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Veröffentlicht am 26.09.2022

Die feine Ironie wird durch den sperrigen Schreibstil übertönt

Sisi
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Kaiserin Elisabeth von Österreich ist vom steifen Wiener Hofzeremoniell gelangweilt und vertreibt sich die Zeit lieber mit ausgiebigen Reisen. Besonders in England gefällt es ihr gut, die risikoreichen ...

Kaiserin Elisabeth von Österreich ist vom steifen Wiener Hofzeremoniell gelangweilt und vertreibt sich die Zeit lieber mit ausgiebigen Reisen. Besonders in England gefällt es ihr gut, die risikoreichen Jagdgesellschaften lassen das Herz der passionierten Reiterin höher schlagen. Für ihre Reitkünste wird Sisi ebenso sehr bewundert, wie für ihre Schönheit, auch der legendäre Reiter Bay Middleton wurde nach anfänglicher Skepsis in ihren Bann gezogen. Als Sisi ihr Nichte Marie Wallersee, die aus einer nicht standesgemäßen Ehe ihres Bruders mit einer Schauspielerin entstammt, nach Schloss Gödöllö einlädt, steht diese zunächst im Schatten ihrer kaiserlichen Tante. Marie zeigt sich im Sattel genau so tollkühn wie Sisi und wird deren dauerhafte Begleiterin - so dauert es nicht lange, bis die adlige Gesellschaft der jungen Frau eben so viel Aufmerksamkeit entgegen bringt und damit Sisis Unmut erregt.

"Sisi" von Karen Duve ist ein Roman, der sich eng an realen Überlieferungen über die Kaiserin Elisabeth orientiert, allerdings beschränkt sich die Handlung auf einen relativ kurzen Zeitraum ihres Lebens. Zu Beginn der Geschichte ist Sisi bereits 38 Jahre alt und damit weit entfernt von dem kitschigen Backfisch, den uns die berühmte Filmreihe seinerzeit vorgeführt hat, die Autorin zeichnet ein weit weniger illusorisches Bild der schillernden geschichtlichen Figur. Dabei bedient sie sich einer Sprache, die für einen höfischen Chronisten jener Zeit angemessen gewesen wäre, selbstverständlich ist die Kaiserin wunderschön, unendlich liebenswürdig und nahezu unfehlbar, jede ihrer Handlungen wird aus dem Blickwinkel einer Person in Sisis Umfeld gezeigt. Nur mit kleinen, dezenten Sätzen am Ende des entsprechenden Abschnitts, wird der schöne Schein in Frage gestellt. (z.B. nach einer Jagd des Kaisers, als die getöteten Gämsen in einer Linie aufgereiht werden: "Achtunddreißig tote Tiere sind es diesmal. Das ist ein schöner Ausdruck repräsentativer Lebenslust,..")

Mit dieser feinen Ironie hat die Autorin die Schattenseiten des kaiserlichen Glanzes dargestellt, ohne die Kritik in direkte Worte zu fassen, den Schreibstil habe ich recht passend zur höfischen Etikette empfunden. Allerdings ist es mir durch die gestelzte Ausdrucksweise schwer gefallen, tiefer in die Geschichte einzutauchen, oder den Figuren gar emotional näher zu kommen. Wenn ich bedenke, dass es sich nicht um ein geschichtliches Sachbuch, sondern um einen Roman handelt, fehlte mir nicht nur bei der Protagonistin, sondern auch ihrem Umfeld die Lebendigkeit. Da die Kaiserin beinahe ausschließlich durch die Augen dritter betrachtet wurde, wirkte das Buch auf mich eher wie eine etwas ausführlichere Zusammenstellung historischer Fakten. Für eingefleischte Sisi-Fans zeigt Karen Duve sicherlich einen interessanten Ausschnitt aus ihrem bewegten Leben, für mich hatte das Buch leider kaum einen Unterhaltungswert.

Im Prinzip fasst der Klappentext bereits den kompletten Handlungsverlauf zusammen und für meinen Geschmack war der Rest umständliche Umschreibung. Besonders der Anfang hat sich meiner Meinung nach zähe in die Länge gezogen, bei aller Begeisterung, die Sisi selbst für die wilden Jagdritte empfunden haben mag, fand ich es kaum spannend, die ausführlichen Schilderungen der sich beinahe täglich wiederholenden Jagden zu lesen. Als Marie Wallersee in Erscheinung trat, kam mir das Handlungstempo schon angenehmer vor, nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch nur begeisterten Anhängern der Kaiserin Elisabeth empfehlen, für alle Anderen ist es eine recht langwierige Lektüre.

Fazit: Der gestelzte Schreibstil hat für mich den Unterhaltungswert des Romans deutlich geschmälert, auch die feine Ironie, mit der die Autorin ihre Abschnitte enden lässt, konnten das Leseerlebnis in meinen Augen nicht retten. Für eingefleischte Sisi-Fans mag dieser Ausschnitt aus ihrem Leben eine durchaus lesenswerte Lektüre darstellen, meine Begeisterung hielt sich leider in Grenzen.

Veröffentlicht am 15.09.2022

Traumatische Geschichte, die in recht sperrigem Schreibstil wiedergegeben wird

Corregidora
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Corregidora hieß der portugiesische Sklavenhalter, der bereits Ursas Urgroßmutter zur Prostitution zwang. Er zeugte sowohl ihre Großmutter als auch ihre Mutter, nach Abschaffung der Sklaverei werden Unterlagen ...

Corregidora hieß der portugiesische Sklavenhalter, der bereits Ursas Urgroßmutter zur Prostitution zwang. Er zeugte sowohl ihre Großmutter als auch ihre Mutter, nach Abschaffung der Sklaverei werden Unterlagen vernichtet, um die brutalen Methoden zu vertuschen, doch die traumatische Vergangenheit wird innerhalb der Familie weiter vererbt, Ursa soll "Generationen machen", damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät - doch sie kann keine Kinder bekommen und äußert ihre Emotionen in dem Blues, den sie jeden Abend im Happy´s Café singt.

"Corregidora" von Gayl Jones ist ein Buch, mit dem ich trotz des wichtigen Themas ziemlich zu kämpfen hatte, der sperrige Schreibstil und die Sprünge zwischen den Szenen haben es mir nicht leicht gemacht, einen emotionalen Zugang zu Ursa und ihrer Geschichte zu finden. Es sind recht kleine Abschnitte, die die Verletzungen der einst versklavten Frauen durch Corregidora zum Ausdruck bringen, doch zwischen aktuellen Passagen aus Ursas Leben, wiederholen sich ständig die Erinnerungen an den verhassten Sklavenhalter, dessen Namen Ursa weiterhin trägt, auch als sie heiratet behält sie den portugiesischen Familiennamen bei.

Zwischenzeitlich verschwimmen die Grenzen zwischen den vier Generationen der Frauen, es scheint, als ob Corregidoras Opfer eine Art kollektives Gedächtnis entwickeln, um für seine Taten Zeugnis abzulegen.

Zweifelsohne hat die Autorin ein wichtiges Zeitdokument geschaffen, das in teilweise brutaler Ausdrucksweise eine Vergangenheit ans Licht zerrt, die das Trauma ganzer Generationen ehemaliger Sklaven widerspiegelt. Wer den Blues im Blut hat, mag dieses Buch intuitiv verstehen und entsprechend wertschätzen, mir hat sich die eigenwillige Erzählweise, die von Wiederholungen und zeitlichen Sprüngen geprägt war, während des Lesens nicht wirklich erschlossen. Erst das Nachwort des Übersetzers, der den Schreibstil mit der musikalischen Darstellung des Blues vergleicht, konnte mein Verständnis für die zäh empfundene Lektüre etwas verbessern.

Fazit: Der sperrige und sprunghafte Schreibstil hat es für mich schwierig gestaltet, emotional in die Geschichte einzutauchen, dennoch betrachte ich dieses Buch als wichtiges Zeugnis einer Vergangenheit, die Generationen ehemalige Sklaven traumatisiert hat.

Veröffentlicht am 12.08.2022

Nette, etwas oberflächliche Urlaubslektüre

Fischbrötchen und Schokoküsse
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Kurz nachdem Marinas Eltern sie gebeten haben, zu Hause auszuziehen, verliert die Fünfundzwanzigjährige auch noch ihren Job. Obwohl sie Veränderungen normalerweise scheut, springt Marina über ihren Schatten ...

Kurz nachdem Marinas Eltern sie gebeten haben, zu Hause auszuziehen, verliert die Fünfundzwanzigjährige auch noch ihren Job. Obwohl sie Veränderungen normalerweise scheut, springt Marina über ihren Schatten und nimmt ein Stellenangebot an, das sie nach Eckernförde an die Ostsee führt. Die Buchhaltung, um die sie sich kümmern soll, ist ein einziges Chaos und da ihr neuer Arbeitsplatz außerhalb des Orts liegt, ist sie auf die Fahrdienste des mürrischen Tim-Ove angewiesen, dem Neffen ihrer neuen Chefin. Dennoch kann Marina nicht verhindern, dass immer wenn sie ihn trifft in ihrem Bauch Schmetterlinge flattern....

"Fischbrötchen und Schokoküsse" von Jane Hell ist der vierte Teil ihrer "Förderliebe"-Reihe, da aber in jedem Buch ein anderes Paar im Mittelpunkt steht, kann die Geschichte auch gut ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden. Für mich war es der erste Roman der Autorin und ich habe mich problemlos in die Handlung eingefunden. Den Schreibstil kann ich dabei als eingängig und angenehm bezeichnen, die leichte Lektüre war schnell weg gelesen und das Ostseefeeling im Hintergrund hat mich dabei in Urlaubsstimmung versetzt.

Die Protagonistin fand ich zwar ganz nett, doch so richtig warm konnte ich mit ihr nicht werden - das gilt auch für die anderen Figuren in ihrem Umfeld. Besonders Tim-Ove war für meinen Geschmack zu widersprüchlich dargestellt, sein Verhalten passte anfangs wenig zu den Gefühlen, die für mich recht plötzlich vom Himmel gefallen schienen. Auch Marina selbst hat sich meiner Meinung nach stellenweise ziemlich unrealistisch verhalten, einerseits ist sie über behütet aufgewachsen und hegt trotz ihrer beruflichen Selbstsicherheit Unmengen von Ängsten. Andererseits geht sie unüberlegt Risiken ein, die so gar nicht zu ihrem vorher beschriebenen, vorsichtigen Wesen passen. Wer sich an solchen Unglaubwürdigkeiten nicht stört, den erwartet eine locker-leichte Romanze mit Urlaubsfeeling, die ein durchaus angenehmes Leseerlebnis verspricht.

Fazit: Für mich waren die Figuren einfach zu unlogisch in ihrem Verhalten, wem das nichts ausmacht, der findet in diesem Roman eine unkomplizierte, romantische Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 26.07.2022

Oberflächliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Die karierten Mädchen
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Als Klara wärend der Weltwirtschaftskrise ihre Arbeit verliert, ist es ein Glücksfall für sie, die Stelle als Haushaltslehrerin in einem Erholungsheim für kranke Kinder zu bekommen. Schon bald fühlt sie ...

Als Klara wärend der Weltwirtschaftskrise ihre Arbeit verliert, ist es ein Glücksfall für sie, die Stelle als Haushaltslehrerin in einem Erholungsheim für kranke Kinder zu bekommen. Schon bald fühlt sie sich in Oranienbaum zu Hause, besonders die kleine Waise Tolla ist Klara ans Herz gewachsen. Da der Staat keine Zuschüsse für Tolla zahlt, trägt Klara die Kosten für deren Unterbringung aus eigener Tasche und gibt das jüdische Mädchen als ihre Tochter aus. Um das Heim zu erhalten, das Klara inzwischen leitet, sieht sie keinen Ausweg, als die neuen Nazi-Machthaber um Übernahme zu bitten, obwohl Tolla dadurch in große Gefahr gerät. Siebzig Jahre später spricht die inzwischen erblindete Klara ihre Lebensgeschichte auf Band und taucht damit tief in ihre Erinnerungen ein.
"Die karierten Mädchen" von Alexandra Hennig von Lange ist der erste Teil einer geplanten Trilogie, der mich nicht so ganz glücklich zurück gelassen hat. Die Protagonistin Klara habe ich als sehr widersprüchlich empfunden, einerseits wird sie von wacher Intelligenz getrieben und legt Wert darauf, ihre Schülerinnen zu selbstbewussten Frauen zu erziehen, die den Männern gleichberechtigt gegenüber treten können. Allgemeinbildung und Belesenheit sind ihr sehr wichtig, andererseits will sie von Politik nichts wissen und steckt regelrecht den Kopf in den Sand, wenn Freunde zu ihr über die Gefährlichkeit der nationalsozialistischen Verwaltung sprechen.Damit befindet sie sich zwar in guter Gesellschaft, schließlich gab es jede Menge Menschen, die angeblich nichts von den sich verschlimmernden Zuständen bemerkt haben wollten - als literarische Figur war sie für mich allerdings völlig uninteressant.
Der Schreibstil gehört meiner Meinung nach zu den wirklich positiven Aspekten der Geschichte, ich mochte das Buch zwischenzeitlich kaum aus der Hand legen. Die Autorin schrieb in ihrm Nachwort, dass sie von Kassettenaufnahmen ihrer Großmutter zu dem Roman inspiriert wurde, betont aber, dass diese nicht mit Klara übereinstmmt. Somit ist diese Geschichte für mich nicht Fisch und nicht Fleisch, zu fiktiv für eine familiäre Chronik und zu oberflächlich für einen bewegenden Roman. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mir am Schluss ein frustriertes Aufstöhnen nicht verkneifen konnte, in meinen Augen bietet die Vorlage nicht genügend Stoff für zwei Fortsetzungen - ich denke, mit einigen Seiten zusätzlich hätte die Handlung zu einem zufrieden stellenden Ende geführt werden können und das Buch hätte mich als Einzelband eher überzeugt.
Fazit: Trotz des durchaus fesselnden Schreibstils bin ich mit der Geschichte nicht wirklich warm geworden, dass dieser Roman den Anfang einer Trilogie bildet, empfinde ich als übermäßiges Langziehen des Handlungsmittelpunktes.

Veröffentlicht am 14.06.2022

Schöne Aufmachung mit Filmbildern, zu viel Klamauk in der Handlung

Alfons Zitterbacke
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Auch im Teenageralter bleibt Alfons Zitterbacke ein notorischer Pechvogel, dabei hat er doch nie etwas Schlechtes im Sinn. Selbst während der Klassenfahrt geht alles schief, was nur schief gehen kann - ...

Auch im Teenageralter bleibt Alfons Zitterbacke ein notorischer Pechvogel, dabei hat er doch nie etwas Schlechtes im Sinn. Selbst während der Klassenfahrt geht alles schief, was nur schief gehen kann - zuerst verpasst Alfons beinahe den Bus, weil er verschlafen hat, unterwegs bemerkt er, dass er noch seine Schlafanzughose trägt und natürlich ist sein Koffer vertauscht, so dass er nichts anderes zum Anziehen dabei hat. Eigentlich wollte er ja Leonie beeindrucken, doch natürlich klappt das nicht so, wie Alfons es sich erträumt hatte......

"Alfons Zitterbacke" von Tina Gerstung ist das Buch zum Film und ich finde, das merkt man der Geschichte auch an. Für mich las sich die Handlung wie eine Aneinanderreihung verschiedener Drehbuch-Szenen, dabei hätte ich mir etwas mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Alle Figuren, selbst Alfons und seinen besten Freund Benni, fand ich sehr oberflächlich dargestellt, es gab kaum eine charakterliche Beschreibung, die über das absolut Notwendigste hinaus ging.

Der Schreibstil war locker-leicht, passend zum Alter der jugendlichen Zielgruppe und die Kapitel waren kurz genug gehalten, um auch Lesemuffel nicht zu demotivieren. Der Handlungsverlauf ist für meinen Geschmack zu sehr in Richtung Klamauk abgedriftet und wenn ich bedenke, dass nicht nur die Figur Alfons, sondern auch seine Leser etwas älter geworden sind, als es bei den früheren Büchern der Fall war, finde ich die Geschichte beinahe zu schlicht erzählt. Positiv aufgefallen ist mir die Aufmachung des Buches, es gab zweimal einige eingefügte Seiten mit Fotos aus dem Film, so dass sich jeder Leser ein Bild der Personen machen kann. Wer sich - wie ich - wehmütig an die alten Alfons-Zitterbacke-Bücher erinnert, wird hier nicht so ganz auf seine Kosten kommen, für Freunde des gleichnamigen Films ist dieses Buch aber sicherlich eine passende Ergänzung.

Fazit: Es handelt sich hier um ein (Kinder-)Buch zum Film, deshalb ist die Handlung meiner Meinung nach etwas schlicht gehalten, auch der Humor konnte mich nicht wirklich überzeugen. Wer aber den gleichnamigen Film mag, wird an diesem Buch sicher ebenfalls seine Freude finden.