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Veröffentlicht am 10.02.2020

Der Autorin gebührt Dank für diese Geschichte

Rückkehr nach Birkenau
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Hoffentlich hat jeder schon über den Holocaust gelesen. Natürlich hat jeder schon Filme gesehen, die auf die ein oder andere Art und Weise, mal Fiktion, mal Dokumentation, über das Leben und Sterben in ...

Hoffentlich hat jeder schon über den Holocaust gelesen. Natürlich hat jeder schon Filme gesehen, die auf die ein oder andere Art und Weise, mal Fiktion, mal Dokumentation, über das Leben und Sterben in den Konzentrationslagern des Zweiten Weltkrieges berichten. Aber selten ist es für mich eindringlicher, erschütternder, ehrlicher gewesen als dieses Buch über Ginette Kolinka und ihre Zeit im Lager Birkenau. Mit klaren und ungeschönten Worten, weitgehend frei von Wertungen oder auf Emotionsfang, schildert sie ihre Ankunft im Lager, was mit ihrer Familie geschehen ist, wie es ihr ging. Und wieder ist es unvorstellbar was Menschen Menschen antun. Es macht zutiefst traurig. Der reale Horror ist schlimmer als alles, was man erfinden könnte.

Ginette hat überlebt. Sie beschreibt auch dies und wie sie versucht zu verdrängen um zu überleben. Und wie sie nach vielen Jahren begreift, dass sie davon erzählen muss. Denn niemand darf vergessen. Niemand darf wegschauen. Der Mensch lernte selten aus der Geschichte. Aber solange Zeugen der Zeit am Leben sind und erzählen können, wie es wirklich war, sollte man zuhören. Und versuchen, zu verstehen. Versuchen zu lernen. Versuchen zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert.

Zu sagen, ich hätte dieses Buch gerne gelesen, wäre gelogen. Zu sagen, ich bin froh, dass ich es gelesen habe, trifft es besser. Ich hoffe sehr, dass es viele Menschen lesen. Und dass Ginette Kolinka noch lange sprechen kann von ihren Erlebnissen. Ihr gebührt großer Dank dafür.

Veröffentlicht am 10.02.2020

ein schönes Buch

Der Freund
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Irgendwie lese ich zur Zeit sehr viele Bücher, in denen der Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber irgendwie finde ich es auch ein sehr wichtiges Thema ...

Irgendwie lese ich zur Zeit sehr viele Bücher, in denen der Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber irgendwie finde ich es auch ein sehr wichtiges Thema und greife immer wieder zu solchen Geschichten. Umso überraschender, was Sigrid Nunez hier erzählt, denn „Der Freund“ entwickelte sich ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich muss vorab noch erwähnen, dass ich kein Hunde-Mensch bin. Katzen sind mir lieber. Aber ich habe sehr viele liebe Menschen in meinem Bekanntenkreis, die Hunde haben und fühlte mich daher nicht abgeschreckt davon, dass eine große Dogge eine zentrale Rolle im Buch spielt.

Nunez greift stilistisch zu einigen Tricks, die der Geschichte einen ganz eigenen Ton geben. Zum Beispiel haben die Darsteller bis auf den Hund Apollo keine Namen. Man soll keine Empathie aufbauen, sondern ist stiller Beobachter von menschlichen Schwächen und Eigenheiten, von einem Literaturbetrieb, der so ganz anders abläuft, als man es sich als unbedarfter Leser vielleicht vorgestellt hat, von einer Ich-Erzählerin, die trauert um den Freund und sich dabei einlässt auf einen tierischen Begleiter, der mit seiner unaufgeregten Gelassenheit Ruhe und Kraft in ihre kleine Wohnung bringt und als lebendes Symbol für die Freundschaft zu dem Toten fungiert.

Ein Roman voller Raffinesse, der von einem Thema
zum nächsten mäandert ohne dass es langweilig oder zu viel wird. Wie ein gutes Gespräch mit einer Freundin über das Leben, das Lieben, die Arbeit und den Verlust. Ein schönes Buch.

Veröffentlicht am 10.02.2020

alles gut gemacht

Schweige still
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Ich bin ein Michael Robotham Fan der ersten Stunde und freue mich immer, wenn es Neues von diesem australischen Autor gibt. Bis jetzt spielten ja all seine Bücher in einer Welt, in der es einen Psychologen ...

Ich bin ein Michael Robotham Fan der ersten Stunde und freue mich immer, wenn es Neues von diesem australischen Autor gibt. Bis jetzt spielten ja all seine Bücher in einer Welt, in der es einen Psychologen und einen Polizisten gab, die ich liebe und schätze. Einer von beiden spielten immer zumindest am Rande eine Rolle. Aber Robotham macht sich auf zu neuen Wegen. Eine neue Reihe beginnt mit „Schweige still“. Dabei bleibt er aber zwei Dingen treu. Es gibt zwei Hauptdarsteller. Und einer davon ist Psychologe. Evie Cormac und Cyrius Haven. Was für Namen; da hat er aber wirklich hingefeilt. Die bleiben im Gedächtnis. Und er nimmt sich Zeit für seine Charaktere. Gibt ihnen eine dramatische dunkle Vergangenheit die psychologisch belastet. Gibt ihnen einen ersten Fall, der vielleicht sogar mit der Vergangenheit zu tun hat. Und dreht dann die Spannung bis zum Finale so auf, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.
Michael Robotham hat alles richtig gemacht.

Ein toller Serienauftakt und ich hoffe, wir werden noch mehr, viel mehr, von Cyrus (Harry Potter lässt Grüßen) und Evie hören

Veröffentlicht am 05.02.2020

solide

Das Netz der Sterne
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Ich habe schon sehr lange keinen Brandhorst mehr gelesen. Seit seiner großen Reihe SF-Reihe habe ich meist nur noch kurze Blicke in seine Bücher geworfen. Er gehört sicher zu den versiertesten SF-Autoren ...

Ich habe schon sehr lange keinen Brandhorst mehr gelesen. Seit seiner großen Reihe SF-Reihe habe ich meist nur noch kurze Blicke in seine Bücher geworfen. Er gehört sicher zu den versiertesten SF-Autoren im deutschsprachigen Raum aber oft fehlte mir das letzte I-Tüpfelchen oder es war mir zu technisch-kühl.

Das Netz der Sterne konnte mich auf vielen Ebenen überzeugen. Da ist zum einen der Erzählstil, der diesmal sehr leserfreundlich ist. Man muss kein Hardcore-SF-Leser sein, um sich zwischen der visionären Technik und den erfreulich normalen Darstellern bewegen zu können. Die Hauptperson ist die Kartographin Tess, durch deren Augen wir neue Welten entdecken dürfen aber uns auch Gedanken machen müssen, über die Grenzen von Menschlichkeit und gesundem Egoismus, vor allem, wenn er mit Machtgier und unternehmerischen Interessen kollidiert. Ein bisschen ist es ein Roman über die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Eines dieser SF-Bücher, die sich die Frage stellen, wo soll die Reise des Menschen hingehen und was tut das einzelne Individuum, wenn es merkt, dass dem Forscher- und Erobererdrang nicht alles untertan gemacht werden kann.

Ein Pünktchen ziehe ich dafür ab, dass der Plot die ein oder andere Unebenheit hat und nicht immer ganz rund für mich gelaufen ist. Und das Ende hätte gerne etwas länger und überraschender sein dürfen. Solide SF-Kost mit etwas Lust nach oben..

Veröffentlicht am 13.01.2020

schöne Jugend-Fantasy

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
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Shadowscent - Die Blume der Finsternis besticht erst mal mit einem sehr schönen Cover, welches zum Zugreifen und reinlesen verleitet. Eigentlich wusste ich es schon bei der Leseprobe, aber ich wollte mir ...

Shadowscent - Die Blume der Finsternis besticht erst mal mit einem sehr schönen Cover, welches zum Zugreifen und reinlesen verleitet. Eigentlich wusste ich es schon bei der Leseprobe, aber ich wollte mir noch ein genaueres Bild machen. Das Buch war für mich kein All-Age-Roman, sondern doch eher Jugend-Fantasy. Daran schuld war die sehr einfach gehaltene Sprache - das liest sich gut ist aber für einen erwachsenen Leser etwas karg. Und dann ist da noch die zu dünne Beschreibung der Welt, der einzelnen Reiche und vor allem die viel zu knappen Ausführungen von Actionszenen.

Die Geschichte lebt von den zwei Hauptdarstellern Ash und Rakel. Deren anfängliche Dysharmonien, ihre Streitgespräche, ihre unterschiedlichen Charaktere aber auch ihre fortschreitende Annäherung bis hin zu einer romantischen Komponente war sehr unterhaltsam zu lesen und gefällt sicher dem jugendlichen Zielpublikum. Aber das Gerüst darum herum hätte noch etwas mehr Tiefe und Umfang haben können. Vielleicht kommt da in Teil zwei noch was.

Schöne Jugendfantasy, nur bedingt für Erwachsene geeignet.