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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2021

toller Reihenauftakt

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Leopold von Herzfeld, was für ein wohlklingender Name. Den kann man sich tatsächlich merken. Und der Mann ist ja auch sehr eigenständig. Auch wenn seine modernen Methoden nicht bei jedem Vorgesetzten auf ...

Leopold von Herzfeld, was für ein wohlklingender Name. Den kann man sich tatsächlich merken. Und der Mann ist ja auch sehr eigenständig. Auch wenn seine modernen Methoden nicht bei jedem Vorgesetzten auf Gegenliebe stoßen, so ist er doch starköpfig und erfindungsreich genug, um seine Ideen durchzusetzen.

Leopold wird nach Wien versetzt um die Polizei bei ihrer Ermittlungsarbeit zu unterstützen. Gleich am ersten Tag geschieht ein brutaler Mord an einer jungen Frau und er sichert schon mal Spuren, äußert kluge Vermutungen, eckt schnell an. Mit Hilde des verschrobenen Totengräbers Augustin ist er auf der richtigen Fährte und als weitere Morde geschehen kann sein Chef nicht anders, als ihn an der Fahndung zu beteiligen. Jetzt beweist er sein Können und seine Fähigkeiten erinnern sowohl an Sherlock Holmes als auch an Profiler der Gegenwart. Dabei spielt die ganze Krimihandlung 1893 und viele Techniken stecken noch in den Kinderschuhen.

Seit langem mal wieder ein richtig toller Pötzsch-Krimi, den ich ruckzuck als Hörbuch genossen habe. Der Vorleser kommt aus Österreich, deshalb ist der Dialekt perfekt.

Veröffentlicht am 06.08.2021

das ländliche England in den 30ern

Vom Ende eines Sommers
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Edie lebt im England der 1930er Jahre auf dem Land. Das Leben ist bestimmt von harter Arbeit weitgehend ohne technische Hilfsmittel und da der erste Weltkrieg viele Männer getötet hat auch weitgehend ohne ...

Edie lebt im England der 1930er Jahre auf dem Land. Das Leben ist bestimmt von harter Arbeit weitgehend ohne technische Hilfsmittel und da der erste Weltkrieg viele Männer getötet hat auch weitgehend ohne kräftige Männerhände. Das Weltbild ist rückständiger als in der Stadt, die Frauen sind mit Heim und Kind und Hof beschäftigt.

Eine Journalistin bringt das Landleben und die Dorfgemeinschaft schließlich gehörig durcheinander und Edie erkennt, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, als Feldarbeit und das auch Frauen Wünsche und Sehnsüchte haben dürfen und diese vielleicht auch ausleben sollten.

Ein Gesellschaftsroman erzählt mit den Augen einer 14-Jährigen. Anfangs ist die Geschichte etwas langsam und durch Edies Blickwinkel ziemlich naiv aber das ändert sich im Laufe des Romans und er nimmt Tempo auf und wird vielschichtiger und lebhafter. Auch wenn nicht alles nach meiner Vorstellung endete, so habe ich das Buch doch gern gelesen und könnte mir eine Verfilumung vorstellen.

Veröffentlicht am 06.08.2021

wer Nachbarn hat

Gute Nachbarn
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Oak Knoll ist ein kleiner Ort im Süden der USA. Damit ist eigentlich bereits vorgegeben, um was für einen Gesellschaftsroman es sich handelt und meine Erwartungen wurden auch weitgehend erfüllt.

Eine ...

Oak Knoll ist ein kleiner Ort im Süden der USA. Damit ist eigentlich bereits vorgegeben, um was für einen Gesellschaftsroman es sich handelt und meine Erwartungen wurden auch weitgehend erfüllt.

Eine afro-amerikanische Familie und ihre hellhäutigen neuzugezogenen Nachbarn geraten aneinander. Hier treffen Kulturen und Vorurteile aufeinander und das Ganze liest sich wie eine Mischung aus Realsatire und Drama. Die Darsteller sind für meinen Geschmack fast etwas zu stereotyp besetzt und die Handlung schreitet vorhersehbar und frustrierend stringent voran. Man weiß, wo das Alles hinführen wird und teilweise musste ich das Buch weglegen, weil einige Protas mich mit ihrem Verhalten richtig wütend machten.

Gute Nachbarn sind es nicht. Aber man sieht mal wieder, wie ein Nachbarschaftsstreit um einen Baum ausarten und in einem Ekszess enden kann.

Veröffentlicht am 06.08.2021

Sehr bewegend

Ein neuer Morgen für Samuel
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Schon der Klappentext versprach eine sehr bewegende Geschichte. Der Holocaust und seine Aufarbeitung sind Themen, die mich immer sehr interessieren und ich war gespannt, wie die Autorin diese erzählt.

Kurz ...

Schon der Klappentext versprach eine sehr bewegende Geschichte. Der Holocaust und seine Aufarbeitung sind Themen, die mich immer sehr interessieren und ich war gespannt, wie die Autorin diese erzählt.

Kurz bevor Sarah und David von den Nazis in Paris in einen Zug Richtung Ausschwitz gesetzt werden, können sie ihren neugeborenen Sohn Samuel einem französischen Gleisarbeiter in die Hände drücken. Jean-Luc und seine Freundin Charlotte wollen das jüdische Baby beschützen und fliehen von Spanien aus nach Amerika. Samuels Eltern überleben das Lager und suchen neun Jahre verzweifelt nach ihrem Sohn. Als sie ihn endlich finden, schalten sie die Behörden ein, die Jean-Luc verhaften und den Jungen Sam postwendend zurück nach Frankreich zu seinen leiblichen Eltern bringen.

Die Geschichte ist von der ersten Seite an sehr dramatisch und man ist emotional an allen Personen immer sehr nah dran. Das Schicksal von Sarah und David und ihre fürchterlichen Erlebnisse auf der Deportation und im Lager werden ebenso beschrieben wie die aufreibende und gefährliche Flucht von Jean-Luc und Charlotte mit dem Baby. Dadurch schließt man alle Personen auf die ein oder andere Weise ins Herz und fühlt mit ihnen, als die Geschehnisse kompliiert werden, da die leiblichen Eltern ihr Kind natürlich zurück wollen und die Zieheltern über die langen Jahre eine sehr innige Bezieung zu Sam aufgebaut haben. Der Junge steckt zwischen allen Stühlen und kann nicht verstehen, warum er jetzt in Paris bei fremden Franzosen leben soll, wo doch seine richtigen Eltern in Amerika sind und er zu ihnen möchte.

Der psychologische Tiefgang der Geschichte hat mich umgehauen. Es gibt kein richtig und kein falsch bei der Frage, wo Sam hingehört. Es gibt nur die Gefühle der Eltern und des Kindes und die Frage, kann ich mein leibliches Kind aufgeben, damit es glücklich wird oder kann ich einen Neunjährigen dazu bringen, dass er seine Zieheltern vergisst und ein neues Leben ohne sie akzeptiert.

Im letzten Abschnitt habe ich mehrmals ein paar Tränen vergossen, weil mich das Schicksal der Protagonisten so berührt hat. Dabei ist das Buch frei von Kitsch und jede Situation war nachvollziehbar, jedes Gefühl nachzufühlen und zu verstehen. Ich hätte selber oft nicht gewusst, wie ich mich hätte entscheiden können und umso mehr hat es mich gefreut, dass die Autorin ein Ende findet, welches für alle einen Hoffnungsschimmer und sogar Glück bereit hält.

Volle Punktzahl für dieses berührende Buch.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

interessanter Erstling

Die Kandidatin
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Der Politthriller von Konstantin Schreiber „Die Kandidatin“ spielt ca. 30 Jahre in der Zukunft. Themen, die heute gerade sehr aktuell und brandheiß sind, werden klug in den Plot miteingearbeitet. Gendern, ...

Der Politthriller von Konstantin Schreiber „Die Kandidatin“ spielt ca. 30 Jahre in der Zukunft. Themen, die heute gerade sehr aktuell und brandheiß sind, werden klug in den Plot miteingearbeitet. Gendern, Feminismus, der Islam in Deutschland und der Welt sind in 30 Jahren fest in der Gesellschaft verwurzelt. Die Kandidatin ist eine Muslima und ihre Ziele und wie sie sie versucht durchzusetzen erinnern an heutige Politiker. Die Machtkämpfe, die diversen Seilschaften, die Probleme mit Medien, mit blasierten Gegnern all das könnte auch heute spielen und ist ein Spiegel einer nur allzu nahen und allzu realen Zukunftsperspektive.

Eine interessante Vision, wie die Welt sich entwickeln könnte, wenn wir den jetzt eingeschlagenen Wegen folgen. Ein bemerkenswerter Erstling, dessen eher sachlicher Stil mir gefallen hat.