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Veröffentlicht am 05.06.2023

Hochinteressantes Thema, stilistisch nicht meins

Die Reisenden der Nacht
4

Zu diesem Buch fällt es mir wirklich schwer, eine Rezension zu schreiben, weil es nicht klar zu beurteilen ist, es gibt einiges, das ich gut, und einiges, das ich schlecht finde.

Generell beschreibe ...

Zu diesem Buch fällt es mir wirklich schwer, eine Rezension zu schreiben, weil es nicht klar zu beurteilen ist, es gibt einiges, das ich gut, und einiges, das ich schlecht finde.

Generell beschreibe ich in meinen Rezensionen nicht den Inhalt des Buches, die Personen oder die einzelnen Handlungsstränge, da dies jeder objektiv im Klappentext und auf den Websites der Verlage und Buchhandlungen nachlesen kann und dies für mich nichts mit einer Beurteilung des Buches zu tun hat.

Wunderschön und zum Thema passend finde ich das Cover und den Titel - romantisch, dunkel, geheimnisvoll, zwischen bedrohlich und Schutz gebend....
Großartig finde ich das Thema, die Geschichte der vier bzw. fünf Protagonistinnen, heftige Geschehnisse über vier Generationen hinweg, die kaum zu überbieten sind an gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Dramen. Vielleicht sind es zu viele für ein Buch. Vielleicht hätte man vier Bände daraus machen sollen, oder zumindest zwei.
Vielleicht hätte man es aber auch einfach anders angehen sollen.

Ich glaube, dass das Buch sehr gut recherchiert ist, was die historischen Hintergründe betrifft. Dafür sprechen auch die zahlreichen Quellenangaben im Anhang.

Aber ich dachte, der Autor wollte die Schicksale der Frauen erzählen, die zum größten Teil durch die politischen Ereignisse um sie herum zu drastischen Handlungen gezwungen werden. Diese Frauen bleiben jedoch für den Leser seltsam distanziert. Das erste Drittel empfand ich noch als sehr lebendig, die eingeführten Charaktere wurden deutlich sichtbar und fühlbar.

Etwa ab dem zweiten Drittel aber wird viel berichtet, teilweise zu viel und in zu vielen Details, die gar nicht wichtig sind, während emotionale Bewegungen zu kurz kommen oder manche Fakten zu verwirrend eingebettet sind. Ich konnte nicht „mitfühlen“, nicht mit erleben. Manche Passagen lesen sich wie eine Reportage. Immer wieder stolpere ich über den Schreibgrundsatz „show, not tell“, der in diesem Buch einfach nicht beherzigt wird.
Dabei benutzt der Autor durchaus eine interessante Sprache ohne Schnörkel und Klischees. Aber Spannungsbögen werden nicht gut gebaut.
Das Buch ist geprägt von vielen Zeitsprüngen – vor und zurück immer wieder – und Wechseln der Erzählperspektiven. Das könnte Spannung erzeugen – aber es verwirrt eher und bremst den Lesefluss, so wie es gemacht ist.

Immer wieder kommt die Frage des Verzeihens und Vergessens, angerissen, angedacht, teilweise versuchsweise beantwortet. Ein wichtiges Thema, aber auch hier wirkt die Umsetzung auf mich zerfasert.

Alles in allem ist mein – natürlich subjektives - Fazit: tolle Ideen, gut recherchiert, gute Sprache, aber als Roman nicht wirklich mitreißend. Leider.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Große Gefühle und große Geschichte(n), wunderbar erzählt

Die vier Gezeiten
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Ich gestehe, ich kannte Anne Prettin nicht und habe das Buch aufgrund des wunderbaren Covers in die Hand genommen - eine Frau im grünen (Abend-?)Kleid mit hochgesteckten Haaren, die schon bis zur Hüfte ...

Ich gestehe, ich kannte Anne Prettin nicht und habe das Buch aufgrund des wunderbaren Covers in die Hand genommen - eine Frau im grünen (Abend-?)Kleid mit hochgesteckten Haaren, die schon bis zur Hüfte im Wasser steht und noch weiter zu gehen scheint.

Der widersprüchliche Titel der VIER Gezeiten, die schöne blaugrüne Farbstellung, geheimnisvoll und an Wassernixen erinnernd - haben mich neugierig gemacht, der Klappentext ebenfalls.

Generell beschreibe ich in meinen Rezensionen nicht den Inhalt des Buches, die Personen oder die einzelnen Handlungsstränge, da dies jeder objektiv im Klappentext und auf den Websites der Verlage und Buchhandlungen nachlesen kann und dies für mich nichts mit einer Beurteilung des Buches zu tun hat.

Ich habe mich sehr schnell in die Geschichte(n) der Frauen hinein gelesen, fand den Aufbau mit den unterschiedlichen Erzählsträngen aus verschiedenen Perspektiven gleichermaßen geglückt wie spannend.

Die Charaktere wurden für mich sehr schnell deutlich, greifbar, mit-fühlbar, einzig Theda und Frauke blieben für mich bis zum Schluss etwas blass und fast austauschbar.

Sehr gut ist die Geschichte der Familie in politische und gesellschaftliche Geschehnisse eingebettet. Ob die Dramatik an manchen Stellen bei ausführlichem Nachdenken logisch standhalten würde, war ich nicht versucht zu überprüfen, so sehr hat mich das Buch gepackt - und das kommt bei Büchern mit fast 500 Seiten nicht oft vor.

Dass manche Rezensenten den Text langatmig finden, kann ich gar nicht verstehen. Ich fand auch die ruhigeren, nachdenklichen Passagen sehr gut und wichtig.

Auch das Nordsee-Insel-Feeling ohne Kitsch kommt sehr gut rüber.

Schon lange hat mir ein Buch nicht mehr so gut gefallen.

Danke an die Autorin!

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Sehr ergreifend und gut gemacht

Schreiben Sie mir, oder ich sterbe
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Ich war hellauf begeistert von diesen Texten, die ich als Hörbuch gehört habe.

Zunächst finde ich den Aufbau großartig. Es sind vorgelesene Briefe sehr unterschiedlicher berühmter Personen aus sehr verschiedenen ...

Ich war hellauf begeistert von diesen Texten, die ich als Hörbuch gehört habe.

Zunächst finde ich den Aufbau großartig. Es sind vorgelesene Briefe sehr unterschiedlicher berühmter Personen aus sehr verschiedenen Zeiten, von und an Schauspieler, Sänger, Schriftsteller, Politiker, etc. deren Partner auch oft ganz unterschiedliche Privatmenschen waren.

Am Anfang jedes Textes steht eine Art "Überschrift" oder der Briefanfang, dann wird der Text selbst vorgelesen, und danach folgt noch eine sachliche Information über die Person(en), die Zeit, die gesellschaftlichen HIntergründe, manchmal auch Vor- und Nachgeschichte.

Das Ganze hatte nach meinem Gefühl genau die richtige Länge, nicht zu viel, nicht zu wenig, und war noch dazu grandios gelesen von vielen wirklich richtig tollen Hörbuchsprechern wie David Nathan, Hans-Werner Meyer, Nina Kunzendorf, Martina Gedeck etc.

Sehr tief berührt hat ich der Abschiedsbrief von Alan Delon an Romy Schneider - obwohl ich den Kerl nie leiden konnte...

Uneingeschränkte Hör- und Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Schön verträumt

Wo du mich findest
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Ich habe schon mehrere Bücher von Anne Barns gelesen, und war insofern neugierig auf das Neue, zumal die Thematik auf etwas Surrealismus hinzudeuten schien.

Das Cover ist wunderschön und passt sehr gut ...

Ich habe schon mehrere Bücher von Anne Barns gelesen, und war insofern neugierig auf das Neue, zumal die Thematik auf etwas Surrealismus hinzudeuten schien.

Das Cover ist wunderschön und passt sehr gut zum Thema. Eine im Wasser treibende, liegende Frau, mit geschlossenen Augen und weit ausgestreckten Armen im schwarz-gelben Badeanzug. Türkisfarbenes Wasser, das eher an einen Pool denken lässt als an die Ostseeküste - wobei auch die Ostsee an sonnigen Tagen eine solche Farbe entwickeln kann, wie ich gerade erlebt habe.

Die hübsche Frau lächelt und träumt - passend zum Geschehen des Buches. Lange Zeit weiß man nicht, ob es den Mann aus ihren Träumen wirklich gibt oder ob er nur in ihrer Fantasie oder vielleicht einer Erinnerung existiert.

Er ist Flucht- und Trostpunkt im Alltag der Frau, der ihr tatsächliches Leben immer weniger gefällt.

Ich möchte nichts über die weitere Handlung verraten, sonst nehme ich des Rätsels Lösung vorweg, man muss das Buch einfach lesen.

Ich finde es sehr schön flüssig und lebendig geschrieben und den Stil durch den Wechsel zwischen "ich" und "du" sehr abwechslungsreich.

Wunderbare Sommer- und Urlaubslektüre.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Nimmt einen mit

Muchachas
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Eigentlich hat mich zuerst das Cover angesprochen und der Name Katherine Pancol.

Die scherenschnittartigen Silhouetten von vier Frauen, die Blumen dazwischen - es sah nach einer leichten Lektüre aus, ...

Eigentlich hat mich zuerst das Cover angesprochen und der Name Katherine Pancol.

Die scherenschnittartigen Silhouetten von vier Frauen, die Blumen dazwischen - es sah nach einer leichten Lektüre aus, optimistisch.

Welche Überraschung bot dann der Text.

Vier SEHR unterschiedliche Frauen, deren Wege sich innerhalb dieses Buches nur teilweise berührt oder gekreuzt haben - und eine großartige Geschichte über Macht und deren Missbrauch, über Gewalt und Feigheit.

Stellweise habe ich die Zähne zusammen gebissen oder die Tränen fließen lassen, um weiter lesen zu können.

Das Buch stoppt mitten in der Handlung, zumindest empfinde ich das so.

Die Fortsetzung MUSS gelesen werden!

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