde spontaner sein, weniger nachdenklich, weniger normal. Denn Dylan hat erkannt, dass man nur einmal lebt und dass man Chancen ergreifen muss, wenn sie sich bieten.

Und als Dylan und Gray eines schönen Tages aufeinandertreffen, ist da sofort eine magische Anziehung zu spüren, gegen die sie sich nicht lange wehren können. Sie beginnen, ihre Freizeit miteinander zu verbringen und lernen sich dabei immer besser kennen. Und schließlich auch lieben. Doch Dylan ist nur den Sommer über in Phoenix, es drängt sie schon weiter zum nächsten Abenteuer. Und am Ende einer wundervollen Zeit müssen beide entscheiden, wie es für sie weitergehen soll.

Besonders überzeugen konnte mich das Buch dadurch, dass sowohl Dylan und Gray als auch ihre Beziehung zueinander eine total authentische und realistische Entwicklung durchmachen. Es gibt hier keine Liebe auf den ersten Blick, sondern eine Freundschaft, die Stück für Stück wächst und schließlich zur Liebe heranreift. Das geschieht trotz der begrenzten Seitenzahl des Buches tatsächlich nicht Schlag auf Schlag, sondern es passiert sehr viel, das diese Entwicklung rechtfertigt. Und auch die Persönlichkeiten von Dylan und Gray entwickeln sich. Sie passen sich einander an und alle beide müssen Positionen und Eigenschaften aufgeben, Kompromisse schließen und lernen, sich auf den Partner einzulassen.

Das Buch beinhaltet ein paar kleine Road-Trip-Elemente, denn gemeinsam entdecken Dylan und Gray nicht nur Phoenix, sondern auch die nähere Umgebung und auch das sechs Stunden entfernte L.A. Katie Kacvinsky versteht es dabei echt meisterlich, mit ihren großartigen Beschreibungen Fernweh zu wecken. Durch diese vielen Trips, die die beiden unternehmen, ist das Buch sehr abwechslungsreich und die Handlung bewegt sich buchstäblich von der Stelle. :wink: Und stets ist da dieses besondere Gleichgewicht zwischen ereignisreicher und ruhiger Handlung. Denn noch vielmehr als von den gemeinsamen Entdeckungen lebt dieses Buch von den Gesprächen, die Dylan und Gray miteinander führen.

Wie gesagt, habe ich dieses Buch als Notizbuch gelesen und es gab so so viele Stellen, die ich markiert, kommentiert und mit Herzchen versehen habe. Vor allem die Herzchen dominieren, denn das Buch beinhaltet so viele wunderschöne Sätze, Momente und Aussagen. Katie Kacvinsky bringt durch die beiden Ich-Erzähler so vieles genau auf den Punkt und findet dabei so schöne Worte, malt so wundervolle Bilder mit ihrer Sprache. Dylan und Gray philosophieren über Gott und die Welt, das Leben an sich, Musik, Sport, Zukunft, Vergangenheit. Und dabei haben sie mich total nachdenklich gemacht, denn gerade die Frage nach dem Sinn des Lebens klingt immer wieder an und Dylan hat viele gute Antworten parat.

Ich bin einfach begeistert davon, wie ausdrucksstark dieses Buch ist und wie gefühlvoll es ist, ohne kitschig zu sein.

Und doch “muss” ich am Ende einen halben Punkt in meiner Bewertung abziehen. Denn ganz im Gegensatz zu der sonst so poetischen Sprache standen für mich ein, zwei Szenen, in denen es um das Liebesleben von Dylan und Gray geht und Katie Kacvinsky sehr klare Worte findet, um es mal vorsichtig auszudrücken. :wink: Für mich hat das einfach nicht zu dem Buch und auch nicht zu den Charakteren gepasst und dadurch haben mich diese Szenen bzw. die Ausdrucksweise in diesen Szenen etwas gestört.

Ich freue mich sehr, dass die Reise mit Dylan und Gray noch nicht zu Ende ist, denn dieses Buch war der erste Teil einer Trilogie. Zwar sind die beiden Nachfolger noch nicht ins Deutsche übersetzt, aber das macht mir nichts aus, denn ich muss dieses Buch einfach noch mal im Original lesen, dann ist das Leseerlebnis bestimmt noch intensiver. Und Band 2 und 3 bestelle ich mir dann auch gleich noch mit.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Eher für jüngere Leser geeignet

Funkensommer
0

Wenn ich an die Sommer meiner Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das Gefühl von Freiheit. Völlig unbeschwert in den Tag hinein leben, keine Gedanken an die Schule oder die Zukunft verschwenden, ...

Wenn ich an die Sommer meiner Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das Gefühl von Freiheit. Völlig unbeschwert in den Tag hinein leben, keine Gedanken an die Schule oder die Zukunft verschwenden, die Tage mit Freunden im Freibad verbringen, draußen sein, bis es dunkel wird, und dabei die laue Sommerluft genießen, sich manchmal langweilen - das sind Szenen, die dann vor meinem geistigen Auge auftauchen. Und wenn es Juni wird und der Sommer das Jahreszeiten-Regiment übernimmt, sind es vor allem sommerliche Bücher, für die mein Leser-Herz pocht. Denn durch sie wird es mir ermöglicht, noch einmal einen völlig unbeschwerten Kindheits- oder Jugend-Sommer zu erleben, zusammen mit den Charakteren der jeweiligen Geschichten, und in den eigenen Erinnerungen zu schwelgen.

Michaela Holzingers Buch „Funkensommer“ kam mir daher in den letzten Tagen gerade recht. Schon allein das sommerliche Cover lädt zum Betrachten ein und der quietschgelbe Seitenschnitt sorgt für gute Laune. Überhaupt ist die Gestaltung des Buches insgesamt sehr frisch und fröhlich und macht einfach Spaß. Hier hat der Verlag Freies Geistesleben ganze Arbeit geleistet und ein originelles Design an den Tag gelegt.

Leider konnte mich das Buch inhaltlich nicht ganz überzeugen.

Sehr gut gelungen fand ich die Darstellung und Beschreibung der sommerlichen Atmosphäre. Zusammen mit der Ich-Erzählerin Hannah habe ich in der Sonne geschwitzt, in den Tiefen des Moorsees Abkühlung gesucht, habe die Sommersprossen auf der Nase ebenso verflucht wie die zeitraubende Arbeit auf dem Bauernhof. Das, wonach ich beim Lesen von „Funkensommer“ am meisten gesucht habe, habe ich gefunden: Kindheitserinnerungen und eine sommerliche Atmosphäre!

Doch das allein reicht für eine positive Bewertung des Buches leider nicht aus - auch das Drumherum muss stimmen. Und da fehlte es leider vor allem den Figuren an Tiefgang. Ich konnte keine echte Beziehung zu ihnen aufbauen. Ich fand Hannah zwar ganz nett und auch die anderen Charaktere haben durchaus Potential, aber ich habe mein Leser-Herz nicht an sie verschenkt, es war immer eine gewisse Distanz vorhanden. Hannah wurde nicht zur Freundin für mich und in Finn habe ich mich nicht ein kleines bisschen verliebt.

Dazu war mir die Handlung für den geringen Umfang des Buches zu breitgefächert. Ich mag es zwar durchaus abwechslungsreich, aber in „Funkensommer“ werden einfach zu viele Handlungsstränge verfolgt. Michaela Holzinger möchte mit ihrem Buch und ihrer Ich-Erzählerin Hannah zeigen, was es heißt, erwachsen zu werden. Das gelingt ihr auch durchaus. Aber das Problempotential war mir dabei etwas zu hoch. Drogen und der Tod von Familienmitgliedern sind dabei die krassesten Themen, aber auch die „gewöhnlichen“ Jugendprobleme wurden mir zu sehr aufgebauscht.

Den Schreibstil von Michaela Holzinger fand ich ganz angenehm. „Funkensommer“ liest sich leicht weg und eignet sich dadurch als Sommerlektüre. Teilweise fand ich den Ausdruck der Autorin jedoch etwas zu gewollt poetisch, oft drückt sich die Autorin lediglich in Wortgruppen aus, die im Buch jedoch als ganzer Satz stehen. Daran musste ich mich erst gewöhnen und bin dann im Verlauf des Buches doch immer wieder darüber gestolpert.

Vielleicht ist „Funkensommer“ eher ein Buch für Leser, die sich mit 14 bis 18 Jahren in einem ähnlichen Alter wie Hannah und damit in einer ähnlichen Situation wie sie befinden. Aus einer erwachseneren Perspektive wirken die Probleme dann irgendwie doch zu konstruiert und übertrieben.