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Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein tolles Buch!

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer
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In Zeiten, in denen es auch in Deutschland wieder modern wird, längere Reiseentfernungen an Bord eines Busses zurückzulegen, ist es nicht verwunderlich, dass der Blanvalet Verlag mit „Wenn du mich küsst, ...

In Zeiten, in denen es auch in Deutschland wieder modern wird, längere Reiseentfernungen an Bord eines Busses zurückzulegen, ist es nicht verwunderlich, dass der Blanvalet Verlag mit „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ ein Road-Trip-Buch in der deutschen Übersetzung veröffentlicht, dessen Handlung zu einem großen Teil in einem Bus spielt. Denn wo lernt man sich besser und unverfälschter kennen, als auf beengtem Raum, der keine Ausweichmöglichkeiten bietet?!

So ergeht es Camryn und Andrew, den beiden Protagonisten in J. A. Redmerskis Debüt, das im Original unter dem Titel „The Edge of Never“ erschienen ist. Beide haben ihre ganz persönlichen Gründe dafür, sich auf einen Road-Trip durch die USA zu begeben. Es ist sowohl die schmerzhafte Vergangenheit, die sie hinter sich lassen wollen, als auch die beängstigende Gegenwart, vor der sie flüchten. Und ihrer beider Leben wird sich komplett verändern, während sie Kilometer um Kilometer zurücklegen und zunächst allein mit sich und ihren Gedanken sind, doch schließlich den schwierigsten Teil der Wegstrecke zusammen zurücklegen.

Nachdem ich schon viel Gutes über „The Edge of Never“ gehört hatte, habe ich mich total auf das Erscheinen der Übersetzung gefreut. Das „New Adult“-Genre ist momentan einfach genau mein Ding und Road-Trip-Bücher liebe ich seit „Amy on the Summer Road“ auch total. Klar also, dass ich „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ einfach lesen MUSSTE. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, auch wenn ich doch den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt habe. Aber das fällt im Vergleich zu den positiven Dingen kaum ins Gewicht.

Camryn und Andrew sind zwei Protagonisten, die ich einfach nur großartig fand. Andrew ist echt zum Anbeißen und Camryn hätte ich gerne als Freundin. Ich mochte die beiden auf Anhieb, aber noch mehr mochte ich sie am Ende des Buches. Die beiden geben ein tolles Paar ab und es verwundert nicht, dass sie einander völlig verfallen sind. Ich mochte es, wie sie miteinander umgehen, wie sie zusammen Spaß haben und herumalbern, wie sie aber auch den Ernst des Lebens gemeinsam durchstehen. Es gab viele Szenen in diesem Buch, die mich zum Lachen gebracht haben, aber es gab auch genauso viele Momente, bei denen sich ein Kloß in meinem Hals gebildet hat und ich zusammen mit den beiden gelitten habe.

Ein wenig hat mir jedoch das Bauchkribbeln beim Lesen des Buches gefehlt. „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ ist zwar ein sehr emotionales Buch, aber diese Gefühle haben sich nicht hundertprozentig auf mich als Leser übertragen. Ich fand Andrew zwar klasse, aber es gab schon männliche Hauptfiguren in anderen Büchern, die ich heimlich mehr angeschmachtet habe. Es fehlten mir die Kribbel-Szenen, die meinen Pulsschlag erhöhen. Ich stehe nicht auf Kitsch, aber durchaus auf Gefühl. Und in „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ findet man eher körperlich betonte Szenen als romantische Momente, falls ihr versteht, was ich meine. Diese Szenen waren schon sehr explizit beschrieben und das berühmte „F-Wort“ kam das ein oder andere mal vor. Ich habe generell kein Problem damit, aber mir fehlten die zarten und vorsichtigen Annäherungsversuche.

Die Handlungsumgebung ist typisch für einen Road-Trip und führt quer durch die USA. Dabei wird nur der erste Teil der Strecke im Bus zurückgelegt, später steigen Camryn und Andrew auf ein schon etwas älteres Auto um. Ich habe beim Lesen des Buches total große Lust verspürt, selbst sofort ins Auto zu steigen und wahllos durch die Welt zu fahren. Die Autorin weckt Fernweh mit ihrem Buch und ein wenig habe ich Camryn und Andrew darum beneidet, dass sie die Möglichkeit hatten, ihrem Freiheitsdrang nachzugeben.

Die Handlung selbst ist sehr abwechslungsreich und wartet am Ende mit einer riesigen Überraschung auf. Die ganze Zeit deutet sich an, dass Andrew ein Geheimnis hat, stellenweise will er Camryn gar nicht richtig an sich heranlassen. Und als Leser fragt man sich natürlich, warum das so ist. Dabei spielt man die verschiedensten Möglichkeiten durch, aber die Autorin hat mich am Ende echt völlig unvorbereitet getroffen, denn mit dieser Wende in der Handlung habe ich im Leben nicht gerechnet.

Dadurch, dass ich „Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer“ sowohl aus Camryns als auch aus Andrews Sicht geschrieben ist, bekommt man als Leser einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Protagonisten. Teilweise überschneiden sich die Kapitel vom Inhalt her, sodass man dieselbe Szene von beiden Hauptfiguren erzählt und beschrieben bekommt. Das hat mir richtig gut gefallen, denn dadurch wird nur noch deutlicher, wie toll sich Camryn und Andrew ergänzen und wie super sie zusammenpassen.

Im Original ist bereits die Fortsetzung „The Edge of Always“ erschienen, die ich unbedingt ganz bald lesen muss, denn ich will wieder in die Welt von Camryn und Andrew abtauchen und Zeit mit ihnen verbringen.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Sommer- und Strandlektüre

Strawberry Summer
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„Strawberry Summer“ - Titel und Gestaltung des Buches von Joanna Philbin könnten für ein Sommer-Debüt nicht treffender sein. Die zarten Türkistöne machen gute Laune, das Cover verspricht Strandatmosphäre ...

„Strawberry Summer“ - Titel und Gestaltung des Buches von Joanna Philbin könnten für ein Sommer-Debüt nicht treffender sein. Die zarten Türkistöne machen gute Laune, das Cover verspricht Strandatmosphäre sowie dieses gewisse Kribbeln im Bauch und die Erdbeeren, die sich am Anfang eines jeden Kapitels wiederfinden, geben dem Buch eine süße Leichtigkeit.

Und auch inhaltlich überzeugt „Strawberry Summer“, vor allem durch seine Charaktere und die Handlung. Rory ist das nette Mädchen von Nebenan, mit dem man sich als Leser irgendwie sofort anfreundet. Sie ist einfach lieb und unschuldig und überaus verantwortungsbewusst. Denn trotz ihres jungen Alters regelt sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern gleichzeitig auch das ihrer Mutter, die im Leben nicht wirklich viel auf die Reihe bekommen hat und sich lieber von einem Mann zum nächsten hangelt und dabei hofft, irgendwie die offenen Rechnungen bezahlen zu können. Kein Wunder also, dass Rory ausbrechen will aus diesem Alltag und die sich ihr bietende Chance ergreift, bei den Rules das „Mädchen für Alles“ zu spielen. Und kein Wunder, dass Rorys Mutter davon überhaupt nicht begeistert ist. Doch im Umgang mit ihr zeigt sich schon die erste Charakterentwicklung von Rory, die im Laufe des Buches noch fortschreiten wird: Sie bietet ihrer Mutter die Stirn und setzt ihren eigenen Willen durch.

Doch der Alltag in den Hamptons ist nicht unbedingt das, was Rory erwartet hat. Vor allem Bianca, die Hausdame der Rules, macht es ihr nicht gerade leicht, und auch die Familienmitglieder selbst sind nicht alle begeistert davon, dass Rory den Sommer bei ihnen verbringen wird. In erster Linie ist es Isabel, die im selben Alter wie Rory ist, die ihr Schwierigkeiten bereitet. Isabel ist die zweite weibliche Hauptfigur in „Strawberry Summer“, mit ihrem Leben beschäftigt sich die Autorin ebenso umfassend wie mit dem von Rory. Isabel ist einerseits die verwöhnte Tochter, die alles bekommen hat, was sie wollte. Mittlerweile zeigt sie sich auf der anderen Seite aber genervt von dem Society-Leben, hat genug von ihren Freundinnen, die ihre Freizeit im Beach-Club verbringen, und will ebenso wie Rory ausbrechen aus ihrem Alltag. Isabel charakterisiert sich sehr gut durch ihr Verhalten und ist eine ebenso lebensnahe Figur wie Rory. Und auch die weiteren Charaktere des Buches sind sehr greifbar konstruiert, mit Ecken und Kanten und Eigenschaften, die sie besonders machen.

„Strawberry Summer“ erzählt die Geschichte der beiden Teenager Rory und Isabel, deren Leben zunächst nebeneinander ablaufen, sich aber mehr und mehr verbinden und eine Einheit bilden. Und dabei zeigt sich im Laufe des Buches, wie ähnlich sich die beiden doch eigentlich sind. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass aus Feindinnen Freundinnen werden, was schön zu beobachten ist. Ebenso wie die zarte Liebesbeziehung, die sich zwischen Rory und Connor Rule entwickelt. Es gibt hier einige süße Szenen mit den beiden, aber leider überträgt sich das Kribbeln zwischen ihnen nicht auf den Leser. Zum Schmachten und Seufzen ist das Buch daher nicht geeignet, aber niedlich sind die beiden dennoch anzusehen.

Die Handlung des Buches ist zwar teilweise extrem vorhersehbar, aber insgesamt dennoch sehr abwechslungsreich. Es gibt Szenen voller Freude und Leichtigkeit, aber ebenso auch Momente, in denen die Charaktere niedergeschlagen und traurig sind. Der Sommer von Rory und Isabel ist reich an Erfahrungen und Eindrücken und beide lernen, den Problemen, die sich ihnen in den Weg stellen, die Stirn zu bieten. Ein ganzer Sommer, die Monate Juni bis August, sind prägend für die beiden und die gemeinsame Zeit in den Hamptons werden sie wohl nicht vergessen.

Die Atmosphäre von „Strawberry Summer“ könnte sommerlicher nicht sein. Die Handlung spielt zu einem großen Teil am Strand - oder zumindest in dessen Nähe - sowie im Beach-Club. Und es ist immer warm, es regnet nie und das Meer sorgt mit seinem Rauschen für Fernweh. Und passend dazu ist der Schreibstil von Joanna Philbin locker und leicht und so lässt sich „Strawberry Summer“ problemlos innerhalb kurzer Zeit lesen. Leider wird dieses Lesevergnügen durch einige Rechtschreibfehler getrübt.

Die Fortsetzung „Blueberry Summer“ erscheint übrigens im Februar 2015, ebenfalls im cbt Verlag.

Fazit:

„Strawberry Summer“ ist eine hervorragende Sommer- und Strandlektüre, die nicht nur seichte Unterhaltung, sondern auch eine gewisse Ernsthaftigkeit bietet, die Joanna Philbins Debüt Authentizität und Vielseitigkeit verleiht.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Poesie und Sprachgewandtheit vom Allerfeinsten!

Eines Tages, Baby
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Aufmerksam geworden auf Julia Engelmann und ihren Poetry-Slam „One Day / Reckoning Text“ bin ich durch Facebook. Freunde von mir haben den Link zum entsprechenden YouTube-Video fleißig geteilt und kommentiert ...

Aufmerksam geworden auf Julia Engelmann und ihren Poetry-Slam „One Day / Reckoning Text“ bin ich durch Facebook. Freunde von mir haben den Link zum entsprechenden YouTube-Video fleißig geteilt und kommentiert und ich war einfach zu neugierig und musste mir das Video auch ansehen. Und ansehen. Und ansehen. Denn drei mal hintereinander habe ich es bestimmt angeschaut. Und habe mich dabei von Julia Engelmanns Auftritt gefangen nehmen lassen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch, wirkte so bodenständig, hatte so eine mitreißende und fesselnde Art. Und dabei so eine angenehme Stimme, der man gerne zuhört. Und ihr Text hat mich direkt getroffen, mir Gänsehaut beschert, mich mitgerissen und wachgerüttelt.

Die Veranstaltung des „Poetry Slams“ kannte ich bis dahin nur aus Berichten von Freunden, die schon mal bei so einem Event waren. Mich hat das nie näher interessiert, aber durch Julia Engelmanns Video hat sich das geändert und ich habe bei YouTube schon einige Videos, auch von anderen Poetry Slammern, gesehen. Und nicht zuletzt habe ich mir das Buch „Weil ich Layken liebe“ von Colleen Hoover wegen des Themas „Poetry Slam“ gekauft. :wink:

Ich durfte Julia Engelmann im Februar schon live erleben. Sie hat den Sänger Tim Bendzko und seine Band auf deren Deutschland-Tour begleitet und beim Konzert in Magdeburg ihren Slam „Stille Wasser sind attraktiv“ performt. Bei diesem Auftritt wirkte Julia Engelmann ganz bei sich, ganz bescheiden. Und sie hat es mit ihrer besonderen Art und ihrem eindringlichen Text geschafft, eine ganze Konzerthalle zum Schweigen zu bringen.

Natürlich musste ich daher auch Julia Engelmanns erstes Buch „Eines Tages, Baby“ unbedingt lesen, denn irgendwie hat sie einen Nerv in mir getroffen, ihre Texte bringen etwas in mir zum Klingen und ich bin süchtig nach mehr. Mehr Spielerei mit der deutschen Sprache, mehr Wortwitz und Wortgewandtheit, mehr Weisheiten in Reime gepackt. Und all das bekommt man mit diesem kleinen, aber feinen Büchlein, das zudem noch mit liebevollen Illustrationen von Julia Engelmann persönlich verfeinert wurde.

„Eines Tages, Baby“ liest man nicht einfach so, sondern man versinkt darin, geht förmlich darin auf. Oft habe ich mich beim Lesen dabei ertappt, wie ich zustimmend mit dem Kopf genickt habe. Julia Engelmanns intelligente Reime und ihre kreativen Wortneuschöpfungen berühren mich einfach und lassen mich denken „Ja, verdammt! Sie hat ja so Recht!“ Ich fühle mich durch die Texte verstanden. Endlich spricht mal jemand aus, was ich schon die ganze Zeit gedacht habe, aber nie in Worte fassen konnte. Fast scheint es, als wären Julia Engelmann und ich Seelenverwandte, denn wir scheinen total auf einer Wellenlänge zu liegen. Sie spricht mir förmlich aus dem Herzen und ich erkenne mich und meine Gedanken in ihren Texten wieder. Sie greift mit ihren Texten Themen auf, die Menschen unserer Altersgruppe einfach bewegen. Sorgen, Ängste, Liebe, Freude – all das spricht Julia Engelmann an und spricht dadurch mich an. Wobei ich aber auch sagen muss, dass nicht jeder Text so tiefsinnig und berührend wie „One Day / Reckoning Text“. Es gibt auch einige Texte in diesem Buch, die ich eher schmunzelnd gelesen habe oder bei denen mir die Poesie nicht hundertprozentig zugesagt hat. Aber dennoch sind auch diese Texte 100 % Julia Engelmann und dadurch nicht schlechter oder weniger lesenswert.

Durch die diversen YouTube-Videos und den Live-Auftritt im Februar weiß ich in Ansätzen, wie Julia Engelmann ihre Texte vorträgt und intoniert. Und deshalb habe ich ihre Texte in „Eines Tages, Baby“ teilweise mit einer inneren Stimme gelesen, die wie die ihre klang. Ich habe instinktiv in einem bestimmen Takt gelesen, der dem ähnelt, mit dem Julia Engelmann ihre Texte vorträgt. Und daher habe ich die Texte und deren Inhalt, deren Aussage, noch viel intensiver wahrgenommen. Und dadurch braucht es auch seine Zeit, dieses dünne Büchlein zu lesen. Denn es ist tiefsinnige und feinfühlige Poesie, die man aufnimmt. Es ist kein belletristischer Text, der sich mühelos runterlesen lässt. Die Texte möchten bewusst und Wort für Wort aufgenommen werden.

Und das Gute ist: Nach dem erstmaligen Lesen des Büchleins sind die Buchstaben alle noch drin. Also spricht nichts dagegen, es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zur Hand zu nehmen. Und dann noch einmal. Und dann noch einmal…

Mein Fazit

“Eines Tages, Baby” – dieses Buch bietet Poesie und Sprachgewandtheit vom Allerfeinsten!

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein wahnsinns Buch!

Die amerikanische Nacht
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Als das Buch frisch erschienen ist und man auf diversen Blogs Rezensionen dazu lesen konnte, habe ich mir immer wieder die Inhaltsbeschreibung durchgelesen, aber habe sie nie so richtig kapiert. Und dennoch ...

Als das Buch frisch erschienen ist und man auf diversen Blogs Rezensionen dazu lesen konnte, habe ich mir immer wieder die Inhaltsbeschreibung durchgelesen, aber habe sie nie so richtig kapiert. Und dennoch hat das Buch immer eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt, der ich mich schließlich nicht mehr länger verwehren konnte. Und nach dem Lesen des Buches habe ich gemerkt, dass es sehr schwer ist, den Inhalt oder das Buch insgesamt zu beschreiben. Man muss es einfach selbst erleben.

Besonders ist natürlich die Aufmachung: Das Cover ist total ausdrucksstark und passt dazu perfekt zum Inhalt. Und im Inneren des Buches erwarten den Leser immer wieder Zeitungsausschnitte, Fotos, Emails, Internetseiten, Krankenakten, die das Buch einzigartig machen und es auch interaktiv werden lassen. Ich finde so etwas toll und habe ganz viel Zeit damit verbracht, diese Extras zu studieren.

Das Buch ist echt dick, aber es liest sich total schnell weg. Der Schreibstil von Marisha Pessl ist sehr angenehm, nicht zu seicht, auch nicht zu anspruchsvoll, irgendwie einfach genau richtig. Und dazu kommt dieser etwas gruselige Hauch, der über dem Buch liegt und auf mich eine extreme Wirkung hatte. Ich habe förmlich am Buch geklebt, habe mich von ihm gefangennehmen lassen, seinen Sog auf mich wirken lassen. Das Buch war so spannend, ich konnte es kaum zur Seite legen und habe mich in den Lesepausen doch immer mit dem Inhalt des Buches beschäftigt. Wahnsinn, was die Autorin hier für eine Story kreiert hat, die so atemberaubend und vielschichtig ist.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Katrin Zipses Debüt beschert seinen Lesern eine wahre Glücks(drachen)zeit!

Glücksdrachenzeit
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Leute, schaut euch mal das Cover an – ist es nicht einfach wundervoll?! :love: Ich finde es so hübsch! Ich steh ja auf originelle Cover und ich stehe auch auf Polka Dots (die sich passenderweise auch unter ...

Leute, schaut euch mal das Cover an – ist es nicht einfach wundervoll?! :love: Ich finde es so hübsch! Ich steh ja auf originelle Cover und ich stehe auch auf Polka Dots (die sich passenderweise auch unter dem Schutzumschlag und im Inneren des Buches finden) und ich stehe auch auf Schrift, die man streicheln kann – wie hier den Titel auf der Vorderseite und auf dem Buchrücken. Das Cover ist so liebevoll gestaltet und es macht auf Anhieb gute Laune. Nicht zu sehen auf dem hier gezeigten Cover ist noch ein kleines Extra, das sich der Magellan Verlag hat einfallen lassen: In der oberen rechten Ecke des Schutzumschlags klebt eine Banderole mit einem Leitspruch des Buches. :love: Wirklich originell und wirklich kreativ – das gilt im Übrigen für sämtliche Cover des Magellan Verlags, die ich einfach nur klasse finde.

„Glücksdrachenzeit“ umfasst 270 Seiten und gliedert sich dabei in einen Prolog, 149 Kapitel sowie einen Epilog. Die Kapitel sind stellenweise sehr, sehr kurz, sind manchmal fast so etwas wie nummerierte Absätze. Denn manchmal beinhalten sie nicht mehr als einen Satz. Zu den kurzen Kapiteln passen die kurzen Sätze, die prägend für den Stil von Katrin Zipse sind. Sie schreibt schnörkellos, dafür sehr ausdrucksstark, sehr eindringlich. Vor allem dann, wenn sie durch Wiederholungen einzelner Wörter die Betonung auf diese legt. Manchmal sind das auch Worte wie „mies“, „verdammt“ oder „beschissen“, die besonders in den Vordergrund gerückt werden. Denn Nellie, die Ich-Erzählerin des Buches, ist eine ehrliche Haut, die völlig unverblümt frei von der Leber weg erzählt. Und damit enorme Pluspunkte bei mir erntet. Ebenso wie für ihren Galgenhumor. Nellies Erzählton ist oft nüchtern und sachlich und schafft es doch, mir regelmäßig ein Schmunzeln zu entlocken. Nellies Sicht auf die Dinge ist einfach verblüffend ehrlich und sie öffnet mir damit ein wenig die Augen.

Direkt im ersten Kapitel, das auch eher als nummerierter Absatz durchgeht, weil es nur aus drei Zeilen besteht, wendet sich Nellie direkt an eine Figur, die sie mit „Du“ anspricht. Damit könnte der Leser gemeint sein. Oder eine ganz andere Person… Das erfährt man natürlich im Laufe des Buches und ich finde diese Idee der Autorin einfach toll: eine Figur einzubauen, die irgendwie immer da ist, weil immer mit ihr kommuniziert wird, die aber selbst nie zu Wort kommt. Wirklich kreativ!

Nellie ist eine Erzählerin, die total im Hier und Jetzt verankert ist. Sie hält sich nicht lange mit den Ereignissen der Vergangenheit auf, und das spiegelt sich auch in ihrem Erzählstil nieder. Zwar kommt sie nicht drumherum, an die Vergangenheit zu denken und diese zu erwähnen. Aber dies tut sie mit wenigen Andeutungen, kurzen Sätzen. Wenn sie sich zum Beispiel an die tolle Zeit mit ihren ehemals besten Freundinnen erinnert, dann tut sie das nur ganz kurz, um dem Leser nur einen groben Überblick zu geben. Und dann ist sie sofort wieder im Hier und Jetzt. Nur mit einer Sache aus der Vergangenheit muss Nellie sich tiefgründiger befassen. Und das tut sie auch. Allerdings hat sie bis dahin noch einen weiten Weg vor sich, der sie nicht nur nach Frankreich führt, sondern sie auch noch enger an ihren großen Bruder Kolja bindet.

Neben all dem unterschwelligen Humor, der vor allem durch Nellies Erzählweise zum Tragen kommt, ist das Buch überraschend ernst. Denn natürlich gibt es einen Grund dafür, warum Kolja nach Frankreich abgehauen ist. Natürlich steckt ein tieferer Sinn dahinter, dass Nellies Mutter tagelang im Schlafanzug durch das Haus schleicht. Natürlich hat Miss Wedlock ihre ganz eigenen Motive dafür, fünf Plastiktüten, prallgefüllt mit Schuhen, mit sich herumzutragen. Und natürlich hat der ganz und gar hinreißende Elias sich sein auffälliges Tattoo nicht ohne Grund stechen lassen. Die Reise nach Avignon verändert das Leben all dieser Charaktere. Nicht erwähnt habe ich bislang Jackson, den liebevollen, tollpatschigen Hund, der immer genau im richtigen Moment zur Stelle ist und mein Herz im Sturm erobert hat. :love:

Die Handlung des Buches ist durchweg sehr abwechslungsreich. Es passiert immer etwas und der Spannungsbogen baut zu keiner Stelle ab. Mir persönlich wurde die Handlung aber mit dem Eintreffen der Charaktere in Avignon etwas zu skurril. Die Zufälle häufen sich, das Ganze wird mir etwas zu konstruiert und übertrieben. Da waren mir die vergleichsweise ruhigeren Road-Trip-Momente doch lieber.

Die Bedeutung des Titels ergibt sich im Laufe des Buches. Hierzu sage ich an dieser Stelle natürlich nichts, da müsst ihr das Buch schon wie immer selbst lesen. Aber ich finde es toll, dass dieser originelle Titel auch eine passende Erklärung bekommt.

Mein Fazit

Katrin Zipses Debüt beschert seinen Lesern eine wahre Glücks(drachen)zeit!