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Veröffentlicht am 15.09.2016

Drei starke Frauen

Die Frauen von La Principal
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1893: Als ihr Vater mit den vier Brüdern nach Barcelona aufbricht, weiß Maria, dass sie zurückbleiben wird, um das zu verwalten, was nach einem Reblausbefall vom Weingut „La Principal“ übrig geblieben ...

1893: Als ihr Vater mit den vier Brüdern nach Barcelona aufbricht, weiß Maria, dass sie zurückbleiben wird, um das zu verwalten, was nach einem Reblausbefall vom Weingut „La Principal“ übrig geblieben ist.

1936/1940: Am Vorabend der Spanischen Revolution findet man eine Leiche vor den Toren der La Principal. Wer hat sie dort deponiert und warum? Vier Jahre später ist es die Aufgabe des Inspectors, diese Frage zu beantworten.

2001: Maria Costa erhält von ihrem Vater die Geschichte des Weingutes und damit auch ihrer Familie. Sie ahnt nicht, welche Enthüllungen auf sie warten. Wie wird sie darauf reagieren?


„Die Frauen von La Principal“ von Lluis Llach ist die Geschichte der Familie Roderich und ihres Weingutes La Principal, die sich über drei Generationen hinweg erstreckt.

Der Leser lernt Maria Roderich und ihre Tochter Maria Magi kennen. Beide erben das Weingut „La Principal“ und müssen die Ärmel hochkrempeln, um das Weingut wieder zum Laufen zu bringen bzw. um aus einem Weinanbau einen für Haselnüsse zu machen. Jede von ihnen findet auf ihre Weise ihr persönliches Lebensglück, das fest mit der La Principal verbunden ist.

Jahrzehnte später erzählt Llorenc Costa seiner Tochter die Geschichte dieser beiden beeindruckenden Frauen und auch von den Ermittlungen eines Inspectors zu einem Mordfall, der sich 1936 nahe der La Principal ereignet hat.

Ich durfte diesen Roman im Rahmen einer Leserunde lesen und danke dem Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.

Rückblickend fand ich den Roman wirklich sehr interessant, zumal mir die Ereignisse rund um den Spanischen Bürgerkrieg nahezu unbekannt waren, aber Lluis Llach gelingt es sehr gut, Informationen dazu in seine Erzählung mit einfließen zu lassen, ohne dabei belehren zu werden. Anfangs hatte ich Bedenken, dass mich die Namensgleichheit der drei Marias auf Dauer zu sehr verwirrend würde – und auf den ersten Seiten war dem auch so – doch mit fortschreitender Geschichte konnte ich sie immer besser auseinander halten. Zumal Maria Costa erst zum Schluss hin so richtig in Erscheinung tritt.

Ansonsten habe ich manches Mal wirklich herzlich lachen müssen, denn die einzelnen Charaktere sind wunderbar beschrieben bzw. agieren herrlich lebensecht, sodass ich mir viele Szenen gut vorstellen konnte. Besonders die Gespräche von Inspector Recarder und Ursula haben mich oft zum schmunzeln gebracht.

Einziger Wermutstropfen war die kleine Schrift, in der das Buch gedruckt wurde. Diese machte es zum Teil recht anstrengend, längere Passagen an einem Stück zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die blinde Ermittlerin: eine ungewöhnliche Heldin

Endgültig
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Jenny Aaron war Mitglied einer Elitegruppe der Polizei – bis eine Operation vollkommen aus dem Ruder lief: Mehrere Kollegen wurden getötet, Jenny überlebte schwer verletzt, ist seither jedoch blind. Nun ...

Jenny Aaron war Mitglied einer Elitegruppe der Polizei – bis eine Operation vollkommen aus dem Ruder lief: Mehrere Kollegen wurden getötet, Jenny überlebte schwer verletzt, ist seither jedoch blind. Nun arbeitet sie als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA.
Ein Anruf reißt sie aus ihrer üblichen Routine, denn im Berliner Gefängnis wurde eine Psychologin getötet und Boenisch, der geständige Täter, will nur mit Jenny Aaron sprechen.
Jenny ahnt nicht, welches Martyrium ihr bevorsteht und am Ende dieses Tages wird nichts so sein, wie vorher.

„Endgültig“ ist ein Thriller als der Feder des deutschen Autors Andreas Pflüger, der zuvor in erster Linie Drehbücher geschrieben hat. Erschienen ist das Buch als Hardcover im Suhrkamp Verlag mit 459 Seiten. Das Cover ist schlicht weiß, mit dem Autorennamen und dem Titel in schwarzer Farbe. In gelbem Farbton setzt sich ein Begriff in Braille-Schrift davon ab. Auch der Buchschnitt ist in gelb gehalten, was mir persönlich überhaupt nicht gefällt.
Dies war mein erster Roman des Autors, doch es ist gut möglich, dass es nicht mein letzter gewesen ist. Denn Herr Pflüger schreibt sehr spannend. Die Handlung wird rasant vorangetrieben, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Mit der blinden Protagonistin betritt der Leser eine für ihn neue Welt, die hauptsächlich aus Geräuschen zur Orientierung besteht. Dies beschreibt der Autor sehr detailreich und gekonnt und dennoch – oder gerade deshalb – ist mir Jenny Aaron seltsam fremd geblieben: Kann eine blinde Frau das alles wirklich leisten? Ich habe meine Zweifel, bin aber gern bereit, Jenny eine zweite Chance zu geben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Konnte mich leider nicht recht verzaubern

Agata verzaubert eine Insel
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Agata wächst als Tochter eines wortkargen Schmieds auf einer Insel ohne Namen auf. Die Mutter ist bei Agatas Geburt gestorben und so wird das Mädchen von seiner Tante grossgezogen. In der Küche des örtlichen ...

Agata wächst als Tochter eines wortkargen Schmieds auf einer Insel ohne Namen auf. Die Mutter ist bei Agatas Geburt gestorben und so wird das Mädchen von seiner Tante grossgezogen. In der Küche des örtlichen Cafes erfindet Agata eines Tages eine wunderbare Salsa, die zu ihrem Markenzeichen wird und das Leben der Menschen auf der ganzen Insel verändert.

Zugegeben: Der Schreibstil von Paola Cereda ist flüssig und angenehm zu lesen. Doch das, was sie berichtet, hat es so oder ähnlich schon dutzende Male gegeben. Da ist auf der einen Seite das einfache Volk der Insel, dem der Pfarrer mehr oder weniger die „richtige“ Weise zu leben vorschreibt und das Mädchen, das rebelliert und sich nichts vorschreiben lässt. Und auf der anderen Seite der windige Geschäftsmann, der das Blaue vom Himmel verspricht und am Ende alle übers Ohr haut. Zwischen all dem steht der Zirkus und sein Dressurreiter Dumitru, der seine Verlobte für ein Leben auf der Insel verlässt. Es ragt nur Agatas Tochter Isola heraus, die sich seltsam benimmt und der Statue einer Heiligen zum Verwechseln ähnlich sieht. Ist vielleicht doch etwas dran an der unbefleckte Empfängnis, von der Agata behauptet, durch sie Isola empfangen zu haben?

Irgendwie habe ich mir mehr von diesem Roman versprochen. Wodurch verzaubert Agata nun die Menschen? Allein ihre Salsa kann es nicht sein.Ist es vielleicht doch eher die Unbeirrbarkeit, mit der Agata ihren Weg geht? Überhaupt wurde mir zu oft von Agatas „wunderbarer Salsa“ gesprochen. Beinahe wie von einem Allheilmittel gegen alle Übel der Welt. Auch sind mir die Protagonisten weitestgehend alle fremd geblieben. Keines der Schicksale hat mich wirklich berührt – nichte einmal der frühe Tod der Tochter.

Insofern bleibt „Agata verzaubert eine Insel“ eine Geschichte, die mich leider nicht zu verzaubern vermochte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise (nicht nur) zu sich selbst

Die Reise der Amy Snow
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Als Baby wird Amy Snow nackt im Schnee gefunden und wächst - mehr recht als schlecht geduldet - im Haushalt von Lord und Lady Vennaway auf. Einzig Aurelia, die Tochter des Hauses und Amys Retterin, wird ...

Als Baby wird Amy Snow nackt im Schnee gefunden und wächst - mehr recht als schlecht geduldet - im Haushalt von Lord und Lady Vennaway auf. Einzig Aurelia, die Tochter des Hauses und Amys Retterin, wird ihr eine Freundin. Als diese nun in jungen Jahren stirbt, hinterlässt sie Amy eine Reihe von Briefen, die sie auf eine Suche quer durchs Land schicken. Während dieser Reise lernt Amy nicht nur ihre Freundin Aurelia von einer ganz neuen Seite kennen, sondern erfährt auch so manches über sich selbst.

Die Reise der Amy Snow von Tracy Rees ist als Softcover im List Velag erschienen und hat 480 Seiten.

Wir lernen die Hausangestellte Amy Snow kennen, die als Baby verlassen im Schnee gefunden wurde und nichts über ihre Herkunft weiß. Lord und besonders Lady Vennaway haben Amy nur widerwillig in ihrem Haushalt aufgenommen, doch nicht zuletzt dem Sturkopf der einzigen Tochter ist es zu verdanken, dass Amy nicht verbannt in der Küche bleibt, wo sie Lady Vennaway nicht unter die Augen kommt, sondern zu einer Gefährtin und später Betreuerin für die erkrankte Aurelia wird.

Nach deren Tod muss Amy das Haus verlassen, doch Aurelia hat vorgesorgt und ihrer Freundin eine Reihe von Briefen hinterlassen, mit deren Hilfe sie Amy auf eine Schatzsuche schickt: Eine Suche nicht nur zu sich selbst, sondern auch zum bestgehüteten Geheimnis Aurelias.

Tracy Rees hat einen sehr schönen Roman über Freundschaft, die den Tod überdauert geschrieben. Darüber, dass Familie nicht immer davon abhängig ist, wo bzw. in welchen Stand man geboren wurde und das man auch bei den Menschen, von denen man das am wenigsten erwartet hätte, helfende Hände finden kann.

Tracy Rees' Figuren waren wunderbar gezeichnet und ich konnte sie mir alle sehr gut vorstellen. Nicht alle waren mir sympathisch, aber das habe ich auch nicht erwartet.

Allein, dass das Geheimnis um Amys vermutliche Herkunft nur dem Leser offenbart wird, fand ich etwas schade.