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Veröffentlicht am 11.02.2018

Verblüffendes Ende

Die Spuren meiner Mutter
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Gerade eben habe ich „Die Spuren meiner Mutter“ von Jodi Picoult beendet. Hierbei handelt es sich um einen Roman, der Ende August 2016 im Penguin-Verlag erschienen ist.

Die dreizehnjährige Jenna sucht ...

Gerade eben habe ich „Die Spuren meiner Mutter“ von Jodi Picoult beendet. Hierbei handelt es sich um einen Roman, der Ende August 2016 im Penguin-Verlag erschienen ist.

Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.
Zunächst lässt sich sagen, dass es mir bei diesem Roman wahnsinnig schwer fällt, eine Rezension zu verfassen. Zum einen liegt das daran, dass ich noch mitten in der Geschichte feststecke und nicht fassen kann, dass es bereits zu Ende ist. Zum anderen daran, dass ein zentraler Punkt meiner Rezension das Ende ist, welches ich allerdings möglichst umschreiben werde, um die Rezension spoilerfrei zu gestalten.
Wie bis jetzt immer bei Jodi Picoults Büchern habe ich etwas Zeit für den Einstieg in das Buch gebraucht, was an und für sich aber nichts Schlimmes ist, da der Grund dafür in der Vielschichtigkeit der Charaktere liegt. Es kann dem Leser nicht direkt auf der ersten Seite gelingen, die Hauptpersonen zu durchdringen, da diese so viele verborgene Charaktereigenschaften enthalten, die sich erst im Laufe der Geschichte entlarven.
Allgemein wird „Die Spuren der Mutter“ aus mehreren Sichten erzählt. Jenna, Serenity, Virgil sowie Alice kommen hierbei zu Wort und berichten hierbei Vergangenes und gerade Geschehendes aus ihrer Perspektive. Dies hat mir sehr gut gefallen, da so die Beweggründe der verschiedenen Charaktere perfekt beleuchtet werden konnten und sich erst gegen Ende die verstreuten Details mancher Erzählungen zu einem kompletten Bild zusammen setzen konnten. Besonders die Kapitel aus Alices Sicht bleiben das ganze Buch über sehr kryptisch. Erzählungen über Elefantenherden, ihre Forschungen rund um Trauer bei Elefanten und das Elefantenreservat – auch wenn ich dies sehr interessant fand, kann ich erst im Nachhinein den Sinn darin erkennen. Ich kann daher absolut die Leser verstehen, die von Berichten über Elefanten und Forschungen eher genervt waren, da diese nicht aktiv zum Fortschreiten der Geschichte beitragen. Nur jemand, der sich für Elefanten interessiert oder allgemein für wissenschaftliche Forschungen und Erkenntnisse bezüglich Gefühle bei Tieren, wird diese Kapitel wirklich genießen.
Jenna, Serenity und Virgil als vorherrschende Charaktere lassen sich – wie der Klappentext so schön sagt – wirklich aus kurioses Trio betiteln. Mit Unterhaltungscharakter machen sich die drei starken Persönlichkeiten, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen, auf eine Suche nach Jennas Mutter. Meiner Meinung nach hat Jodi Picoult auch diesmal in „Die Spuren meiner Mutter“ wunderbare Charaktere erschaffen, da jeder einzelne etwas Lehrendes dem Leser zu verraten hat.
Was ich persönlich so sehr an Jodi Picoults Büchern schätze, ist der eben bereits angesprochene Lehrwert. „Die Spuren meiner Mutter“ enthält so viele wichtige Erkenntnisse über Trauer und Liebe, Leben und Tod bei Menschen und Elefanten gleichermaßen. Im Vergleich zu „Bis ans Ende der Geschichte“ wird hier zwar kein national wichtiges Thema weitergegeben, aber schlussendlich betreffen diese Erkenntnisse doch jeden einzelnen von uns.
Alles in allem hat das Ende dieses Buchs meinen Blickwinkel auf die Bewertung und den Inhalt maßgeblich verändert. Vor der Auflösung habe ich mich an mancher Stelle gefragt, warum spezielle Szenen überhaupt wichtig waren, sich die Geschichte etwas zieht oder warum die Spurensuche gerade so abgelaufen ist. Vor der Auflösung hätte ich das Buch wahrscheinlich schlechter bewertet, da mir das Tiefgründige, was ich von Jodi Picoult kenne, etwas gefehlt hat. Im Nachhinein, da ich nun das Ende kenne, ergibt doch jede einzelne Szene Sinn und führt den Leser zu einer verblüffenden, aber runden Auflösung, die den Leser alles bisherige überdenken lässt. Von meiner Seite aus lässt sich sagen, dass „Die Spuren meiner Mutter“ allein aufgrund des Endes ein lesenswerter Roman ist.
Insgesamt bin ich schwer begeistert von der Auflösung und damit von der gesamten Geschichte von Jenna, Virgil, Serenity und Alice. Jedoch bringe ich es nicht über‘s Herz, mehr als 4,5 Sterne zu vergeben, da meine Begeisterung erst durch das Ende so sehr angefacht wurde und ich – wäre dieses nicht gewesen – andere Bücher von Jodi Picoult deutlich besser gefunden hätte.
Vielen Dank an den Penguin-Verlag und die Verlagsgruppe Random House bzw. die Betreiber des Bloggerportals für dieses Rezensionsexemplar!
Somit zählt diese Buchbesprechung offiziell als Werbung. Ich betone aber, dass niemand meine Meinung erkauft.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Regt die Gedanken an

Bis ans Ende der Geschichte
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Zuletzt habe ich „Bis ans Ende der Geschichte“ von Jodi Picoult beendet. Hierbei handelt es sich um einen Roman, der Ende August 2015 im Penguin-Verlag erschienen ist.

Sage Singer ist eine junge, leidenschaftliche ...

Zuletzt habe ich „Bis ans Ende der Geschichte“ von Jodi Picoult beendet. Hierbei handelt es sich um einen Roman, der Ende August 2015 im Penguin-Verlag erschienen ist.

Sage Singer ist eine junge, leidenschaftliche Bäckerin. Als sie den allseits beliebten pensionierten Lehrer Josef Weber kennenlernt, entwickelt sich trotz des großen Altersunterschieds eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Doch als Josef ihr eines Tages ein lange vergrabenes, schreckliches Geheimnis verrät, bittet er Sage um einen schwerwiegenden Gefallen. Wenn sie einwilligt, hat das allerdings nicht nur moralische, sondern auch gesetzliche Konsequenzen. Sage steht vor einem Dilemma. Denn wo verläuft die Grenze zwischen Hilfe und einem Vergehen, Strafe und Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade?

Zunächst muss ich zugeben, dass es mir sehr schwer fällt, diese Rezension hier zu verfassen, ohne zu spoilern. Wie man sieht, lässt sich dem Klappentext noch nicht entnehmen, welches Geheimnis Josef Weber Sage verrät. Doch ebendieses Geheimnis ist eigentlich Gegenstand des gesamten Buchs – es geht um nichts anderes. Allerdings werde ich im Folgenden versuchen, dieses Geheimnis nicht zu nennen, sondern lediglich zu umschreiben.
Der Einstieg in das Buch fiel mir etwas schwer, da die Handlung zunächst etwas zu stagnieren scheint. Sage Singer berichtet von ihrem Alltag und freundet sich langsam mit Josef Weber an, wobei mir beide Charaktere etwas suspekt waren. Im Nachhinein ist ihr Verhalten aber plausibel.
Erst als Josef Weber sein Geheimnis offenbart, kommt die erzählte Geschichte richtig ins Rollen. Betrachtet werden im Laufe des Buchs zwei Zeitstränge: einer aus der Gegenwart und einer zur Zeit des Nationalsozialismus. Diese Zeitstränge werden dem Leser durch vier verschiedene Erzählperspektiven dargelegt: Sage Singers und Leo Steins – außer, dass er ein wichtiger Nebencharakter ist, lässt sich nichts sagen, ohne zu spoilern – in der Gegenwart und Josef Webers sowie Minkas – Sages Großmutter – in der Vergangenheit. Zusätzlich werden stückweise Passagen aus der Geschichte, an der Minka zur NS-Zeit geschrieben hat, eingeschoben, die zwar mit der Handlung an sich nichts zu tun haben, mir aber geholfen haben, das komplexe Thema rund um Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade besser fassen zu können.
Insgesamt konnte ich mit jeder der wichtigen Figuren mehr oder weniger sympathisieren, selbst mit Josef Weber, mit dem man zweifellos nicht sympathisieren sollte. Aber genau dies zeigt, wie Herz und Verstand in einer solchen moralischen Debatte gegeneinander ankämpfen. Mit Abstand konnten mich aber die Erzählungen von Minka packen und zugleich auch schocken. Mit brutaler Ehrlichkeit wird hier dargestellt, wie es damals zur NS-Zeit zugegangen ist, so dass es mich zu Tränen gerührt und nachts nicht schlafen lassen hat. Alles in allem wird in „Bis ans Ende der Geschichte“ damit etwas so Wichtiges angesprochen, weshalb man allein deshalb nicht die Augen vor diesem Buch verschließen sollte. Die Frage nach Gerechtigkeit und Vergebung lässt mich persönlich immer noch nicht los, obwohl ich das Buch bereits beendet habe. Der Roman regt zum Nachdenken über Themen an, die viel öfter in Büchern zum Ausdruck kommen sollten. Neben diesem lehrreichen Aspekt wird aber natürlich die Geschichte an sich nicht außen vor gelassen. Es bleibt spannend mit einigen Plot-twists bis zum Ende.
Bezüglich des Schreibstils von Jodi Picoult kann ich persönlich sagen, dass dieser dem aus „Kleine große Schritte“ von ihr sehr ähnelt. Wieder wendet die Autorin einen sehr ausdrucksstarken Wortschatz an, schafft es aber ebenso, große Emotionen mit wenig Worten im Leser hervorzurufen.
Zusammengefasst merkt man bestimmt, dass ich absolut nichts Negatives anzumerken habe und definitiv begeistert von „Bis ans Ende der Geschichte“ bin. Es handelt sich hierbei um einen unglaublich tiefgründigen, berührenden, emotionalen und packenden Roman, den jeder in seinem Leben mal gelesen haben sollte.
Vielen Dank an den Penguin-Verlag und die Verlagsgruppe Random House bzw. die Betreiber des Bloggerportals für dieses Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Emotionsgeladene Fortsetzung

Verliere mich. Nicht.
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Letzte Woche habe ich „Verliere mich. Nicht.“ von Laura Kneidl mit der Post zugeschickt bekommen. Dabei handelt es sich um den zweiten Band der Liebesgeschichte von Sage und Luca aus dem LYX-Verlag, der ...

Letzte Woche habe ich „Verliere mich. Nicht.“ von Laura Kneidl mit der Post zugeschickt bekommen. Dabei handelt es sich um den zweiten Band der Liebesgeschichte von Sage und Luca aus dem LYX-Verlag, der ganz frisch am 26.01.2018 erschienen ist.


Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt - und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Aber dann taucht Luca plötzlich vor ihrer Tür auf und bittet sie, zurückzukommen. Doch wie soll es für die beiden eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?


Zunächst muss ich sagen, dass ich vor Lesebeginn nicht genau wusste, was mich nach dem Ende des ersten Teils hier erwartet. Ehrlicherweise konnte ich mir nicht vorstellen, dass „Verliere mich. Nicht.“ genau so gut werden könnte wie bereits „Berühre mich. Nicht.“ Um meine Meinung zu dieser Fortsetzung schon einmal vorwegzunehmen: Meine Erwartungen wurden übertroffen und dieser zweite Band ist aus meiner Sicht mindestens genauso gelungen.

Alles in allem könnte ich alles, was ich in meiner Rezension zu „Berühre mich. Nicht.“ geschrieben habe, hier eins zu eins wiedergeben. Noch immer bin ich der Meinung, dass Laura Kneidl es geschafft hat, das Rad der New-Adult-Geschichten neu zu erfinden, ohne es wirklich neu zu erfinden, d.h. die Geschichte folgt noch immer im Grundansatz dem typischen Schema einer Liebesgeschichte, welche jedoch abgesehen davon nicht dem Standard entspricht, sondern sehr darüber hinaus geht.

Sage, die Protagonistin, ist mir auch in diesem Roman sehr sympathisch geblieben, da ich mich in jeder Lebenssituation zu hundert Prozent in sie hineinfühlen konnte. Viele Charaktereigenschaften, die sie besitzt, wie zum Beispiel ihren Mut, das Durchhaltevermögen und der Biss habe ich erneut bewundert. Dadurch fiel es mir beim Lesen sehr leicht, ihren Gedanken, Gefühlen und Handlungen zu folgen. Im Gegensatz zu Band 1 ist mir an dieser Stelle allerdings aufgefallen, dass sich kleine Wiederholungen einschleichen – z.B. betont sie immer wieder, dass sie Luca einerseits liebt, aber andererseits nie mit ihm zusammensein kann. Diese ständigen Wiedersprüche in ihren Gedanken, die sehr oft aufgegriffen und wiederholt werden, haben dafür gesorgt, dass ich manchmal bereits von ihrer Wiedersprüchlichkeit genervt war, obwohl diese in ihrer Situation natürlich weiterhin nachvollziehbar war. Da das gesamte Buch aber ausschließlich davon handelt, ob sie sich wieder auf Luca einlassen kann, hätte ich mir eine noch größere Komplexität gewünscht, anstelle der sich immer wieder im Kreis drehenden Gedanken. Hierbei handelt es sich aber auch um einen winzigen Kritikpunkt meinerseits, denn insgesamt hat es mir sehr gut gefallen, in welche thematische Richtung das Buch sich bewegt hat und dass Sage sich weiterhin intensiv mit ihrer Angst auseinandersetzt.

Ein weiterer Grund, weshalb mir „Verliere mich. Nicht.“ so zugesagt hat, ist Luca als männlicher Charakter in dieser Geschichte. Wie ich bereits in meiner Rezension zu Teil 1 erwähnt habe, entspricht dieser dem Klischee eines Bad Boys zum Glück überhaupt nicht. Viele Eigenschaften wie seine Liebe zu Büchern oder aber seine fürsorgliche Seite machen ihn zu einem echten Bookboyfriend mit Charme. Zusammen mit Sage entstehen insgesamt emotionsgeladene, mitreißende Dialoge und Momente, die dem Leser das Herz aufgehen lassen.

In Bezug auf Laura Kneidls Schreibstil lässt sich lediglich anmerken, dass dieser es dem Leser sehr leicht macht, den Gedankengängen und Gefühlen von Sage zu folgen. Die Wortwahl passt meiner Meinung nach perfekt Sage als verkörperte Figur, da sie weder zu hochgestochen, noch zu kindlich erscheint. Das starke Suchtpotenzial, welches ich beim Lesen von „Verliere mich. Nicht.“ beobachten konnte, ist mitunter auf den flüssigen, stimmigen Schreibstil zurückzuführen.

Im Vergleich zu „Berühre mich. Nicht.“ kann ich das Ende hier nur loben. Als Ende einer Dilogie ist dieses in sich abgerundet, lässt keine Fragen mehr offen und könnte daher besser nicht sein.

Zusammengefasst merkt man an meiner Rezension sehr deutlich, dass sich meiner Meinung nach nicht viele Kritikpunkte aufzeigen lassen. Bei „Verliere mich. Nicht.“ handelt es sich schlussendlich um eine emotionale, tiefgründige Liebesgeschichte, die – wie das Zitat von Mona Kasten so schön lautet - das Herz des Lesers zuerst bricht und zum Bluten bringt, um es danach Stück für Stück wieder zusammensetzen zu können.

Vielen Dank an die Bastei Lübbe AG bzw. den LYX-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 21.01.2018

Ein bedeutsames Buch

Kleine große Schritte
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Dank des wunderbaren Verlags bzw. des Bloggerportals durfte ich „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult lesen und habe damit diese wunderbare Autorin für mich entdeckt. Dieser Roman, der sich mit den ...

Dank des wunderbaren Verlags bzw. des Bloggerportals durfte ich „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult lesen und habe damit diese wunderbare Autorin für mich entdeckt. Dieser Roman, der sich mit den Themen Rassismus, Vorurteile und moralisches Dilemma auseinandersetzt, ist am 02.10.2017 im C.Bertelsmann-Verlag erschienen.

Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist…

Als erstes habe ich diesen Roman als Empfehlung bei einer anderen Bloggerin, thatweirdbookgirl, gesehen und wurde sofort von diesem für mich eher ungewöhnlichen Buch angezogen. Daher war meine Freude über die Bestätigung dieses Rezensionsexemplars dementsprechend sehr hoch.
Zuvor habe ich noch kein Buch der Autorin Jodi Picoult gelesen und auch noch nichts Großes von ihr gehört. Nun kann ich allerdings sagen, dass ich mich ab jetzt zu ihren „Fans“ zähle und unbedingt auch ihre weiteren Bücher lesen möchte.
Fangen wir doch ganz von vorne an: Abgesehen von diesem wunder, wunderschönen Cover hat mich der Inhalt auf Anhieb angesprochen. Es kommt selten vor, dass ein Autor das Thema Rassismus in seinem Buch verarbeitet, und es kommt noch seltener vor, dass es auf diese besondere Art und Weise geschieht. Die Verarbeitung der Vorurteile Afroamerikanern wie Ruth gegenüber als Geschichte einer Säuglingsschwester, die aufgrund ihrer Mitmenschen und ihrer Rasse in ein moralisches Dilemma gerät, ist rundum gelungen. Auf der einen Seite dient der Roman dem Leser dazu, sich die Augen öffnen zu lassen. Wie der Klappentext verrät, wird Ruth vor dem Gericht angeklagt. Infolge des Prozesses erfährt der Leser nicht nur aus ihrer Sicht, sondern auch aus der Sicht der „weißen“ Pflichtverteidigerin Kennedy und des Neonazis Turk, wie sehr Rassismus heutzutage immer noch eine Rolle spielt. Das Buch ist unfassbar informativ, hält dem Leser klar vor Augen, dass auch er selbst mit seinem Verhalten zur Diskriminierung beiträgt, verpackt diese wichtige Nachricht aber in eine äußerst emotionale, packende, rührende und vor allem spannende Geschichte.
Den Schreibstil von Jodi Picoult würde ich persönlich als sehr angenehm beschreiben, da sie sich in ihrer Wortwahl sowie bezüglich des Inhalts viel Zeit nimmt, dass sich die verschiedenen Charaktere richtig entfalten können und gleichzeitig ein nachwirkender Eindruck der Botschaft vermittelt wird. Aus meiner Sicht schwingt in dem Schreibstil der Autorin immer eine gewisse Ernsthaftigkeit und
„Gewähltheit“ (es wirkt, als hätte sie wirklich lange an ihren Ausdrücken gefeilt, um tatsächlich das Richtige mit ihren Worten zu erreichen) mit, welche sehr zur Geschichte zu passen scheint.
Manche würden das Fortschreiten von Ruths Geschichte als zäh und zu langsam bezeichnen. Ich bin allerdings der Meinung, dass diese langsamen Schritte in Richtung Ende bei diesem wichtigen Thema genau richtig gewählt sind, da die Autorin so nebenbei Informationen zu Vorurteilen, Alltagsrassismus, Beweggründen von Rassisten etc. miteinfließen lassen konnte und den Charakteren so die nötige Tiefe verliehen hat.
Wie bereits erwähnt wird das Buch abwechselnd aus Ruths Sicht, der der Pflichtverteidigerin Kennedy und der des Rassisten Turk erzählt, wodurch die Gedanken, Emotionen und Beweggründe dieser Charaktere besonders klar ersichtlich für den Leser sind. Durch das langsame Fortschreiten gelingt es der Autorin ebenfalls, fast allen auftauchenden Charakteren ihr eigenes Leben einzuhauchen. Da der Roman von Ruths Leben erzählt, möchte ich diese Hauptperson noch einmal gesondert ansprechen: Bei Ruth handelt es sich in so vielerlei Hinsicht um einen Menschen, für den ich im echten Leben sehr viel Respekt aufbringen würde. Trotz der immensen Steine, die die Menschen ihr aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes in den Weg legen, gibt sie nie auf, kämpft weiter für sich, ihren Beruf und ihren Sohn, den sie als alleinerziehende Mutter aufgezogen hat. Als Leser dieses Buchs kann man sicherlich an der Darstellung ihrer Persönlichkeit sehr wachsen, in dem man sich eine Scheibe ihrer bewundernswerten Eigenschaften abschneidet oder sich seine eigenen Fehler vor Augen führt.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass mich „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult noch immer nicht loslässt, obwohl ich es bereits beendet habe. Die in dem Buch erzählte Geschichte muss meiner Meinung nach von so vielen Leuten wie möglich gehört werden, weshalb ich euch den Roman wirklich sehr ans Herz lege.
Vielen Dank an den C.Bertelsmann-Verlag und die Verlagsgruppe Random House bzw. die Betreiber des Bloggerportals für dieses Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 07.01.2018

Berührt das Herz

Der letzte erste Blick
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Ich habe heute „Der letzte erste Blick“ von Bianca Iosivoni beendet und möchte das Buch dementsprechend nun für euch rezensieren. Hierbei handelt es sich um den ersten Teil der Firsts-Reihe, der im April ...

Ich habe heute „Der letzte erste Blick“ von Bianca Iosivoni beendet und möchte das Buch dementsprechend nun für euch rezensieren. Hierbei handelt es sich um den ersten Teil der Firsts-Reihe, der im April letzten Jahres im LYX-Verlag erschienen ist.

Endlich frei! Emery Lance kann es nicht erwarten, ihr Studium in West Virginia zu beginnen. Niemand kennt hier ihre Geschichte. Niemand weiß, was zu Hause geschehen ist. Dafür ist sie auch bereit, in Kauf zu nehmen, dass die Situation im Wohnheim alles andere als ideal ist. Nicht nur treibt ihr Mitbewohner sie regelmäßig in den Wahnsinn - sein bester Freund Dylan Westbrook bringt ihr Herz mit einem einzigen Blick zum Rasen. Dylan ist genau die Art von Typ, von der Em sich unbedingt fernhalten wollte. Er sieht zu gut aus und ist viel zu nett - von den Streichen, die er Emery bei jeder sich bietenden Gelegenheit spielt mal abgesehen. Mit der Zeit kommen die beiden sich immer näher. Doch Emery ahnt nicht, dass Dylan etwas vor ihr verbirgt. Etwas, das ihre Welt erneut auf den Kopf stellen könnte…

Seitdem ich 2017 ein großer Fan der Again-Reihe von Mona Kasten geworden bin – auch aus dem LYX-Verlag -, bin ich auf den Geschmack von New Adult Reihen aus diesem Verlag gekommen. Allerdings hatte ich hierbei vor dem Lesen etwas die Befürchtung, dass sich „Der letzte erste Blick“ in genau die gleiche Richtung entwickeln würde wie die Again-Reihe gewesen ist. Natürlich lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen diesem Buch und anderen New Adult Romanen aufzeigen, wie z.B. die dunkle Vergangenheit der Protagonisten, die sie unbedingt hinter sich lassen wollen, die Universität als Neubeginn und damit Handlungsspielort und der Fakt, dass sich die Charaktere mysteriöserweise zueinander angezogen fühlen. Trotzdem bin ich bei diesem Roman der Meinung, dass er zu den sehr, sehr überzeugenden New Adult Geschichten gehört. Wie ich immer wieder gerne betone: Die Autoren müssen das Rad der Liebesgeschichten neu erfinden, ohne es richtig neuzuerfinden. Aus meiner Sicht hat Bianca Iosivoni es mit diesem Reihenauftakt tatsächlich geschafft. „Der letzte erste Blick“ stellt aus so viel mehr dar als „nur“ eine typische Liebesgeschichte.
Der Roman wird abschnittsweise aus der Sicht von Emery oder Dylan erzählt. Einerseits bekommt der Leser so deutlich mehr Eindrücke in die Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere, sodass einem potenziell mehr mitreißende Emotionen geliefert werden können. Andererseits hätte ich persönlich es doch schöner gefunden, die Geschichte nur aus einer Perspektive mitzuerleben – egal, ob nun Emerys oder Dylans. Dieser Meinung bin ich, da der Leser durch die verschiedenen Sichten schon genau weiß, was die dunkle Vergangenheit der Charaktere ist, warum sie so handeln und dass sich eine Liebesgeschichte anbahnt. Ich bevorzuge es als Leserin, nur so viel zu wissen, wie meine Protagonistin. Es wurde durch diese Erzählweise daher etwas Spannung bezüglich der dunklen Geheimnisse genommen, weshalb ich darin einen kleinen Kritikpunkt sehe.
Ansonsten muss ich sagen, dass ich es sehr genossen habe, eine Liebesgeschichte aus der Sicht einer toughen, frecheren, sarkastischeren und manchmal auch leicht aggressiven Protagonistin zu lesen. Dies ist oftmals sehr viel erfrischender als das langweilige, brave Mädchen aus den klischeehaften Liebesgeschichten. Zusätzlich ist es so, dass mir Emerys rebellischer Charakter sehr imponiert hat. Sie stellt als Hauptperson definitiv ein Vorbild dar, wie man sein Leben voller Kraft weiterlebt, auch wenn es so aussieht, als stünde der Weltuntergang bevor. Ich kann nur betonen, dass ich sie für ihre eiserne Durchhaltekraft und ihren starken Kopf bewundere und man sich von diesem fiktiven Charakter eine dicke Scheibe abschneiden sollte!
Es ist vermutlich selbstverständlich, dass zwischen zwei so starken Charakteren auch eine stark spürbare Chemie entsteht. Ich persönlich konnte die sprühenden Funken zwischen ihnen förmlich beim Lesen am eigenen Leib fühlen. Zwischen Dylan und Emery sind letzten Endes viele wundervolle Szenen entstanden, die dem Leser entweder ein fettes Grinsen auf das Gesicht zaubern oder Tränen entstehen lassen. Besonders toll ist meiner Meinung nach die Idee, dass sich die beiden gegenseitig Streiche spielen. Dadurch gewinnt die sonst „normale“ Liebesgeschichte auf alle Fälle die perfekte Dosis an Humor.
Betrachtet man den Schreibstil, so habe ich auch hier rein gar nichts auszusetzen. Dieser lässt sich – falls ihr eine Orientierung braucht - aus meiner Sicht sehr gut mit dem von Mona Kasten vergleichen.
Alles in allem merkt man, dass ich nun auch ein kleiner Fan des Reihenauftakts „Der letzte erste Blick“ geworden bin. Dies war für mich das erste Buch der Autorin und ich kann es kaum erwarten, weitere von Bianca Iosivoni zu lesen. Nach Teil eins werde ich mir hoffentlich bald auch Teil zwei zulegen können. Insgesamt ist die Geschichte zwischen Dylan und Emery für mich eine Liebesgeschichte, die mit positiven sowie negativen Emotionen es schafft, das eigene Herz zu berühren.