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Veröffentlicht am 12.10.2019

Katrin Zipses Debüt beschert seinen Lesern eine wahre Glücks(drachen)zeit!

Glücksdrachenzeit
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Leute, schaut euch mal das Cover an – ist es nicht einfach wundervoll?! :love: Ich finde es so hübsch! Ich steh ja auf originelle Cover und ich stehe auch auf Polka Dots (die sich passenderweise auch unter ...

Leute, schaut euch mal das Cover an – ist es nicht einfach wundervoll?! :love: Ich finde es so hübsch! Ich steh ja auf originelle Cover und ich stehe auch auf Polka Dots (die sich passenderweise auch unter dem Schutzumschlag und im Inneren des Buches finden) und ich stehe auch auf Schrift, die man streicheln kann – wie hier den Titel auf der Vorderseite und auf dem Buchrücken. Das Cover ist so liebevoll gestaltet und es macht auf Anhieb gute Laune. Nicht zu sehen auf dem hier gezeigten Cover ist noch ein kleines Extra, das sich der Magellan Verlag hat einfallen lassen: In der oberen rechten Ecke des Schutzumschlags klebt eine Banderole mit einem Leitspruch des Buches. :love: Wirklich originell und wirklich kreativ – das gilt im Übrigen für sämtliche Cover des Magellan Verlags, die ich einfach nur klasse finde.

„Glücksdrachenzeit“ umfasst 270 Seiten und gliedert sich dabei in einen Prolog, 149 Kapitel sowie einen Epilog. Die Kapitel sind stellenweise sehr, sehr kurz, sind manchmal fast so etwas wie nummerierte Absätze. Denn manchmal beinhalten sie nicht mehr als einen Satz. Zu den kurzen Kapiteln passen die kurzen Sätze, die prägend für den Stil von Katrin Zipse sind. Sie schreibt schnörkellos, dafür sehr ausdrucksstark, sehr eindringlich. Vor allem dann, wenn sie durch Wiederholungen einzelner Wörter die Betonung auf diese legt. Manchmal sind das auch Worte wie „mies“, „verdammt“ oder „beschissen“, die besonders in den Vordergrund gerückt werden. Denn Nellie, die Ich-Erzählerin des Buches, ist eine ehrliche Haut, die völlig unverblümt frei von der Leber weg erzählt. Und damit enorme Pluspunkte bei mir erntet. Ebenso wie für ihren Galgenhumor. Nellies Erzählton ist oft nüchtern und sachlich und schafft es doch, mir regelmäßig ein Schmunzeln zu entlocken. Nellies Sicht auf die Dinge ist einfach verblüffend ehrlich und sie öffnet mir damit ein wenig die Augen.

Direkt im ersten Kapitel, das auch eher als nummerierter Absatz durchgeht, weil es nur aus drei Zeilen besteht, wendet sich Nellie direkt an eine Figur, die sie mit „Du“ anspricht. Damit könnte der Leser gemeint sein. Oder eine ganz andere Person… Das erfährt man natürlich im Laufe des Buches und ich finde diese Idee der Autorin einfach toll: eine Figur einzubauen, die irgendwie immer da ist, weil immer mit ihr kommuniziert wird, die aber selbst nie zu Wort kommt. Wirklich kreativ!

Nellie ist eine Erzählerin, die total im Hier und Jetzt verankert ist. Sie hält sich nicht lange mit den Ereignissen der Vergangenheit auf, und das spiegelt sich auch in ihrem Erzählstil nieder. Zwar kommt sie nicht drumherum, an die Vergangenheit zu denken und diese zu erwähnen. Aber dies tut sie mit wenigen Andeutungen, kurzen Sätzen. Wenn sie sich zum Beispiel an die tolle Zeit mit ihren ehemals besten Freundinnen erinnert, dann tut sie das nur ganz kurz, um dem Leser nur einen groben Überblick zu geben. Und dann ist sie sofort wieder im Hier und Jetzt. Nur mit einer Sache aus der Vergangenheit muss Nellie sich tiefgründiger befassen. Und das tut sie auch. Allerdings hat sie bis dahin noch einen weiten Weg vor sich, der sie nicht nur nach Frankreich führt, sondern sie auch noch enger an ihren großen Bruder Kolja bindet.

Neben all dem unterschwelligen Humor, der vor allem durch Nellies Erzählweise zum Tragen kommt, ist das Buch überraschend ernst. Denn natürlich gibt es einen Grund dafür, warum Kolja nach Frankreich abgehauen ist. Natürlich steckt ein tieferer Sinn dahinter, dass Nellies Mutter tagelang im Schlafanzug durch das Haus schleicht. Natürlich hat Miss Wedlock ihre ganz eigenen Motive dafür, fünf Plastiktüten, prallgefüllt mit Schuhen, mit sich herumzutragen. Und natürlich hat der ganz und gar hinreißende Elias sich sein auffälliges Tattoo nicht ohne Grund stechen lassen. Die Reise nach Avignon verändert das Leben all dieser Charaktere. Nicht erwähnt habe ich bislang Jackson, den liebevollen, tollpatschigen Hund, der immer genau im richtigen Moment zur Stelle ist und mein Herz im Sturm erobert hat. :love:

Die Handlung des Buches ist durchweg sehr abwechslungsreich. Es passiert immer etwas und der Spannungsbogen baut zu keiner Stelle ab. Mir persönlich wurde die Handlung aber mit dem Eintreffen der Charaktere in Avignon etwas zu skurril. Die Zufälle häufen sich, das Ganze wird mir etwas zu konstruiert und übertrieben. Da waren mir die vergleichsweise ruhigeren Road-Trip-Momente doch lieber.

Die Bedeutung des Titels ergibt sich im Laufe des Buches. Hierzu sage ich an dieser Stelle natürlich nichts, da müsst ihr das Buch schon wie immer selbst lesen. Aber ich finde es toll, dass dieser originelle Titel auch eine passende Erklärung bekommt.

Mein Fazit

Katrin Zipses Debüt beschert seinen Lesern eine wahre Glücks(drachen)zeit!

Veröffentlicht am 12.10.2019

Wenig ereignisreich

Skylark - Der eiserne Wald
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“Skylark. Der eiserne Wald” lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Ich empfand die Lektüre des Buches als sehr angenehm, aber im Nachhinein ist nicht viel von der Handlung hängengeblieben. Was sich wahrscheinlich ...

“Skylark. Der eiserne Wald” lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Ich empfand die Lektüre des Buches als sehr angenehm, aber im Nachhinein ist nicht viel von der Handlung hängengeblieben. Was sich wahrscheinlich dadurch erklärt, dass trotz dessen Umfangs in dem Buch nicht viel passiert und sich der Inhalt dadurch mit wenigen Worten zusammenfassen lässt. Der Klappentext gibt schon ziemlich gut wieder, was in dem Buch passiert. Bis auf ein paar Details, die sonst natürlich vorweg zu viel verraten würden, ist dem nicht mehr viel hinzuzufügen.

Und dennoch hat mich das Buch nicht gelangweilt, was dem angenehmen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist. Das Buch liest sich schnell und flüssig und die knapp 450 Seiten sind in einem Rutsch umgeblättert. Meagan Spooner beschreibt die Handlungsumgebung und die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonistin Lark sehr anschaulich und bildhaft, sodass während des Lesens ein Film vor meinem inneren Auge ablief, der farbenprächtig und künstlerisch gestaltet war. Das zeigt sich vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, als Lark sich in der Wildnis jenseits der Mauer befindet und sie zum Beispiel zum ersten Mal in ihrem Leben Blumen sieht. Diese Szene war so intensiv geschrieben, dass sich Larks Begeisterung direkt auf mich übertragen hat. Was andere Leser eventuell als langatmige Beschreibungen empfinden, fand ich doch sehr passend und hat meiner Meinung nach ausnahmsweise tatsächlich dazu beigetragen, dass die Handlung voranschreitet. Denn dadurch hat man Larks Welt einfach besser kennengelernt und sie durch ihre Augen gesehen.

Dazu kommen die interessanten Charaktere. Gut, nicht jede Figur wird wirklich greifbar, aber die Hauptpersonen sind detailreich gezeichnet. Vor allem Nix, den mechanischen Kobold, fand ich überaus liebenswert. :love: Und neben den netten und freundlichen Charakteren gibt es natürlich auch die “bösen” Figuren, die ich ebenfalls sehr interessant fand und die ihre Rolle gut gespielt haben.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Hintergrund des Buches nicht richtig begreifen konnte, weil es mir dazu an Informationen durch die Autorin gefehlt hat. Mir ist nicht so richtig klargeworden, wie diese dystopische Welt, die Meagan Spooner erfunden hat, funktioniert. Dadurch habe ich mich ein wenig alleingelassen gefühlt, weil ich mir sämtliche Zusammenhänge und Erklärungen selbst überlegen musste und letztlich auch keine richtige Bestätigung dafür bekommen habe, ob meine Vorstellungen denen der Autorin entsprechen.

Der Titel “Der eiserne Wald” ist zudem etwas irreführend, da der Teil der Handlung, der in diesem eisernen Wald spielt, nur sehr gering ist. Der größte Teil des Buches spielt sich an anderen Handlungsorten ab.

Mein Fazit

“Skylark. Der eiserne Wald” überzeugt durch die detail- und bildreichen Beschreibungen und den angenehmen Schreibstil der Autorin – davon lebt das Buch mehr als von der Handlung, die wenig ereignisreich ist.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich mochte weder die Charaktere noch den Erzählstil

Die Achse meiner Welt
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Ich bin immer wieder auf der Suche nach besonderen Büchern, die Geschichten erzählen, die es in dieser Form noch nie gab. “Die Achse meiner Welt” klang nach so einem einzigartigen Buch. Und auch die ersten ...

Ich bin immer wieder auf der Suche nach besonderen Büchern, die Geschichten erzählen, die es in dieser Form noch nie gab. “Die Achse meiner Welt” klang nach so einem einzigartigen Buch. Und auch die ersten Rezensionen, die ich dazu gelesen habe, klangen vielversprechend. Leider konnte das Buch meine Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Die Idee hinter dem Buch ist nicht ganz neu. Es gibt einige Bücher, bei denen die Charaktere plötzlich in der Vergangenheit aufwachen und die Gelegenheit bekommen, ihr Leben noch einmal zu leben. Bei “Die Achse meiner Welt” wacht die weibliche Hauptperson zwar nicht in der Vergangenheit, sondern “nur” in einer anderen Gegenwart auf, aber das Prinzip ist das gleiche: Plötzlich ist das Leben so, wie es hätte sein können. Und nun gilt es, mit dem Wissen, das man den Menschen um sich herum voraus hat, umzugehen und das Beste aus der zweiten Chance, die man geboten bekommt, zu machen.

Ich finde es nicht schlimm, dass die Idee der Autorin hinter dem Buch nicht völlig neu und einzigartig ist, sondern es ist vielmehr die Umsetzung, die mich stört. Denn Rachel zum Beispiel war eine Hauptfigur, mit der ich mich nicht gut identifizieren konnte. Zwar ist sie ungefähr in meinem Alter und ich hatte auch absolutes Verständnis für ihre Situation, aber ich bin mit ihr überhaupt nicht warm geworden. Ich konnte keine Sympathie für sie aufbauen, ihr Schicksal hat mich nicht berührt. Und auch zu den anderen Charakteren des Buches konnte ich keine richtige Verbindung herstellen. Dadurch habe ich beim Lesen immer eine gewisse Distanz empfunden und konnte mich nicht völlig auf das Buch einlassen.

Dabei hat es so gut angefangen, denn den Prolog und auch das erste Kapitel, das im Jahr 2008 und damit fünf Jahre vor der eigentlichen Handlung des Buches spielt, empfand ich als sehr eindringlich und fesselnd geschrieben und die ersten Seiten machten definitiv neugierig auf den Rest des Buches. Ich war mir sicher, einen Roman in Händen zu halten, der es schaffen würde, mich so richtig zu fesseln und mitzureißen. Aber leider ließ meine Begeisterung dann doch recht schnell nach, denn auf den folgenden Seiten plätschert die Handlung nur noch vor sich hin. Nachdem Rachel aufgewacht ist, ihr bester Freund plötzlich an ihrer Seite und sie mit ihrer ersten großen Liebe verlobt ist, wird sie völlig panisch und versteht die Welt nicht mehr. Natürlich wird versucht, eine natürliche Erklärung zu finden. Von Amnesie ist schnell die Rede. Aber Rachel lässt sich nicht so einfach überzeugen und forscht in ihrem zweiten Leben nach Spuren ihres ersten Lebens. Natürlich kommt sie dabei ihrem (eigentlich totgeglaubten) besten Freund näher und die Handlung ist insgesamt nicht überraschend. Am Ende erscheint sie mir sogar etwas übertrieben, aber dazu kann ich an dieser Stelle nicht mehr verraten…

Dazu geht die Handlung teilweise zu schnell voran bzw. ist der Schreibstil der Autorin zu oberflächlich. Sie geht meiner Meinung nach nicht umfassend genug auf die Gefühlswelt der Charaktere ein. Das Buch ist ziemlich nüchtern geschrieben, irgendwie kamen bei mir keine Emotionen an. Dadurch konnte ich nicht richtig abtauchen in die Geschichte, bin immer nur an der Oberfläche geschwommen. Ich kam einfach nicht richtig rein in das Buch.

Gut gelöst fand ich, wie sich die beiden Leben von Rachel mehr und mehr verbinden und vermischen. Auch die Auflösung am Ende fand ich zwar nicht besonders spektakulär, aber doch überraschend. Ich hatte mich natürlich während des Lesens gefragt, wie die Autorin am Ende alles auflösen würde. Mit ihrer Lösung kann ich durchaus leben.

Einen Pluspunkt bekommt das Buch für die Anmerkung der Autorin ganz am Ende. Hier beschreibt Dani Atkins, wie sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen ist. Fast fand ich diese zwei Seiten noch spektakulärer als den Rest des Buches…

Mein Fazit

Leider wurden meine Erwartungen an dieses Debüt nicht erfüllt. Weder kam ich mit den Charakteren, der Handlung noch dem Schreibstil zurecht.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Überzeugt durch den Anti-Helden

Perfekt ist jetzt
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Nachdem ich bereits “Glücksdrachenzeit” von Katrin Zipse aus dem Magellan Verlag gelesen habe, das von einem etwas anderen Road-Trip berichtet, habe ich mit “Perfekt ist jetzt” ein Buch eines Autors gelesen, ...

Nachdem ich bereits “Glücksdrachenzeit” von Katrin Zipse aus dem Magellan Verlag gelesen habe, das von einem etwas anderen Road-Trip berichtet, habe ich mit “Perfekt ist jetzt” ein Buch eines Autors gelesen, der in seinen wilden Jahren als Tramper durch die USA gereist ist. Die Serie setzt sich also fort. :wink: Aber “Perfekt ist jetzt” erzählt selbst nicht von den Erfahrungen des Autors auf dem Gebiet des Trampens. Stattdessen stellt uns dieses deutschsprachige Debüt den unperfekten Helden Sutter Keely vor, den Godfather of the Party, Gottes persönlichen Betrunkenen. Aber nicht, dass Sutter den Alkohol wirklich braucht zum Leben. Er hilft ihm einfach dabei, besser durch den Tag zu kommen. Denn das wäre ansonsten manchmal gar nicht so einfach. Besonders, weil Sutter ein Geheimnis hat. Nicht mal seinem besten Kumpel hat er davon erzählt. Und dann trifft Sutter auf die schüchterne, nerdige Aimee. Und plötzlich findet er in ihr einen Menschen, dem er selbst sein größtes Geheimnis anvertrauen würde.

Sutter ist einfach nur toll. Auch wenn er echt der typische Anti-Held ist, ist er einfach eine gute Seele mit einem riesigen Herzen. Von der ganzen Welt wird er missverstanden. Zwar ist er sehr beliebt und auf Partys gerne gesehen, aber niemand weiß, was er denkt und was er fühlt. Und dadurch, dass er das Wort ganz oft an den Leser richtet, bekommt man das Gefühl vermittelt, dass man selbst der einzige ist, der ihn wirklich versteht. Dabei ist es jedoch kein Mitleid, das man für ihn empfindet, sondern einfach Mitgefühl. Irgendwie ist da sofort eine Verbindung zu ihm, da ist sofort Sympathie. Klar, das heißt nicht, dass man das Verhalten von Sutter toll findet. Es gibt einige Szenen in diesem Buch, bei denen man als Leser den Drang verspürt, Sutter ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Aber generell ist er echt ein liebenswerter Kerl, der einfach etwas vom Weg abgekommen ist.

Sutter hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge, seine ganz eigenen Erklärungen für alles. Und man kauft es ihm ab. Sutter ist einfach total überzeugend, wenn es darum geht, seinen Alkoholkonsum zu rechtfertigen oder zu erklären, warum er lieber blau macht, anstatt Algebra zu pauken. Für die Mysterien des Lebens findet Sutter Erklärungen und stellt Zusammenhänge her, auf die man selbst nie gekommen wäre, die plötzlich aber total einleuchtend sind. Sutter ist einfach Sutter. Und das ist gut so. Er lebt total im Hier und Jetzt, denkt nicht an die Zukunft, denkt nicht an die Folgen seines Handelns. Und das wird so eindringlich beschrieben, dass man als Leser das Gefühl bekommt, dass diese Lebenseinstellung die einzig richtige ist.

Bis Sutter auf Aimee trifft, die als weibliche Hauptfigur ebenso intensiv gezeichnet ist wie Sutter selbst. Aimee ist das genaue Gegenteil von Sutter: Sie plant ihre Zukunft im Voraus, hat ganz konkrete Pläne, die sie umsetzen will und auch wird. Und irgendwas fasziniert Sutter an ihr. Und umgekehrt. Und so entwickelt sich eine ganz besondere Freundschaft, die sich kaum mit Worten beschreiben lässt. Plötzlich merken beide, worauf es im Leben wirklich ankommt. Und jetzt kommt Sutters größtes Geheimnis ins Spiel, das vielleicht nicht besonders spektakulär ist, aber dennoch nicht weniger unbedeutend.

Die Handlung des Buches ist eher ruhig, neben dem Alltag von Sutter passieren nur wenige erwähnenswerte Dinge, wodurch beim Lesen ein paar Längen auftreten – gerade auch wegen der Dialoge, die sich teilweise im Kreis drehen. Wichtig ist in diesem Buch vor allem die zwischenmenschliche Ebene. Denn hier tut sich so einiges. Und dabei wird besonders gut und ohne erhobenen Zeigefinger deutlich, dass Party und Alkohol nicht alles im Leben sind. Sutter lernt im Laufe des Buches, was es heißt, Verantwortung für sich selbst und auch für andere zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.

“Perfekt ist jetzt” ist als Jugendbuch für Leser ab 14 Jahren ein recht anspruchsvolles Buch. Sutter ist zwar kein Ich-Erzähler, der sich besonders gewählt ausdrückt, aber es gibt in diesem Buch viel zwischen den Zeilen heraus zu lesen. Gerade dadurch, dass Sutter als Ich-Erzähler auftritt, gibt es niemanden, der den Leser an die Hand nimmt und ein paar ergänzende Erklärungen liefert.

Wieder hat sich der Magellan Verlag etwas ganz Besonderes für die Gestaltung des Buches ausgedacht. Das Hardcover kommt ohne Schutzumschlag daher und macht dadurch auf alt. Das Vorsatzpapier passt perfekt zum Cover und insgesamt macht dieses Buch einfach nur gute Laune.

Mein Fazit

“Perfekt ist jetzt” ist ein Buch voller kleiner Weisheiten und überzeugt durch einen Anti-Helden, der heldenhafter nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Interessantes Debüt

Liebe passiert einfach
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“Liebe passiert einfach” hat es mir nicht leicht gemacht, denn den Einstieg in das Buch empfand ich als sehr holprig. Das Buch beginnt damit, dass Eve ihren zukünftigen Ex-Freund mit einer anderen erwischt, ...

“Liebe passiert einfach” hat es mir nicht leicht gemacht, denn den Einstieg in das Buch empfand ich als sehr holprig. Das Buch beginnt damit, dass Eve ihren zukünftigen Ex-Freund mit einer anderen erwischt, und ihre Ausdrucksweise und damit den Schreibstil der Autorin empfand ich vor allem in diesem Moment als recht derb. Worte wie “Arsch” oder “blöde Kuh” fallen hier zwar zu Recht, aber auch im weiteren Verlauf des Buches drückt sich die Protagonisten häufiger auf diese Weise aus. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, wenn Protagonisten reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Aber gleich auf den ersten Seiten mit dieser derben Ausdrucksweise konfrontiert zu werden, hat mich doch etwas abgeschreckt. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Ebenso wie an die Floskeln, mit denen Sophie Cole häufiger um sich wirft. Immer wieder tauchen diese lückenfüllenden Sprichworte auf, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben und auch in Dialogen keinen wirklich Inhalt beisteuern. Am Anfang habe ich hier teilweise noch genervt die Augen verdreht, aber entweder lässt die Häufigkeit dieser Redewendungen im Laufe des Buches nach, oder ich habe mich wirklich einfach nur daran gewöhnt. Durchweg fällt jedoch auf, dass das Buch so geschrieben wurde, wie man die Geschichte auch erzählt hätte. Dadurch sind ein paar umgangssprachliche Schlenker dabei, über die man beim Lesen etwas stolpert.

Das Buch ist nicht nur aus der Sicht der weiblichen Hauptperson Eve geschrieben, sondern auch Finn, die männliche Hauptfigur, kommt zu Wort. Dabei wechseln sich die Charaktere mit jedem Kapitel ab. Die Seiten, die aus Finns Perspektive geschrieben sind, haben mir richtig gut gefallen. Sophie Cole schafft es hervorragend, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer männlichen Hauptperson hineinzuversetzen und lässt Finn auf realistisch männliche Art und Weise zu Wort kommen. Das hat mich wirklich überzeugt, denn man merkt einen Unterschied in der Erzählweise der beiden Hauptfiguren und das macht dieses Debüt authentisch.

Die Handlung selbst empfand ich als wenig überraschend. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Eve und Finn lässt sich vorausahnen, natürlich fehlt es dabei nicht an den üblichen Missverständnissen, und am Ende übertreibt es die Autorin meiner Meinung nach etwas zu sehr. Einen überzeugenden Part erhält die Handlung aber wiederum durch Finn, der aufgrund einer schrecklichen Erfahrung, die er in der Vergangenheit machen musste, eine gewisse Ernsthaftigkeit in das Buch bringt. Dieser Teil der Handlung tut dem Buch trotz seiner Dramatik wirklich gut, denn er sorgt für Abwechslung und bringt andere Seiten der Charaktere zum Vorschein, die ihnen mehr Tiefgang verleihen. Würde dieser ernste Teil fehlen, wäre das Buch einfach zu eintönig und würde zu sehr nach Schema F verlaufen.

Wichtig zu wissen ist, dass “Liebe passiert einfach” viele erotische Szenen beinhaltet. Das hatte ich so anhand des Klappentextes nicht unbedingt erwartet. Mir war es anfangs etwas zu viel, denn fast in jedem Kapitel wird zwar sehr niveauvoll, aber meiner Meinung nach etwas zu ausschweifend, vom Liebesleben der Protagonisten berichtet. Das lässt in der zweiten Hälfte des Buches aber nach und die erotischen Szenen weichen den oben genannten ernsteren Szenen, die dem Buch so gut tun.

“Liebe passiert einfach” bietet gute Unterhaltung für zwischendurch und lässt sich leicht an einem verregneten Sonntagnachmittag weglesen. Wer Geschichten über das Liebes-Wirrwarr junger Menschen gespickt mit Erotik mag, wird hier fündig. :)

Mein Fazit

Besonders überzeugend schafft es Sophie Cole mit ihrem Debüt “Liebe passiert einfach”, sich sowohl in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer weiblichen als auch ihrer männlichen Hauptfigur hineinzuversetzen. Die Handlung ist dagegen wenig überraschend, lediglich der dramatische Teil bezüglich Finns Vergangenheit sorgt für positive Abwechslung.