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Veröffentlicht am 08.01.2019

Feindliche Übernahme

Wovon du nichts ahnst
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Sarah Havenant, Ärztin, lebt mit ihrem Mann Ben und den Kindern Miles, Faye und Kim sehr glücklich und zufrieden in dem kleinen, überschaubaren Ort Barrow/Maine. Eines Tages kommt eine frühere Schulkameradin ...

Sarah Havenant, Ärztin, lebt mit ihrem Mann Ben und den Kindern Miles, Faye und Kim sehr glücklich und zufrieden in dem kleinen, überschaubaren Ort Barrow/Maine. Eines Tages kommt eine frühere Schulkameradin zurück in den Ort, schickt ihr bei Facebook eine Freundschaftsanfrage und informiert sie über ein zweites Profil von Sarah mit ganz aktuellen Bildern. Darüber ist sie erst verwirrt und besorgt, Ben ihr Ehemann hält das Ganze für einen Scherz. Ihrer Nachbarin Jean schüttet sie auch ihr Herz aus und sie versuchen zu eruieren, wer dahinter stecken könnte, vor allem wer die Möglichkeit hätte, derart aktuelle Bilder von der kleinen Familie zu posten. Die Angelegenheit wird immer brenzliger als ein toter Fisch vor der Haustüre deponiert wird, aber dann ist das zweite Profil gelöscht und Sarah hofft auf Ruhe. Leider war das ein großer Irrtum, die seltsamen Ereignisse häufen sich, Wahrheiten kommen ans Licht und am Ende zweifelt selbst Ehemann Ben an seiner Frau und denkt über ein krankhaftes Verhalten nach. Sie versuchen sogar durch eine Englandreise den Angriffen zu entkommen, leider ohne Erfolg.

In einem zweiten Strang erfährt man von Vorkommnissen aus der Vergangenheit und in einem weiteren Strang kommt der Täter zu Wort. Er trieb das Stalking so lange voran, bis aus seiner Sicht der Fisch an der Angel hing. Diesen Part fand ich besonders perfide.

Die Lage wird für Sarah lebensbedrohlich und plötzlich erhält sie Hilfe von einer unerwarteten Seite. Kurz vor dem Finale kann der Leser auch den Strang aus der Vergangenheit richtig zuordnen.


Ich habe bereits ein Buch des Autors gelesen (Jeden Tag gehörst du mir) und schon dort spielte Cyberkriminalität eine große Rolle. Auch in diesem Thriller schafft er es, das Spannungsniveau bis zum Ende hoch zu halten und mich hatte er damit sofort an den Angel. Die Figuren hat er sehr gut charakterisiert, hat sie realistisch beschrieben und ließ sie nachvollziehbar handeln. Man kann sehr gut die Ängste, die Beklemmung und die Bedrohung spüren, die Sarah durchlebt, aber ebenso die Zweifel von Ehemann Ben. Die Atmosphäre und die Schauplätze werden bildhaft beschrieben, man fühlt sich als Leser mittendrin. Aber selbst ein befreundeter Polizist kann ihnen nicht helfen, denn es passiert nichts Strafbares! Hier merkte man ganz deutlich, wie das Internet bzw. Social Media für den einzelnen bedrohlich werden kann und ihn möglicherweise fast in den Wahnsinn treibt.
Der Schreibstil dieses Psychothrillers ist flüssig zu lesen, er war für mich fesselnd und ich habe ihn tatsächlich in einem Rutsch gelesen.


Dieser Thriller hat mich wieder voll überzeugt und ich empfehle ihn gerne weiter!

Veröffentlicht am 04.01.2019

Doggerland - ein fiktiver Schauplatz

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Schauplatz dieser Thrillertrilogie ist Doggerland, eine vor 8.000 Jahren versunkene Inselgruppe in der Nordsee, mit der fiktiven Hauptstadt Dunker. Durch diese Gegebenheiten hatte die Autorin sehr viel ...

Schauplatz dieser Thrillertrilogie ist Doggerland, eine vor 8.000 Jahren versunkene Inselgruppe in der Nordsee, mit der fiktiven Hauptstadt Dunker. Durch diese Gegebenheiten hatte die Autorin sehr viel dichterische Freiheit was die Atmosphäre, die Landschaft und die Mentalität der Bewohner angeht.

Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby erwacht nach einer ausgiebigen Austernfeier im Hotelzimmer neben ihrem Abteilungsleiter Jounas Smeed. Da es ihr sehr peinlich ist, flüchtet sie sofort und auf ihrem Weg nach Hause sieht sie dessen Ex-Ehefrau Susanne Smeed. Die Polizei erhält einen Notruf von Harald Steen ein, seine Nachbarin Susanne Smeed wurde erschlagen und es wurde ein Brand gelegt. Das Ermittlerteam mit Karen, Karl Björken und Sören Larsen kann den Tatzeitraum eingrenzen, als Tatwerkzeug kommt nur der Schürhaken in Betracht und als weiterer Hinweis bleibt das laute Geräusch vom abfahrenden Auto Susannes. Entwendet wurde Schmuck, Handy, Geldbeutel, PC und zur großen Verwunderung wurde Geld und Silberbesteck nicht mitgenommen. Nachdem in letzter Zeit vermehrt Einbrüche in der Gegend festgestellt wurden, könnte die Tat von dem Dieb verübt worden sein. Chef Jounas Smeed gerät selbst in Verdacht, da seine Fingerabdrücke im Haus gefunden wurden und er kein Alibi für den Tatzeitraum nachweisen kann. Ihm kann nur Karen helfen.

Ein weiterer Strang beschreibt das Leben auf dem Lothorpshof im Jahr 1970. Damals lebte hier eine Kommune, die freie Liebe praktizierte und aus mehreren Erwachsenen und einigen Kinder bestand. Allerdings scheint das Zusammenleben nicht sehr lange funktioniert zu haben.

Natürlich finden sich irgendwann die beiden Stränge und der Fall kann schlüssig geklärt werden.

Verschiedene Figuren wurden sehr detailliert beschrieben. So erfährt der Leser, daß die Tote sehr unbeliebt war, eine echte Giftnudel und mit allen Streit hatte. Jounas scheint sie aus reiner Berechnung geheiratet zu haben, denn er kam aus einer sehr wohlhabenden Familie und die Schwangerschaft könnte durchaus von ihr ein provozierter Unfall gewesen sein. Sigrid, ihre Tochter, ist mittlerweile 18 Jahre, hat keinerlei Respekt gegenüber den Eltern und hatte zu ihrer Mutter schon seit einem Jahr keinen Kontakt mehr. Auch Jounas Smeed wird sehr genau charakterisiert und da man seine Fingerabdrücke im Haus von Susanne gefunden hat, darf er in dem Fall vorerst nicht aktiv mitwirken. Er stammt aus einer reichen Familie und zu deren großen Ärger hat er sich entschieden, Polizist zu werden. Smeed sen., ein äußerst unsympathischer Mensch, hat sein Geld mit Immobilienspekulationen gemacht und hatte dafür kein Verständnis. Karen, als Ermittlungsführerin hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, das vor allem im Zusammenhang mit dem Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes begründet ist. Ihr Umfeld ist darüber nicht informiert. Um alles zu vergessen bzw. zu überspielen trinkt sie zuviel und lenkt sich mit Arbeit und Sex ab. Bei ihren Kollegen ist sie in der neuen Chefposition nicht unumstritten. Sie verbeißt sich allerdings in den Fall und das hat sie mir sympathisch gemacht.




Die Autorin hat mit ihrem Debüt diesen ersten Band für meine Begriffe zäh und langatmig begonnen, zwischen den beiden Strängen schien es keine Verbindung zu geben. Ab der Hälfte zog Gott sei Dank das Tempo an, es wurde spannender und für den Leser waren Zusammenhänge zu erkennen. Wie der Fall letztendlich aufgelöst wurde, was Neid und Missgunst alles bewirken können, welche Dimensionen die Geschichte hatte, konnte man nicht erahnen.

Das fiktive Doggerland als Schauplatz fand ich einen gelungenen Schachzug. Die Figuren waren mir persönlich zu distanziert. Der Krimi war teilweise spannend zu lesen, so richtig ist der Funke aber nicht übergesprungen.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Solveig und ihr Versprechen

Die Frauen vom Löwenhof - Solveigs Versprechen (Die Löwenhof-Saga 3)
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Sören und Solveig sind auf dem Weg zum Löwenhof, um ihre bevorstehende Hochzeit zu verkünden, jedoch verunglückt Sören bei einem Autounfall tödlich. Solveig versinkt daraufhin in ihrer Trauer. Das Studium ...

Sören und Solveig sind auf dem Weg zum Löwenhof, um ihre bevorstehende Hochzeit zu verkünden, jedoch verunglückt Sören bei einem Autounfall tödlich. Solveig versinkt daraufhin in ihrer Trauer. Das Studium der Veterinärmedizin hat sie abgeschlossen als wieder einmal Geldsorgen den Löwenhof stark belasten und sie ist gefordert. Wie sie, die Familie, neue Geschäftspartner, Freunde mit dieser Situation umgehen und welche innovativen Ideen helfen sollen, das sind die Themen dieses Bandes, die ich aber nicht näher ausführen möchte. Darüber hinaus gibt es Wiedersehen Figuren aus den Vorgängerbänden, z.B. mit Marit und leider auch mit Magnus.


Dieser 3. Band der Trilogie startet im Jahr 1967 und endet 1972. Im Mittelpunkt steht Solveig, die Tochter von Mathilda und Enkelin von Agneta. Das Cover wurde passend zu den beiden Vorgängerbänden gestaltet.

Ich hatte mich auf diesen Abschlussband sehr gefreut, allerdings hatte ich zu Beginn meine Schwierigkeiten. Der Anfang war stark emotional geprägt von der Trauerarbeit Solveigs um den Verlust ihres Verlobten und einiges war mir zu sehr vorhersehbar. Aber dann drehte sich die Geschichte und es wurde wieder spannend. Es ging auf und ab, sowohl in der Liebe als auch geschäftlich. Es mussten neue Wege gefunden und beschritten werden, um den Löwenhof zu retten bzw. zu erhalten. Aber Solveig erwies sich als starke und mutige Frau, die ihrer Mutter und Großmutter in nichts nachstand.

Die Autorin hat einen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Die Figuren hat sie sehr gut gezeichnet und die Schauplätze so bildhaft beschrieben, daß ich mich als Leserin mitgenommen fühlte auf den Löwenhof mit seinen Pferden und den Ländereien. Auch die Handlungen der Personen wirkten realistisch und authentisch.

Es empfiehlt sich unbedingt, diese Trilogie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die verwandtschaftlichen Verhältnisse richtig einordnen zu können. Und wer bisher Band 1 und 2 gerne gelesen hat, der muß Band 3 lesen!

Veröffentlicht am 21.12.2018

Ein eindringliches, spannendes und wichtiges Buch

Jahre aus Seide
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Der erste Band der Trilogie beginnt im unbeschwerten Jahr 1926 und der Leser lernt Ruth Meyer und ihre Familie kennen. Der Vater ist mit seiner Schuhkollektion während der Woche unterwegs und Martha, die ...

Der erste Band der Trilogie beginnt im unbeschwerten Jahr 1926 und der Leser lernt Ruth Meyer und ihre Familie kennen. Der Vater ist mit seiner Schuhkollektion während der Woche unterwegs und Martha, die Mutter, umsorgt die beiden Töchter Ruth und Ilse. Mit ihrer eigenen Mutter hat Martha ein eher problematisches Verhältnis, aber mit den Schwiegereltern versteht sie sich ausgesprochen gut. Nachdem es dem Ehepaar Meyer finanziell gut geht, planen sie den Neubau eines Einfamilienhauses mit Garten in einer ruhigeren Gegend. Martha geht vollkommen in der Planung und der Organisation ihres Haushalts auf. Man lernt Martha als sehr liebevolle Mutter kennen und ein Satz von ihr spricht Bände „Wenn es den Kindern gut geht, geht es mir auch gut“. Nach dem Umzug wird Personal eingestellt, hier zeigt Martha ein glückliches Händchen und verhält sich gegenüber ihren Angestellten sehr freundlich und verständnisvoll. Eine ganz besondere Beziehung baut sich zwischen dem Chauffeursehepaar Aretz und Familie Meyer auf. Das geht so weit, daß die beiden Familien gemeinsame Urlaube verbringen. Kaum im neuen Haus eingezogen, freundet sich Tochter Ruth mit dem Nachbarsmädchen Rosi an und hält sich im Haus des Kaufmanns Merländer sehr gerne auf. Dort lernt sie sehr viel über Stoffe, das Schneidern und die Kunst. Ihre Freundschaft mit Rosi geht sogar so weit, daß Ruth beim Christbaumschmücken hilft und Martha nun auch Tannenzweige in eine Vase stellt. Sie schafft damit die Verbindung von Chanukka und Weihnachten. Es scheint alles bestens bis zu dem Tag als braune Wolken am Himmel aufziehen, Hitler Reichskanzler wird und einige jüdische Familien in ihrer Not eine Auswanderung nach USA oder Palästina in Betracht ziehen. Opern- und Schwimmbadbesuche sind nicht mehr möglich. Familienvater Karl Meyer kauft noch ein Wochenendhäuschen am Rhein, in das sie sich mit ihren Freunden zurückziehen können. Ruth ist aufgeweckt und darf als einziges Mädchen ins Lyzeum, allerdings wird sie wegen ihrer jüdischen Familie bei den Benotungen oftmals benachteiligt. Sie muß sich von ihrer Familie trennen und lebt nun im weit entfernten Bayern. Ebenso diskriminiert wird Martha bei ihrer Führerscheinprüfung und es geht ihr mittlerweile deutlich sichtbar an die Gesundheit. Ihre Welt wird immer bedrohlicher und dieser Band endet mit den Gräueltaten am 10.11.1938!

Dieser ist nur ein ganz kleiner Abriß der Geschichte. Ein Tagebuch als Zeitzeugnis war die Basis für diesen Roman. Ulrike Renk hat die Aufzeichnungen ergänzt, um diesen dramatischen ersten Band zu schreiben. Mehr Details dazu erklärt sie im Nachwort. Es handelt sich um kein Wohlfühlbuch, dazu ist das Thema nicht geeignet, es zeigt aber in aller Deutlichkeit, was nie mehr passieren darf. Durch das bewusste Herausgreifen einer einzelnen Familie samt ihren Gefühlen und Ängsten, das der Leser hier erlebt, ist es besonders eindringlich, berührend und bewegend. Die Figuren wurden liebevoll charakterisiert, auch die Örtlichkeiten und die Atmosphäre wurden so bildlich beschrieben, daß ich als Leser völlig eintauchen konnte und auch die Jugendsprache wirkte authentisch. Die beklemmenden Zustände und die beginnende Bedrohung für die jüdische Bevölkerung wurden gut vermittelt und waren für mich deutlich spürbar.

Ich habe bereits die Australien-Schwestern und die Ostpreußen-Saga gelesen und auch mit diesem Buch hat mich die Autorin wieder begeistert. Es ist spannend geschrieben und ich habe es innerhalb kürzester Zeit gelesen. Jetzt heißt es warten auf den nächsten Band „Zeit aus Glas“. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.12.2018

Süd-London 1895 - Wo ist Thierry?

Arrowood - In den Gassen von London
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Erzähler der Geschichte ist Norman Barnett, Assistent von Mr. William Arrowood. Arrowood ist Detektiv für die ärmere Bevölkerung und er steht ganz offensichtlich im Schatten von Sherlock Holmes, auf den ...

Erzähler der Geschichte ist Norman Barnett, Assistent von Mr. William Arrowood. Arrowood ist Detektiv für die ärmere Bevölkerung und er steht ganz offensichtlich im Schatten von Sherlock Holmes, auf den er äußerst eifersüchtig blickt und allein die Erwähnung des Namens lässt ihn schon fast mimosenhaft reagieren.

Sein neuer Auftrag von einer jungen Französin lautet – Finden Sie meinen Bruder, der in London verschwunden ist. Der 23jährige Thierry hat in einem angesagten Restaurant in der Patisserie gearbeitet, angeblich soll er dort gestohlen haben und ist seither verschwunden bzw. untergetaucht. Die Schwester kann dies nicht glauben, deshalb engagiert sie Arrowood. Allerdings tauchen auch immer wieder Fragen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Schwester auf und die Detektive müssen sich fragen, was wohl tatsächlich der Grund für die Suche sein könnte.

Als Leser begleitet man die beiden Detektive sowie ihren kleinen Helfer Neddy bei ihren Ermittlungen. Arrowood ist bezüglich der Analyse der menschlichen Natur bzw. der Psyche sehr belesen und gebildet, was sich bei den Befragungen positiv auswirkt und seine Überlegungen und die daraus folgenden Schlüsse brachten mich immer wieder zum Schmunzeln. Einen Vergleich mit Sherlock Holmes muß er nicht fürchten. Und um etwas zusätzlichen Wirbel in das Privatleben von Arrowood zu bringen zieht Arrowoods Schwester kurzfristig bei ihm ein. Der Autor hat außerdem politische Aspekte, den Geheimdienst, Gaunereien natürlich etwas Liebe mit in die Story eingebracht. Nicht so gut fand ich, daß immer wieder auf Bezug auf einen anderen, nebulösen Fall aus der Vergangenheit Bezug genommen wird, den man als Leser nicht kennt.

Der Autor hat für mich einen gut lesbaren Schreibstil, der für die Zeit authentisch wirkt. Die Hauptfiguren hätte ich gerne besser kennen gelernt, hier blieb die Beschreibung sehr oberflächlich. Ich habe das Buch gerne gelesen, es war unterhaltsam, aber als besonders spannend würde ich es nicht bezeichnen. Am Ende fehlte mir das Tüpfelchen auf dem i, um bei mir länger im Gedächtnis zu bleiben.