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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2019

toller Histo mit viel Detailwissen

Sterne über der Toskana
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Sterne über der Toskana ist der dritte Teil einer historischen Reihe aus der Feder von Karin Seemayer. Da die Geschichte eine Generation nach dem zweiten Band spielt, dürften auch Quereinsteiger keine ...

Sterne über der Toskana ist der dritte Teil einer historischen Reihe aus der Feder von Karin Seemayer. Da die Geschichte eine Generation nach dem zweiten Band spielt, dürften auch Quereinsteiger keine großen Verständnisprobleme haben und Kenner der Vorgängerromane werden sich über kleine Hinweise auf Vergangenes freuen. Diesmal steht der Weinanbau im Hintergrund und dafür erfährt man so Einiges über die politischen Unruhen, die um 1857 herum in Oberitalien wieder aufbrachen, da das Volk immer mehr gegen die österreichische Vorherrschaft aufbegehrte.

Die junge Winzertochter Gianna muss um das Leben ihrer Brüder aber auch um dass ihres ersten Mannes und ihres Geliebten fürchten. Und der Krieg fordert tatsächlich mehr als ein Opfer.

Zum einen ist dies Geschichte einer jungen Frau, die erwachsen wird und nach einigen Wirren doch noch die große Liebe findet. Zum anderen ist es ein packender Bericht über die historisch belegten Auseinandersetzungen, Attentate, Gefechte, Vergeltungsschläge und am Ende eine Schlacht zwischen Franzosen, Österreichern und italienischen Truppen, in der Zehntausende ihr Leben verloren.

Das Cover ist fast ein wenig irreführend, denn es ist keine seichte Liebesgeschichte, die man hier serviert bekommt, sondern sehr gut recherchierte historische Details und ziemlich realistische Beschreibungen der damaligen kriegerischen Handlungen. Man fiebert mit den Darstellern mit und Gianna hat man sowieso sehr schnell ins Herz geschlossen. Ja, die Liebe kommt hier nicht zu kurz aber es gibt hier keinen Kitsch sondern vor allem Herzenswärme und authentische Charaktere.

Für mich ein toller Histo, den ich ratzfatz durchgeschmökert hatte. Etwas gelernt dabei und großes Lesevergnügen gehabt.

Veröffentlicht am 18.07.2019

überraschend

Wir von der anderen Seite
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Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost ...

Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost und nach Krankheit, Krankenhaus und Beklemmung. Aber von Anfang an setzt die Autorin Anika Decker auf Humor und ein Augenzwinkern und lässt ihre Heldin mit sarkastischem Unterton erzählen, was ihr so alles auffällt und widerfährt in ihrer langwierigen Rekonvaleszenz.

Es geht vor allem darum, wie Rahel, die so plötzlich aus ihrem Alltag gerissen wurde und die anfangs kaum fähig ist zu sprechen oder sich selbstständig zu bewegen, erkennt, was wichtig und überlebenswichtig ist und dass sie ihr Leben von Grund auf ändern will. Und es geht um den Zusammenhalt einer Familie und die Beziehung zu Freunden und geliebten Menschen, die plötzlich auf dem Prüfstand stehen und von denen nicht jede dem Druck stand halten kann und einige sich dadurch überraschend ändern.

Das Cover passt eigentlich sehr gut zu dieser erfrischend abwechslungsreichen und unkonventionellen Geschichte. Die Autorin versteht zu unterhalten und ich werde sie sicher im Auge behalten.

Veröffentlicht am 18.07.2019

wunderschöne Marzi-Welt

Mitternacht
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Dieses Buch lässt mich etwas zerrissen zurück. Christoph Marzis Bücher sind für mich immer ein bisschen eine unkalkulierbare Sache, denn ich habe einige gelesen, die ich toll fand aber auch zwei, drei, ...

Dieses Buch lässt mich etwas zerrissen zurück. Christoph Marzis Bücher sind für mich immer ein bisschen eine unkalkulierbare Sache, denn ich habe einige gelesen, die ich toll fand aber auch zwei, drei, die mich sehr enttäuscht haben. Mitternacht schafft beides, denn die erste Hälfte war fesselnd, überbordend und märchenhaft und die zweite Hälfe holprig, abgehackt, unausgegoren und ein bisschen wie eine kalte Dusche nach einem wohlig warmen Lesegefühl..

Nachdem ich im Nachwort die Gründe dafür erfahren habe - der Autor hat eine schwere Krankheit überstanden - kann ich zwar nachvollziehen, warum es so einen gravierenden Bruch in der Geschichte gibt. Nicht verstehen kann ich, wieso niemand ihn bei der Hand genommen und dazu gebracht hat, der Geschichte mehr Zeit und Seiten einzuräumen. So ist es eine wunderbar erdachte Welt und eine interessante Story, die an einem überhasteten Ende krankt. Deshalb nur drei Sterne und die große Hoffnung, dass es tatsächlich nochmal eine Erzählung gibt, die im gleichen Setting spielt. Denn Marzi kann es auf jeden Fall besser.

Veröffentlicht am 12.07.2019

empfehlenswert

Die geheime Mission des Kardinals
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Rafik Schami war mir natürlich ein Begriff auch wenn ich bis jetzt noch keine seiner Bücher gelesen habe. Gefesselt hatte mich schon bei der Leseprobe, dass sein neues Buch im Gewand eines Kriminalromans ...

Rafik Schami war mir natürlich ein Begriff auch wenn ich bis jetzt noch keine seiner Bücher gelesen habe. Gefesselt hatte mich schon bei der Leseprobe, dass sein neues Buch im Gewand eines Kriminalromans daherkommt. Damit hatte er mich am Haken. Dazu kommt der leicht lakonisch-trockene Erzählstil, der mir sehr gefallen hat und den er im Buch auch beibehält, wenn die Protagonisten in gefährliche Situationen kommen.

Kommissar Barudi muss ermitteln, wer einen italienischen Kardinal ermordet und in einem Ölfass an die italienische Botschaft geschickt hat. Sind es wirklich nur religiöse Hintergründe oder spielen Politik und Persönliches ebenfalls eine Rolle.

Das Setting Syrien finde ich hochinteressant und Land, Leute, Politik, Gesellschaft kommen wahnsinnig gut rüber. Schami kann erzählen und den Menschen in die Seelen schauen. Er kann ihren Wünschen und Sehnsüchten nachspüren aber auch ihre Ängste erkennen. Durch Tagebucheinträge des Kommissars erfährt man sehr viel aus nächster Nähe.

Es ist eigentlich kein reiner Kriminalroman - das passt auch nicht zum Autor denke ich - sondern es ist auch ein Buch über Syrien vor dem Krieg und man kann ein bisschen besser verstehen, wie die Menschen dort ticken. Ein Roman, der gut in die heutige Zeit passt und schafft, mehr Verständnis und Einblicke zu schaffen, die man bei uns durch Nachrichten und Schlagzeilen kaum erringen kann.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Routiniert

Eklipse
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Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen ...

Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen hat, aber ich nicht immer mit der Umsetzung bzw. dem Spannungsbogen ganz zufrieden war. Manchmal war es mir auch etwas zu technisch, denn in der Beziehung bin ich schon in der Gegenwart nicht gerade ein Crack. Deshalb dachte ich damals schon, dass Brandhorst vor allem für Männer schreibt.

Mit dem Buch „Eklipse“ kam ich dann doch recht gut zurecht. Also was die technischen Begriffe und Gegebenheiten betrifft. Tatsächlich ist es bodenständiger oder erdverbundener als gedacht, denn die Raumschiff-Abschnitte sind relativ kurz und dann geht es um mehr menschliche oder biologische Probleme.

Der Plot war für mich vor allem durch den Mix spannend. Es wurden mehrere Themen bzw. Handlungsstränge miteinander verwoben und routiniert aufbereitet. Ich tat mir ein bisschen schwer, für mich einen Helden, eine Heldin zu finden. Als ab-und-zu-SF-Leser war ich zufrieden auch wenn es nicht an meine Lieblinge herankommt. Der Wüstenplanet und Denkende Wälder gehören nach wie vor zu meinen All-Time-Favorits an denen Brandhorst sich messen muss.