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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

großes Kino

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ...

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ganz eigenen Stellenwert ein. Ich lese wenig, welches sich damit vergleichen lässt. Die gehobene amerikanische Literatur ist nicht mein Genre. Dann schon eher die Crime-Scene. Dicker erfindet in seinen Büchern eine Mischung zwischen einem Spannungsroman, der immer auch Krimielemente bietet, und einer Gesellschafts-, Beziehungs- und Familienstudie. Dabei setzt er darauf, diverse Handlungsstränge in mehr als einer Zeitebene so miteinander zu verweben, dass ein dichtes, verschlungenes Netz an Informationen und Geheimnissen entsteht, welches mich wie jedes Mal, so auch hier, schnell und tief hineinzieht in die Geschichte.

Da es von Anfang an um mehrere Morde und eine verschwundene Frau geht und einer der Hauptakteure Polizeibeamter ist, ist der Fokus tatsächlich auf der Aufklärung mehr als einer Straftat. Der Mord schien aufgeklärt aber Stephanie Mailers Behauptungen werfen neue Fragen auf. So einiges erinnert an den Rhythmus von „Harry-Quebert“. Genau hier fühlte ich mich auch sehr gut aufgehoben. Man verfolgt in der Gegenwart das Puzzle um die Wahrheit welches durch Szenen aus der Vergangenheit in immer neuem Licht erscheint.

Bei ein oder zwei der Darsteller hatte ich zwar das Gefühl, dass Dicker etwas schablonenhaft zu Werke geht aber angesichts der Spannung, der schönen Sprache, verzeihe ich ihm das ohne großen Punktabzug. Wie er die Fäden immer in der Hand hält und alle Knoten am Ende glaubwürdig aufzudröseln weiß, dass ist mal wieder ganz großes Kino.

Veröffentlicht am 03.05.2019

guter erster Teil

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Witchmark ist ein sehr kreativer Fantasyroman. Auch wenn die Zutaten altbekannt sind. es bis auf Hexer wenig Ungewöhnliches gibt, vor allem die Magie sehr dosiert eingesetzt wird und man sich die meiste ...

Witchmark ist ein sehr kreativer Fantasyroman. Auch wenn die Zutaten altbekannt sind. es bis auf Hexer wenig Ungewöhnliches gibt, vor allem die Magie sehr dosiert eingesetzt wird und man sich die meiste Zeit eher in einem historischen denn einem phantastischen Roman fühlt, so ist das Buch doch neu in seiner Grundidee. Miles Singer versteckt sich vor seiner Familie, da diese seine Fähigkeiten zu Gunsten der begabteren Schwester missbrauchen will. Als diese ihn aber findet und um Hilfe bittet, kann er doch nicht widerstehen und begibt sich mit dem Weltenwanderer Tristan auf die Suche nach einem Mörder und dem Geheimnis der kranken Soldaten.

Eine spannende Geschichte, voll überraschender Wendungen und einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die zwar die Würze macht aber nicht zu dick aufgetragen ist und der magischen Story nicht den Rang ablaufen will. Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen und passte zu dem leicht historischen Setting. Nicht ganz klar wurden mir teilweise die gesellschaftlichen Strukturen und die politischen Verwinkelungen dieser Welt. Da könnte man noch etwas daran arbeiten. Besonders umfangreich war dieser erste Band ja auch nicht. Im Juni geht es weiter. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Psycho-Thrill

Liebes Kind
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„Liebes Kind“ von Romy Hausmann ist ein Psychothriller, der eher leise und gemächlich daherkommt. Eine Frau wir angefahren und ihre kleine Tochter verhält sich ungewöhnlich und erzählt seltsame scheinbar ...

„Liebes Kind“ von Romy Hausmann ist ein Psychothriller, der eher leise und gemächlich daherkommt. Eine Frau wir angefahren und ihre kleine Tochter verhält sich ungewöhnlich und erzählt seltsame scheinbar unzusammenhängende Sachen. Die Polizei vermutet schnell, dass es sich um die vor 13 Jahre verschwundene Lena Beck handelt. Wurde sie wirklich so lange in einer Hütte gefangen gehalten? Hast sie dort Kinder bekommen? Was ist wirklich geschehen?

Durch Rückblicke aber vor allem durch die Erzählungen des Kindes und später der Frau wird klar, dass ein grausames Verbrechen geschehen ist. Einer jener Fälle, von denen man immer wieder mal liest, die aber die eigene Vorstellungskraft sprengen. Das Buch gibt hier die Möglichkeit rein zu fühlen, in das Leben der Opfer. Man erfährt wie die Frau und das Kind versuchen zur Normalität zurückzufinden und wie die Familie um Fassung und ein Verstehen ringt.

Natürlich wird auch Stück für Stück der Täter entlarvt. Tatsächlich fand ich diesen Teil etwas zäh und gar nicht so spannend. Die Psychologie steht eindeutig im Vordergrund bei diesem Buch. Der Erzählstil ist nah dran an den Personen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

nicht mein Geschmack

Wenn du das hier liest
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Ich hatte leider etwas ganz anderes erwartet. Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Romanen, die nur aus Schriftwechsel oder Blogeinträgen bestehen. Ich tue mich immer schwer mit dieser Art von Literatur, ...

Ich hatte leider etwas ganz anderes erwartet. Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Romanen, die nur aus Schriftwechsel oder Blogeinträgen bestehen. Ich tue mich immer schwer mit dieser Art von Literatur, weil sie für mich nur in den seltensten Fällen funktioniert. Weder gibt es eine stringente Handlung noch Dialoge, meist fehlt es auch an Spannung und durch die unendlichen "Selbstgespräche" erfährt man wenig über die Interaktion der Personen.

Genau an all dem krankt das Buch. Und das ist schade, denn ich finde durchaus, dass die Autorin es versteht mit Worten umzugehen und die Ausgangslage hat eine schöne Dramatik und man erhofft sich viel Emotionalität und auch etwas fürs Herz. Mich konnten die Protas aber nur wenig berühren und das ständige Hin und Her zwischen den Schreibern, teils ohne Antwort oder mit Antworten, die nur begrenzten Bezug nahmen auf vorher Geschriebenes, das zog sich für mich.

Für mich war die Geschichte leider nichts. Ich fühlte mich dort nicht wohl und habe es - ganz ehrlich - am Ende nur noch quer gelesen. Für Fans von Briefromanen könnte es durchaus etwas sein, da der Schreibstil mir gefallen hat.

Veröffentlicht am 26.04.2019

unbedingt lesen

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder ...

Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder erzählen, dann bindet er die schrecklichen Erlebnisse zwischen zwei Buchdeckeln und der Mensch kann wieder freier und unbeschwerter leben und seine Traumata hinter sich lassen.

Die Fähigkeit, Geschichten auf Seiten zu binden, hat nicht jeder. Der Farmerssohn Emmet weiß lange nicht, warum er immer öfter kraftlos und krank ist. Aber er besitzt die Buchbindergabe und erst als er bei einer alten Buchbinderin in die Lehre kommt, wird er langsam wieder gesund und lernt Schritt für Schritt das Buchbinden. Der Berufszweig ist gefürchtet und verachtet zugleich und erst nach und nach wird Emmet klar, dass man die Fähigkeit und Macht, die er besitzt, auch missbräuchlich einsetzen kann.

Das Grundgerüst dieses Romans ist interessant und die Details werden auf sehr verhaltene Weise und in einem fast gemächlichen Tempo erzählt. Der Entwicklung von Emmet wird viel Raum und Zeit gegeben und man weiß als Leser nicht mehr als der Hauptakteur, wodurch vieles lange im Unklaren und Verschwommenen bleibt, da der junge Mann anfangs sehr naiv und schüchtern ist. Aber die schöne Sprache und die Art, wie die Autorin ihre phantastische Welt beschreibt sorgen dafür, dass die Geschichte nicht langweilig wird, auch wenn lange nicht viel passiert.

In der Story steckt aber noch viel mehr als die reinen Fantasy-Elemente. Es ist auch ein Buch über das Erwachsen werden eine jungen Mannes und seine Selbstfindung. Dazu gehört auch eine etwas andere Liebesgeschichte, die im dritten Teil durch eine neue Perspektive noch einmal anders beleuchtet wird.

Das Buch lässt sich meiner Meinung nach schwer in eine Kategorie einordnen und entwickelt sich ganz anders, als man am Anfang erwartet. Es hat eine unglaublich schöne Aufmachung und besticht mit einem angenehmen ruhigen Erzählstil.

4,5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir.