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Veröffentlicht am 07.09.2022

Lebensklug, besinnlich, naturfühlend

Die Rückkehr der Kraniche
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Ich hatte bisher von Romy Fölck nur die Krimis gelesen – die ich allerdings richtig gut fand – und war deshalb besonders gespannt auf einen „Familienroman“ im weiteren Sinne.

Bereits das Cover hat ...



Ich hatte bisher von Romy Fölck nur die Krimis gelesen – die ich allerdings richtig gut fand – und war deshalb besonders gespannt auf einen „Familienroman“ im weiteren Sinne.

Bereits das Cover hat mich sehr für das Buch eingenommen. Eine im Dunst liegende Landschaft, herbstlich, winterlich, in Pastelltönen, deutlich in Wassernähe, in morgendlichem Licht, Vögel, Bäume, wenige Häuser, ruhig…

Genauso entwickelt sich auch die Geschichte. Zwei Schwestern, eine Tochter, eine Mutter, die nach teils jahrelangem innerem und äußerem Abstand wieder aufeinander treffen, mit Schwierigkeiten, Gepolter, Unverständnis, Zweifeln, Zorn und doch auch Sehnsucht und Zärtlichkeit versuchen, sich erneut anzunähern, etwas Gemeinsames – wieder – zu finden.
Nun ist dies ja eine Geschichte, die in vielen Neuerscheinungen der letzten Jahre so oder ähnlich erzählt wurde. Aber erstens IST das ja nun einmal ein großes Thema des Lebens schlechthin und deshalb wert, immer wieder neu und anders betrachtet zu werden, und zweitens gelingt es Romy Fölck meiner Meinung nach auf eine ganz besondere Art.

Sehr gut gefällt mir die abwechselnde Erzählperspektive aus der Sicht der vier Frauen. Wunderbar ist auch die Landschaft im Norden eingewoben, sehr gut geschildert. Man läuft mit durch den Nebel, bekommt nasse Füße, träumt sich auch einmal – selten! - in einen kühlen Sonnenuntergang...

Die Männer in der Geschichte sind eher Randfiguren. Sie wirbeln zwar teilweise die Emotionen der Frauen etwas durcheinander, aber nicht nachhaltig.

Ein sehr sehr schönes Buch – besinnlich und lebensklug, ohne je in Kitsch oder Pseudo-Romantik abzudriften. Ein wunderbares Geschenk auch für Schwestern, Mütter, Töchter und gute Freundinnen.

Absolute Leseempfehlung.


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Veröffentlicht am 07.04.2022

Beschaulich und etwas verwirrend

Kaiserstuhl
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Das Cover ist wunderschön und passt gut zum Inhalt des Buches. Eine romantische, beschauliche Szenerie hoch oben über den Weinbergen, eine Frau mit ärmelloser Bluse und Stirnband sitze am Wegesrand / ...

Das Cover ist wunderschön und passt gut zum Inhalt des Buches. Eine romantische, beschauliche Szenerie hoch oben über den Weinbergen, eine Frau mit ärmelloser Bluse und Stirnband sitze am Wegesrand / Straßenrand und macht ein kleines Picknick. Sie wirkt jung, schlank, konzentriert, dem Beobachter abgewandt, schält sie gerade einen Apfel. Neben ihr, lässig geparkt ein sehr kleines türkisfarbenes Auto mit einem Koffer hinten auf ein Gestänge geschnallt. Eine Isetta? Das Bild versetzt einen sofort in die 50er / 60er Jahre, in denen der Roman spielt.

Für mich ist es das erste Buch von Brigitte Glaser, das ich gelesen habe, und ich hatte viele sehr positive Kritiken über ihre vorangegangenen Bücher gelesen.

Kaiserstuhl spielt auf verschiedenen Zeitebenen und wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen dargestellt – ein Stil, den ich sehr mag und der ein Buch oft sehr lebendig und spannend macht.

Hier allerdings ist es mir etwas schwer gefallen, mich hinein zu finden. Für mich zu viele Personen auf einmal eingeführt, deren Verbindungen erst nach und nach erkennbar werden. Danke für den Stammbaum am Schluss der Buches; den fand ich sehr hilfreich, aber er beinhaltet natürlich nur einen kleinen – den familiären – Teil der Verflechtungen.

Gut gefallen hat mir die gemächlich – beschauliche Schreibweise. Sie passt für mich gut in die Zeit der 50er, 60er Jahre und auch in das verwirrende Innenleben der Personen.

Sehr schön finde ich die politischen Geschehnisse eingewoben, auch diese aus der Sicht der diversen agierenden Charaktere betrachtet.

Toll zu lesen die Landschaftsbeschreibungen; man ist stets dabei, sei es in sommerlicher Idylle oder im eiskalten Schneetreiben.

Die Charaktere der Personen werden langsam, aber gut entwickelt und konturiert; das Buch nimmt nach den ersten 100 Seiten deutlich an Spannung auf, alles „rundet“ sich.

Insgesamt: Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Sperriger Stil

Fuchsmädchen
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Das Cover ist gut gestaltet, skandinavisch - kalt - winterlich, weiß - schwarz - rot, die Fuchsmaske weist auf den roten Faden des Buches hin. Schön sind die Strukturbuchstaben mit den Schneesprenkeln.

Ich ...

Das Cover ist gut gestaltet, skandinavisch - kalt - winterlich, weiß - schwarz - rot, die Fuchsmaske weist auf den roten Faden des Buches hin. Schön sind die Strukturbuchstaben mit den Schneesprenkeln.

Ich bin mir bis zum Schluss nicht einig geworden, ob es an der Übersetzung liegt, aber für mich war das Buch sprachlich "holprig", nicht gut, nicht flüssig oder spannend zu lesen.
Schon die Einführung der Charaktere hat mir nicht gefallen; alles kam zu plötzlich. Teils waren sie konturlos, teils waren die Konturen ZU scharf und wurden erst langsam - m.E. ZU langsam - erklärt und deutlicher.
Dass die BEIDEN Haupt-Ermittlerinnen in solch wirklich chaotischen Verhältnissen leben und BEIDE einen mehr als ungewöhnlichen Lebensstil und eine absolut düster-düstere Vergangenheit haben, macht es für mich nicht interessanter, sondern war mir einfach zu viel.
Auch die Art, wie der Fall aufgedröselt wird, empfand ich als wirre und einfach nicht gut erzählt. Ich habe erhebliche Mankos in der Stimmigkeit der Personen und in der Geschichte gefunden.

Ich bin ein großer Fan skandinavischer Krimis und hatte mich sehr auf diesen und den Anfang einer Reihe mit einem neuen - weiblichen - Ermittlerduo gefreut, aber dieser Text hat meine Erwartungen enttäuscht. Ich habe mich durch die mehr als 400 Seiten regelrecht "durchgekämpft", obwohl ich sie während einer sehr entspannten Schiffsreise durch Norwegen lesen konnte. Ich habe das Buch gerne in der Schiffsbibliothek zurück gelassen - mag sein, dass es dort noch einen erfreuteren Leser findet.

Ich glaube nicht, dass ich einen zweiten Band der Reihe lesen möchte.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Die absolut wunderbarste Anti-Stress-Hilfe, die ich je gelesen habe

Ich dachte, ich bin schon perfekt
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Die absolut wunderbarste Anti-Stress-Hilfe, die ich je gelesen habe

Schon das bunte optimistische Cover macht gleich gute Laune und suggeriert, dass am vieles im Leben nicht so ernst nehmen sollte.

Eine ...

Die absolut wunderbarste Anti-Stress-Hilfe, die ich je gelesen habe

Schon das bunte optimistische Cover macht gleich gute Laune und suggeriert, dass am vieles im Leben nicht so ernst nehmen sollte.

Eine fröhliche Eule in Yoga-/ Meditationshaltung, mit geschlossenen Augen, getuschten Wimpern und hochgeschobener Sonnenbrille; die High Heels stehen locker neben dran – herrlich. Kündigt schon an, dass die Autorinnen auch sich selbst auf die Schippe nehmen können.

Was sich bereits im Vorwort manifestiert: es sprach mir DERMASSEN aus der Seele….

Das Buch ist ein wirklich herrlicher Anti-Stress-Ratgeber, obwohl es ja nun ein Ratgeber genau nicht sein will. Ein super Geschenk für beste Freundinnen, liebste Schwestern, Kolleginnen, Mütter - eben für all die vielen Frauen, die sich (auch?) dauernd VIEL zu kritisch betrachten.

Der Stil ist witzig, ironisch - mit viel Selbstironie - , lebensnah, locker und lebendig zu lesen. Man findet, glaube ich, in jedem Kapitel Dinge, die man kennt, die skurril sind, aber leider eben doch Normalität.

Ob es nun um Fitnessuhrenträger und Schlafmessungen geht, um die "Nur-10-Minuten-am-Tag-Ratschläge, die Anforderungslisten an Mr. Right,
die Übermütter, die Fragen nach dem Glücklich-Machen, die Arbeitsteilung im Haushalt, Achtsamkeit als nervendes Anti-Wort, DIE Schönheit und deren Abartigkeiten, Erfolg und Werte, Glücksvorstellungen, Fremdsprachen - es wird alles humorvoll, intelligent und mit vielen munteren Beispielen betrachtet, immer mit Augenzwinkern und keineswegs oberflächlich.

Ich finde das Buch toll und werde es bestimmt noch oft empfehlen und verschenken. Und mich selbst wahrscheinlich immer wieder bei mancher Falle erwischen - aber vielleicht seltener....

Wirklich erfrischend - unbedingte Leseempfehlung!







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Veröffentlicht am 12.01.2022

Wunderbare 600 Seiten

Unser kostbares Leben
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Das Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ...

Das Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ein Vogelschwarm geben dem Ganzen ein romantisches Flair. Im Hintergrund sieht man Industrieschlote. Die Szenerie – in pastelligen, leicht verwaschenen Farben gehalten – passt perfekt zum Inhalt des Buches, spiegelt den geschilderten Ort wider.

Sehr schön und berührend werden die Kinder eingeführt, die Kleinstadt“idylle“ geschildert mit ihren Vor- und Nachteilen, Heimeligkeit kontra Spießertum, klare Regeln gegen Freiheitsdrang, Klischees gegen Aufbruchsstimmung…

Das Flair der 70er und danach der 80er Jahre in Mode, Möbeln, Gedanken, Themen, Politik ist sehr gut geschildert. Hat mich besonders angesprochen, weil ich selbst in dieser Zeit Teenager und junge Frau war.

Wunderbar erzählt Katharina Fuchs, abwechselnd aus der Sicht bzw. aus dem Leben der drei Freundinnen, teils auch von deren Eltern oder anderen eher „am Rand“ stehenden Figuren. Die sich abwechselnden Erzählstränge machen den Roman sehr lebendig und kurzweilig.
Die Charaktere finde ich sehr gut geschildert; ich konnte den Kindern, dann jungen Mädchen und Frauen gut bei ihrer Entwicklung und in ihren unterschiedlichen Lebensumständen, Begegnungen und Zielen folgen.
Eindringlich und teils grausam sind besonders die Szenen rund um die Medikamententests und -experimente, den Giftunfall und das alternative Dorf beschrieben.
Und ganz „nebenher“ läuft im Hintergrund die deutsche Geschichte mit, mit Mißtrauensvotum, Parteiengerangel etc. Wunderbar ist auch die Geschichte der Schokoladenfabrik eingebunden. Hat bei mir viele Kindheits- und Jugenderinnerungen geweckt.

Alles in allem SEHR schöne, absolut lesenswerte, keine Sekunde langweilige 600 Seiten. Die Geschichten sind ja noch nicht zu Ende erzählt – ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
















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