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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2022

Temporeich und fantasievoll erzählt

Die magischen Buchhändler von London
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London 1983: Die achtzehnjährige Susan, die bisher mit ihrer etwas verträumten Mutter in einem Häuschen auf dem Land gelebt hat, will endlich ihren unbekannten Vater finden. Zuerst besucht sie "Onkel" ...

London 1983: Die achtzehnjährige Susan, die bisher mit ihrer etwas verträumten Mutter in einem Häuschen auf dem Land gelebt hat, will endlich ihren unbekannten Vater finden. Zuerst besucht sie "Onkel" Frank Thringley, der Susan jedes Jahr Weihnachtsgeschenke geschickt hat, doch ehe sie Antworten bekommen kann, wird der von dem verschroben wirkenden Merlin mit einer Hutnadel gestochen und zerfällt zu Staub. Auf der Flucht vor weiteren ungeheuerlichen Geschöpfen erzählt Merlin, dass er Buchhändler ist und zwar ein Linkshänder, zu deren Aufgaben es gehört, die Ordnung unter den magischen Wesen zu erhalten. Schon bald stellen Susan und Merlin fest, das ihre Vergangenheit mehr miteinander verknüpft ist. als beide ahnten.

"Die magischen Buchhändler von London" von Garth Nix ist eine spannende Fantasy-Geschichte, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat. Für mich war es das erste Buch des Autors und die fantasievolle Gestaltung der magischen Wesen hat mir viel Freude bereitet, so dass ich nun Lust bekommen habe, weitere seiner Bücher zu entdecken. Susan, Merlin und dessen Schwester Vivien sind mir trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - ihrer diversen Eigenheiten schnell ans Herz gewachsen, auch die anderen Figuren fand ich umfassend und detailliert beschrieben, so dass ich zu jedem das passende Bild vor meinem geistigen Auge hatte. Ein weiteres Highlight war für mich Hintergrund der Buchläden und die Tatsache, dass bei vielen der Personen immer wieder die Liebe zu Büchern thematisiert wurde.

Den Schreibstil kann ich nur als rasant bezeichnen, wie es für die Protagonisten beinahe während der gesamten Handlung Schlag auf Schlag ging, so temporeich wurde auch der Leser durch den Roman geführt. Dadurch habe ich die Spannung konstant auf einem hohen Niveau empfunden und das Leseerlebnis war für meinen Geschmack viel zu schnell an seinem Ende angekommen. Dabei wurde die Auflösung in einigen offenen Fragen, die anfangs ziemlich großen Raum in der Motivation der Figuren eingenommen hatten, meiner Meinung nach recht knapp abgehandelt, ein Nebenstrang, für den ich mir noch Antworten erhofft hatte, blieb völlig auf der Strecke. Möglicherweise bieten diese Punkte ja genügend Potential für eine Fortsetzung. Dennoch habe ich mich von der fantastischen Geschichte ganz wundervoll unterhalten gefühlt und spreche dafür gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Rasant und fantasievoll erzählt Garth Nix seine Geschichte, dabei glänzt er mit einer Vielzahl magischer Geschöpfe und dem äußerst spannenden Handlungsverlauf. Für mich hat der Roman ein wunderbares Leseerlebnis dargestellt, so dass ich ihn gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.05.2022

Zauberhafte Idee, leider nur mittelmäßig umgesetzt

Der Club der Bücherfeen
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Victor ist studierter Komponist, dennoch muss der rumänische Einwanderer seinen Lebensunterhalt als Paketfahrer verdienen. Häufig stellt er Büchersendungen vor Bianca Martinis Wohnungstür ab, angetroffen ...

Victor ist studierter Komponist, dennoch muss der rumänische Einwanderer seinen Lebensunterhalt als Paketfahrer verdienen. Häufig stellt er Büchersendungen vor Bianca Martinis Wohnungstür ab, angetroffen hat er die geheimnisvolle Dame noch nie. Als er eines Tages ein hübsch verziertes Päckchen ausliefert, in dem er Dessous vermutet, macht Victors Fantasie Überstunden und er möchte die in seiner Vorstellung sehr schöne und belesene Frau kennen lernen. Dazu lässt er sich in einer Buchhandlung zu einem passenden Buchgeschenk beraten - was der erste Schritt in einer Kette von Ereignissen ist, die Victors Leben auf ungeahnte Weise verändern werden.

"Der Club der Bücherfeen" von Thomas Montasser ist eine Geschichte, deren Grundidee mein bibliophiles Herz sofort angesprochen hat, leider konnte die Umsetzung meiner Meinung nach das Potential des Plots nicht wirklich entfalten. Bei der Vielfalt der Themen, die in der Handlung angesprochen werden, hätte das Buch für mich deutlich mehr Seiten haben müssen, um stellenweise weiter in die Tiefe gehen zu können. Victor ist ein durchaus sympathischer Protagonist und seine Lebensumstände könnten sicherlich aus dem realen Leben gegriffen sein - doch wirklich nahe konnte ich ihm emotional nicht kommen. Auch die Figuren in seinem Umfeld habe ich zwar gemocht, sie schienen mir allerdings alle recht oberflächlich dargestellt zu sein.

Zwischen der Rahmenhandlung um Victor und Bianca gab es immer wieder Abschnitte, die aus anderen Büchern zitiert waren - doch anstatt mich (wie es sicher vom Autor gedacht war) von den literarischen Schätzen zu begeistern, haben mich die Abschweifungen in verschiedene Fantasiewelten der Protagonisten eher irritiert. Zumal oft kaum ein Übergang zwischen dem eigentlichen Handlungsverlauf und dem Abgleiten in Träume und Gedanken zu erkennen war. Ein weiterer Kritikpunkt ist die in meinen Augen doch recht unrealistische Entwicklung der Ereignisse - alleine die Vorstellung, dass Victor seinen Arbeitstag durch die (inoffizielle) Nutzung seines Lieferwagens zum Bücherbus um Stunden verlängert, weicht weit von Allem ab, was ich bisher über den stressigen und ohnehin schon sehr langen Alltag der Paketzusteller gehört habe.

So liebenswert es auch war, Victor bei seiner Entdeckung der verschiedenen Bücher zu begleiten, so schwer fiel mir die Vorstellung, wie sein Leben vor dieser Zeit ausgesehen haben könnte. Dass dieser doch so feinsinnig dargestellte Mann vorher nur für Essen, Schlafen und Arbeiten gelebt hat, kommt mir nicht glaubwürdig vor. Insgesamt konnte mich dieser Roman daher leider nicht in dem Maße bezaubern, wie ich mir es vom Klappentext her erhofft hatte.

Fazit: Die zauberhafte Grundidee der Geschichte hat sich für mich in Unglaubwürdigkeiten und fehlender Tiefe verloren, es schien, als ob stellenweise mehr Wert auf die Literaturzitate als auf den eigentlichen Handlungsfaden gelegt wurde, wodurch mir der Gesamteindruck eher zusammengestückelt vorkam. Schade.

Veröffentlicht am 13.05.2022

Fesselnder Fantasy-Auftakt

A River of Royal Blood – Rivalinnen
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Obwohl Eva sich vor ihrer grausamen Blut- und Knochenmagie fürchtet, rückt ihr siebzehnter Namenstag immer näher, der Zeitpunkt an dem sie sich mit Ihrer Schwester auf Leben und Tod bekämpfen muss. Denn ...

Obwohl Eva sich vor ihrer grausamen Blut- und Knochenmagie fürchtet, rückt ihr siebzehnter Namenstag immer näher, der Zeitpunkt an dem sie sich mit Ihrer Schwester auf Leben und Tod bekämpfen muss. Denn ihre Vorfahrin Reina hatte vor vielen Jahren die Tradition erschaffen, dass nur die überlebende Prinzessin ihrer Mutter auf den Thron folgen darf. Doch wie soll Eva ihre ältere Schwester töten können, wo Isa doch früher ihre Vertraute und beste Freundin war? Und wird es ihr gelingen, die beängstigende Magie rechtzeitig zu entfesseln?

"A River of Royal Blood – Rivalinnen" von Amanda Joy ist eine fantastische Geschichte, die mich schnell in ihren Bann gezogen und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen hat. Es handelt sich um das Debüt der Autorin, bei dem mich besonders der äußerst fantasievolle und farbenprächtige Weltenaufbau überzeugen konnte. Eva ist eine Protagonistin, die mir schnell sympathisch war, da die Handlung aus ihrem Blickwinkel erzählt wird, konnte ich ihre Emotionen jederzeit mit erleben und mich dabei gut in sie hinein versetzen. Auch die Figuren in ihrem Umfeld waren meiner Meinung nach umfassend und lebensecht beschrieben, so dass ich zu Jedem ein Bild vor meinem geistigen Auge hatte.

Den Schreibstil habe ich als fesselnd empfunden, egal ob die Autorin gerade eine Kampfszene oder die geschichtlichen Hintergründe der verschiedenen Völker geschildert hat, ich war zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen fasziniert und begeistert. Auch das Finale war für meinen Geschmack passend gestaltet, es zog sich nicht ewig in die Länge, ich fand es aber auch nicht zu knapp abgefasst. Für mich blieb dabei genügend Neugierde übrig, um die Vorfreude auf den Fortsetzungsband zu erhalten. Insgesamt hatte ich mit diesem jugendlichen Fantasy-Roman ein wunderbares Leseerlebnis, das ich mit Freude weiter empfehle.

Fazit: Amanda Joy hat mich mit ihrem Debütroman auf ganzer Linie überzeugt, der fantastische Weltenentwurf hat mich fasziniert und die Spannung habe ich auf einem angenehmen Level empfunden. Deshalb spreche ich für dieses Buch gern eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 12.05.2022

Gemächlicher Einstieg, später wurde es genau so spannend, wie bei den Vorgängerbänden

Midnight Chronicles - Seelenband
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Am Tag des Blutbades hat Ella sowohl ihren Vater verloren als auch ihren Kampfpartner Owen, der sein Leben opferte um ihres zu retten. Sterbend hatte Owen Ella seine Liebe gestanden, um den Erinnerungen ...

Am Tag des Blutbades hat Ella sowohl ihren Vater verloren als auch ihren Kampfpartner Owen, der sein Leben opferte um ihres zu retten. Sterbend hatte Owen Ella seine Liebe gestanden, um den Erinnerungen zu entfliehen, reist sie nach Prag und hilft dem dortigen Quartier bei der Bekämpfung der zahllosen Geister, die die Stadt bevölkern. Bis plötzlich Wayne auftaucht, mit dem Ella monatelang eine heimliche Beziehung verbunden hat - auch er hat noch mit den Folgen des Blutbades zu kämpfen, Ellas Schuldgefühle verhindern allerdings, dass sie sich wieder näher kommen. Doch außer ihr ist Wayne der einzige Soulhunter in der Stadt und Ella benötigt dringend seine Hilfe...

"Midnight Chronicles - Seelenband" von Bianca Iosivoni und Laura Kneidl ist der vierte Band der Reihe, der es zunächst etwas ruhiger angehen lässt, als die ersten drei Teile. Ella und Wayne kannte ich als Nebenfiguren aus den Vorgängerbüchern, hier habe ich sie noch besser kennen gelernt und sie waren mir beide sympathisch. Da Ella bereits im dritten Band gemeinsam mit Roxy und Shaw nach Prag gereist ist, werden am Anfang Ihrer Geschichte die Ereignisse wiederholt, die ich schon einmal gelesen hatte, was den Einstieg nicht ganz so spannend gestaltet hat, wie ich es erwartet hätte.

Auch Ellas Arbeit als Soulhunter brachte weniger Kampfgeschehen mit sich, als ich es bei den anderen Huntern erlebt habe, so dass sich der erste Buchabschnitt ungewohnt ruhig gestaltet hat - für mich kein all zu großes Manko. Später, nachdem Wayne auf der Bildfläche erschienen ist und Ella unterstützt, nahm das Handlungstempo deutlich an Fahrt auf und ich habe den Großteil der Geschichte genau so genossen, wie die anderen Teile der Reihe. Den Schreibstil mag ich nach wie vor sehr, für mich fühlt sich die Welt der Hunter inzwischen vertraut an, so dass ich jedes neue Buch wie eine Rückkehr zu Freunden empfinde. Die Ereignisse werden abwechselnd aus dem Blickwinkel beider Protagonisten geschildert und es hat mir Freude bereitet, die Entwicklung zwischen Ella und Wayne mit zu erleben. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, so dass ich auch für diese Fortsetzung gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Am Anfang wiederholen sich Ereignisse, die schon im dritten Band zu lesen waren, wodurch sich der Einstieg in die Geschichte für mich etwas schleppend gestaltet hat. Später hat mich die Handlung gefesselt und ich habe den Roman als genau so spannend empfunden, wie seine Vorgänger, so dass ich das Buch gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 09.05.2022

Faszinierende Auseinandersetzung mit der Frage "Was wäre, wenn...."

Die neun Leben der Rose Napolitano
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Rose Napolitano weiß genau, was sie will, beruflich erfolgreich hat sich sich von früher Jugend an für ein Leben ohne Kinder entschieden. Vor der Hochzeit war Luke mit diesem Lebensentwurf einverstanden, ...

Rose Napolitano weiß genau, was sie will, beruflich erfolgreich hat sich sich von früher Jugend an für ein Leben ohne Kinder entschieden. Vor der Hochzeit war Luke mit diesem Lebensentwurf einverstanden, doch nach einigen gemeinsamen Jahren, hat er seine Meinung geändert und wünscht sich nun ein Baby, immer stärker fühlt Rose den Druck, den ihr Ehemann und seine Eltern auf sie ausüben. Doch soll sie ihre Zukunft - entgegen der eigenen Überzeugung - von Lukes Vorstellungen abhängig machen? Welche Auswirkungen wird eine Verweigerung auf ihre Beziehung haben? Kann und will Rose überhaupt eine gute Mutter sein, ohne selbst jemals einen Kinderwunsch verspürt zu haben?

In ihrem Roman ""Die neun Leben der Rose Napolitano" setzt sich Donna Freitas geschickt mit der Frage "Was wäre wenn...?" auseinander und lässt ihre Protagonistin Rose beginnend bei der immer gleichen Ausgangssituation neun verschiedene Wege beschreiten. Oft sind es nur Kleinigkeiten im Verhalten der Figuren, die dem Szenario eine andere Richtung geben und grundlegende Änderungen bewirken. Mich hat die Geschichte mit ihren verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten fasziniert und begeistert, ich habe das Leseerlebnis dadurch als sehr einzigartig und besonders empfunden. Rose ist eine intelligente, starke Frauenfigur, die mir schnell ans Herz gewachsen war und dennoch sieht sie sich durch gesellschaftlichen Druck und patriarchische Ansichten in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeengt.

Den Schreibstil habe ich als spannend empfunden, mit dem Wechsel zwischen mehreren verschiedenen Leben fordert die Autorin ihren Lesern volle Konzentration ab, dieses Buch sehe ich nicht geeignet, um in kleinen Häppchen oder nebenbei gelesen zu werden. Doch wer sich darauf einlässt und bereit ist, tief in die verschiedenen Varianten von Roses Leben einzutauchen, den erwartet ein unvergleichliches Lesevergnügen. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie ich in der jeweiligen Situation an Roses Stelle gehandelt hätte - wobei mir natürlich klar ist, dass es immer einfacher ist, eine Entscheidung als Beobachter zu beurteilen, als sie selbst treffen und vor allem auch gegen geliebte Menschen verteidigen zu müssen. Ein kleiner Abschnitt kurz vor dem Schluss des Buches, der weit in die Vergangenheit zurück springt, hat mich zunächst überrascht, letzten Endes passte die Szene aber wie das Tüpfelchen auf dem i und hat den Ausklang der Geschichte meiner Meinung nach gut abgerundet. Für diesen äußerst spannenden und stellenweise auch sehr nachdenklichen Roman spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Beinahe jeder hat sich schon einmal mit der Frage auseinander gesetzt, was wäre, wenn man eine bestimmte Entscheidung anders getroffen hätte. Donna Freitas lässt ihre Protagonistin neun verschiedene Lebenswege durchlaufen, heraus gekommen ist eine einzigartig faszinierende Geschichte, die mich bis zur letzten Seite gefesselt hat, so dass ich sie mit Begeisterung weiter empfehle.