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Veröffentlicht am 18.11.2022

Ein Lesefest

Kinder des Aufbruchs
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"Kinder des Aufbruchs spielt Ende der 1960er Jahre in Berlin. Zwei Ehepaare stehen im Zentrums des Geschehens. Wer wollte, konnte die vier schon im Vorgängerbuch "Kinder ihrer Zeit" kennenlernen aber es ...

"Kinder des Aufbruchs spielt Ende der 1960er Jahre in Berlin. Zwei Ehepaare stehen im Zentrums des Geschehens. Wer wollte, konnte die vier schon im Vorgängerbuch "Kinder ihrer Zeit" kennenlernen aber es ist auch ohne großes Vorwissen möglich, dem Geschehen zu folgen.


 Die Berliner leben in einer seltsamen Welt, umschlossen von den Grenzen der DDR mitten in Zeiten des kalten Krieges. Alice ist als Journalistin oft mitten drin in den Studendenunruhen​, die durch den Tod von Benno Ohnesorg befeuert werden. Als ehemalige DDR-Bürgerin interessiert sie sich auch für Menschen, die Republikflucht begehen wollen und steht noch immer bei der Stasi auf der Beobachtungsliste. Ihr Mann Max versucht als Anwalt denen zu helfen, die durch Enteignung im Zweiten Weltkrieg unrechtmäßig um ihr Hab und Gut gebracht wurden.


Zwillingsschwester Emma freundet sich derweilen mit dem elfjährigen Luca an, der elternlos in einem Heim lebt, ohne zu ahnen, dass der Junge ein gefährliches Geheimnis mit sich trägt. Ihr Mann Julius ist anfangs wenig begeistert von Emmas wachsende Fürsorge für den Halbwüchsigen.


Claire Winter schafft es mal wieder aufs Trefflichste, Fakten und Fiktion engmaschig miteinader zu verweben. Die politische Lage in der BRD war damals angespannt und Berlin mit seiner Teilung ein Brennpunkt für gesellschaftliche Unruhen jeder Art. Viele Ereignisse sind dem Leser sicherlich namentlich bekannt aber die genauen Hergänge nicht wirklich präsent. Man kann also hier durchaus noch etwas Lernen. Allerdings ist es beileibe kein dröges Geschichtsbuch sondern vielmehr die spannende Geschichte lebensechter Menschen, die so oder so ähnlich damals gelebt und geliebt haben. Um die man sich sorgt und mit denen man mitfühlen kann. Einige Nebenfiguren geben dem Geschehen wichtige Wendungen, beschreiben wichtige Geschehnisse. Das Schicksal aller regt sehr zum Nachdenken an und man kann auch wunderbar die Gegenwart reflektieren. Man merkt, dass hier genau und mit Enthusiasmus recherchiert wurde.


Mein Fazit: Claire Winter gehört für mich zu den deutschen Autorinnen, die die nahe deutsche Geschichte und die damalige Stimmung besonders gut einfangen können. Und dabei nie aus dem Auge verliert, dass die Leser gerne auch gut und glaubhaft unterhalten werden wollen. Wie immer ein Lesefest.

Veröffentlicht am 18.11.2022

Wie immer ein Genuss

Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen
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​Wenn eine Banshee dir ihr Lied singt, dann ist dein Ende gekommen. Wenn eine Todesfee sich mit einem Menschen einlässt und eine Tochter bekommt, dann ist sie eine Bansheeny und leider ist es der Fluch, ...

​Wenn eine Banshee dir ihr Lied singt, dann ist dein Ende gekommen. Wenn eine Todesfee sich mit einem Menschen einlässt und eine Tochter bekommt, dann ist sie eine Bansheeny und leider ist es der Fluch, dass auch deren Stimmen vom ersten Tag an tödlich sind, wenn sie laut werden. Nach einer einsamen Kindheit an abgelegenen Orten ist Dee erwachsen und kann mit ihrer tödlichen Gabe einigermaßen umgehen. Sie achtet darauf, nur leise zu sprechen, nie wütend zu werden und auf keinen Fall zu Singen. Aber dennoch hat sie angefangen Songs zu schreiben, die dann andere für sie in die Welt hinaustragen. Doch eines Tages wird sie verfolgt und als ihr Freund angegriffen und schwer verletzt wird, muss sie erkennen, dass ein mörderischer Geist hinter ihr und ihrer Familie her ist. Aber warum?


Die Ausgangslage dieses Fantasyromans ist hochinteressant und man wird sofort in das Geschehen hineingezogen. Ich liebe Nina Blazons einfühlsamen Erzählstil, mit dem sie Bilder zu malen versteht und immer wieder ungewöhnliche neue Fantasywelten entwirft. Hier ist es eine Parallelwelt, die neben der realen Menschenwelt besteht. Ein bisschen, wie das HP-Universum, aber doch auch ganz eigen. Die magsichen Kräfte gehen vor allem von den Banshee und ihren Nachkommen aus. Und von der Geisterwelt, in der solche Menschen landen, die aus Versehen von den Bansheeny totgesungen wurden und nun den richtigen Weg ins endgültige Jenseits nicht finden können. 


Das Buch besticht erst mal durch ein wunderbares Design, in dass jede Fantasy-LeserIN sich sofort verlieben muss. Gleiches gilt auch für die Sprache der Autorin und die Heldin Dee, die man schnell ins Herz schließen kann. Die Spannungskurve geht steil nach oben. Am Besten hat mir gefallen, dass es am Ende mehr als eine große Überraschung gab, mit der ich so nicht gerechnet hatte.


Mein Fazit: Wie immer ein Buch, dass ich uneingeschränkt als All-Age-Roman empfehlen kann. Definitiv meine Lieblingsautorin was diese Art von Fantasy betrifft. 

Veröffentlicht am 15.11.2022

Lesehighlight

Feldpost
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Endlich gibt es Neues von Mechtild Borrmann. "Feldpost" musste ich sofort nach Erscheinen lesen. Wie schon in den letzten Büchern verwebt die Autorin auch hier Geschehnisse aus der Vergangenheit mit Nachforschungen ...

Endlich gibt es Neues von Mechtild Borrmann. "Feldpost" musste ich sofort nach Erscheinen lesen. Wie schon in den letzten Büchern verwebt die Autorin auch hier Geschehnisse aus der Vergangenheit mit Nachforschungen in der Gegenwart. Einige Briefe, die überraschend in die Hände einer Anwältin gelangen, sind der Auslöser dafür, dass sich mehrere Menschen mit dem beschäftigen müssen, was sie längst hinter sich gelassen hatten. Mit den schweren Jahren vor dem zweiten Weltkrieg. Mit Verfolgung und Flucht, mit Polizeigewalt und Menschenverachtung, aber auch mit Liebe und Sehnsucht nach dem einen Herzensmenschen.

Die Geschichte berührt und wühlt auf. Sie regt zum Nachdenken an und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Der intensive Erzählstil, die wundervolle Sprache, die nahbaren Charaktere machen das Buch zu einem Jahreshighlight.

Gäbe es mehr als 5 Sterne, ich würde sie vergeben.

Veröffentlicht am 15.11.2022

griechische Geschichte mal anders erzählt

Elektra, die hell Leuchtende
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Das tolle an Büchern wie diesem ist, dass man glaubt die Geschichte und die Protagonisten schon zu kennen und dann gibt die jeweilige Autorin einem die Möglichkeit, das alles nochmal ganz neu und u.U. ...

Das tolle an Büchern wie diesem ist, dass man glaubt die Geschichte und die Protagonisten schon zu kennen und dann gibt die jeweilige Autorin einem die Möglichkeit, das alles nochmal ganz neu und u.U. auch ganz anders kennen zu lernen. Und es wird die weibliche Sicht benutzt, die in den alten griechischen Epen ja nur vage und am Rande vorkommt. Da geht es eher um Herkules und Agamemnon, um Achilles und Paris. Und die Frauen, die doch mindestens genauso stark sind, dürfen Randfiguren spielen. Geliebte und Ehefrauen, Grund für so manche Auseinandersetzung aber doch nicht mehr.

Das magisch schöne Cover passt wunderbar zur Geschichte von Elektra, die naiv und blauäugig ihren Vater vergöttert und erst mühsam und durch leidvolle Erfahrungen erkennen muss, dass nicht alles Gold ist was glänzt, dass nicht jede Liebe selbstlos und nicht jeder Mann ein Held ist.

Schön zu lesen und wer die griechischen Sagen mag, für den ist es ein muss.

Veröffentlicht am 15.11.2022

wunderschön

Das Leuchten der Rentiere
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Zuallererst, weil es unbedingt erwähnt werden muss. Was für ein wundervolles Cover. Ich bin total verliebt darin. Und auch der Titel des Buches gefällt mir. Auch wenn er mit dem Ursprungs-Titel und dessen ...

Zuallererst, weil es unbedingt erwähnt werden muss. Was für ein wundervolles Cover. Ich bin total verliebt darin. Und auch der Titel des Buches gefällt mir. Auch wenn er mit dem Ursprungs-Titel und dessen Aussage nicht viel zu tun hat. So trifft er doch die Stimmung des Romans für mich sehr gut. Die Rentiere sind im Leben der Sami viel mehr als reiner Besitz oder Statussymbol. Eine tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier und Natur gehört zur Kultur der nordschwedischen indigenen Bevölkerung. Und diese kann man auch zwischen den Zeilen wunderbar herausspüren. Das macht den Text auf magische Weise sehr schön und lautmalerisch. Und dazu passen eben Cover und Titel hervorragend.

Der Plot an sich ist interessant, braucht aber eine Weile, bis er seine ganz eigene Dramatik aufbaut. Die Hauptakteurin, das Mädchen Elsa, muss den Tod ihres geliebten Rentieres und die Bedrohung durch den Täter erst verwinden um als Erwachsene zu erkennen, dass nur sie selber für Gerechtigkeit sorgen kann und dadurch die innere Freiheit widerfinden wird.

Ein sehr gehaltvoller und nachdenklich machender Roman, den ich all jenen empfehle, die mehr über die Samen erfahren wollen und die lyrisch angehauchte Geschichten schätzen.