Geister der Vergangenheit
Eine andere Zeit30 Jahre ist es her, das Suse spurlos vom Kamp verschwunden ist. Und doch geistert sie weiter in den Gedanken ihrer älteren Schwester Enne herum. Als dann noch eine geheimnisvolle Frau Pohl in das Nachbarhaus ...
30 Jahre ist es her, das Suse spurlos vom Kamp verschwunden ist. Und doch geistert sie weiter in den Gedanken ihrer älteren Schwester Enne herum. Als dann noch eine geheimnisvolle Frau Pohl in das Nachbarhaus von Enne zieht, begreift Enne, dass sie mit dem Verlust ihrer Schwester nie richtig abgeschlossen hat. Süße war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens frisch verlobt und mit ihrem zukünftigen Mann Eddy im Urlaub in Ungarn. In der Nähe der Grenze war sie dann urplötzlich weg. Auch Eddy hat das nie losgelassen. Die Eltern der Schwestern auch nicht, vor allem Mutter Lore zerbricht mit der Zeit daran.
In ihrem Roman "Eine andere Zeit" nimmt Autorin Helga Bürster mich mit in die Erinnerungen von Enne. Ich erlebe ihre Kindheit mit den Eltern und der kränklichen Schwester Suse auf einer LPG. Ein Mal im Jahr kommen Tante und Cousine aus einer westdeutschen Stadt zu Besuch. Die Tante erzählt gerne von früher und dem Krieg. Zum Leidwesen von Lore. Diese ist zunehmend überfordert mit Haushalt und einer kranken Tochter. So viel zum Thema Gleichberechtigung im Haushalt von Mann und Frau in der damaligen DDR. Nach Suse's Verschwinden zerfällt die Familie. Die jungen Leute gehen ihre Wege. Einige kehren wieder zurück. Mich hat das Schicksal der Familie sehr berührt, welches die Autorin geschickt mit dem Zeitgeschehen verknüpft hat. Es ist nicht nur eine Geschichte um zwei Schwestern. Auch um Familie und die Frage: "Wo gehöre ich hin?"
Ich habe den Roman beinahe verschlungen und kann ihn von Herzen empfehlen 🤗