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Veröffentlicht am 18.09.2022

Carrie Soto wins!

Carrie Soto is Back
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Nach Evelyn Hugo, Daisy Jones und Malibu Rising hat Taylor Jenkins Reid im August endlich ein neues Buch veröffentlicht: In "Carrie Soto is back“ geht es um eine 37jährige Ex-Profisportlerin, die einst ...

Nach Evelyn Hugo, Daisy Jones und Malibu Rising hat Taylor Jenkins Reid im August endlich ein neues Buch veröffentlicht: In "Carrie Soto is back“ geht es um eine 37jährige Ex-Profisportlerin, die einst die beste Tennisspielerin der Welt gewesen ist, und nun zurückkommen will, um ihre alten Rekorde zu verteidigen. Dabei muss sie sich nicht nur sportlichen Herausforderungen stellen, sondern auch den Spott der Medien und der Öffentlichkeit ertragen.
Ich kann gar nicht exakt den Finger darauf legen und benennen, was es ist: Die Bücher von Taylor Jenkins Reid sind allesamt Volltreffer für mich. Dabei sind sie weder auf sprachlicher noch auf atmosphärischer Ebene auffallend besonders. Sie haben einfach einen gewissen Drive, ein unbestimmtes Etwas, ein ganz eigenes Herz. Schlage ich die erste Seite auf, fühlt es sich für mich so an, als würde ich auf einer leeren Autobahn fahren und das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten. Ich kann sie nicht mehr weglegen!
Carrie Soto steht ihren Vorgängerinnen in meinen Augen in nichts nach. Ich habe das Buch in wenigen Tagen inhaliert. An verschiedenen Stellen habe ich Kritik daran gelesen, dass sich die Geschichte zu sehr um Tennis dreht. Das ist ein berechtigter Einwand! Es geht wirklich um sehr, sehr viel Tennis. Ein Spiel, von dem ich vor diesem Buch absolut keine Ahnung hatte und an dem ich noch nie einen Funken Interesse verspürt habe. Und trotzdem haben mich der Plot und Carries Figur so sehr abgeholt. Jedes einzelne Tennisspiel liest sich aufregend für mich. Vielleicht liegt es daran, dass ich so gerne miterlebe, wenn ein Underdog sich entgegen aller Erwartungen an die Spitze kämpft. Carrie Soto hat mich übrigens ein bisschen an Beth aus Walter Tevis’ „Das Damengambit“ erinnert. Obwohl beide Bücher mit ihren Protagonistinnen sehr unterschiedlich sind, erkenne ich doch Parallelen.
Ich mag Carries Figur sehr. Sie ist kompromisslos, wenn es um ihre Ziele geht, vergreift sich manchmal im Ton. Sie versucht niemandem zu gefallen, will aber doch allen etwas beweisen. Ich finde, man merkt TJRs Büchern jedes Mal an, dass sie bemüht darum ist, etwas Wertvolles zu schreiben und „gute Werte“ zu vermitteln. Dass man als Frau nicht so sein muss, wie die Gesellschaft es vorgibt, dass man anecken darf, dass man Fehler machen darf. In diesem Sinne erinnert mich Carrie Soto stark an Evelyn Hugo und ich weiß, das ist eine unpopular opinion, aber ich glaube im direkten Vergleich mag ich sie fast noch ein bisschen lieber. Überhaupt finde ich es bewundernswert, wie es die Autorin schafft, bei diesen riesigen Erwartungen, die mittlerweile an ihre Geschichten gestellt werden, immer wieder großartige Bücher wie dieses zu schreiben. „Carrie Soto is back“ ist es definitiv wieder wert gelesen zu werden!
Einzig mit der deutschen Übersetzung bin ich in Teilen nicht ganz glücklich. Da sind sehr handlungsrelevante Begriffe oder Sätze teilweise unpassend ins Deutsche übertragen worden.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Nicht mein Held

Ich verliebe mich so leicht
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Ich hasse es, schlechte Rezensionen zu schreiben. Ich wünsche mir dann immer, ich hätte das Buch einfach nie gelesen, dann müsste ich es jetzt nicht schlecht bewerten. Manchmal versuche ich auch verzweifelt, ...


Ich hasse es, schlechte Rezensionen zu schreiben. Ich wünsche mir dann immer, ich hätte das Buch einfach nie gelesen, dann müsste ich es jetzt nicht schlecht bewerten. Manchmal versuche ich auch verzweifelt, an der Geschichte etwas Positives zu finden oder mir einen Leser/ eine Leserin vorzustellen, der/die Gefallen an der Geschichte finden könnte. Bei "Ich verliebe mich so leicht" fällt mir das alles leider ziemlich schwer. Ich muss mir im Nachhinein immer wieder in Erinnerung rufen, warum ich das Buch überhaupt lesen wollte.
Die Hauptgründe sind zum einen der großartige Ruf des Autors und zum anderen der eigenwillige Schreibstil, der mich in der Leseprobe neugierig gemacht hat. Ich finde es spannend, dass eine Liebesgeschichte aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers gezeigt werden soll, der die Figuren und ihre Gefühle besser kennt und bewerten kann, als sie sich selbst. Das Problem bei "Ich verliebe mich so leicht" ist allerdings, dass dieser experimentelle Stil nicht darüber hinwegtrösten kann, wie inhaltslos das Buch und wie verblendet der Protagonist in diesem Fall sind.
Auf 112 Seiten wird von einem Mann in seinen mittleren Jahren berichtet, der mit einer deutlich jüngeren Frau eine sexuelle Beziehung gehabt hat und sich nun einredet, in sie verliebt zu sein und sogar ein gewisses Anrecht auf sie zu haben. Ihr klares Nein und die Tatsache, dass sie das Verhältnis beenden möchte, will er nicht wirklich akzeptieren und glaubt, sie manipulieren zu können. Viel mehr noch: Er denkt, dass ihr Nein vielleicht doch ein Ja sein könnte, sie aus diesem oder jenem Grund nur einfach nicht zugeben möchte, dass auch sie Gefühle für ihn hat. Das alles finde ich grundsätzlich schon allein auf inhaltlicher Ebene sehr schwierig. Es könnte vielleicht funktionieren, wenn der allwissende Erzähler so bissig und sarkastisch geschrieben worden wäre, dass er seinen Protagonisten vorführt und den Lesenden aufzeigt, wo die großen Fehler in dessen Denkweise liegt. Leider aber ist das nicht der Fall. Im Gegenteil. Der Text wirkt eher so, als wolle er Mitleid für den armen Protagonisten erwecken, der so viel auf sich genommen hat und extra nach Schottland gereist ist, nur um dann von der Frau seines Herzens abgewiesen zu werden. Mein Mitleid jedenfalls hält sich in engen Grenzen. Na gut, eigentlich habe ich gar keines. Ich ärgere mich mehr darüber, dass das Buch nicht klarer sagt, wie problematisch die Konstellation ist. Schon allein, bei der Art und Weise, wie der Protagonist die Frau, in die er angeblich verliebt sein soll, betrachtet, stellen sich mir die Haare zu Berge.
Massiv gestört hat mich außerdem, dass der Erzähler den Mann immer wieder als "Unser Held" bezeichnet. Ich sehe wirklich gar nichts Heldenhaftes in dieser Person. Er ist kein verzweifelter Liebender. Da ist absolut nichts, was Liebe oder auch nur Verliebtheit erklärt oder begründet. Er ist nur ein trotzköpfiger Typ, der keinen Korb einstecken kann.
Es tut mir schrecklich leid, dass ich das sagen muss, aber in diesem Fall sind mir selbst 112 Seiten noch zu viel gewesen. Normalerweise mag ich an kurzen Büchern, dass sie oft sehr verdichtet, sprachlich präzise und mit einem steilen Spannungsbogen ausgestattet sind. Das alles habe ich hier einfach nicht gefunden, so sehr ich mich auch bemüht habe.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Paradoxe Zärtlichkeit

Sanfte Einführung ins Chaos
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Kann man voller Zärtlichkeit über das Thema Schwangerschaftsabbruch schreiben?
Ich dachte immer, das ginge nur voller Wut oder voller Zweifel oder voller Angst oder voller Entschlossenheit.
Marta Orriols ...


Kann man voller Zärtlichkeit über das Thema Schwangerschaftsabbruch schreiben?
Ich dachte immer, das ginge nur voller Wut oder voller Zweifel oder voller Angst oder voller Entschlossenheit.
Marta Orriols hat mich allerdings eines besseren belehrt. In ihrem Roman „Sanfte Einführung ins Chaos“ schreibt die spanische Autorin über ein Paar Anfang 30. Marta und Dani leben in Barcelona. Sie kennen sich seit zwei Jahren und teilen sich eine kleine Wohnung. Marta ist eine aufstrebende Fotografin, sie liebt ihren Job und hat große Ambitionen. Dani ist Drehbuchautor und schreibt für Fernsehserien. Als Marta unerwartet schwanger wird, möchte er das Kind behalten, sie aber nicht. Dieser Konflikt stellt die Beziehung der beiden vor eine Zerreißprobe.
Die Autorin beschreibt auf wenigen Seiten und mit klaren Worten die Zäsur im Zusammeneben dieses Paares. Marta und Dani sind in vielerlei Hinsicht typische Vertreter ihrer Generation und so werden auch zahlreiche Themen und Fragen abgearbeitet, welche diese Generation bestimmen. Da ist dieses längst Erwachsen sein, ohne sich vollständig erwachsen zu fühlen. Der Hedonismus, die Ich-Bezogenheit, das Streben nach einem großen Mehr. Das sich Nicht-Festlegen-Wollen. Ich finde, das alles kommt in den wenigen Tagen, die Marta und Dani bleiben, um eine endgültige Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft zu treffen, wunderbar zur Geltung.
Wunderbar ist außerdem die Sprache, in der die Autorin erzählt. Poetisch, stimmungsvoll, sanft. Wie der Titel schon sagt also. Das Buch liest sich wie ein Polaroidbild. Und das trotz des ernstes Themas. Es ist niemals belehrend oder fordernd. Die Geschichte fragt nicht nach einem richtig oder falsch. Sie zwingt den Leser auch nicht sich für eine Seite zu entscheiden.
Manchmal, nur ganz manchmal, ist da die ein oder andere Aussage oder Handlung, die mich ein bisschen stutzig gemacht hat, und bei der ich mich gefragt habe, ob sie sich nicht falsch liest.
Nichtsdestotrotz finde ich, dass die Autorin in der Geschichte die richtigen Konsequenzen zieht. Ich mag außerdem, wie die Protagonisten konstruiert wurden. Das eben genau diese Konstellation gewählt wurde, um über das Thema Schwangerschaftsabbruch zu schreiben, und nicht eine andere, die es vielleicht einfacher gemacht hätte.

Fazit:
„Sanfte Einführung ins Chaos“ ist ein wirklich überaus gelungenes und aktuelles Buch zu einem Thema, das im Jahr 2022 wieder in den politischen und gesellschaftlichen Fokus gerückt ist. Es bewegt sich nah am Puls der Zeit und stimmt einen sehr treffenden Ton an. Wenige Abzüge in der B-Note, davon abgesehen kann ich es sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Abenteuer auf See

Die Passage nach Maskat
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Inhalt:
Theodor Jung, ein kriegstraumatisierter Reporter, reist mit seiner Frau Dora und ihrer reichen Familie auf einem Ozenadampfer Richtung Orient, um eine Fotoreportage zu machen. Doch die Schifffahrt ...

Inhalt:
Theodor Jung, ein kriegstraumatisierter Reporter, reist mit seiner Frau Dora und ihrer reichen Familie auf einem Ozenadampfer Richtung Orient, um eine Fotoreportage zu machen. Doch die Schifffahrt entwickelt sich anders als geplant. Dora verschwindet plötzlich spurlos, und Theodor steht im Verdacht etwas damit zu tun zu haben. Mehr noch: Dora soll plötzlich niemals an Bord gewesen sein! Theodor beginnt zu ermitteln und zweifelt doch gleichzeitig an seinem Verstand.

Meine Meinung:
Lange habe ich keinen Krimi mehr gelesen. Auf diesen hier, der so viel Retro-Charme ausstrahlt, hatte ich jedoch große Lust. Und wurde dahingehend nicht enttäuscht. Cay Rademachers Schreibstil ist atmosphärisch, die wilden 20er werden sprachlich elegant und bildlreich zum Leben erweckt. Der Autor hat merklich sehr fundiert recherchiert. Die Geschichte erinnert ein wenig an einen Abenteuerfilm und hat definitiv Kinopotiential!
An manchen Stellen erscheint mir die Handlung etwas konstruiert. Die Geschehnisse fließen nicht ganz so natürlich, wie ich mir das bei Spannungsliteratur erhoffe. Dennoch ist der Kriminalfall rund um Theodor und Doras Verschwinden wirklich spannend und wird zusätzlich bereichert von zahlreichen originellen Nebencharakteren.
Besonders gut gefallen hat mir außerdem die Aufmachung des Buchs. Auf den Innenseiten des Buchdeckels ist eine bunte Karte mit der Reiseroute abgedruckt, welche die Passagiere im Buch zurücklegen. Für solche kleinen Extras bin ich ja immer Feuer und Flamme.

Fazit:
"Die Passage nach Maskat" von Cay Rademacher ist ein wirklich gelungener Krimi der alten Schule, den ich sehr gerne gelesen habe. Hervorstechend sind das wundervoll beschriebene Setting und die spannenden historischen Hintergründe. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Emotional, aber zu oberflächlich

In fünf Jahren
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Inhalt:
In der Nacht nach ihrer Verlobung hat die New Yorker Anwältin Dannie einen Traum. Oder ist es eine Vision? Sie wacht auf: An einem Tag, fünf Jahre in der Zukunft. In einer anderen Wohnung, in ...

Inhalt:
In der Nacht nach ihrer Verlobung hat die New Yorker Anwältin Dannie einen Traum. Oder ist es eine Vision? Sie wacht auf: An einem Tag, fünf Jahre in der Zukunft. In einer anderen Wohnung, in einem fremden Bett, mit einem neuen Mann.
Das Vorkommnis wirft Dannie aus der Bahn und gleichzeitig kann sie sich niemandem anvertrauen. Weder ihrem Verlobten noch ihrer besten Freundin Bella. In den folgenden Jahren hängt der Traum drohend über Dannies ansonsten nahezu perfektem Leben. Diese gerät endgültig aus den Fugen, als der Mann, den sie einst im Traum gesehen hat, plötzlich wahrhaftig vor ihr steht: Als neuer Freund ihrer besten Freundin.

Meine Meinung:
„Dies ist eine Liebesgeschichte. Aber nicht die Liebesgeschichte, die Sie erwarten.“ Das ist das Versprechen, das „In fünf Jahren“ den Lesenden macht. Ich habe im Vorfeld einige andere Rezensionen gelesen, die mir den Eindruck gegeben haben, dass das Buch dieses Versprechen auch einhalten kann.
Und ja, es stimmt. Man liest hier wirklich nicht die Geschichte, die sich aufdrängt, wenn man den Klappentext sieht. Ich liebe den Ansatz der Autorin, zu überraschen und in der ein oder anderen Weise vielleicht auch Augen zu öffnen, für Dinge, die wir als zu selbstverständlich annehmen.
Unglücklicherweise bin ich nicht ganz zufrieden mit der Umsetzung dieses Ansatzes. Ich finde die Protagonisten (Dannie, Bella und die beiden Männer in ihrem Leben) zu stereotyp und nur sehr oberflächlich ausgearbeitet. Sie wirken nicht wie richtige Menschen, weil einzelne Charaktereigenschaften zu stark überbetont werden und sie quasi vollständig zu definieren scheinen. Obwohl das Buch auch immer wieder ernstere Themen anspricht und diese mich definitiv emotional erreichen konnten, werden sie zu wenig in die Tiefe gehend aufarbeitet. Möglicherweise ist ein Grund dafür die relativ überschaubare Seitenanzahl der Geschichte. Immer wieder wirken Szenen klischeehaft, die Figuren agieren wie Abziehbilder.
Es ist merkwürdig: Weil mir die Geschichte, die Handlung selbst, wirklich ans Herz gegangen ist. Es ist die Art und Weise, wie sie erzählt wurde, die mich irgendwie unzufrieden zurückgelassen hat. Ich denke, anders dargestellt, hätte „In fünf Jahren“ viel mehr glänzen können.

Fazit:
Nichtsdestotrotz würde ich sagen, dass „In fünf Jahren“ ein nicht ganz leichtes, aber vielleicht sanftes und ganz bestimmt sehr passendes Buch, für einen gemütlichen Sommerabend auf der Terrasse ist. Ein bisschen erinnert es mich an eine amerikanische TV-Serie aus den Neunzigern. Vielleicht ist es zu überzeichnet, vielleicht gibt es ein paar zu viele Klischees, am Ende sitzt man trotzdem schluchzend auf dem Sofa.

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