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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2019

guter Erstling

Hannah und ihre Brüder
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Ronald H. Balson bleibt auch im zweiten auf Deutsch veröffentlichten Roman „Hannah und ihre Brüder“ seinem Erzählstil und seinem Thema treu. Wie bereits in „Karolinas Töchter“ geht es um Geschehnisse im ...

Ronald H. Balson bleibt auch im zweiten auf Deutsch veröffentlichten Roman „Hannah und ihre Brüder“ seinem Erzählstil und seinem Thema treu. Wie bereits in „Karolinas Töchter“ geht es um Geschehnisse im Dritten Reich und deren Verarbeitung. Und wieder sind es zwei Zeitebenen zwischen denen die Geschichte hin- und herhüpft und damit für einen gehörigen Spannungsbogen sorgt. Auch gilt es erneut ein Geheimnis zu lüften und zu klären, wer die Wahrheit sagt und wer lügt. Da es sich bei dem Buch wohl eigentlich um das Erstlingswerk handelt, passt natürlich der Spruch „Never change a winning team“ nicht hundertprozentig. Vielmehr ist es der erste Versuch, sich auf diese Weise an das Thema heranzutasten. Man könnte sagen, dass man merkt, dass noch nicht alles so ausgefeilt ist, wie es sein sollte und dass noch das letzte Quentchen Emotionalität fehlt, um 5 Sterne vergeben zu können. Dennoch wurde ich auch diesmal wieder gut unterhalten.
Immer noch ist es wichtig, Bücher wie dieses zu schreiben und genauso wichtig sie zu lesen und darüber zu sprechen. Wir dürfen nicht abstumpfen und auch nicht die Augen zumachen vor den Gräuel des ersten Weltkrieges und den Verbrechen der Nazis. Wir durften nicht zulassen, dass sie einfach untertauchen bzw. man muss aufmerksam sein in der heutigen Welt, damit dies nicht mehr passiert.
Balson schreibt angenehm und mit viel Liebe für seine Personen. Die Übergänge zwischen den Zeitenwechsel gelingen harmonisch. Das Ende kommt nicht wirklich mit einer Überraschung und ist etwas holprig. Gute vier Sterne. Ich bin gespannt auf ein drittes Buch dieses Autors.

Veröffentlicht am 23.05.2019

wichtiges Thema

Dry
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Neal und sein Sohn Jarrod Shusterman haben sich in „Dry“ einem brandaktuellen Thema angenommen, der Wasserknappheit. Bei meinem letzten Urlaub in Kalifornien vor 3 Jahren war ich bereits bestürzt über ...

Neal und sein Sohn Jarrod Shusterman haben sich in „Dry“ einem brandaktuellen Thema angenommen, der Wasserknappheit. Bei meinem letzten Urlaub in Kalifornien vor 3 Jahren war ich bereits bestürzt über die Trockenheit und das wüstenähnlich vertrocknete Land, durch welches ich Ende August gefahren bin. So konnte ich mir die Umstände, die am Anfang des Buches stehen, sehr gut vorstellen und muss sagen, dass sie ziemlich realistisch und nah an der Wirklichkeit sind. Leider.

Der Schreibstil ist sehr passend für ein Jugendbuch aber auch ältere Leser-Semester werden gut damit zurechtkommen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man einen Rundum-Blick durch die Gesellschaft und die verschiedenen Einstellungen und Verhaltensweisen werden plausibler. Die Menschen reagieren unterschiedlich auf die Krise aber irgendwie doch auch ähnlich. Es geht erst mal um die eigene Familie und darum, die Situation zu akzeptieren. Es gibt die, die sich tatsächlich generalstabsmäßig auf eine Wassernot vorbereitet haben und die, die sich überhaupt nicht damit gerechnet haben. Es entstehen bald Ängste und Neid und der Kampf um Vorräte und Wasser.

Natürlich ist die Geschichte nicht neu. Und das Thema Klimawandel begegnet mir inzwischen in jedem zweiten Buch. Außerdem passt es gerade zur Biographie der Mutter von Greta Thunberg, dass ich ebenfalls gerade gelesen habe. Ich finde es gut, wenn in jeder Literatursparte versucht wird, das Thema den Menschen nahezubringen, sie aufmerksam zu machen und zum Umdenken zu bringen.

Dry liest sich flott und hatte eine Aussage, die für alle Generationen wichtig ist. Ändert euer Verhalten, denn der Klimawandel steht bereits vor unserer Türe und wird nicht einfach dort halt machen.

Veröffentlicht am 15.05.2019

ungewöhnliches Leseerlebnis

Ich bin Circe
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Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe ...

Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe eine eher ruhige Lebensgeschichte erwartet. Positiv wurde ich also überrascht, dass es trotz wenig Action und keines durchgehenden Spannungsbogens so eine fesselnde Geschichte war.

Circe ist die Tochter eines Gottes, also eine Halbgöttin. Als solche besitzt sie magische Kräfte und kennt jede Art von Giften und Kräutern. Diese Fähigkeiten werden ihr anfangs schon mal zum Problem, wenn sie es bei den falschen Gelegenheiten zum Einsatz bringt. Das führt auch dazu, dass sie von der Familie verstoßen wird und schließlich auf einer Insel leben muss. Aber im Laufe der Jahrzehnte wird sie reifer und gewinnt eine innere Stärke und Weisheit, die ihrer Herkunft durchaus angemessen erscheint.

Der Roman ist wirklich ungewöhnlich. Angefangen beim Cover, welches herrlich schlicht und altertümlich daherkommt. Über den Rhythmus der Geschichte, der es wagt, mehr als ein Menschenleben zu umfassen und einen Hauch von Ewigkeit und griechischer Mythologie mit sich bringt. Aber auch über den Grundton, der einfach von einer jungen Frau erzählt, die erwachsen wird und durch ihre Erfahrungen, auch mit den Menschen, zu einer starken, selbstbewussten, klugen Göttin wird.

Ein ungewöhnliches Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.05.2019

unbedingt lesen

Sieben Arten Dunkelheit
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"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, ...

"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, dass es Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht.
Hervorragend gewählt ist der Titel, denn auch er gibt bereits eine Andeutung darauf, dass es eine große Bedrohung in dieser Geschichte gibt.
Und es ist, wie beworben, tatsächlich ein richtiges All-Age-Fantasy´-Buch, denn ich bin wirklich schon weit jenseits des Teenageralters und war vom ersten Satz an gefangen.
Das liegt zum einen am herausragenden Erzählstil. Der gut lesbar aber durchaus erwachsenentauglich ist. Mit einer feinen Prise Humor und ganz viel knisternder Spannung.
Toll finde ich auch die Darstellerriege. Jeder bekommt Raum für eine eigenständige Charakterbildung. Da gibt es Krigk, der unbedingt der größte Nachtzähmer aller Zeiten werden will und deshalb nur schwer akzeptieren kann, dass auch seine kleine unbedarfte Schwester R'hee wichtig für die Rettung der Welt sein könnte. Und da ist David, ein fünfzehnjähriger Außenseiter, der eine fast ungesunde Frucht vor der Dunkelheit hat und dem die blinde Ayumi mit ihrer furchtlosen klugen Art erst mal das nötige Selbstvertrauen zurückgeben muss.
Aber ich liebe auch die magischen Dunkel-Wesen, die so zahlreich durch diese Geschichte hüpfen. Viele sind Zwielichtlinge wie der Schattenhamster oder der Grantelschwanz. Aber etwas Größeres, Gefährlicheres hat angefangen Dinge aus der Lichtwelt zu stehlen und die Grenzen von Hell und Dunkel zu zerstören. Und dieser Kampf zwischen Licht und Schatten ist mit überraschenden Wendungen und einem hohen Tempo so rasant erzählt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Das waren jetzt mehr als sieben gute Gründe dieses Buch von 10 bis 100 jedem Fantasyleser wärmstens ans Herz zu legen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

großes Kino

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ...

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ganz eigenen Stellenwert ein. Ich lese wenig, welches sich damit vergleichen lässt. Die gehobene amerikanische Literatur ist nicht mein Genre. Dann schon eher die Crime-Scene. Dicker erfindet in seinen Büchern eine Mischung zwischen einem Spannungsroman, der immer auch Krimielemente bietet, und einer Gesellschafts-, Beziehungs- und Familienstudie. Dabei setzt er darauf, diverse Handlungsstränge in mehr als einer Zeitebene so miteinander zu verweben, dass ein dichtes, verschlungenes Netz an Informationen und Geheimnissen entsteht, welches mich wie jedes Mal, so auch hier, schnell und tief hineinzieht in die Geschichte.

Da es von Anfang an um mehrere Morde und eine verschwundene Frau geht und einer der Hauptakteure Polizeibeamter ist, ist der Fokus tatsächlich auf der Aufklärung mehr als einer Straftat. Der Mord schien aufgeklärt aber Stephanie Mailers Behauptungen werfen neue Fragen auf. So einiges erinnert an den Rhythmus von „Harry-Quebert“. Genau hier fühlte ich mich auch sehr gut aufgehoben. Man verfolgt in der Gegenwart das Puzzle um die Wahrheit welches durch Szenen aus der Vergangenheit in immer neuem Licht erscheint.

Bei ein oder zwei der Darsteller hatte ich zwar das Gefühl, dass Dicker etwas schablonenhaft zu Werke geht aber angesichts der Spannung, der schönen Sprache, verzeihe ich ihm das ohne großen Punktabzug. Wie er die Fäden immer in der Hand hält und alle Knoten am Ende glaubwürdig aufzudröseln weiß, dass ist mal wieder ganz großes Kino.