Profilbild von gagamaus

gagamaus

Lesejury Star
offline

gagamaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagamaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2020

berührende Familiengeschichte

Das Haus in der Claremont Street
0

Der Klappentext zu "Das Haus in der Claremont Street" war sooo vielversprechend und gerade bin ich auf der Jagd nach neuen AutorINNen. Und bei Kiepenheuer & Witsch werde ich immer wieder fündig. Und ja, ...

Der Klappentext zu "Das Haus in der Claremont Street" war sooo vielversprechend und gerade bin ich auf der Jagd nach neuen AutorINNen. Und bei Kiepenheuer & Witsch werde ich immer wieder fündig. Und ja, das Cover passt hervorragend zu der Geschichte eines Jungen, der ein traumatisches Erlebnis hat, bei dem beide Eltern sterben und der nur sehr schwer den Weg zurück in die normale Welt findet. Dabei versucht die Familie seiner Mutter wirklich alles, um seinen Schmerz zu lindern und die Geschehnisse selber zu verkraften.

Ich werde jetzt nicht den Plot näher erzählen. Nur so viel. Die Autorin findet eine wundervoll eindringliche Sprache, um die Erschütterung einer ganzen Familie zu erzählen und auch wenn die Dramtik und Trauer wie eine riesige Wand aufragt, so ist es doch das Alltägliche Leben, die Liebe zueinander und eine große Prise Lebensmut und Lebenslust, die aus diesem Buch herauskommen.

Mich hat der Roman von der ersten Seite an gefesselt und ist mir sehr nahe gegangen. Ich mochte den Ton der zwischen Drama und Komödie eine wunderbare Symbiose findet und der mit viel Tiefgang und Klugheit daherkommt. Die Autorin ist auch Filmemacherin und ich kann mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.

Veröffentlicht am 21.10.2020

guter Erstling

Die dunklen Pfade der Magie
0

"Die dunklen Pfade der Magie" ist der Erstling der Autorin A.K. Larkwood. Das Cover und der Klappentext klangen vielversprechend und ich bin immer auf der Suche nach neuen Fantasyautoren. Also nichts wie ...

"Die dunklen Pfade der Magie" ist der Erstling der Autorin A.K. Larkwood. Das Cover und der Klappentext klangen vielversprechend und ich bin immer auf der Suche nach neuen Fantasyautoren. Also nichts wie ran an das Buch. Äußerlich kommt es etwas archaisch und wie ein Historoman daher, man denkt also, das wüde so eine Highfantasy-Story werden. Aber da liegt man schief, denn die Autorin schafft es eine total neue und immer wieder überraschend komplexe Welt zu schaffen. Es gibt sehr viel zu entdecken. Außerdem legt der Plot ein hohes Tempo an den Tag und hat einen spannungsvollen Verlauf. Also eigentlich alles gut. Jetzt kommen zwei, drei kleine Aber, die nicht verschrecken sollen, aber die erwähnt werden müssen.

Ich hatte das starke Gefühl, die Autorin ringt darum, sehr viele Alleinstellungsmerkmale in ihrer Geschichte einzubringen. Das ist zwar löblich, aber nicht bei allem unbedingt nötig. Von Anfang an störten mich die fürchterlich komplizierten Namen, die ich mir weder merken konnte, noch kann ich sie hier korrekt wiedergeben. Wenn ich für eine Rezi jeden Namen erst mal nachschlagen müsste, dann sagt das durchaus etwas aus. Warum so kompliiert? Manchmal liegt die Würze durchaus darin, dass man sich eine Heldin, einen Helden, auch namentlich merken kann.(ich denke hier an Mia Corvere, derenen Name in Fantasykreisen inzwischen fast ebenso bekannt ist wie Gandalf der Graue.).

Es gibt wahnsinnig viele Elemente der Fantasy, die einer ausführlichen Beschreibung bedürfen und die mir manchmal nicht ausgereicht hat, um ein wirkliches Kopfkino zu bekommen. Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne noch 100 weitere Seiten vertragen können, um tiefer in diese ungewöhnliche Welt einzutauchen.

Und zu guter letzt sind die Charaktere zwar erfreulich facettenreich aber manchmal war mir das fast zu viel des Guten. Dass die Autorin Wert darauf legt, dass jede Form der Liebe und Beziehung hier stattfinden kann (wobei die amourösen Geshcichten angenehm im Hintergrund sind) und niemand etwas daran findet, fand ich etwas aufgesetzt und unrealistisch. Mir hätte es durchaus gefallen, wenn dieses Thema mit seiner Problematik erzählt worden wäre und nicht in einer Welt ohne Vorurteile und ohne Widerstände gegen bestimmte Dinge. Auch wenn wir uns so eine Welt wünschen, so finde ich doch die Auseinandersetzung mit unserer realen Welt spannender.

Alles in allem war es ein erfreulicher Neuling mit Lust nach oben. 3,5 Sterne - aufgerundet, wo es erwünscht ist.

Veröffentlicht am 15.10.2020

4,5 Sterne

Just Like You
0

Es ist spannend zu lesen, wie unterschiedlich der neue Roman von Nick Hornby bei den Lesern ankommt. Teilweise kann ich die Kritikpunkte zwar nachvollziehen, aber ich habe den Eindruck, dass hier oft zu ...

Es ist spannend zu lesen, wie unterschiedlich der neue Roman von Nick Hornby bei den Lesern ankommt. Teilweise kann ich die Kritikpunkte zwar nachvollziehen, aber ich habe den Eindruck, dass hier oft zu große Erwartungen eine Rolle spielten. Ich habe schon lange kein Buch mehr von Hornby gelesen und war neugierig aber ich habe vor allem einen Unterhaltungsroman erhofft und genau das habe ich auch bekommen und tatsächlich sogar noch ein bisschen mehr.

Mir gefällt sehr, wie entspannt und unaufgeregt Hornby erzählt, wie er weder mit der großen Keule noch mit detailverliebten Beschreibungen sondern vielmehr mit tollen Dialogen und auch mal Auslassungen und Andeutungen arbeitet. Und dabei geht es sowohl um die Liebesbeziehung als auch um das zweite wichtige Thema in der Geschichte, den Brexit. Die Liebe zwischen dem jungen schwarzen Mann und der weißen Mittvierzigerin kommt sehr einfühlsam für mich rüber. Die Unsicherheiten und Befürchtungen des Paares, die schrägen Blicke von Freunden, Verwandten und Bekannten und auch die Unzulänglichkeiten der Darsteller werden geschildert, Trotz der Probleme ist eine angenehme Leichtigkeit im Buch, die mich angesprochen hat. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, habe dem Paar ein gemeinsames Glück gewünscht und wie nebenbei einen Blick durchs Schlüsselloch eines britischen Autors erhalten, der den Brexit und wie es dazu kam, was in den Engländern vorging bei diesem Ausstieg aus der EU vorging und -geht.

4,5 Sterne für dieses Buch.

Veröffentlicht am 12.10.2020

Überlebenskampf zweier KInder

Die Unschuldigen
0

Eine Geschichte, wie sie sich bei uns in Europa nicht mehr zutragen könnte. Zu dicht ist das Land besiedelt, zu nah sind sich die Menschen. Aber in den Weiten Kanadas schaut das ganz anders aus. Da kann ...

Eine Geschichte, wie sie sich bei uns in Europa nicht mehr zutragen könnte. Zu dicht ist das Land besiedelt, zu nah sind sich die Menschen. Aber in den Weiten Kanadas schaut das ganz anders aus. Da kann es geschehen, dass zwei Geschwisterkinder miterleben, wie kurz nacheinander erst die Mutter und dann der Vater stirbt. Und obwohl sie noch nicht mal Teenager sind und weit ab von jeder Zivilistation schaffen sie es zu überleben und sich in der harten Einöde zu behaupten. Und niemand holt sie von dort weg oder denkt sich viel dabei, dass die Kinder jahrelang in ihrer Hütte leben und langsam erwachsen werden.

Anfangs fand ich es unsagbar traurig, dass die Kinder die volle Härte des Lebens abbekommen. Und die Natur ist unbarmherzig und verzeiht keine Fehler. Aber nach und nach hat es mich fasziniert, dass die Kinder von ihren Eltern durchaus viele Dinge gelernt haben und trotz ihrer Jugend einen unbändigen Überlebenswillen und eine angeborere Klugheit an den Tag legen. Hier gibt es keine Telefone, kein fließendes Wasser, keinen Strom. Die beiden haben keine Zeit zu spielen und Kind zu sein und dennoch bewahren sie sich eine Unschuld, wie unsere Kinder sie in der modernen Welt schon sehr früh verlieren. Und diese Unschuld macht sie zu Menschen, die ihr Glück in den kleinen lebenswichtigen Dingen finden und im Vertrauen aufeinander und auf die eigene Stärke.

Eine Geschichte, die sich unglaublich gut liest. Auch dank der reduzierten und punktgenauen Sprache des Autors.

Veröffentlicht am 12.10.2020

berührend

Das Glück ist grau
0

Manche Bücher erobern das Leserherz im heimlich still und leise, manche zögerlich, andere nie. Und manche im Sturm und so überraschend, dass man sich selber am Ende beglückwünscht dafür, dass man diesen ...

Manche Bücher erobern das Leserherz im heimlich still und leise, manche zögerlich, andere nie. Und manche im Sturm und so überraschend, dass man sich selber am Ende beglückwünscht dafür, dass man diesen Schatz gefunden hat. Genau so erging es mit mit "Das Glück ist grau".

Von Anfang an interssierte mich nicht nur der Esel und sein Schicksal sondern auch, dass die Geschichte in einer Amish-Gemeinde spielt. Diese etwas antiquierte Gemeinschaft von Amerikanern fasziniert mich seit langem und ich gucke alle Filme und lese alle Bücher, die ich darüber finden kann. Und wie erhofft ist diese Glaubensgemeinschaft es, die dem Buch den letzten und für mich entscheidenden Unterton gibt. Der Autor war mir vorher unbekannt aber seine einfühlsame Art von Mensch und Tier zu erzählen, ist herzerwärmend und sehr klug. Das Grautier ist eine gequälte Kreatur, die hier Hilfe von vielen Menschen erhält und dadurch auch unerwartet viel Hilfe für diejenigen gibt, die sich ihm zuwenden und die sich seinetwegen kennen- und schätzenlernen.

Ein Wohlfühlbuch, welches ich kaum mehr aus der Hand legen wollte. Eine Geschichte, die eine Verfilmung und vorher sehr viele neue Leser verdient hat.