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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2019

ungewöhnliches Leseerlebnis

Ich bin Circe
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Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe ...

Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe eine eher ruhige Lebensgeschichte erwartet. Positiv wurde ich also überrascht, dass es trotz wenig Action und keines durchgehenden Spannungsbogens so eine fesselnde Geschichte war.

Circe ist die Tochter eines Gottes, also eine Halbgöttin. Als solche besitzt sie magische Kräfte und kennt jede Art von Giften und Kräutern. Diese Fähigkeiten werden ihr anfangs schon mal zum Problem, wenn sie es bei den falschen Gelegenheiten zum Einsatz bringt. Das führt auch dazu, dass sie von der Familie verstoßen wird und schließlich auf einer Insel leben muss. Aber im Laufe der Jahrzehnte wird sie reifer und gewinnt eine innere Stärke und Weisheit, die ihrer Herkunft durchaus angemessen erscheint.

Der Roman ist wirklich ungewöhnlich. Angefangen beim Cover, welches herrlich schlicht und altertümlich daherkommt. Über den Rhythmus der Geschichte, der es wagt, mehr als ein Menschenleben zu umfassen und einen Hauch von Ewigkeit und griechischer Mythologie mit sich bringt. Aber auch über den Grundton, der einfach von einer jungen Frau erzählt, die erwachsen wird und durch ihre Erfahrungen, auch mit den Menschen, zu einer starken, selbstbewussten, klugen Göttin wird.

Ein ungewöhnliches Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.05.2019

unbedingt lesen

Sieben Arten Dunkelheit
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"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, ...

"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, dass es Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht.
Hervorragend gewählt ist der Titel, denn auch er gibt bereits eine Andeutung darauf, dass es eine große Bedrohung in dieser Geschichte gibt.
Und es ist, wie beworben, tatsächlich ein richtiges All-Age-Fantasy´-Buch, denn ich bin wirklich schon weit jenseits des Teenageralters und war vom ersten Satz an gefangen.
Das liegt zum einen am herausragenden Erzählstil. Der gut lesbar aber durchaus erwachsenentauglich ist. Mit einer feinen Prise Humor und ganz viel knisternder Spannung.
Toll finde ich auch die Darstellerriege. Jeder bekommt Raum für eine eigenständige Charakterbildung. Da gibt es Krigk, der unbedingt der größte Nachtzähmer aller Zeiten werden will und deshalb nur schwer akzeptieren kann, dass auch seine kleine unbedarfte Schwester R'hee wichtig für die Rettung der Welt sein könnte. Und da ist David, ein fünfzehnjähriger Außenseiter, der eine fast ungesunde Frucht vor der Dunkelheit hat und dem die blinde Ayumi mit ihrer furchtlosen klugen Art erst mal das nötige Selbstvertrauen zurückgeben muss.
Aber ich liebe auch die magischen Dunkel-Wesen, die so zahlreich durch diese Geschichte hüpfen. Viele sind Zwielichtlinge wie der Schattenhamster oder der Grantelschwanz. Aber etwas Größeres, Gefährlicheres hat angefangen Dinge aus der Lichtwelt zu stehlen und die Grenzen von Hell und Dunkel zu zerstören. Und dieser Kampf zwischen Licht und Schatten ist mit überraschenden Wendungen und einem hohen Tempo so rasant erzählt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Das waren jetzt mehr als sieben gute Gründe dieses Buch von 10 bis 100 jedem Fantasyleser wärmstens ans Herz zu legen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

großes Kino

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ...

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ganz eigenen Stellenwert ein. Ich lese wenig, welches sich damit vergleichen lässt. Die gehobene amerikanische Literatur ist nicht mein Genre. Dann schon eher die Crime-Scene. Dicker erfindet in seinen Büchern eine Mischung zwischen einem Spannungsroman, der immer auch Krimielemente bietet, und einer Gesellschafts-, Beziehungs- und Familienstudie. Dabei setzt er darauf, diverse Handlungsstränge in mehr als einer Zeitebene so miteinander zu verweben, dass ein dichtes, verschlungenes Netz an Informationen und Geheimnissen entsteht, welches mich wie jedes Mal, so auch hier, schnell und tief hineinzieht in die Geschichte.

Da es von Anfang an um mehrere Morde und eine verschwundene Frau geht und einer der Hauptakteure Polizeibeamter ist, ist der Fokus tatsächlich auf der Aufklärung mehr als einer Straftat. Der Mord schien aufgeklärt aber Stephanie Mailers Behauptungen werfen neue Fragen auf. So einiges erinnert an den Rhythmus von „Harry-Quebert“. Genau hier fühlte ich mich auch sehr gut aufgehoben. Man verfolgt in der Gegenwart das Puzzle um die Wahrheit welches durch Szenen aus der Vergangenheit in immer neuem Licht erscheint.

Bei ein oder zwei der Darsteller hatte ich zwar das Gefühl, dass Dicker etwas schablonenhaft zu Werke geht aber angesichts der Spannung, der schönen Sprache, verzeihe ich ihm das ohne großen Punktabzug. Wie er die Fäden immer in der Hand hält und alle Knoten am Ende glaubwürdig aufzudröseln weiß, dass ist mal wieder ganz großes Kino.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Monatshighlight

Der Horizont der Freiheit
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Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neues Buch von Ines Thorn rauskommt. Und als treue Leserin finde ich, dass sie immer wieder noch eine Schippe drauflegen kann. Mit „Der Horizont der Freiheit“ ...

Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neues Buch von Ines Thorn rauskommt. Und als treue Leserin finde ich, dass sie immer wieder noch eine Schippe drauflegen kann. Mit „Der Horizont der Freiheit“ hat sie sich erneut und ziemlich heftig in mein Herz geschrieben. Was für ein tolles Buch. Was für ein erfrischend anderer Erzählstil. Charmant, mit einem Augenzwinkern, liebevoll auf die Figuren blickend und klug das Zeitgeschehen reflektierend. Und wieder hat sie eine Frauenfigur ins Leben geschrieben, die ich so schnell nicht vergessen werde. Oder eigentlich sind es ja gleich zwei. Zum einen ist da die Druckersgattin Wilhelmine Pfaff, frisch verwitwet. Zum anderen Henriette Zobel, ihre beste Freundin. Eine Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frau. Beide mutig und klug. Und dann gibt es noch den netten Nachbarn, den jüdischen Verleger Joseph Rütten, eigentlich ein Hagestolz, der aber schon lange in stürmischer Zuneigung zu Wilhelmine entbrannt ist und der ihr aus einer finanziellen Notlage helfen möchte.

Die Geschichte hat so einige Ebenen. Die der zarten Liebe, die der selbstbewussten Frauen, die ihren Weg in die Selbstbestimmung suchen, die der rebellischen aufklärerischen Autoren, die mutige Verleger und Drucker für ihre Werke brauchen, die der Emanzipation, die Schritt für Schritt voranschreitet.
Ich bin eingetaucht in die Geschichte, wurde berührt von den Charakteren und war fasziniert von den politischen Entwicklungen und historischen Fakten.

Mein Monatshighlight und ein dickes Lob an Ines Thorn. Sie hat mir mit ihrem Buch einige wunderschöne Lesestunden beschwert. Ich lege das Buch jedem wärmstens ans Herzen.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Ein Buch wie eine warme Decke

Wir nannten es Freiheit
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Der erste Weltkrieg ist bereits im zweiten Jahr. Immer mehr Männer werden eingezogen und hinterlassen große Lücken in ihren Familien aber auch in der Arbeitswelt. In der Mädchenschule sind bis auf den ...

Der erste Weltkrieg ist bereits im zweiten Jahr. Immer mehr Männer werden eingezogen und hinterlassen große Lücken in ihren Familien aber auch in der Arbeitswelt. In der Mädchenschule sind bis auf den wehruntauglichen Rektor die Lehrer alle an der Front und dadurch werden junge Lehrerinnen wie Lene dringend gebraucht. Umso widersinniger erscheint das Zölibatsgesetz, welches verheirateten Frauen den Lehrberuf verwehrt.

Lene liebt ihren Beruf. Sie möchte den Mädchen das bestmögliche Rüstzeug auf dem Lebensweg mitgeben und ihr Gehalt ist auch dringend nötig, da die Mutter mit ihrem Verdienst als Wäscherin die Mietwohnung und den Unterhalt alleine gar nicht würde bezahlen können. Die junge Frau verliebt sich in Paul, der überraschend als Soldat ins französische Verdun geschickt wird und ihr noch schnell einen Heiratsantrag macht, den sie überglücklich annimmt. Während der Verlobte irgendwo in den Schützengräben liegt, überlegt Lene, was werden soll, wenn Paul zurückkehrt und sie wirklich heiratet. Die Vorstellung, dann nicht mehr Lehrerin sein zu dürfen, behagt ihr ganz und gar nicht und mit ihren Kolleginnen beschließt sie schließlich, dem Oberbürgermeister der Stadt Schwerin einen Brief zu schreiben und diese gesetzliche Regelung neu zu überdenken.

Es war mein erstes Buch von Silke Schütze. Und ich war von der ersten Seite an begeistert. Lene ist eine liebenswerte, kluge und aufmerksame junge Frau und ihr Engagement als Lehrerin aber auch ihr Mut als Mensch nehmen schnell für sie ein. Glaubhaft und facettenreich wird die damalige Zeit geschildert und das Ensemble rund um die Hauptdarstellerin ist interessant und gibt einen hervorragenden Einblick in die Gesellschaft und die Stimmung damals. Neben dem hervorgehobenen Thema von Gleichberechtigung und beginnender Emanzipation bekommt auch der Krieg und vor allem die Kriegstraumata der heimkehrenden Soldaten Raum und Aufmerksamkeit.

Silke Schütze erzählt auf eine sehr warme und einfühlsame Art ohne je ins Seichte oder Kitschige abzurutschen. Gerade die Liebesszenen sind trotz aller Gefühle sehr wahrhaftig und wunderschön. Trotz der Kriegszeiten und der damit verbundenen schweren Töne kommen aber auch der Humor und die Lebensfreude nicht zu kurz. Gibt es nicht den Spruch: Ein Buch wie eine warme Decke? Genauso ist diese Geschichte und ich bin damit zum absoluten Fan dieser Autorin geworden und werde mir jetzt nach und nach alle anderen Bücher von ihr zulegen. Ich fände es außerdem toll, wenn im Lene-Universum vielleicht noch weitere Bücher folgen würden.