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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2023

dicke Leseempfehlung

Bergleuchten
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1872. Die Schweizer und die Italiener beschließen aus zwei Richtungen den ersten Gotthard-Eisenbahntunnel zu bauen. Ein Großprojekt, angelegt auf 7 Jahre Bauzeit. Auf der schweizerischen Seite wird Göschen ...

1872. Die Schweizer und die Italiener beschließen aus zwei Richtungen den ersten Gotthard-Eisenbahntunnel zu bauen. Ein Großprojekt, angelegt auf 7 Jahre Bauzeit. Auf der schweizerischen Seite wird Göschen zum Hauptquartier der Baufirma um Louis Favre. Zeitweise bis zu 1600 Menschen mussten in dem kleinen Bergdorf Quartier finden. Kein Wunder, dass sich für die Bewohner alles änderte. Und nicht jeder davon begeistert war. Während Unterkünfte, ein Krankenhaus und eine Schule gebaut wurden, formierte sich vor allem unter den dort ansässigen Fuhrunternehmern Widerstand gegen den Tunnel, der ihnen mutmaßlich in der Zukunft die Existenzgrundlage nehmen würde, wenn alles auf den Schienen in kurzer Zeit durch den Berg transportiert werden würde. Aber auch die Tunnelarbeiter waren unzufrieden. Louis Favre, der wegen unterschriebener Knebelverträge unter großem Zeit- und Erfolgsdruck stand, stellte die Arbeitssicherheit hinter der Schnelligkeit der Bauarbeiten zurück und sowohl der Umgang mit Sprengstoff, als auch mangelnde Hygiene und schlechte Luftversorgung in dem stetig länger werdenden Tunnel waren mehr als einmal lebensbedrohlich für die Arbeiter.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht neben dem realen Tunnelbau die Liebesgeschichte des Italieners Piero und der Schweizer Fuhrhändlerstochter Helene.

Wer Karin Seemayers Bücher kennt weiß, dass er neben gut recherchierten historischen Fakten auch eine unterhaltsame fiktive Rahmenhandlung bekommt. Über den Bau des Gotthard-Tunnels wusste ich wenig und umso interessanter war es mehr darüber zu erfahren. Dass Helene und Piero einem schnell ans Herz wachsen macht die Geschichte noch schöner und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für mich war es ein Schmöker, wie ich ihn gerne habe. Dicke Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Beglückende Lektüre

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
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Die liebsten Bücher von Brigitte Riebe sind mir immer noch die reinen Histos unter ihrem Klarnamen. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen, wenn man zugreift. Also war ich voller Vorfreude. Und ...

Die liebsten Bücher von Brigitte Riebe sind mir immer noch die reinen Histos unter ihrem Klarnamen. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen, wenn man zugreift. Also war ich voller Vorfreude. Und was soll ich sagen. Ich wurde nicht nur nicht enttäuscht. Nein, ich war nach wenigen Seiten schon begeistert von der Geschichte. Nachdem ich den Roman mit großer Freude gelesen habe, stellt sich die Frage, nach dem Warum. Was hat mir so ausnehmend gut gefallen? Was hat mich reingezogen in die Handlung und bis zum Ende nicht mehr losgelassen?

Da ist natürlich der ganze Kram, der einen guten Histo einfach per se ausmacht. Tolle Charakter, die sich fortentwickeln. Eine Handlung, die mit Logik, Spannung und Überraschung glänzt. Eine gehörige Portion Geschichte, die mit leichter Hand in die erfundene Story eingeflochten ist. Alles da. Reichlich sogar. Die Darsteller sind mir allesamt ans Herz gewachsen. Und die Veränderungen Deutschlands vor dem zweiten Weltkrieg sind präsent ohne aus dem Kontext zu fallen.

Aber es gibt noch diese dritte Ebene. Also die neben Fiktion und Fakten, die mich hier besonders abgeholt hat. Die des Gefühls. Ich fühlte mich einfach wohl in der Eifel. Bei Johanna, in ihrem Haus, zwischen all ihren Tieren, zwischen den Freundinnen aus dem Dorf, mit den Männern, die Johannas Herz erobern. Eine Ruhe und Stärke und Zuversicht ist in dieser Eifelgeschichte. Die hat mich beglückt und mehr kann man wirklich nicht erhoffen von einem guten Buch.

Veröffentlicht am 12.07.2023

toller zweiter Teil

Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war
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Der erste "Vergissmeinnicht-Band" war ein nettes Jugend-Fantasy-Buch. Der zweite Band hat mich jetzt richtig gepackt. Ich war positiv überrascht, dass Kerstin Gier hier wirklich zu Höchstform aufgelaufen ...

Der erste "Vergissmeinnicht-Band" war ein nettes Jugend-Fantasy-Buch. Der zweite Band hat mich jetzt richtig gepackt. Ich war positiv überrascht, dass Kerstin Gier hier wirklich zu Höchstform aufgelaufen ist. Der Wechsel zwischen den beiden Hauptdarstellern funktioniert hervorragend. Sie sind liebenswert und wirklich ein Liebespärchen, dass mich total begeistert. Ich habe mich emotional sehr an Gwendolyn und Gideon erinnert gefühlt.. Matilda und Quinn, die beiden gehören zusammen, auch wenn Quinn sich ein wenig ziert. Die Fantasyelemente sind funkensprühend, kreativ und machen gute Laune. Schön auch, dass die Bedrohung und der Gegner nun viel stärker herausgearbeitet werden und sich mir so einige erschließt, was ich im ersten Band zu oberflächlich fand.

Das Buch muss ich definitiv jetzt als Hardcover haben. Und ich fiebere dem dritten Teil entgegen.

Veröffentlicht am 12.07.2023

intensives Leseerlebnis

Das dritte Licht
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Auf wenigen Seiten wird hier das berührende Schicksal eines kleinen Mädchens erzählt. Es sind die 1980er in Irland. Da der Vater die unablässig wachsende Kinderschar nicht mehr ernähren kann, bringt er ...

Auf wenigen Seiten wird hier das berührende Schicksal eines kleinen Mädchens erzählt. Es sind die 1980er in Irland. Da der Vater die unablässig wachsende Kinderschar nicht mehr ernähren kann, bringt er eine seiner Töchter bei kinderlosen Verwandten unter. Aus der Sicht des Mädchens erfahren wir, wie die unglaublichen Veränderungen und die Trennung von ihrer Familie ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen. Eigentlich geht es ihr zum ersten Mal gut. Sie hat zu Essen, Erwachsene kümmern sich um sie und ihr Wohlergehen. Sie hat Zeit Kind zu sein. Alles Dinge, die ihr fremd sind und die sie lernen muss bzw. erst mal hinterfragt, ob sie das Recht dazu hat. Ob sie glücklich sein darf. Ob die Sehnsucht nach Hause gut für sie ist.

Ein intensives Leseerlebnis. Jeder Satz hat eine ungeheure Schlagkraft.

Veröffentlicht am 12.07.2023

solider Erstling

Die Porzellanpuppe
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Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen aus der russischen Zarenzeit des 20.ten Jahrhunderts in St. Petersburg und Moskau in den 1990gern. Zwei Frauen, zwei Schicksale.
Gefallen hat mir der historische Strang ...

Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen aus der russischen Zarenzeit des 20.ten Jahrhunderts in St. Petersburg und Moskau in den 1990gern. Zwei Frauen, zwei Schicksale.
Gefallen hat mir der historische Strang mehr. Dieses Problem habe ich leider sehr oft, wenn ein Roman in zwei sehr unterschiedlichen Zeiten spielt. Meist ist der Gegenwartsstrang nicht ganz so spannend. Das trübte auch hier ein wenig mein Leseerlebnis. Die Versuchung, drüber zu lesen, war groß und ich musste ich etwas disziplinieren.
Schön war der Erzählstil an sich. Man kommt den Darstellern nahe und das Fremde der russischen Kultur war spürbar. Ein solider Erstling.