Sehr wichtiges Buch
Bright Young WomenIn den 70er Jahren dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein, tötet zwei Studentinnen und verletzt zwei weitere. Bevor er flüchten kann, wird er von einer Studentin, Pamela, gesehen. Sie ist unsere ...
In den 70er Jahren dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein, tötet zwei Studentinnen und verletzt zwei weitere. Bevor er flüchten kann, wird er von einer Studentin, Pamela, gesehen. Sie ist unsere Protagonistin, die einzige Augenzeugin, und erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht damals, nach dem einschneidenden Ereignis und in der Gegenwart, davon, wie das Erlebte ihr ganzes Leben geprägt hat. Eine weitere Protagonistin ist Ruth, die selbst zum Opfer des Serienmörders wurde.
Das Werk ist fiktional aber schnell, ohne dass es explizit erwähnt wird, wird klar, auf welchem realen Serientäter der Angeklagte im Roman beruht. Er wird bewusst nicht beim Namen genannt. Das Buch soll nicht die Geschichte des Killers, sondern die der Frauen, der Überlebenden erzählen. Der Name des Täters dürfte den meisten ein Begriff sein, aber kaum jemand kennt die Opfer und das Buch zielt darauf ab, denjenigen eine Stimme zu geben, die nie eine bekommen haben. Das ist der Autorin unglaublich gut gelungen. Wir bekommen Einblicke in die Verzweiflung, die Angst und die Wut der Überlebenden, allen voran Pamela und ihre Freundin Tina, die mit Ruth ihre Lebensgefährtin verlor.
Ich bin mit der Einstellung an diese Geschichte gegangen, viel über die Morde, die grausamen Taten des Täters zu erfahren und war anfangs überrascht, dass wir hier was ganz anderes bekommen. Ich habe mich ein wenig gelangweilt, bis die Geschichte dann etwas weiter fortgeschritten ist. Wir erfahren, wie die Frauen nach der Tat behandelt wurden, wie Behörden, andere Männer, Medien, die Gesellschaft mit den Frauen umgehen, sie überhaupt nicht ernst nehmen. Uns wird vor Augen geführt, was sich vor allem in den Medien abgespielt hat, die einen Mythos um einen Mann geschaffen haben, der eigentlich nicht der Rede wert sein sollte. Wie diese Idolisierung des Täters die Unfähigkeit von Behörden verschleiern sollte. Das Buch liefert einige Denkanstöße, ist klug erzählt, öffnet Augen. Ich bin im Nachhinein doch sehr begeistert. 4,5 ⭐️