Vor dem Feuer-Nach dem Feuer.
Ich, Eleanor OliphantVor dem Feuer-Nach dem Feuer.
Liebe. Hoffung. Ehrlichkeit. Diese drei Worte haben ein großen Stellenwert in Eleanors Leben. Vor allem die Hoffnung.
Eleanor arbeitet für einen Hungerlohn im Büro. Ihre ...
Vor dem Feuer-Nach dem Feuer.
Liebe. Hoffung. Ehrlichkeit. Diese drei Worte haben ein großen Stellenwert in Eleanors Leben. Vor allem die Hoffnung.
Eleanor arbeitet für einen Hungerlohn im Büro. Ihre Wochenenden verbringt sie einsam, mit genügend Wodka.
Ich fand Eleanor von Anfang an sehr rührend. Man merkt, dass irgendwas in ihrer Kindheit schiefgelaufen ist. Sie ist in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen. Als Leser tappt man ziemlich lange im Dunkeln, warum das so war.
Der Sprachschatz von Eleanor mutet wie aus einem Klassiker von Jane Austen an. Ich fand ihren Wortschatz ziemlich gestelzt. Jedoch hat er mich auch zum Lachen gebracht.
Eleanor ist eine Frau ende 20. Eine Gesichtshälfte ist durch Narben entstellt. Das Haus ihrer Kindheit brannte. Eleanor ist ein einsamer Mensch. Sie ist jedoch der Meinung, dass man mit sich allein leben lernen kann.
Das fand ich besonders traurig. Als sie einen Konzertgutschein gewinnt, verliebt sie sich auf Anhieb in den Sänger der Band. Er hat ihr einen Blick zugeworfen. Für Eleanor der Beweis dafür, dass der Sänger der Mensch ist, welcher ihr Leben verändern wird.
Ihre Klamotten sind normalerweise zweckmäßig. Schminke hält sie für überflüssig.
Doch, was tut man nicht alles, wenn man den Mann für´s Leben gefunden hat?
Ein neues Outfit lässt sie für den Moment selbstbewusster erscheinen.
Im Büro lernt sie den IT-Mitarbeiter Raymond kennen. Ein Typ mit Turnschuhen und einer unmöglichen Aussprache. Mails werden von ihm in Kurzsprache versendet. Der reinste Frevel für Eleanore. Zigaretten rauchend, mit zuviel Bauch wegen ungesunder Ernährung, und ohne Manieren beim Essen, erobert er langsam aber sicher das Vertrauen, der etwas merkwürdigen Eleanore.
Raymond gehört zu den Menschen, bei denen sich jeder angenommen fühlt. Seine legere Art und sein liebevoller Umgang mit der verklemmten Eleanore, haben mir sehr gut gefallen. Er hat erkannt, dass hinter Eleanores Fassade ein tieftrauriger Mensch steckt. Er ist der erste Mensch, der sich um die merkwürdige Frau bemüht.
Fazit
Es gibt Menschen, die man wegen ihrer arroganten Art nicht leiden kann. Die andere stets bemängeln und dies auch offen zur Schau tragen.
Gail Honeymann hat das in ihrer Geschichte deutlich gemacht. Hinter der Fassade solcher Menschen herrscht oft ziemlich viel Verzweiflung. Depressionen haben die verschiedensten Gesichter.
Eleanor lernt von Raymond, das Leben anders zu betrachten. Die Verwandlung zu beobachten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ihre Art zu sprechen hat bei mir regelrechte Lachkrämpfe ausgelöst.
Eleanor hegt viele Vorurteile, deren Ursprung in der Kindheit zu finden ist.
Der Schreibstil ist flüssig und aus der Sicht von Eleanore.
Eleanors Leben: Vor dem Feuer-nach dem Feuer!
Zitate
Gedankengänge von Eleanor, nachdem Raymond sie auf einen Drink eingeladen hat: >>Alles in allem schien es angezeigt, Raymoinds Ansuchen stattzugeben.<< (Seite 99)
>>Augenlider sind im Grunde nichts anderes als fleischige Vorhänge für unsere Netzthaut, denn Augen lassen sich nicht einfach ausschalten, sie sind immer in Betrieb.<< (Seite 114)
>>Er rauchte dabei, und ich wechselte erst mal die Seiten, um mich windabwärts der giftigen Wolke zu positionieren.<< (Seite 161)
>>Der Gedanke zu verbrennen behagte mir nicht sonderlich. Am liebsten wäre es mir, man würde meine Überreste im Zoo verfüttern. Das wäre eine nachhaltige, umweltschonende Methode und zudem ein schöner Leckerbissen für die fleischfressenden Zootiere.<< (Seite 318)
Die Zitate in diesem Buch sind besonders köstlich mit der Reaktion der anderen Protagonisten darauf. Eleanor ist eine Frau, die trotz gewöhnungsbedürftiger Aussprache, Wertschätzung verdient hat.
Um es mit den Worten von Eleanor zu sagen: Ich erachte es als äußerst erstrebenswert, sich diese Geschichte zu Gemüte zu führen. Die Protagonisten haben trotz schlechter Manieren und mangelnden Schreibstils, ihre Berechtigung in diesem Werk.
Meine aufrichtigen Glückwünsche gelten der Debütiantin Gail Honeyman. Möge sie weitere Bücher in tadelloser Qualität schreiben. Mein Dank ist ihr gewiss.
Ich bedanke mich bei der lieben Monika Schulze von "Süchtig nach Büchern"für das Rezensionsexemplar.