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Veröffentlicht am 31.01.2023

Sexarbeit: Komplex & vielfältig

Give a Fck
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Empathisch, reflektiert und leicht verständlich berichtet @catrinaltzschner in ihrem Buch "Give a fck" über Sexarbeit in Deutschland. Sie dreht sich nicht um Klischees à la "Pretty Woman" sondern um reale ...

Empathisch, reflektiert und leicht verständlich berichtet @catrinaltzschner in ihrem Buch "Give a fck" über Sexarbeit in Deutschland. Sie dreht sich nicht um Klischees à la "Pretty Woman" sondern um reale Personen, welche bereit waren, mit ihr zu sprechen. Desweiteren geht sie darauf ein, wie in unserer Gesellschaft Menschen, welcher der Sexarbeit nachgehen, immer noch stigmatisiert werden und woran das liegen könnte - weniger an den stigmatisierten als vielmehr unserer Vorstellungen und Vorurteile. Und es gibt sehr verschiedene Arten der Sexarbeit, u.a. den Escortservice, Bordelle, BDSM-Studios, Pornographie, Sexualassistenz und noch einiges mehr. Auch die Gründe für die Arbeit in den Bereichen sind verschieden, wobei vordergründig das schnelle Geld und die flexiblen Arbeitszeiten für sich sprechen. Während viele freiwillig der Sexarbeit nachgehen, gibt es auch Menschen, welche das eher weniger tun, auch Gewalterfahrungen können nicht ausgeschlossen werden. Es gibt Befürwortende und Kritisierende des aktuellen Prostituiertenschutzgesetzes.
Die Erzählart der Autorin hat mich sehr gut abgeholt. Viele ihrer Gedanken überschneiden sich mit den meinen und doch sind noch einige offen geblieben. Aber ich nehme aus dem Bericht auch vieles mit. Ich fühle mich bestärkt in der Überzeugung, dass ein erwachsener Mensch durchaus selbst entscheiden kann ob er/sie in der Branche arbeiten möchte. Ich kann und will diese Entscheidung nicht be-/verurteilen. Und ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der ebendiese Mitmenschen nicht mehr abgestempelt werden, denn auch wenn sie im verborgenen ihrer Arbeit nachgehen, sind sie keine Anderen, sondern Menschen wie du und ich.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Leena's Welt

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke
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9 Jahre ist das Mädchen alt. Die Mutter schon früh gestorben, der Vater verschwunden, wächst sie bei ihrer Großmutter auf. Diese scheint sehr verbittert, dem Leben abgewandt. In der Schule ist Leena oft ...

9 Jahre ist das Mädchen alt. Die Mutter schon früh gestorben, der Vater verschwunden, wächst sie bei ihrer Großmutter auf. Diese scheint sehr verbittert, dem Leben abgewandt. In der Schule ist Leena oft ängstlich und schüchtern, die Lehrerin sehr streng. Ihr scheint das richtige Einfühlungsvermögen für das verträumte Mädchen zu fehlen. Freunde hat ebendieses praktisch keine gleichaltrigen. Sie spielt alleine mit ihrem Ball, erkundet den nahegelegenen Fluss und hängt ihren fantasievollen Träumereien nach.
Bis ihr eines Tages die sogenannte Fallsucht, heute bekannt als Epilepsie, diagnostiziert wird. Doch das beflügelt Leena noch mehr in ihrer selbsterschaffenen Welt. In einer nahegelegenen Kirche verliebt sie sich in die Musik von Johann Sebastian Bach und findet zwei Menschen, welche das Mädchen zu schätzen wissen.

Eeva-Liisa Manner's Geschichte "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (aus dem finnischen übersetzt von Maximilian Murmann) @guggolzverlag erzählt bildgewaltig von dem eher tristen Leben der Heldin Leena. In einer Gemeinschaft, welche ihr fast lieblos begegnet, überlebt sie durch ihre Traumwelt und wunderschöne Fantasie. Obwohl zum Teil bedrückend, war es mir eine Freude Leena und ihre Welt durch Eeva-Liisa Manner's Sprache kennenlernen zu dürfen. Ein kleines Buch vollgepackt mit vielen intensiven Eindrücken.
Diese Lektüre ist etwas ganz besonderes und ich hoffe, dass sie von vielen weiteren Menschen entdeckt und geliebt werden wird.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Unerfüllter Babywunsch

Kopenhagen mon amour
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Brune ist 35, Single und lebt als Kinderbuchautorin in Frankreich. Sie könnte sehr glücklich sein, doch dazu fehlt ihr noch etwas: das perfekte Baby! Denn Brune ist davon überzeugt, dass nur so ihr Leben ...

Brune ist 35, Single und lebt als Kinderbuchautorin in Frankreich. Sie könnte sehr glücklich sein, doch dazu fehlt ihr noch etwas: das perfekte Baby! Denn Brune ist davon überzeugt, dass nur so ihr Leben seine volle Bedeutung gewinnt. Doch wie soll das gehen ohne den perfekten Mann? Schließlich wird sie auf eine Kinderwunschklinik in Dänemark aufmerksam. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Justine - Umwelt- und Tierschützerin - reist Brune nach Kopenhagen. Während ihres Aufenthaltes in ebendieser Stadt lernen die beiden Gunnar kennen, der ihnen das Leben in Dänemark vertraut macht. Neben dem väterlichen Seemann begegnet Brune einer gewissen Maxine. Zeitgleich begegnet Justine dem sympathischen Stundent Hans, anschließend gerät ihr bisheriger Lebensentwurf gewaltig durcheinander. Auch Brune ist sich zunehmend unsicher ob sich ihr Babywunsch wirklich erfüllen soll.
"Kopenhagen Mon Amour" von Zoe Brisby (aus dem französischen übersetzt von Monika Buchgeister) liest sich locker flockig und sehr unterhaltsam. Und doch ist das Thema wichtig und aktuell. Auch in meinem persönlichen Umfeld kenne ich Frauen, welche ungewollt Kinderlos sind. Die (vermeintlich) tickende biologische Uhr wird Brisby's Roman auch nicht ausgespart, genauso wie gesellschaftliche Erwartungen an junge gebärfähige Frauen. Gleichwohl spürt die Autorin der Frage nach, ob die einzig bedeutende Erfüllung von uns Frauen in der Mutterschaft zu finden ist. Mein persönliches Highlight war das Wiedersehen mit Maxine aus dem vorigen Roman von Zoe Brisby. Auch Brune & Justine sind auf sehr unterschiedliche Weise sehr sympatische junge Frauen. Was mich betrifft ist die Lektüre dieses Romanes klar empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Liebe geht durch den Magen

Butter
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So könnte man meinen, doch warum hat Manako Kajii dann ihre Liebhaber umgebracht? Hat sie die Morde überhaupt selbst begangen? Rika ist eine junge Journalistin in Tokio und möchte mit der berühmberüchtigten ...

So könnte man meinen, doch warum hat Manako Kajii dann ihre Liebhaber umgebracht? Hat sie die Morde überhaupt selbst begangen? Rika ist eine junge Journalistin in Tokio und möchte mit der berühmberüchtigten Serienmörderin ein Exklusivinterview führen. Doch während Rika's Besuchen im Gefängnis zeigt sich, dass sie das Vertrauen der Mörderin nicht so ohne Weiteres gewinnen kann. Die Gespräche drehen sich überwiegend ums Kochen und welche Zutaten am besten geeignet sind. Für Kajii hat vorrangig gute Butter einen hohen Wert. Angeregt durch die Gespräche entdeckt Rika das Selberkochen für sich, sie genießt es, auch dass sich damit ihr Körper verändert. Sie nimmt zu, was von ihrem Partner mit Skepsis beobachtet wird. Auch die beste Freundin Reiko staunt nicht schlecht. Parallel zu der kulinarischen Reise durch japanische Küche besuchen Rika und Reiko die Familie Kajii auf dem Land. Wie ist Manako Kajii aufgewachsen? Wie ist die Familie aufgestellt? Hatte Manako viele Freunde und Freundinnen?
Azako Yuzuki's Roman "Butter" aus dem japanischen übersetzt von Ursula Gräfe beginnt wie ein spannender Kriminalroman. Aber sie thematisiert sehr geschickt auch gesellschaftliche Rollenvorstellungen von Männern und Frauen in Japan, einen (krankhaften) Jugend- und Schlankheitswahn bei den jungen Frauen. Auch Freundschaft und Einsamkeit kommen hier nicht zu kurz. Mir hat es große Freude gemacht, Rika und Reiko auf der Recherche um eine Mörderin zu begleiten. Es war nervenaufreibend, appetitanregend und oft sehr schwer für mich, das Buch zur Seite zu legen. "Butter" ist für mich eine gelungene Mischung aus Krimi mit feministischen und gesellschaftskritischen Anteilen. Zugleich habe ich ein wenig japanische Kultur schnuppern können. Wer Lust hat, moderne japanische Belletristik zu lesen kommt aus meiner Sicht nicht an diesem Roman vorbei. Eine Herzensempfehlung von mir 🤗

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Eine Psychoanalyse

Lilith und die Dämonen des Kapitals
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Der Ökonomie, in welcher wir gegenwärtig leben, geht es nicht gut. Sie leidet an vielen psychischen Erkrankungen. Um ebendiesen auf den Grund zu gehen und die Probleme, die daraus entstehen bzw. entstanden ...

Der Ökonomie, in welcher wir gegenwärtig leben, geht es nicht gut. Sie leidet an vielen psychischen Erkrankungen. Um ebendiesen auf den Grund zu gehen und die Probleme, die daraus entstehen bzw. entstanden sind, hat das Autoren-Duo Tomáš Sedlácek und Oliver Tanzer ihr Buch "Lilith und die Dämonen des Kapitals - Die Ökonomie auf Freuds Couch" geschrieben.
Sie erzählen von der Geburt der Ökonomie und ihren psychischen Defekten nicht nur mit Hilfe der Schriften Siegmund Freuds, sonder ziehen auch Beispiele aus antiken, christlichen, jüdischen und weiteren Müthen heran um zu veranschaulichen, in welch einem System wir leben. Dass dieses gesund für uns Menschen und die Umwelt ist, habe ich schon länger bezweifelt. Aber Vergleiche mit einer Schizophrenie, Angststörungen, Sadismus, Fetischismus und bipolaren Störungen sind mir neu. Aber nach der ausführlichen Lektüre dieses Wirtschaftssachbuches in der vergangenen Adventszeit kam ich ins Nachdenken und denke, vieles aus dem Buch macht Sinn.
Und ich fühle mich weiterhin bestärkt in meiner Skepsis dem Kapitalismus gegenüber.
Doch was ist nun die Lösung für all diese Probleme und Krankheiten? Die Ökonomie restlos abschaffen?
Ich denke, ein kritischer Umgang mit unserem Konsumverhalten wäre hier und da doch sinnvoller. Denn auf ein Wachstum unserer Wirtschaft sind wir leider doch angewiesen, aber es geht auch langsam. Vielleicht ist das ja der Schlüssel zu einer besseren Welt.

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