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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

4,5 Sterne für Alif

Alif der Unsichtbare
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„Alif der Unsichtbare“ hatte so einiges, dass mich auf das Buch aufmerksam machte. Neben dem tollen Cover und dem Klappentext, der einen ungewöhnlichen Genrecocktail verspricht, war es natürlich auch die ...

„Alif der Unsichtbare“ hatte so einiges, dass mich auf das Buch aufmerksam machte. Neben dem tollen Cover und dem Klappentext, der einen ungewöhnlichen Genrecocktail verspricht, war es natürlich auch die Tatsache, dass der Roman mit dem World Fantasy Award als »Bester Roman des Jahres« ausgezeichnet wurde. Das muss zwar nicht zwangsläufig ein rundherum gelungenes Buch bedeuten aber es verspricht zumindest ein gewisses Maß an Anspruch und Einzigartigkeit.
Alif ist ein Hacker. Er lebt in einer modernen arabischen Großstadt, hat arabisch-indische Eltern und ist in eine junge Frau verliebt, die als Tochter eines altmodischen Moslems schließlich mit einem Mann verheiratet werden soll, obwohl sie eigentlich in Alif verliebt ist. Dessen Welt gerät dadurch ziemlich aus dem Ruder. Alsbald wird er von Unbekannten gehackt, verfolgt und bedroht. Die Rettung kommt schließlich in Form einiger ziemlich märchenhaft-phantastischer Wesen zu denen vor allem die Dschinn gehören.
Nach einem etwas holprigen Einstieg zieht die Spannung bald merklich an und der Autor, G. Willow Wilson, jongliert gekonnt mit diversen Genres. Stark sind dabei die Einflüsse von Märchen ala Tausend und eine Nacht zu spüren. Dass dabei die moderne Computertechnik eine wichtige Rolle spielt und Alif’s Flucht an einen Thriller erinnert, machte mir ungeheuren Spaß. An ein paar Stellen gibt es dramaturgische Durchhänger, die aber vor allem den Dialogen der Darsteller geschuldet sind, die gerne über das Leben und das Wesen der großen Weltreligionen philosophieren. Das gibt der Geschichte einen eigenen Ton.
Am Ende hat „Alif der Unsichtbare“ meine durchaus Erwartungen erfüllt. Wohltuend ist auch, dass das Buch in sich abgeschlossen ist. Ich würde 4,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Sage und Luca die Zweite

Verliere mich. Nicht.
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Sage und Luca die Zweite. Endlich geht es weiter. Im ersten Teil war es spannend zu lesen, wie die beiden endlich scheinbar zueinanderkommen. Und sich dann wieder trennen. Ein dramatisches Buchende. Im ...

Sage und Luca die Zweite. Endlich geht es weiter. Im ersten Teil war es spannend zu lesen, wie die beiden endlich scheinbar zueinanderkommen. Und sich dann wieder trennen. Ein dramatisches Buchende. Im zweiten Teil erwartete ich das selbe Muster. Das soll nicht negativ gemeint sein, denn das Hin und Her so einer Liebesgeschichte kann durchaus amüsant sein. Leider zog sich das Ganze anfangs doch etwas. Vor allem, weil ich nicht ganz nachvollziehen konnte, warum Sage sich so vehement gegen diese Liebe wehrt. Ja, sie hat eine Vergangenheit. Aber trotzdem wäre das für mich nicht Grund genug, die große Liebe so einfach in den Wind zu schießen. Ab der Mitte versucht die Autorin dies zu erklären. Aber das wirkt teilweise etwas gewollt.
Dennoch - Sage und Luca sind ein tolles Liebespaar. Ich finde, man hätte durchaus noch ein bisschen mehr Drama einbauen können. Das ich das Buch dennoch gefressen habe, liegt am guten Erzählstil. Die Emotionen sind hautnah beschrieben und die Dosis Kitsch und Herzeleid war nicht übertrieben. Die Autorin hat mich als Fan gewonnen.

Veröffentlicht am 25.01.2018

sehr brutal und brutal gut

Mann am Boden
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Mit dem Titel „Mann am Boden“ beschreibt Roger Smith seine Geschichte im neuem Roman ziemlich knapp aber physisch und psychologisch sehr treffend. John Turner ist mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert ...

Mit dem Titel „Mann am Boden“ beschreibt Roger Smith seine Geschichte im neuem Roman ziemlich knapp aber physisch und psychologisch sehr treffend. John Turner ist mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert nachdem er sich in Südafrika in eine ausweglose Lage manövriert hatte. Mit Frau und Tochter hat er in den USA ein scheinbar solides und unscheinbares neues Leben begonnen. Alkohol und Drogen glaubt er ebenso hinter sich wie Mord und andere Verbrechen. Aber als er sich in Grace verliebt und mit allen Mitteln den Plan von einer Scheidung in die Tat umsetzen will, holt er sich erneut Gewalt und Tod in sein Haus und als um ihn herum alles eskaliert, findet er sich bald blutig und mit einer Knarre am Kopf auf dem Fußboden wieder.

Roger Smith gehört zu den Autoren, die ihre Thriller immer mit einer gehörigen Portion brutaler Gewalt und jeder Menge blutiger Szenen erzählen. Seine Romane sind rabenschwarz und sein Humor ist bitterböse. Er hat mit seinen Darstellern wenig Mitleid und treibt sie von einem Abgrund in den nächsten, spart dafür mit positiven Gefühlen wie Hoffnung, Vertrauen oder Freundschaft. Ich brauche immer zwei, drei Abschnitte, um mich an diesen leicht depressiven Ton zu gewöhnen und die Brutalität ist teilweise grenzwertig. Aber immer wieder gerate ich dann in den Lesesog seiner Bücher, denn Smith kann mit einigen Dingen bei mir immer punkten. Seine Sprache ist kraftvoll und eindringlich und er schildert die Beziehungen seiner Protagonisten und ihre Gefühlswelten sehr intelligent und mit einem psychologischen Scharfsinn, der mir unter die Haut geht. Obwohl also John Turner wirklich kein Held ist, sondern stattdessen ein schwerer Alkoholiker, der seine Drogensucht mit diversen Verbrechen finanziert hat, auch vor Entführung und Erpressung nicht zurückgeschreckt und einen Mord in Auftrag gegeben hat, kam mir dieser Kerl doch irgendwie ziemlich nahe. Seine Empfindungen, z.B. für seine Geliebte, waren erstaunlich tief und glaubwürdig und viele seiner Verfehlungen habe ich ihm trotz allem nachgesehen und wünschte ein ums andere Kapitel, dass er irgendwie aus diesem Horrortrip lebend rauskommen würde.

Die letzten 50 Seiten muss man an einem Stück lesen. Dabei haben mich zwei Wendungen tief erschüttert und tatsächlich erst auf den letzten drei, vier Seiten erkennt der Leser, wo die Reise hingeht, und wie Roger mit den Gefühlen und Gedanken des Lesers spielt, um ihn dann gegen eine Wand laufen zu lassen. Das ist ganz große Erzählkunst. Das ist hart, brutal und schwer verdaulich. Das hallt nach und wühlt auf. Also Vorsicht. „Mann am Boden“ ist nichts für Zartbesaitete. Es belohnt dafür mit einem ausgeklügelten Plot, der atemlos gleich mehreren Höhepunkten entgegenjagt, und am Ende in mehr als einem Blutbad endet.

Veröffentlicht am 21.01.2018

Fantasy-Highlight

Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte
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Die Geschichte ist in einer Welt angesiedelt, die mit ihren romanischen Namen und der gesellschaftlichen Struktur an ein mittelalterliches Italien oder Spanien erinnert. Milan, der jüngste Sohn des mit ...

Die Geschichte ist in einer Welt angesiedelt, die mit ihren romanischen Namen und der gesellschaftlichen Struktur an ein mittelalterliches Italien oder Spanien erinnert. Milan, der jüngste Sohn des mit harter Hand regierenden Erzpriesters Nandus, begehrt gegen den Dogmatismus und das harte Regime seines Vaters auf. Als er die Rebellenführerin Felicia kennenlernt und ihren Freiheitskampf unterstützt, sieht sich Nandus gezwungen, seine Macht einzusetzen, um den aufmüpfigen jungen Mann wieder auf Linie zu bringen. Aber dann erscheinen plötzlich Gestalten aus alten Sagen leibhaftig und versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Eine seltsame Prophezeiung, die ein Zeitalter der Magie voraussagt, scheint tatsächlich einzutreten. Und Milan selbst rückt ins Zentrum der seltsamen Geschehnisse.

Bernhard Hennen ist einer der erfolgreichsten und fleißigsten Autoren im deutschsprachigen Raum. Seine Fantasyreihen sind für mich seit langem ein Garant für innovative, intelligente und spannende phantastische Literatur und mit großer Freude habe ich mich auf den neuen ersten Band seiner Serie „Die Chroniken von Azuhr“ gestürzt. Das Buch ist schon optisch ein Knaller mit dem tollen Cover und dem leuchtend azurblauen Schnitt. Ein Augenschmaus.

Hennen erschafft eine neue aufregende Welt. Mit wachsender Begeisterung habe ich diese Geschichte auf mich wirken lassen. Milan ist der typische, sympathische Held einer Fantasyreihe. Jung und anfangs recht naiv, aber immer auch mutig und integer, sucht er seinen eigenen Weg und versucht aus der erzwungenen Zukunft, die der herrische Vater für ihn vorgesehen hat, auszubrechen. Vor allem Felicia, eine starke und faszinierende Frau, öffnet ihm die Augen und er trifft eine folgenschwere Entscheidung. Schritt für Schritt wird er dabei erwachsen.

Die Magie kommt in Form ungewöhnlicher Fabelwesen. Deren mannigfaltige Erscheinungsformen sind abwechslungsreich und überraschend und mit jedem neuen Wesen steigt auch die Spannung. Die Geschichte entwickelt sich ganz anders, als man als Leser anfangs vermuten möchte. Einige Wendungen sind sehr überraschend aber alles bleibt immer nachvollziehbar. Vor allem die Entwicklung der Hauptdarsteller ist Bernhard Hennen hervorragend gelungen. Hier gibt es kaum schwarz oder weiß. Jeder hat seine Schattenseiten aber auch positive Eigenschaften. Auch wenn es sich um einen ersten Band handelt ist die Handlung doch so abgeschlossen, dass man ohne großes Bauchgrimmen aber mit ungezügelter Vorfreude auf den zweiten Teil dieser Trilogie wartet.

Am Jahresanfang schon ein richtiges Fantasy-Highlight. Was will man mehr.

Veröffentlicht am 14.01.2018

Dicke Leseempfehlung

Das Mädchen aus dem Savoy
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„Das Mädchen aus dem Savoy“ von Hazel Gaynor hatte alle Kriterien, um perfekt in mein Beuteschema zu passen. Das Buch spielt in England nach dem ersten Weltkrieg. Dorothy Lane hat ihre große Liebe verloren ...

„Das Mädchen aus dem Savoy“ von Hazel Gaynor hatte alle Kriterien, um perfekt in mein Beuteschema zu passen. Das Buch spielt in England nach dem ersten Weltkrieg. Dorothy Lane hat ihre große Liebe verloren und macht sich auf nach London, um dort zu versuchen, sich ihren größten Wunsch zu erfüllen. Sie möchte Tänzerin werden. Über den Komponisten Perry lernt sie dessen bereist berühmte Schwester Loretta May kennen, die ihr hilft und den Weg ebnet. Zuerst muss sie noch als Zimmermädchen im Savoy arbeiten aber irgendwann erfüllen sich ihre Pläne und sie fasst Fuß in der Tanzszene. Aber das Leben hat noch eine große Überraschung für Dorothy bereit.

Hazel Gaynor hat es verstanden, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Das lag vor allem an der wunderschönen Sprache, mit der sie eine faszinierende Geschichte erzählt. Gebannt folgt man der jungen Hauptdarstellerin in eine Welt von Musik und Tanz, spaziert mit ihr durch die Räume des großen Savoy-Hotels, spürt das Flair der damaligen Zeit und das Vibrieren einer Epoche, in der die Menschen versuchen Atem zu holen nach einem schrecklichen Krieg. Nicht nur Dorothy ist ein glaubwürdiger Charakter. Bis zu kleinsten Nebendarstellern wimmelt es von liebenswerten Charakteren.

Mit viel Liebe zum Detail erzählt die Autorin von Dorothy und ihren Freunden, flicht reale Personen in eine fiktive Geschichte in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen und kann es nur wärmstens empfehlen.