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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2019

Katharina die Große

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Frage, ob Katharina die Große ihren ersten Mann, den Zaren, ermorden ließ, oder gar selbst Hand angelegt hat, wird nur am Rande gestreift. Wichtig ist zu Beginn der Geschichte vor allem, dass sie nun ...

Die Frage, ob Katharina die Große ihren ersten Mann, den Zaren, ermorden ließ, oder gar selbst Hand angelegt hat, wird nur am Rande gestreift. Wichtig ist zu Beginn der Geschichte vor allem, dass sie nun die Alleinherrscherin ist und das auch bleiben möchte. Auch wenn ihr aktueller Geliebter sich gerne als Herrscher an ihrer Seite sähe, so wird im Laufe des Buches klar, dass die Frau mit Klugheit, Charisma aber auch mit Härte dafür sorgt, dass nichts ihre Regentschaft und ihre Omnipotenz schmälert. Vor allem auch kein Mann. Sie versucht ihre Ziehtochter Sonja nach ihren Vorstellungen zu formen, muss aber später feststellen, dass sie zumindest bei diesem Unterfangen gescheitert ist. Ihre Versuche, Fortschritt und Bildung auch zum russischen Volk zu bringen, gelingt ihr nur soweit, wie sie es auch zulässt. Trotz all ihrer Bemühungen gibt es immer wieder revolutionäre Strömungen, die die Zarin bedrohen. Katharina weiß sich zu wehren.

Rund um Katharina gibt es eine Vielzahl an Haupt- und Nebenfiguren, einige davon sind fiktive Persönlichkeiten. Sie dienen dazu die historische Geschichte Russlands und seiner Zarin dem Leser näher zu bringen und die verschiedenen Strömungen und Sichtweisen zu erzählen. Das gelingt ganz gut auch wenn ich nicht mit allen Darstellern warm geworden bin und mir mehr Nähe zur Zarin recht gewesen wäre.

Das Buch hat eine sehr schöne Aufmachung. Es liest sich leicht und unterhaltsam. Man kann es sicherlich auch lesen, ohne vorher den ersten Band zu kennen.

Veröffentlicht am 21.06.2019

schwere und schwierige Kost

Die Nickel Boys
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So ganz kann ich mich der Euphorie für dieses Buch nicht anschließen. Aber beginnen wir beim Cover. Das verdient tatsächlich die volle Punktzahl. Wie überhaupt der Einband, der eine Extralasche zum Verschließen ...

So ganz kann ich mich der Euphorie für dieses Buch nicht anschließen. Aber beginnen wir beim Cover. Das verdient tatsächlich die volle Punktzahl. Wie überhaupt der Einband, der eine Extralasche zum Verschließen hat. Tolle Aufmachung.

Ich kenne das Vorgängerbuch und hatte auch mit dem schon meine Schwierigkeiten, wobei es da eher an den fantastischen Elementen lag. So etwas gibt es bei den "Nickelboys" ja nicht. Das ist ganz kühle und harte Realität. Aber genau da hakt es bei mir. Denn obwohl Ellwood ein lieber Junge ist und mir von Anfang an sehr leid tat, konnte mich weder er noch eine der anderen Personen wirklich anfassen. Ja, es ist unfassbar, was in diesem Umerziehungsheim passiert ist. Dass es sogar Tote gab, ist kaum zu ertragen. Aber das Thema ist mir nicht neu. Weltweit gab es Heime, Erziehungsanstalten, Kliniken, in denen Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gründen gequält, gefoltert, misshandelt und missbraucht wurden. Im Fall dieses Buches ist es auf den Rassismus gemünzt aber es ist ein Phänomen, welches es in jeder nur erdenklich schrecklichen Form gab und vermutlich noch immer gibt.

Ich würde es fast als Sachbuch bezeichnen, denn vieles beruht wohl auf Fakten und diese überlagern in ihrer Fülle für mich die romanhafte Handlung und machen es mir schwer, mich emotional richtig darauf einzulassen.

Ein Thema, welches geschrieben werden musste. Aber ich hätte mir mehr Seiten gewünscht und mehr Innenleben der Protagonisten.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Lesehighlight

Space Girls
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„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den ...


„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den Himmel bis ins All. Es atmet Fliegerluft und den Traum des Menschen nach Freiheit und Abenteuer, es steckt voller Mondstaub und Entdeckerdrang und mittendrin eine Handvoll Frauen, die den unbändigen Wunsch haben, wie ihre männlichen Mitbewerber, die erste Reise zu den Sternen anzutreten.


Die reale Geschichte von 21 Frauen, die in den 60ger Jahren in Amerika diverse körperlich und geistig anspruchsvolle Nasa-Tests durchstehen mussten und sich damit für einen Job als Astronautin bewarben, liegt „Space Girls“ zugrunde. Da die Entwicklung der Raumfahrttechnologie in Amerika eng verbunden ist mit dem Deutschen Raketenbauer Wernher von Braun, ist es aber auch eine Geschichte über Schuld und Vergebung und über eine Mutter und ihre Tochter, die auf ganz persönliche Weise verstrickt sind mit von Braun und der Fliegerei und Raumfahrt.


Begeistert war ich wieder von der Art, wie Maiken Nielsen ihren Plot aufbaut. Sie beschränkt sich nicht darauf, historische Fakten und Personen mit den fiktiven zu verweben, sie lässt die realen Geschehnisse um die erste Mondlandung und wie von Braun dazu beitrug als eigenen schmalen Erzählstrang nebenher laufen. So weiß man als Leser sehr genau, was damals wirklich geschah. Dadurch erhält alles einen ganz eigenen noch intensiveren Ton. Die Dringlichkeit und Dramatik sind spürbar, mit der die Menschen damals ins Weltall drängten.


Erfrischend ist das Wesen der Hauptdarstellerin Juni. Ein Mädchen, eine Frau, die man sich nur zu gerne als gute Freundin wünschte. Strotzend vor positiver Energie, klug und alle Herzen im Sturm erobernd. Mit einem Naturtalent und brennenden Wunsch zum Fliegen. Sie steht für all die wirklichen Pilotinnen, die wahren Space Girls, die hier auf herrliche Weise ein Denkmal gesetzt bekommen und eine eigene Stimme.


Das Übrige tut die warmherzige, intensive Sprache der Autorin und ihre Liebe zu den Menschen in dieser Geschichte. Ein Buch, dass mich glücklich gemacht hat, berührt und glänzend unterhalten und welches im Geiste von Gleichberechtigung und Feminismus aber auch ganz einfach von menschlicher Größe steht. Und nicht zu vergessen der Liebe.

Veröffentlicht am 13.06.2019

mehr als fein

Ein feiner Typ
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„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich ...

„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich auf, der mit seiner Herkunft als Native People so seine Probleme hat. Horace wäre lieber Mexikaner und am liebsten wäre er Boxer. Und in den Jahren, die er als Ziehsohn auf der Farm verbringt, wächst dieser Wunsch so stark, dass er schließlich in die raue Welt hinauszieht, um seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Zurück bleibt Mr. Reece, der ihn gerne in seiner Nähe hätte, der fürchtet, ihm könnte ein Unrecht geschehen, der sieht, dass Horace einem Traum hinterherjagt und das Glück doch schon vor seiner Nase lag.

Ein Roman mit einem melancholischen Unterton. Ich würde es ein bisschen mit den Büchern von Kent Haruf vergleichen. Das Landleben, die Liebe zur Natur, das stoische der Farmer kamen mir bekannt vor. Besonders sind die Dialoge, die von großer Kraft und Intensität durchdrungen sind. Sie reflektieren die Geschichte und die Charaktere, lassen den Leser ins Innerste der Darsteller gucken und hier erinnert mich dann „Ein feiner Typ“ durchaus an Theaterstücke von Tennessee Williams. Die Dramatik liegt oft im Ungesagten, im Angedeuteten, in der Liebe und Nähe der Protas zueinander, die stumm zwischen den Worten hängt.

Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen und ich könnte mir eine amerikanische Verfilmung vorstellen.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Lesevergnügen

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Endlich mal ein nettes leichtes Sommerbuch, welches alle Kriterien für diese Sparte bei mir mit Leichtigkeit erreicht.

- Ein wunderschönes Cover, welches zur tatsächlich zur Geschichte passt. Sogar der ...

Endlich mal ein nettes leichtes Sommerbuch, welches alle Kriterien für diese Sparte bei mir mit Leichtigkeit erreicht.

- Ein wunderschönes Cover, welches zur tatsächlich zur Geschichte passt. Sogar der Hund ist drauf.
- Ein Titel, der fröhlich klingt und trotz aller Dramatik eine Leichtigkeit verspricht, die ich gerade gut gebrauchen konnte,
- .eine Heldin, die sich selber nicht so wichtig nimmt, die viel Humor hat und ein bisschen Angst vor den großen Gefühlen hat,
- ein Held, der eine große Klappe aber das Herz auf dem rechten Fleck hat; und jede Menge Ausdauer, wenn es die Frau lohnt,
- und nicht zu Letzt eine amüsante, wendungsreiche Story die die Autorin charmant an die Frau bringt.

Ein Rundrum-Wohlfühlbuch. Warum bitte habe ich die Autorin erst jetzt für mich entdeckt?