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Veröffentlicht am 10.11.2020

Wer war Peter?

Die Schweigende
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Vater Jens Remy stirbt und seine letzte Bitte an Tochter Imke ist, daß sie Peter finden soll. Doch wer ist bzw. war Peter? Sie hat den Namen noch nie gehört. Auf eine Nachfrage reagiert ihre Mutter schroff ...

Vater Jens Remy stirbt und seine letzte Bitte an Tochter Imke ist, daß sie Peter finden soll. Doch wer ist bzw. war Peter? Sie hat den Namen noch nie gehört. Auf eine Nachfrage reagiert ihre Mutter schroff und abweisend, sie hilft ihr nicht bei der Beantwortung der Frage. Ebenso wenig ihre Schwestern Geli und Anne, die mit dem Namen nichts anfangen können. Da Imke ihren Vater geliebt hat und seinen letzten Wunsch erfüllen möchte, verbeißt sie sich mit all ihrer Kraft in diese schier unlösbare Aufgabe. An ihrer Seite hat sie ihren verständnisvollen Ehemann Moritz.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in der Gegenwart und einmal in Rückblicken ins Jahr 1956, Deutschland war im Aufbau und wahrlich keine heile Welt. Im Fokus steht Mutter Karin, die sich gerade im Teenageralter befindet.

Die Frage ist auch, weshalb will die Mutter nichts von dem Thema Peter wissen und weshalb blockt sie alle Nachforschungen ab?


Ich kenne alle Bücher von Ellen Sandberg, die ich begeistert gelesen habe, ebenso wie ihre Krimis als Inge Löhnig. Ihr Schreibstil ist immer spannend, läßt sich flüssig lesen und gerade die Sandberg-Bücher packen besondere Themen an. Mit mit diesem Buch hat sie keinen Wohlfühlroman geschrieben, er geht unter die Haut, deprimiert, berührt, bewegt, macht wütend, wühlt auf und läßt den Leser oft mit einem Kloß im Hals zurück. Die Atmosphäre des Jahres 1956 und das Verhalten der jungen Menschen sowie ihre Probleme, hat die Autorin perfekt eingefangen. Alle Figuren sind sehr detailliert und facettenreich ausgearbeitet. Die drei Schwestern haben sehr unterschiedliche Lebenswege beschritten, aber alle vermissen den Vater, der das verbindende Glied in der Familie war. Die Mutter versinkt verständlicherweise anfangs in ihrer Trauer, es dauert bis sie wieder aktiv am Leben teilnimmt und in die bestehenden Querelen eingreift. Diese familieninternen Konflikte werden aufgezeigt und am Ende auch wie weit die Erziehung das Verhalten im späteren Leben beeinflussen kann. Für mich war das Leben der Frauen in der Familie vor allem durch fehlende Empathie geprägt, das alles wurde früher vom Vater aufgefangen. Am Ende kommt die Auflösung und eine Erklärung, weshalb Karin so wurde wie sie ist und das Geheimnis um Peter wird gelüftet.

In ihrem Nachwort erklärt die Autorin wie sie auf die Idee zum Buch kam. Ich kann dies sehr gut nachvollziehen, weil ich auch dieses von ihr erwähnte, bewegende Buch gelesen habe.

Von mir gibt es für das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Von Schuld und Lügen

Schuld – Emma Sköld und der tote Junge
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Emma Sköld wird von ihrem Freund und Kollegen Nyhlén mit einem Heiratsantrag überrascht und statt diesen anzunehmen, beendet sie ihr Verhältnis. Er versteht dies überhaupt nicht. Die Zusammenarbeit der ...

Emma Sköld wird von ihrem Freund und Kollegen Nyhlén mit einem Heiratsantrag überrascht und statt diesen anzunehmen, beendet sie ihr Verhältnis. Er versteht dies überhaupt nicht. Die Zusammenarbeit der beiden wird dadurch erheblich erschwert, denn so einfach steckt es keiner von beiden weg. Ihr nächster gemeinsamer Fall betrifft den Tod eines Jugendlichen, der von der polnischen Putzfrau gefunden wird. Nach ihrer Zeugenaussage verschwindet sie allerdings spurlos. Außerdem scheinen litauische Einbrecherbanden durch diesen Stadtteil zu ziehen und es stellt sich in diesem Zusammenhang gleich die Frage, ob die Putzfrau in allen Häusern Zugang hatte oder weshalb sie abgetaucht ist. Und dann ist genau jene Zeugin, die Putzfrau, das nächste Mordopfer.

Bei den Ermittlungen wird vieles aufgedeckt, das man als Leser zuerst nicht zuordnen kann. Es gibt Passagen mit Tagebucheinträgen, die anfangs nur im Raum stehen. Als Leser begegnet man einer Vielzahl von Figuren, die mal mehr mal weniger miteinander in Verbindung stehen. Was geschah z.B. vor einiger Zeit bei der Feier und dem anschließenden Unfall mit dem Ferrari? Emmas Schwester Josefin, die sich mit ihrer Familie derzeit auf Mallorca befindet, wird durch die sozialen Medien immer auf dem laufenden gehalten. Nach ungefähr 2/3 des Buches ist klar, wohin die Reise geht und wer für die Taten verantwortlich ist, nur genau zu diesem Zeitpunkt begibt sich Emma persönlich in größere Gefahr, denn außer dem Täter hat sie noch einen Feind, der sie beobachtet und ihr nach dem Leben trachtet.


Die Autorin war mir schon bekannt, ich habe schon einige Bände mit Emma Sköld gelesen. Allerdings sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig, das Buch kann sehr gut als abgeschlossener Einzelband gelesen werden. Der Schreibstil ist flüssig und packend. Der Plot ist gut durchkonstruiert und aufgebaut, deshalb fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Die Figuren wurden gut beschrieben, aber aufgrund der Vielzahl ging die Charakterisierung größtenteils nicht sehr in die Tiefe. Dafür hat die Autorin aber gesellschaftskritische Aspekte in die Handlung eingefügt, was ich sehr positiv fand. Das Ende läßt natürlich für den Leser eine Frage offen und ich bin gespannt, was die Autorin mit Emma Sköld weiterhin plant. Ich werde dabei sein!

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für dieses Buch!

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Ein Lamm unter Wölfen

Unter Wölfen - Der verborgene Feind
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Schauplatz Nürnberg 1942

Der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein ist auch in diesem Band in die Rolle des NS-Sonderermittlers Adolf Weissmann in Nürnberg geschlüpft. Es ist eine sehr große Herausforderung ...

Schauplatz Nürnberg 1942

Der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein ist auch in diesem Band in die Rolle des NS-Sonderermittlers Adolf Weissmann in Nürnberg geschlüpft. Es ist eine sehr große Herausforderung und für ihn auch oft brandgefährlich, als überzeugter Nationalsozialist aufzutreten. Er ist in diesem gesellschaftlichen Kreis aufgenommen worden und durch die Bekanntschaft mit Ursula von Rahn, die ihn unbedingt heiraten möchte, versucht er Zugang zu den geheimen Dokumenten der „Operation Georg“ zu bekommen. Leider müssen verschiedene Frauenmorde aufgeklärt werden und als angeblich bester Kriminalist Deutschlands wurde er zusammen mit Paul Köhler eingesetzt. Ihr Verhältnis ist anfangs durch Animositäten geprägt und bessert sich erst im Laufe der Zeit. Felix Bachmayer vom „Nürnberger Beobachter“ ist gegenüber Weissmann ebenfalls sehr skeptisch und mißtrauisch, dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß auch er Ursula von Rahn erobern möchte. Isaak alias Adolf Weissmann bewegt sich hier auf ganz dünnem Eis mitten unter den Wölfen, denn einerseits will er die Dokumente beschaffen, andererseits muß er die Morde aufklären und sich Ursula von Rahn vom Hals halten, weil in Berlin Clara auf ihn wartet. Eine echte Gratwanderung!

Parallel dazu erfährt der Leser die Geschichte von Marianne aus dem Jahr 1939 als sie einen Heiratsantrag nicht annimmt, mit einem neuen Verehrer aufs Land zieht und heiratet. Die aktuellen Mordopfer zeichnen sich dadurch aus, daß sie alle große Ähnlichkeiten mit Marianne aufweisen – sie sind kleine Blondinen mit Stupsnase und Sommersprossen.



Alex Beer hat auch diesen 2. Band um Isaak Rubinstein spannend geschrieben. Isaak wurde für mich sehr gut charakterisiert, vor allem war auch diese ständige Angst um seine Enttarnung und sein Bemühen, Adolf Weissmann zu imitieren förmlich spürbar. Allerdings hat er nach meinem Dafürhalten stellenweise naiv gehandelt und es grenzt fast an ein Wunder, daß er sich bisher als Weissmann durchlavieren konnte und noch nicht aufgeflogen ist, denn es gab ja einige Personen denen er suspekt bzw. fragwürdig vorkam. Die beklemmende Atmosphäre in der er sich bewegt, war sehr gut nachvollziehbar, ebenso die Gesellschaften und Festivitäten der Nazigrößen. Die Auflösung des Falles ist sehr gut gelungen und das Buch endet mit einem Cliffhanger. Ich fühlte mich gut unterhalten und bin gespannt, wie es mit dem Lamm unter Wölfen weitergeht. Ich bin auf jeden Fall dabei!

Von mir eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Spannender Dänemark-Krimi

Helle und der falsche Prophet
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Kriminalkommissarin Helle Jespers befindet sich mit Mann und Hund im beschaulichen Südfrankreich im Urlaub. Sie hat die 50 überschritten und überdenkt ihr Leben. Aus dieser Idylle wird sie herausgerissen ...

Kriminalkommissarin Helle Jespers befindet sich mit Mann und Hund im beschaulichen Südfrankreich im Urlaub. Sie hat die 50 überschritten und überdenkt ihr Leben. Aus dieser Idylle wird sie herausgerissen als sie einen Anruf erhält, daß eine Tote am Strand gefunden wurde. Es handelt sich um die 19jährige Merle. Sie war bereits in Kindertagen eine Freundin ihres Sohnes Leif und Helle kennt auch die Eltern sehr gut. Genau deshalb beendet sie ihren Urlaub blitzartig und fliegt zurück, um den Eltern persönlich die Nachricht zu überbringen. Helle ist nicht gerade eine Teamplayern, hier fühlt sie sich persönlich verpflichtet, den Eltern Klarheit zu verschaffen und verbeißt sich in den Fall. Dabei gerät sie im Laufe der Ermittlungen an eine obskure Sekte mit dem Propheten. Am Ende wird dann sogar ihre eigene Familie bedroht.





Dies war mein erstes Buch der Reihe, aber mir fiel der Einstieg nicht schwer, denn es wird nur einige Male auf frühere Ereignisse hingewiesen, die aber weiter keine große Rolle spielen.

Die Autorin hat auf jeden Fall packend geschrieben und der Schreibstil ließ sich flüssig lesen. Die Figuren sind mit einer Ausnahme durchwegs sympathisch, die Arbeit der Polizei fand ich menschlich und authentisch beschrieben. Als Leser konnte man sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen und mitfühlen bzw. mitleiden. Im letzten Drittel nahm das sowieso schon spannende Buch nochmals Fahrt auf. Sehr anschaulich wurde die Atmosphäre – insbesondere die Sekte - beschrieben und auch aktuelle Themen angesprochen.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Ein Weihnachtskrimi

Stille Nacht in der Provence
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Schauplatz ist der kleine Ort Miramas-le-Vieux in der Provence

Der Lehrer Andreas Kantor reist mit seiner Frau Nicola in die Provence, um als Housekeeper die Feiertage zu verbringen. Die Ehe der beiden ...

Schauplatz ist der kleine Ort Miramas-le-Vieux in der Provence

Der Lehrer Andreas Kantor reist mit seiner Frau Nicola in die Provence, um als Housekeeper die Feiertage zu verbringen. Die Ehe der beiden ist eingefahren und nicht mehr sonderlich glücklich. Andreas gibt gerne Geld aus – zuviel wie Nicola findet. Die Tochter studiert in Cambridge Mathematik und bleibt auch während der Feiertage dort. Für dAndreas und Nicola bedeutet das Ferien in idyllischer Zweisamkeit.

Nach der ersten Nacht wurde das Dorf quasi eingeschneit und Andreas entdeckt in einem eingestürzten Keller einen Sarg mit einer verwesten Leiche. Es dauert etliche Zeit bis er Hilfe findet, weil in dieser Abgeschiedenheit niemand auf seine Hilferufe antwortet. Milène, eine Herstellerin von Santons, kehrt mit ihm zurück, doch es ist weder der Sarg noch die Leiche zu finden. Hat er womöglich halluziniert oder was ist geschehen? Er ist überzeugt von dem Gesehenen und begibt sich selbst auf die Suche, wobei ihn seine Ehefrau unterstützt.





Ich bin ein echter Fan von Cay Rademacher und habe mit Begeisterung seine Hamburg- und Provence-Krimis gelesen. Nach meinem Dafürhalten unterscheidet sich dieser vorliegende Band definitiv. Zuerst meine positiven Eindrücke – die Atmosphäre des winterlichen Dorfes ohne jegliche Touristen und der Schneefall, die Einsamkeit etc. wurde toll beschrieben, hier fühlte ich mich mitgenommen. Zum Ende der Story kam etwas Tempo in den Fall und die Auflösung gefiel mir auch gut. Aber nun die Schwächen - der Plot war mir im Vergleich zu seinen sonstigen Büchern schon sehr einfach gestrickt. Ein Handlungsstrang, der vor sich hin plätschert, ohne Wendungen oder Irrungen und es hat sich ohne jegliche Spannung gelesen, was vielleicht der Jahreszeit geschuldet sein soll. Die Anzahl der agierenden Personen war sehr übersichtlich, diese wurden kurz mit einigen Attributen vorgestellt und bei 256 Seiten war auch kein Platz, die Charakterisierung in die Tiefe gehen zu lassen.

Ich wünsche mir als Nächstes wieder ein Buch im gewohnten Stil mit einem komplexen Plot und mehr Spannung.

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