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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2019

schöner Erstling

Rubicon
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„Rubicon“ ist ein Erstling. Der Autor als Musiker bereits bekannt. Also durchaus einer, der mit Worten umgehen kann. Aber trägt das auch einen ganzen Thriller lang? Ich empfinde gerade dieses Genre als ...

„Rubicon“ ist ein Erstling. Der Autor als Musiker bereits bekannt. Also durchaus einer, der mit Worten umgehen kann. Aber trägt das auch einen ganzen Thriller lang? Ich empfinde gerade dieses Genre als hohe Kunst. Denn Langatmigkeit, ein dünner Plot oder eine unglaubwürdige Auflösung können dem Leser schnell den Spaß verderben. Diese Hürden umschifft Kai Havaii ziemlich routiniert.

Bereits mit den ersten Seiten wird man hineingeschmissen in die Geschichte. Hauptprotagonist Carl wird von Killern der Mafia gejagt. Und bereits hier hatte mich das Buch gefangen. Mir gefiel sofort die Art, wie Havaii erzählt und beschreibt. Ja, das ist solides Kopfkino. Hier werden Fans von Verfolgungsjagden und Helden, die an allen Fronten kämpfen müssen alla James Bond schon ihre Freude haben. Und überhaupt ist das Ganze eine Story, die mit großem Kaliber daherkommt. Kriegsszenarien mit dazugehörigen Traumata, ein Scharfschütze der Bundeswehr, der sich als Auftragskiller verdingt, die Mafia, die ihn nur zu gerne beseitigen würde. Da wird nicht mit Zündstoff gespart. Ich fühlte mich an amerikanische Autoren wie Tom Clancy erinnert. Bin erfreut, dass Havaii da durchaus mithalten kann. Wer diese Art von Thriller mag und über kleinere Mängel in der Logik hinwegschaut, wird sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 09.10.2019

ungewöhnlich und kraftvoll

Das flüssige Land
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„Das flüssige Land“ ist ein sehr gehaltvolles Buch. Eines, welches man langsam, genüsslich und gründlich lesen muss. Eines welches man auf sich wirken lassen muss. In anderen Rezensionen wird immer wieder ...

„Das flüssige Land“ ist ein sehr gehaltvolles Buch. Eines, welches man langsam, genüsslich und gründlich lesen muss. Eines welches man auf sich wirken lassen muss. In anderen Rezensionen wird immer wieder auf Kafka verwiesen. Ehrlicherweise kann ich das nicht beurteilen, da ich nie etwas von diesem Schriftsteller gelesen habe. Aber sowohl die Ausgangssituation, als auch die Hauptperson und das Setting sind sehr ungewöhnlich und so deutlich gewollt surreal-unreal, dass ich es nicht in ein mir bekanntes Genre einordnen möchte. In dieser Mischung zwischen aktuellen zeitnahen Themen wie Globalisierung und eindeutig rechtsradikalem Gedankengut und der fiktiven Bedrohung eines großen Loches unter der Stadt, die vielleicht diesen ganzen kleingeistigen Pfuhl verschlucken könnte, agieren die Menschen seltsam normal aber auch seltsam ziellos.

Der kraftvolle Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Am Plot hatte ich etwas zu kauen und bin mit dem etwas abrupten Ende nicht wirklich zufrieden. Dennoch hat mich das Buch auf ganz eigene Art gefesselt und auch wenn ich es immer wieder mal für leichtere Lektüre zur Seite gelegt habe, so habe ich doch immer wieder zurückgefunden und kann für meinen Teil sagen, dass die Lektüre dieser ungewöhnlichen Geschichte durchaus lohnt und den Horizont erweitert.

Ach ja. Das Cover ist einfach genial. Ich überlege mir das HC zu besorgen.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Psycho-Krimi

Tagebuch meines Verschwindens
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Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr ...

Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr emotional und psychologisch ausgetüftelt erzählt. Das hat mir schon in ihrer ersten Reihe (geschrieben noch mit der Schwester zusammen) sehr gut gefallen. Der Krimi liest sich sehr schnell weg, denn das Tempo ist trotz eines ruhigeren Mittelteils sehr hoch. Schnelle Wechsel der Erzähler, geheimnisvolle Geschehnisse und eine Ermittlerin, die eine Art von fortschreitender Demenz hat, sind die Inkredenzien, die den Fall spannend und aus der Masse herausragend machen.

Mir hat auch dieses Grebe-Buch wieder gut gefallen und ich kann es empfehlen. Ich habe den Vorgänger nicht gelesen, hatte aber keine spürbaren Unkenntnisse, die gestört hätten. Das Ende hat mich zufrieden zurückgelassen. Auch wenn Hanne mir sehr leid tut.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Vom Feinsten

Der Untergang der Könige
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Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ...

Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ich so lange in dieser neuen magischen Fantasywelt verweilen durfte. Und dass noch vier weitere Teile angekündigt sind erfreut mein Herz, vor allem, wenn sie an die Qualität des ersten herankommen sollten.

Keiner kann das Fantasyrad neu erfinden. Aber Lyons hat durchaus eine eigene Stimme und findet einen eigenen Stil für ihre Geschichte. Am Anfang erfordert es eine gewisse Aufmerksamkeit bis man sich die Namen der diversen Akteure angeeignet hat. Durch einen zeitlichen Wechsel in den zwei Erzählebenen, könnte man zusätzlich verwirrt werden und das wäre schade, denn von Anfang an gibt es viele kleine Rätsel und Hinweise, die für den Fortgang der Storyline immer wichtiger werden. Die Ausgangslage ist denkbar spannend. Der Held Kihrin schmort hinter Gittern, wartet auf seine Hinrichtung. Ein dämonischer Bewacher zwingt ihn zu einer Lebensbeichte und dadurch erfährt der Leser recht bald, dass mehr hinter ihm steckt, als der einfache Dieb, der er als Teenager gewesen war.

Aber wer ist er wirklich? Wer sind seine wahren Eltern? Ist er der Retter, auf den alle hoffen oder wird er die Welt aus den Angeln heben und vernichten?

Es wimmelt in dieser Geschichte von interessanten Gestalten. Vor allem die Art, wie hier Hexen, Dämonen. Seelenwanderer und Ungeheuer beschrieben werden ist so plastisch, farbenfroh und intensiv, man riecht fast die verderbte Fäulnis und spürt den Hauch der Bedrohung zwischen den Zeilen. Die Autorin kann wirklich erzählen. Ein Highlight für mich sind auch die Dialoge, die den Plot zusätzlich befeuern und mit einer gesunden Prise Humor und Ironie würzen.

Die Messlatte bei High Fantasy liegt bei mir ziemlich hoch. Die 4,5 Sterne kann „Der Untergang der Könige“ aber problemlos über die ganze Strecke halten. Der zweite Band erscheint in vier Wochen auf Englisch. Ich hoffe auf eine schnelle Übersetzung und freue mich darauf.

Veröffentlicht am 01.10.2019

trauriger Sommer

Dunkelsommer
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Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ...

Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ist das Verschwinden von Lelles 17jähriger Tochter. Auch wenn dieses bereits drei Jahre zurückliegt, bleibt die Frage was passiert ist? Deshalb ist der Mathematiklehrer immer noch auf der Suche nach Antworten. Aber hier spielt auch noch das Persönliche, die Trauer und Trauerverarbeitung eine große Rolle. Das gefällt mir sehr an Romanen und auch wenn das Buch dadurch noch etwas düsterer wird, mag ich das.

Zum anderen gibt es da Meja, einen Teenager, der mit der Mutter zu deren neuem Freund zieht. Auch hier ist zu wenig Liebe im Spiel und auch wenn man nicht gleich weiß, wie diese zwei Handlungsstränge zusammenhängen, so hat man doch schon eine gefühlsmäßige Ahnung, wo die Geschichte hingehen könnte.

Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen den Erlebnissen von Meja und Lelle wird Spannung aufgebaut. Der Wald spielt tatsächlich eine wichtige Nebenrolle in der Geschichte, weil er das einsame und abgelegene Leben erklärt, dass die Darsteller teilweise innerlich und äußerlich führen.

Mir war die Geschichte fast etwas zu kurz aber sie hat mir sehr gut gefallen