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Veröffentlicht am 22.01.2023

Anatomie einer guten Geschichte

Anatomy
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Ein guter Plot als Skelett, ein straffer Spannungsbogen als Muskulatur, ein eingängiger Schreibstil ist wie Nerven und Blutgefäße, er macht die Geschichte lebendig, lässt sie fühlen, versorgt ihre Worte ...


Ein guter Plot als Skelett, ein straffer Spannungsbogen als Muskulatur, ein eingängiger Schreibstil ist wie Nerven und Blutgefäße, er macht die Geschichte lebendig, lässt sie fühlen, versorgt ihre Worte mit Blut und Emotion...

Inhalt:
Edinburgh, 1817: Lady Hazel Sinnett liebt Naturwissenschaften. Sie will Chirurgin werden, die menschliche Anatomie erforschen und Heilmittel für Krankheiten finden. Doch als Frau und Tochter einer angesehenen Familie ist eine Zukunft in der Medizin keine Option. Hazel soll ihren Cousin heiraten und eine feine Dame werden. Trotzdem meldet sie sich heimlich für den Anatomiekurs eines renommierten Arztes an. Als ihre Tarnung auffliegt, geht sie mit dem Dozenten einen Deal ein: Wenn sie es schafft ganz ohne weiteren Unterricht die königliche Arztprüfung zu bestehen, bekommt sie einen begehrten Ausbildungsplatz als Chirurgin. Mit Lernen ist dieser Herausforderung allerdings nicht beizukommen. Hazel braucht Leichen, um die menschliche Anatomie direkt am Objekt studieren zu können. Und an diese toten Körper kommt sie nur mit Hilfe des Leichenräubers Jack Currer.

Meine Meinung:
Ich bin positiv überrascht. Oft habe ich Schwierigkeiten mit Geschichten, die im medizinischen Umfeld spielen. Zu viele Ungenauigkeiten, zu viel Unsinn, zu viele Darstellungen, die zu realitätsfern sind. Im Falle von "Anatomy" hatte ich diese Probleme tatsächlich nicht. Das hängt mit Sicherheit auch an der Epoche, in der die Geschichte von Hazel spielt. Das frühe 19. Jahrhundert, die Gothic-Elemente gepaart mit einem Hauch Fantasy, führen dazu, dass die Autorin mehr Spielraum hat, um Dinge auszugestalten. Diese Ausgestaltung hat mich generell überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Darstellung der Leichensektionen so graphisch erfolgt. Dass die Autorin sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht vor Blut und Galle fürchtet, hat mein Medizin-Herz sehr glücklich gemacht.
Das Buch hat mich nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Ich habe mit Hazel mitgefiebert. Sie ist eine willensstarke und mutige Heldin, ein gutes Beispiel auch für sehr junge Leser. Die Storyline ist zu jeder Zeit spannend. Realistische Elemente werden geschickt mit fantastischen Elementen verwoben. Die Liebesgeschichte zwischen Jack und Hazel, die im Untertitel überraschend stark hervorgehoben wird, habe ich als einen Subplot wahrgenommen. Viel mehr im Fokus steht Hazels Entwicklung und ihr unbedingter Wille Ärztin zu werden. Die Kombination von beidem hat mir jedoch sehr gefallen. (Ich bin immer für eine gute Lovestory zu haben!)
Einzig vom Ende bin ich etwas enttäuscht. Mir war anfangs nicht klar, dass es sich bei "Anatomy" um den ersten Teil einer Reihe handelt, deswegen haben mich der Cliffhanger und die vielen losen Enden erstmal irritiert und ziemlich unbefriedigt zurückgelassen.

Fazit:
"Anatomy" ist einer der besten Young Adult Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen haben. Knochen, Muskeln, Blut, Organe, Nerven - alles, was eine großartige Geschichte ausmacht, ist vorhanden. Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass es sich um einen Einzelband handelt. Ich hätte für die Geschichte von Hazel und Jack gerne einen Abschluss gefunden. Der Reihe werde ich aber weiterhin treu bleiben.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Der König von Amerika

Der Inselmann
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So viel Schönes und viel Trauriges haben sich in diesem kleinen, aber großartigen Buch vereint! "Der Inselmann" erzählt die Geschichte eines Jungen, der zum Inseljungen wird, dann zum Mann und schließlich ...

So viel Schönes und viel Trauriges haben sich in diesem kleinen, aber großartigen Buch vereint! "Der Inselmann" erzählt die Geschichte eines Jungen, der zum Inseljungen wird, dann zum Mann und schließlich zum Inselmann. Hans ist elf Jahre alt, als seine Eltern mit ihm die Stadt verlassen und sich auf den Weg machen - über's Wasser, über den See um genau zu sein, auf eine kleine, abgelegene Insel, die in Mitten dieses Sees liegt. Dort sind sie die einzigen Bewohner und Hans wird Stück für Stück eins mit der Natur. Er ist der selbstgekrönte König seiner Insel, findet Geborgenheit in der Einsamkeit und Stille, die ihn von nun an umgeben. Fremde Menschen werden ihm immer fremder, bis er allmählich und dann ganz plötzlich aus seinem Paradies verbannt wird. Dieses Paradies, das ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen wird.
Dirk Gieselmann erzählt mit klarer Sprache von Inseln, von Jungen, von Walen, von Menschen, vom Erwachsenwerden und von Einsamkeit. Der Text liest sich sehr lyrisch, manchmal wie eine Ballade - Die Ballade vom Inselmann. Es handelt sich um eine Art Hybrid aus Gedicht, Roman, Sage, dunklem Märchen, eindringlich und einnehmend. Die Atmosphäre ist düster. Man hat es hier mit einer traurigen Geschichte zu tun. Vor allem aber ist es eine schöne Geschichte. Der Text selbst spricht mehrfach von diesem Gegensatz und es stimmt wirklich. Diese Geschichte ätherisch und voller Melancholie. Der Spannungsbogen wird eng gespannt und durchweg aufrecht erhalten. Der Text bildet von der Einstiegsszene bis zum Schluss ein stimmiges Gesamtbild. Erzählt wird nicht nur von Hans, sondern auch in kurzen Einschüben von den Menschen, die er trifft. Seinen matten Eltern, seinem besten Freund Kalle, seinem Widersacher Manne. Außerdem erzählt das Buch Geschichten über Inseln, ihre Bewohner und das Wasser, das sie umschließt.
Der Roman ist dünn. Es liest sich leicht an einem Tag oder in einer Nacht. Erst einmal begonnen, wollte ich am liebsten gar nicht mehr aufhören ihn zu lesen. Das Buch hat mich begeistert. Es hat mir unwahrscheinlich gut gefallen.
"Der Inselmann" ist mein erstes Highlight im Jahr 2023.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Fränkie mit Äh?

Frankie
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Frank ist vierzehn Jahre alt und teilt sich mit seiner alleinerziehenden Mutter eine kleine Wohnung in Wien. Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung, richtige Freunde hat er nicht. Als ein Großvater ...

Frank ist vierzehn Jahre alt und teilt sich mit seiner alleinerziehenden Mutter eine kleine Wohnung in Wien. Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung, richtige Freunde hat er nicht. Als ein Großvater nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät Franks geordnetes und behütetes Leben plötzlich aus dem Gleichgewicht - und er auf die schiefe Bahn.

Meine Meinung:
Frankie von Michael Kohlmeier hat mich einerseits UMGEHAUEN. Das schreibe ich in Großbuchstaben, weil es wirklich selten vorkommt, dass ein Plottwist mich so kalt erwischt. Zwei Polttwists waren es um genau zu sein. Und keinen davon hätte ich auch nur ansatzweise vorausahnen können. Also Holla die Waldfee. Eigentlich müsste man allein dafür fünf Sterne geben.
Das Problem ist aber Folgendes: Am Ende sind mir zu viele Fragen offen geblieben und zu wenig, von dem was geschehen ist, hat wirklich Sinn gemacht. Auf Details kann ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil das zu viel spoilern würde. Franks Figur ist trotz der geringen Seitenzahl sehr komplex gezeichnet. Aber gleichzeitig wirkt er irgendwie unrund auf mich. Einerseits ist er ein überbehüteter Junge, der geprägt ist von einem Mutter-Sohn-Verhältnis, das mir zumindest in Ansätzen fragwürdig erscheint, und seine Gedanken lesen sich vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte eher wie die eines Elfjährigen als wie die eines Vierzehnjährigen. Andererseits wirkt er vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs seltsam abgeklärt und gefühlsgedämpft.
Absolut positiv hervorzuheben ist, wie der Autor es schafft, auf so wenigen Seiten so komplexe Beziehungsstrukturen zu erzählen. Frank und die Mutter. Frank und der Vater. Frank und der Großvater. Der Großvater und die Mutter. Das alles hat mir unwahrscheinlich viel zu denken gegeben.
Je weiter man in der Geschichte voranschreitet, desto rasanter liest sie sich. Das Ende war furios, aber ich habe es nicht recht verstanden. Ich will damit nicht sagen, dass ich Franks Handlungen für unrealistisch halte, das tue ich nicht. Es geht mir nur darum, dass ich nicht recht verstanden habe, was ihn antreibt.
Es gibt eine bestimmte Passage innerhalb der Geschichte, einen Monolog des Großvaters, in dem er darüber spricht, dass es gar keine Begründung braucht, warum Menschen etwas tun, und dass es manchmal auch gar keine Begründung gibt. Vielleicht ist das ein Ausblick darauf, dass man als Lesender am Ende auch keine finale Begründung bekommt, warum Frank tut, was er tut, und wieso er die emotionalen Kapazitäten dazu hat.
Ich war nur aber leider schon immer eines dieser nervigen Kinder, die in Endlosschleife "Warum?" gefragt haben.

Fazit:
Wenn auch nicht ganz rund und manchmal unbefriedigend, ist "Frankie" von Michael Kohlmeier allemal ein lesenswertes Buch. Ein kurzes, knackiges "Snackbuch", wie man so schön sagt. Es bietet eine Menge Stoff, zum Nachdenken und Diskutieren. Wer nach einem ausgewachsenen Plottwist sucht, ist hier richtig. Die authentische Wien-Atmosphäre ist außerdem toll (I love Österreich).

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Verstehen

Rote Sirenen
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Victoria Belims Heimatland ist die Ukraine, deren Schicksal als Staat im vergangenen Jahr das zentrale Thema der Weltpolitik darstellte und wohl auch in den kommenden Jahren den Lauf der Geschichte maßgeblich ...

Victoria Belims Heimatland ist die Ukraine, deren Schicksal als Staat im vergangenen Jahr das zentrale Thema der Weltpolitik darstellte und wohl auch in den kommenden Jahren den Lauf der Geschichte maßgeblich prägen wird.
Noch vor dem Krieg kehrt Victoria, die im Ausland lebt und arbeitet, in die Ukraine zurück, um den Verbleib ihres Urgroßonkels zu klären und die Vergangenheit ihrer Familie endlich aufzuarbeiten. Aus den Informationen, die sie im Rahmen ihrer Suche zusammenträgt, setzt sich Stück für Stück nicht nur das Porträt einer Familie, sondern vor allem das Porträt eines Landes zusammen, das trotz all der politischen Unruhen doch so viel Kultur und Leben zu bieten hat.

"Rote Sirenen" ist kein Roman, sondern viel mehr die autobiographische Erzählung einer starken Frau, die als Autorin mit feinfühligen und wohlgewählten Worten ein vielschichtiges Bild ihres Heimatlandes zeichnet.
Als eingefleischte Romanleserin habe ich mir mit dem berichtenden Stil nicht immer leicht getan. Das ändert aber nichts an der Relevanz und der Intelligenz dieses Buchs, das sich stets um Ausgewogenheit und Mehrdimensionalität bemüht. Das Buch ist sehr umfassend und detailliert recherchiert worden. Ich habe viel über die ukrainische und europäische Geschichte gelernt und mit Hilfe von "Rote Sirenen" ein besseres Verständnis für den Krieg in der Ukraine und seine Hintergründe entwickeln können. Ich kann sagen, dass ich das Land und seine Kultur nun aus anderen Augen betrachte. Auch Berichte in den Nachrichten nehme ich anders wahr. Es fühlt sich im Nachhinein ein bisschen so an, als ob ich die ganze Zeit über jemanden gesprochen hätte, den ich gar nicht wirklich kannte. Neben Politik und Kultur besteht aber gleichzeitig auch verschiedene Spannungsbilder innerhalb Victorias Familie, die dafür sorgen, dass man als Leser*in den persönlichen Bezug nicht verliert. Ich denke, dass viele Aspekte aus der Familiengeschichte der Autorin bezeichnend sind für andere Familien aus der Ukraine.
"Rote Sirenen" regt westeuropäische Lesende zum Nachdenken an, ohne den Zeigefinger zu erheben. Vor allem aber schafft das Buch Empathie und Verständnis. Es wärmt und schärft gleichermaßen den Blick auf die Menschen und die Geschichten, die sie prägt.
Besonders haben mir das Vor- und Nachwort gefallen. Das Manuskript zu Rote Sirenen ist größten Teils bereits vor dem Krieg entstanden und Victoria nimmt hier eine Einordnung der zuletzt geschehenen Ereignisse vor und führt ihr Publikum so von der Vergangenheit bis in die jüngste Gegenwart.

Fazit:
"Rote Sirenen" ist kluges, warmes, lehrreiches und hochrelevantes Buch. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass der Stil etwas weniger berichtend wäre, gleichzeitig verstehe ich aber, dass man das nur schwer umgehen kann, wenn man umfassend so komplizierte historische Entwicklungen aufarbeiten möchte. Am Ende geht es dem Buch darum Verständnis und Nähe zu schaffen, das gelingt ihm mehr als gut.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Sad Girl Literature auf Deutsch

Liebewesen
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Es ist schwierig schwierige Rezensionen über schwierige Bücher zu schreiben.
Hier kommt mein Versuch.

Inhalt:
Lio lernt Max über Tinder kennen und er wird zum ersten Mann in ihrem Leben, mit dem sie ...

Es ist schwierig schwierige Rezensionen über schwierige Bücher zu schreiben.
Hier kommt mein Versuch.

Inhalt:
Lio lernt Max über Tinder kennen und er wird zum ersten Mann in ihrem Leben, mit dem sie körperliche Nähe zulassen kann. Traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend haben sie geprägt und beeinflussen ihre mentale Gesundheit bis in die Gegenwart. Auch Max hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Nach zwei Jahren Beziehung wird Lio unerwartet schwanger. Sie ist sich sicher, dass sie das Kind nicht bekommen möchte.

Meine Meinung:
Wir befinden uns im Post-Sally-Rooney-Zeitalter. (Es tut mir leid, dass ich diesen Namen schon wieder nutze.) Aber Rooney hat es irgendwie geschafft im englischen Sprachraum den Grundstein für ein neues Genre zu legen. In den Weiten von Bookstagram wird die Form von Literatur, auf die ich mich hier beziehe, als "Sad Girl Literature" oder auch "Hot Girl Literature" bezeichnet. "Basically"geht es um junge Frauen in ihren Zwanzigern, die mit ihrer mentalen Gesundheit ringen, oft eine problematische Vergangenheiten hatten, und natürlich geht es um die Liebe in einer modernen Welt. Es ist alles ein bisschen Großstadt, alles ein bisschen Hipster, alles ein bisschen traurig, manches auch ein bisschen provokant. Ich bin ein großer Fan.
Als ich das Cover von "Liebewesen" zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich "Das ist ja Sad Girl Literature aus Deutschland, das muss ich lesen!"
Jetzt, wo ich es gelesen habe, kann ich sagen: Ich bin sehr froh darum!
In einer kurzen und gleichzeitig einprägsamen Geschichte erzählt Caroline Schmitt vom Schicksal einer jungen Frau, eines Mannes und ihrer Beziehung. Dass die Protagonistin im Laufe der Geschichte schwanger wird und diese Schwangerschaft nicht austragen will, ist nur ein Aspekt der Handlung. Für mich geht es viel mehr um zwei Menschen, die noch jung sind, aber auch nicht mehr so jung, dass sie nicht richtig erwachsen wären, die zusammengefunden haben und versuchen zusammenzubleiben, trotz allem. Sehr relevant für die Entstehung und das Fortbestehen ihrer Beziehung ist die Provinzkindheit der Protagonistin, die von einem traumatisierenden Mutter-Tochter-Verhältnis überschattet wird. In mehreren Kapiteln wird die Haupthandlung unterbrochen und rückblendenartig aus dieser Kindheit erzählt. Das ist nicht leicht auszuhalten, wird aber besser, weil die Autorin es schafft, Lios Geschichte so humorvoll, bissig, fast ein wenig ironisch zu schildern. Dieser Schreibstil ist für mich das Größte an "Liebewesen". Die einzelnen Kapitel sind kurz und sprechen für sich. Viele davon lesen sich "Auf die Zwölf", wie dreiseitige Faustschläge. Das finde ich einerseits super, andererseits führen die einhergehenden Zeitsprünge dazu, dass ich als Leserin manchmal das Gefühl habe, irgendetwas verpasst zu haben. Das Buch hat seine eigenen Sternstunden. Bestimmte Szenen und Dialoge, die auch nach dem Lesen bei mir geblieben sind, weil sie so einprägsam sind. Es gibt aber auch Momente, in denen mir die Handlung und (Neben-)Charaktere etwas klischeebeladen und wächsern vorkommen. Vor allem bei Max hat mir noch eine weitere Ebene seiner Person gefehlt.
Die Bearbeitung des Themas "Abtreibung", wie sie von Caroline Schmitt in "Liebewesen" vorgenommen wird, finde ich mutig und konsequent. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Leser*innen dadurch provoziert fühlen werden - in verschiedene Richtungen. Mir jedenfalls hat es besonders gut gefallen. Ich glaube, dass gerade Perspektiven wie Lios erzählt werden sollten, weil und obwohl sie schmerzhaft sind und das ist hier facettenreich gelungen.

Fazit:
4,5 Sterne für "Liebewesen" im Gesamten, 5 Sterne für den Mut und 5 Sterne für das Cover. Wenn das so ist, dann bitte mehr Sad Girl Literature aus Deutschland, gerne auch mit Herbert Grönemeyer Insidern.

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