Leider kein Kassenschlager
Tod auf der UnterbühneAuf „Tod auf der Unterbühne“, ein Sommertheater-Krimi von Konstanze Breitebner, erschienen 2024 im Servus Verlag, hatte ich mich als selbst Theaterschaffende wirklich sehr gefreut. Konstanze Breitebner ...
Auf „Tod auf der Unterbühne“, ein Sommertheater-Krimi von Konstanze Breitebner, erschienen 2024 im Servus Verlag, hatte ich mich als selbst Theaterschaffende wirklich sehr gefreut. Konstanze Breitebner ist Schauspielerin und Drehbuchautorin - und somit natürlich absolut vom Fach. Nun schreibt sie ihr Krimidebut. Wie oft hatte sie wohl schon Gelüste, einen Regisseur umzubringen? (Und aus der Branche raus betrachtet: Das wäre sehr verständlich!)
Um mit den positiven Faktoren anzufangen: Das Buch kommt in einer Knaller-Optik, auf dem Cover ein eher „klassisches“ Theaterbühnenbild in Schwarzweiß hinschraffiert, dazu dann schreiend rote Krimifarbe in Schrift, Innencover und leuchtendem Farbschnitt. Nicht zu vergessen die putzige kleine Ratte unten links, die für aufmerksame Leser:innen einen kleinen Spoilerfaktor beinhaltet. Es hätte alles so schön sein können.
Der Basisplot ist schnell umrissen: Bei der Generalprobe des Sommernachtstraums einer Sommertheaterinszenierung im schönen Österreich nahe Wien liegt der Regisseur plötzlich tot auf der Unterbühne. Das gesamte Team steht im Verdacht, Hand angelegt zu haben, und die junge und ehrgeizige Kriminalpolizistin Antonia Ranik macht sich auf Spurensuche. Das verbunden mit viel Theaterflair hätte für mich ein Kassenschlager werden können, wenn nicht... Ja, wenn nicht die Autorin eigentlich vor allem ihr Theaterwissen unter die Leser:innen bringen wollte, und das in wirklich endlosen Erklärungen jedes Theaterberufes, jedes Fachbegriffes, ja sogar Peter Brooks „Der leere Raum“ kann sie nicht auslassen – und lässt dabei den Plot vollkommen vor sich hindümpeln. Die Sprache ist hölzern und, es tut mir leid, wirklich langweilig und unelegant. Kein Klischee wird ausgelassen. Und selbst die an den Haaren herbei gezogene Romance lässt Breitebner im Jahr 2024 in ein Dornröschen-Phänomen münden – das macht mich dann doch sehr fassungslos, insbesondere, da sexuelle Nötigung und Übergriffe in Theaterbetrieben seit Jahren Thema sind. Schön, dass metoo erwähnt wird, verstanden ist es nicht: Breitebner meint diesen Moment in ihrem Buch ernsthaft romantisch und problematisiert gar nicht. Schlimm.
Das Drehbuchschreiben merkt man ihr an, die dialogischen Passagen sind durchaus geglückt, vor allem, wenn sie sich in die Mundart begibt. Doch das, was ein Roman dringend noch dazu braucht, nämlich gute, im Krimibereich spannungsgeladene Prosa, das fehlt komplett. Nachdem die Handlung über fast 300 Seiten hingedümpelt ist, gönnt Breitebner uns on top noch ein retardierendes Moment – so gehört es sich für die klassische Tragödie, nur liegt die in diesem Fall leider nicht in der Qualität des Dramas, sondern nur im Schreibakt selbst. Die Figuren sind eindimensional, das Ende ist vorhersehbar. Aber immerhin sind nun alle Fachbegriffe des Theaters erläutert, wenn auch nicht sehr unterhaltsam. Vielleicht bleibt Drehbuchschreiben doch die bessere Option.