Hier werden die Tags der Straßengangs mit Blut gesprüht
Der erste ToteAndrew und Carlos sind Journalisten, die in Poza Rica, Mexiko, über die Ölindustrie berichten sollen. Für Andrew, den Schreiber und Carlos, den Fotografen ein Routineauftrag. Zufällig finden sie die furchtbar ...
Andrew und Carlos sind Journalisten, die in Poza Rica, Mexiko, über die Ölindustrie berichten sollen. Für Andrew, den Schreiber und Carlos, den Fotografen ein Routineauftrag. Zufällig finden sie die furchtbar verstümmelte Leiche des jungen Umweltaktivisten, Julían Gallardo. Während Carlos noch fotografiert, trifft die Veracruz Guardia Civil ein und scheucht beide aus der Stadt. Hinter dem grausamen Mord an Julían Gallardo steht eine Geschichte die für die Titelseiten der Nachrichtenmagazine perfekt ist. Eine Geschichte, von der Reporter träumen. Deshalb stellen beide trotz massiver Drohungen weitere Nachforschungen an. Vor allem Carlos drängt es, Antworten zu finden und Andrew kehrt alleine nach Mexico City zurück. Er wird Carlos nicht mehr lebend wiedersehen. Der grausame Mord an Carlos lässt Andrew nicht los. Trotz aller Gefahren kehrt er nach Poza Rica zurück und bringt damit nicht nur die Drogenkartelle, sondern auch die Polizei und das Militär gegen sich auf.
„Der erste Tote“ ist ein sehr schonungsloser und gewalttätiger Thriller/crónica, der in Mexiko spielt. Für einen Teil des Buches war ich durch die Geschichte verwirrt, so dass einige gegoogelte Kenntnisse der mexikanischen Nachrichten hilfreich waren, um den Roman wirklich zu verstehen und auch würdigen zu können. Mit den zahlreichen Details und Referenzen, die das Buch bietet, wird viel zur Geschichte beigetragen und geholfen, die hässliche Wahrheit zu verstehen. Ich wurde ziemlich unsanft aus „meiner“ Mexiko Version gestoßen, in der ich am Strand liege und einen Margarita in der Hand halte. Die meisten Mexikaner kennen Menschen, deren Angehörige ohne ersichtlichen Grund verschwunden sind und einige haben sicher auch schon abgeschlachtete Tote gesehen. >>"In Poza Rica hat man ständig Leichen gesehen, „die lagen da einfach auf der Hauptstraße rum, ganz offen, wissen sie?“<<
Maya, Andrew und Carlos wurden sehr realistisch dargestellt. Dieser mutige und wichtige Roman ist eine Ehrung aller Reporter, die täglich ihr Leben riskieren.
Die teilweise poetische Beschreibung der Umgebung steht im krassen Gegensatz zu der harten Wirklichkeit, was einen gewissen Reiz ausmacht. Es gibt zum Beispiel mandelfarbene Gitarrenklänge und eine Jalousie, die das Licht in grapefruit-orangene Streifen zerschneidet.
Aber auch die Wirklichkeit wird poetisch beschrieben. Er sog eine Lunge voll Rauch ein und atmete ein Gebet aus.
Ich hätte mir ein Glossar mit Übersetzung der doch häufig verwendeten spanischen Wörter gewünscht. Sonst fand ich den Schreibstil passend.
Das Buchcover ist ein richtiger Eyecatcher. Auf knallgelben Hintergrund findet sich Santa Muerte, die Todesheilige Mexikos. Der Thriller- Originaltitel „Call him Mine“ ist Teil einer geplanten Trilogie und MacGabhann arbeitet bereits an dem dritten Buch. Es gab kein offenes Ende, „Der erste Tote“ ist in sich geschlossen und es gibt keinen zwingenden Anlass, den nächsten Band zu lesen.
Die Anmerkungen des Autors am Ende haben den von ihm gewählten Schreibstil gut erklärt. Also ein Thriller kombiniert mit einer crónica, das passt gut zu dem Inhalt. Ich habe das Buch gerne gelesen, aber so vollständig begeistert war ich nicht. Ich vergebe deshalb knappe 4 Sterne.