Profilbild von gagamaus

gagamaus

Lesejury Star
offline

gagamaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagamaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2019

unterhaltsame Dystophie

Wasteland
0

Die Welt in „Wasteland“ ist eine dystopische. Diverse Kriege haben das Land verwüstet, vergiftet und verseucht. Die Menschen haben sich in kleinen Gruppen in die wenigen Landstriche zurückgezogen, die ...

Die Welt in „Wasteland“ ist eine dystopische. Diverse Kriege haben das Land verwüstet, vergiftet und verseucht. Die Menschen haben sich in kleinen Gruppen in die wenigen Landstriche zurückgezogen, die noch bewohnbar sind. Teilweise leben sie dort in rivalisierenden Gangs, die von durchziehenden Menschen Wegezoll verlangen oder sie auch schon mal um ihr Hab und Gut erleichtern. Es gibt aber auch Orte wie den „Handgebundenen Markt“ in dem sich die Menschen zu einer antiautoritären, leicht anarchischen Gemeinschaft zusammengefunden haben, die das Individuum und die Freiheit des Einzelnen schützen sollen und die Fremden gegenüber argwöhnisch und mit strengen Regeln reagieren, um sich zu schützen.

Die zwanzigjährige Laylay und ihr Vater ziehen mit einem Motorrad durchs Land. Der Vater möchte seine Tochter vor allen Unbillen beschützen und nur wenn er Medikamente benötigt, wagt er sich mit ihr in die Nähe anderer Menschen. Als die beiden diesmal in den „Handgebundenen Markt“ kommen, ist alles etwas anders. Laylay verliebt sich in den jungen Zeeto. Dieser wiederum hat im Ödland ein Baby gefunden und nimmt es mit. Dabei infiziert er sich mit einer tödlichen Seuche, die seltsamer Weise dem Baby nichts anhaben konnte. Es wird schnell klar, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt. Es entwickelt sich schneller, als es normal wäre und die Frage stellt sich, wo sind die Eltern und warum ist es immun gegen die Krankheit. Laylay möchte diese Rätsel mit Zeeto gerne lösen aber ihr Vater hat etwas dagegen, denn ihm geht es nur darum, seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Ob sie will oder nicht.


Es war mein erstes Buch von Judith und Christian Vogt. Vor allem der ungezwungene, rotzig-freche Tonfall, in dem erzählt wird, hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist all-age-tauglich und hat ein hohes Tempo. Die Charaktere sind facettenreich und handeln nicht immer so, wie man es erwartet hatte. Der Plot hält einiges für den Leser bereit. Neben humorigen Zukunftsentwicklungen (Das Heilige Internet) und einer zarten Liebesgeschichte gibt es noch einiges mehr zu entdecken.


Fazit: eine unterhaltsame Dystophie die mir so gut gefallen hat, dass ich mir sofort zwei weitere Bücher des Autorenduos zugelegt habe.

Veröffentlicht am 06.11.2019

ein schönes Buch

Die Hüterin der verlorenen Dinge
0

Eines Tages verschwindet ohne ersichtlichen Grund die Autorin Lila. Zurück lässt sie ihren Ehemann und ihre zehnjährige Tochter Ivy. Beide leiden seitdem darunter, dass trotz aufwendiger Suchaktionen niemand ...

Eines Tages verschwindet ohne ersichtlichen Grund die Autorin Lila. Zurück lässt sie ihren Ehemann und ihre zehnjährige Tochter Ivy. Beide leiden seitdem darunter, dass trotz aufwendiger Suchaktionen niemand herausfinden kann, was geschehen ist. Weder, ob Lila ihre Familie und ihr altes Leben freiwillig verlassen hat, noch, ob es eine Straftat gab und sie womöglich tot ist. Diese Ungewissheit hat Ivy zu einem Menschen heranwachsen lassen, der ständig auf der Suche nach dem Verlorenen ist. Überall in ihrer Heimatstadt New York sammelt sie vergessene Dinge und ihr Drang, hier die Besitzer zu finden oder wenigstens die Geschichte, die zu diesen Gegenständen gehört, ist fast zur Manie geworden. Auf der Straße lernt sie auch den Künstler Jack kennen, der versucht, ihr zögerliches Herz zu erobern. Dabei ist er sehr einfühlsam und geduldig, da er spürt, dass Ivy Angst vor Verletzungen hat und die Nähe eines anderen Menschen erst für sich annehmen muss.

Als Ivys Vater sich entschließt, die Ehefrau nach über 12 Jahren für tot erklären zu lassen, um seine neue Freundin heiraten zu können, merkt Ivy, dass sie noch einen letzten Versuch machen muss, das Rätsel um das Verschwinden der Mutter zu lösen. Vorher kann sie nicht abschließen mit dem großen Verlust, der ihr Leben so maßgeblich verändert hat. Also begibt Ivy sich auf die Suche nach der Vergangenheit von Lila und danach, wie und wer sie wirklich war. Es wird für sie eine Reise zurück in der Zeit und hinein in die Welt ihrer Mutter. Und es wird eine Reise zu sich selbst.

Besonders fasziniert hat mich, wie Nicole Vosseler es immer wieder schafft, für jedes ihrer Bücher einen ganz eigenen Ton zu treffen, der wunderbar zu ihren Hauptdarstellern passt. Gerade in dieser Geschichte ist es die Poesie, die Schönheit von Worten, die Kraft des Erzählens, die Bilder im Kopf erstehen lässt. Und auch die Traurigkeit und Sehnsucht, die mit dem tief empfundenen Verlust eines geliebten Menschen einhergeht. Der helle Ton in all der Melancholie ist der liebenswerte Jack, der wie ein optimistisches Licht herausleuchtet.

„Die Hüterin der verlorenen Dinge“ ist ein leises Buch. Eines, das sich still und heimlich ins Herz schleicht. Eines, dass man langsam und bedächtig lesen möchte und das nachhallt, wenn man es zu Ende gelesen hat. In dem das laute New York nochmal eine neue verträumte Facette bekommt. In dem zwischen den Zeilen auch ganz viel von Nicole Vosseler und dem Leben und Schaffen einer Autorin steckt. Ein schönes Buch.

Veröffentlicht am 30.10.2019

solide und vielversprechend

Sandtaucher
0

Danvar, das Atlantis dieser Geschichte, ist es, was die Sandtaucher und alle, die sie beauftragen, suchen. Auf lebensgefährlichen Tauchgängen hinunter in die tiefsten Sanddünen sucht auch Palmer nach dieser ...

Danvar, das Atlantis dieser Geschichte, ist es, was die Sandtaucher und alle, die sie beauftragen, suchen. Auf lebensgefährlichen Tauchgängen hinunter in die tiefsten Sanddünen sucht auch Palmer nach dieser sagenumwobenen Stadt und deren Schätzen.

Howey entführt uns auch diesmal in den Untergrund. Nur ist er diesmal nicht von Menschen solide in Form eines Silos gebaut, sondern durch Katastrophen und Kriege entstanden. Eine karge, sandige Welt, die die vergangenen Reiche unter Tonnen von Stein und Sand begraben hat.

Es handelt sich um eine Dystophie und um eine Familiengeschichte gleichermaßen. Eine interessante Kombination und mit den typischen Mechanismen eines ersten Bandes obendrauf. Man wird in die neue Welt hineingeschubst, muss sich einiges zusammenreimen, manches ist rätselhaft oder noch nicht gänzlich erklärt. Die Charaktere erhalten Raum und Tiefe, die Handlung entwickelt sich relativ langsam.

Mir hat dieses ungewöhnliche Setting sehr gefallen. Solide und vielversprechend.

Veröffentlicht am 30.10.2019

toller erster Teil

Die Krone der Dunkelheit
0

„Die Krone der Dunkelheit“ war mein erstes Buch von Laura Kneidl. Wurde aber langsam auch mal Zeit. Die Erwartungen waren hoch, da die Autorin bereits sehr gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte zweier ...

„Die Krone der Dunkelheit“ war mein erstes Buch von Laura Kneidl. Wurde aber langsam auch mal Zeit. Die Erwartungen waren hoch, da die Autorin bereits sehr gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte zweier junger taffer Frauen. Zum einen ist das Freya, einer hochwohlgeborenen Prinzessin, die durch verbotene Magie versucht ihren entführten Zwillingsbruder wieder zu finden. Zum anderen ist da Ceylan, eine Waise die glaubt, wenn sie eine gute Ausbildung zur Wächterin machen könnte, würde sie eine Möglichkeit bekommen, Rache zu nehmen an den Mördern ihrer Eltern.

Fast ebenbürtig zu den starken Hauptfiguren gibt es jede Menge interessanter Sidekicks und Nebendarsteller. Das ist mir bei dieser jugendlichen Fantasygeschichte besonders positiv aufgefallen, dass das Personal sehr liebevoll ausgefeilt wurde und nie eindimensional oder vorhersehbar agierte. Dadurch gibt es auch einige handfeste Überraschungen in einem Plot, der vielleicht nichts wirklich Neues bietet aber das so unterhaltsam zubereitet, dass ich am Ende nur heilfroh war, dass es schon eine Fortsetzung gibt, denn das Ende dieses ersten Bandes hat es wirklich in sich.

Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt sondern sogar ein Stück weit übertroffen.

Veröffentlicht am 27.10.2019

etwas sperrig

Alles, was wir sind
0

Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte ...

Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte Olga und verhören sie. Allerdings erfolglos, da sie schweigt.

Auf der anderen Seite versucht der CIA genau dieses Buch in die Finger zu bekommen, eben weil sie es als literarische Waffe im Kalten Krieg gegen Russland verwenden wollen. Das Manuskript wird später tatsächlich hinausgeschmuggelt und in Italien herausgebracht.

„Alles was wir sind“ ist ein anspruchsvolles Werk. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass die Autorin nicht genau wusste, was sie für ein Buch schreiben wollte. Dass über eine große Liebe, dass über den kalten Krieg oder doch einen Agenten-Spionage-Roman. Die teils abrupten Wechsel nehmen immer wieder die Spannung aus der Geschichte. Ich habe mich in der Mitte etwas zwingen müssen, weiter zu lesen. Am Ende zieht der Plot an und dank der starken Frauenfiguren gewinnt das Buch nochmal an Dramatik.
Etwas schwergängig und sperrig.