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Veröffentlicht am 22.02.2024

Ein Leben im Schatten

Die Frau am Fenster - Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich
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Caroline ist 23, als sie den 20 Jahre älteren Caspar David Friedrich wiedertrifft und 24, als sie heiraten. Es scheint auf beiden Seiten Liebe zu sein, denn er nimmt sie ohne Mitgift und sie ihn trotz ...

Caroline ist 23, als sie den 20 Jahre älteren Caspar David Friedrich wiedertrifft und 24, als sie heiraten. Es scheint auf beiden Seiten Liebe zu sein, denn er nimmt sie ohne Mitgift und sie ihn trotz des Altersunterschiedes und der Warnung ihrer Mutter, dass er zu Melancholie neige. Seiner romantischen Werbung und der ersten glücklichen Zeit folgt bald Ernüchterung. Caspar lebt nur für seine Arbeit, der sich alles unterzuordnen hat: „Er erwartete, dass sie ihm ohne Murren folgte – das Los, aller verheirateten Frauen, sich stillschweigend den Wünschen ihrer Männer zu fügen.“ (S. 11)

„Die Frau am Fenster“ ist der Name eines Bildes, auf dem er seine junge Frau in Rückenansicht verewigt hat, und gleichzeitig der Titel der Romanbiographie von Birgit Poppe, die Carolines Zusammenleben mit Caspar beleuchtet. Dabei verwebt sie viele biographische und historische Fakten und Hintergründe mit dem fiktiven Familienleben, von dem man nur aus Briefen weiß.

Die Beiden trennen nicht nur 20 Jahre, sondern auch verschiedene Vorstellungen von ihrem (Zusammen-)Leben. Caspar war lange Junggeselle, ist anspruchslos und sparsam. Line muss sich jede Veränderung und Anschaffung erkämpfen. Sie hofft auf das schillernde Leben an der Seite eines Künstlers, aber er geht kaum aus und empfängt nur selten Gäste, braucht zum Arbeiten unbedingte Ruhe. Trotzdem hält sie zu auch in seinen dunklen Stunden zu ihm, wenn er sich verkriecht, launisch, jähzornig und eifersüchtig wird und sich mit seinem Freund Carl Gustav Carus überwirft, der ihm dringend zu einer Behandlung der Schwermut rät.

Es war kein leichtes Leben an seiner Seite, das wird beim Lesen schnell klar. Sein Wort war Gesetz. Sie hat sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Dass auch sie an seiner Melancholie verzweifelt und ihm helfen will, tut er wütend ab. Dazu kommt, dass seine Bilder immer düsterer werden und er keine Käufer mehr findet. Zudem bleibt ihm die versprochene Ernennung zum Professor der Dresdner Akademie verwehrt, das Geld ist ewig knapp.

Birgit Poppe beschreibt das Leben des Paares, die Bilder und die Orte, die sie während ihrer Hochzeitsreise besuchen, sehr anschaulich. Als Dresdnerin mit Affinität zur Ostseeküste war ich da auch schon überall und habe es in ihren Schilderungen wiedererkannt. Es ist ein sehr interessanter biographischer Roman, auch wenn ich beim Lesen manchmal das das Gefühl hatte, dass mehr von ihm bzw. ihrem Leben an seiner Seite, als wirklich über sie erfährt.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Mörderische Konkurrenz?

Der tote Bäcker vom Montmartre
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Als Commissaire Geneviève Morel bei ihrem Bäcker das Frühstücksbaguette holen will, findet sie ihn mit aufgeschlitzter Kehle in der Backstube. Der Verdacht fällt schnell auf seinen härtesten Konkurrenten. ...

Als Commissaire Geneviève Morel bei ihrem Bäcker das Frühstücksbaguette holen will, findet sie ihn mit aufgeschlitzter Kehle in der Backstube. Der Verdacht fällt schnell auf seinen härtesten Konkurrenten. Der hatte dem Toten vorgeworfen, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, dass sein Baguette schon zum dritten Mal in Folge zum besten von Paris gekürt wurde. Doch es gibt noch weitere Verdächtige …

„Der tote Bäcker von Montmartre“ ist der Auftakt einer Cosy-Crime-Reihe von René Laffite, dem Pseudonym des österreichischen Schriftstellers Christian Schleifer. Im Mittelpunkt steht die Ermittlerin Geneviève Morel, die altem Geldadel aus Cannes entstammt und das einzige Mitglied ihrer Familie ist, das ihr Geld mir ehrlicher Arbeit verdient und nicht mit dem Diebstahl hochpreisiger Kunstschätze und Juwelen. Doch auch sie ist von früherster Kindheit in allen dafür wichtigen Disziplinen geschult worden, was ihr in ihrem Beruf zugute kommt.
Sie lebt direkt am Montmartre mit Blick auf Sacré-Coeur im Haus ihrer Großmutter, zu der sie eine ganz besondere Verbindung hat und die auch im hohen Alter gerne noch Juwelen „einkaufen“ geht.

Ich mochte die Protagonisten, das Geplänkel innerhalb der Familie, wenn es um Genevièves Job ging, durch den sie das schwarze Schaf der Familie ist. Auch das Setting passte, die verschiedenen Pariser Stadtteile und ihre Besonderheiten, ihre Heimatstadt Cannes, die Unterschiede der Lebensarten und -weisen werden sehr bildlich beschrieben und nicht nur das Baguette macht Appetit auf die französische Hauptstadt.
Aber ihre Ermittlungen waren mir nicht immer zielgerichtet genug. So ist von Anfang an bekannt, dass der Täter kleiner als das Opfer und Linkshänder ist, aber nur einer der Verdächtigen wird daraufhin betrachtet.
Zudem erinnert die Handlung stark an eine Mischung aus „Madame Bertin steht früh auf“ von Julie Masson und die „Monsieur Le Comte“-Reihe von Pierre Martin.
Außerdem haben mich die verwendeten österreichischen Begriffe gestört (z.B. „schleißige Arbeit“, Einbahnen statt Einbahnstraßen, Stiegen statt Treppen oder Mehlspeise für Patisserie), da die Handlung in Paris und nicht in Österreich spielt.

Wer sich an meinen Kritikpunkte nicht stört, den erwartet ein solider Cosy-Krimi mit französischem Flair und österreichischen Einschlag 😉.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Zu viele Abenteuer, zu wenig Emotionen

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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„Er machte sich auf eine ungewisse Reise und hatte damit unversehens etwas begonnen, was er selbst noch nicht durchschaute.“ (S. 25)
Heinz Labensky verbringt seinen Lebensabend in einem Erfurter Seniorenheim, ...

„Er machte sich auf eine ungewisse Reise und hatte damit unversehens etwas begonnen, was er selbst noch nicht durchschaute.“ (S. 25)
Heinz Labensky verbringt seinen Lebensabend in einem Erfurter Seniorenheim, als ihn ein Brief aus seiner Lethargie reißt. Eine Frau behauptet, die Tochter seiner 1975 verschwundenen ehemaligen Jugendliebe Rita zu sein. Jetzt hat man in Pankow in einer Klärgrube die Überreste einer Frau gefunden, die zu Rita und dem Zeitpunkt ihres Verschwindens passen. Ohne nachzudenken oder jemandem Bescheid zu sagen, setzt sich Heinz in den nächsten Flixbus nach Warnemünde, um die Tochter zu treffen. Auf dem Weg dorthin teilt er seine Erinnerungen mit seinen Mitreisenden. Er, der sich immer für langweilig gehalten hat, erzählt von Erlebnissen, die seine Gegenüber als echte Abenteuer bezeichnen – nur sind diese ihm nie so vorgekommen.

Dabei ist Heinz wirklich kein Held. Ohne Vater bei einer ständig besoffenen Mutter, die ihn auch noch verleugnete, in einem brandenburgischen Dorf aufgewachsen, stellte sich schnell raus, dass er anders war, „schulbildungsunfähig“ sagte man damals. Rita war seine einzige Freundin, weil sie wegen ihrer dunklen Haut und Katzenaugen als Kuckuckskind beschimpft wurde. Ihre Mutter hatte sich umgebracht, der Vater verprügelt sie regelmäßig. Da haben sich die beiden Ausgegrenzten zusammengetan. Heinz wollte Rita immer beschützen und schoss dann oft über das Ziel hinaus, dann verschwand sie wieder für Jahre, bis er sie zufällig wiederfand.

Nach der Leseprobe hatte ich einen abenteuerlichen Raodtripp in Heinz‘ Vergangenheit, die Aufdeckung des Geheimnisses um Ritas Verschwinden und irgendwie auch viel Gefühl erwartet, aber das haben Anja und Michael Tsokos leider nicht geliefert. Und die Art und Weise, wie Heinz in seine Abenteuer stolpert, ist mir zu konstruiert. Sei es das geheime Kinderheim, dass sich als Ausbildungsstätte für minderjährige Spione herausstellt, sein Fahrdienst für die RAF oder die Suche nach dem Bernsteinzimmer – alles Dinge, die so wirklich in der DDR passiert und auch interessant sind, allerdings wurden sie mir viel zu ausführlich erzählt. Heinz scheint für das Autorenduo nur das verbindende Element der Geschichten zu sein. Dabei hätte sein Leben genug hergegeben und mich auch deutlich mehr interessiert, zumal mir das Ende dann zu schnell kommt und die beiden wichtigsten Fragen offen bleiben (welche, verrate ich hier nicht). Außerdem ist mir aufgestoßen, dass er immer wieder als dumm dargestellt wird, zwischendurch aber komplizierte Akten lesen kann.

Mein Fazit: Interessante Fakten aus der DDR, aber zu wenig Heinz und Rita, zu wenig Emotionen.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Eine lebensrettende Freundschaft?

Das Mädchen mit dem blauen Stern
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Krakau 1942: Die 18jährige Sadie lebt mit ihren Eltern im jüdischen Ghetto und muss sich tagsüber im Kriechboden verstecken, damit sie bei Razzien nicht gefunden wird. Zum Glück ist sie aufgrund der Mangelernährung ...

Krakau 1942: Die 18jährige Sadie lebt mit ihren Eltern im jüdischen Ghetto und muss sich tagsüber im Kriechboden verstecken, damit sie bei Razzien nicht gefunden wird. Zum Glück ist sie aufgrund der Mangelernährung sehr klein und dünn, trotzdem hat sie Beklemmungen und Angst in ihrem Versteck. „Die Freiheit ist da, wo man sie findet. … Das größte Gefängnis steckt in unseren Köpfen.“ (S. 11/12)

Ella lebt auch in Krakau, kann sich als Nicht-Jüdin aber frei bewegen. Aber seit ihr Vater gefallen ist, gibt ihre Stiefmutter regelmäßig Partys für die Deutschen und teilt das Bett mit ihnen. Dann streift Ella kreuz und quer durch die Stadt. „Es war, als würde meine Ziellosigkeit mein Leben widerspiegeln, indem ich in einer Art Niemandsland gefangen war. … Im besetzten Krakau glich mein Dasein dem eines Kanarienvogels, der in seinem Käfig kaum Platz zum Umherflattern hatte.“ (S. 31)

Als das Ghetto im März 1943 nachts geräumt wird, können Sadie und ihre Eltern in die Kanalisation fliehen. Eigentlich wollen sie das Abwassersystem nur als Weg in die Freiheit nutzen, aber die Nazis sind ihnen zuvor gekommen und besetzen alle Ausgänge – sie werden bis Kriegsende hier bleiben müssen. Für Sadie ist das unvorstellbar, um nicht durchzudrehen, geht sie regelmäßig in den unterirdischen Gängen spazieren und schaut durch die Kanaldeckel nach oben.

„Ich war kein mutiger Mensch.“ (S. 111) sagt Ella über sich selber, aber als sie Sadie in der Kanalisation entdeckt, ist für sie sofort klar, dass sie helfen muss. Aus ihrer ersten Begegnung entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, für die beide alles riskieren …

Pam Jenoffs „Das Mädchen mit dem blauen Stern“ beruht auf einer wahren Begebenheit und ist die berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Sadie und Ella könnten kaum unterschiedlicher sein, aber sie verbindet der Hass auf die Deutschen und die Sehnsucht nach Freiheit. Ella träumt davon, zu ihrem älteren Bruder nach Paris zu gehen und ihrer Stiefmutter zu entkommen. Sadie wäre schon froh, wenn sie ihre unterirdische Welt verlassen könnte. Sie sehnt sich nach frischer Luft und den Sternen, die sie mit ihrem Vater immer beobachtet hat.
Ihr Aufeinandertreffen ist für beide extrem gefährlich. Sadie und die anderen Bewohner der Kanalisation haben Angst, verraten, entdeckt und doch noch verschleppt zu werden. Ellas Feind sitzt im eigenen Haus – ihre Stiefmutter würde alles tun, um sie loszuwerden und sie wegen der Unterstützung der Juden anzeigen.

Das Setting ist extrem beklemmend. Zur Angst der jüdischen Flüchtlinge vor Entdeckung kommt der Ekel vor der Kanalisation, der Enge, dem Dreck, dem verschmutze Wasser. Außerdem sind sie darauf angewiesen, dass ihre die Helfer sie regelmäßig mit dem Notwendigsten versorgen – sonst müssen sie verhungern.
Aber auch Ella lebt gefährlich und darf sich nicht erwischen lassen, wenn sie die Lebensmittel zu Hause entwendet und übergibt.

Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht der beiden Frauen geschrieben, dadurch erlebt man ihre Ängste, Gedanken und Gefühle unmittelbar. Zusätzlich hat die Autorin den Epilog und Prolog so gestaltet, dass man bis zuletzt nicht weiß, wie es ausgeht und mit ihnen mitfiebert. Zudem schreibt sie so bildlich, dass man einen sehr guten Eindruck davon bekommt, wie Krakau damals aussah und wie extrem unterschiedlich die Lebensbedingungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen waren. Ein wichtiges Buch #gegendasvergessen.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Die Nacht, in der das Wasser kam

Als der Sturm kam
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„Das Wasser schiebt sich die Elbe hoch. Zu Hause kriegen sie bestimmt wieder nasse Füße.“ (S. 12) Die Matrosen des Feuerschiffs Elbe 1 merken am Nachmittag des 16.2.1962 als erstes, dass der Sturm Vincintette ...

„Das Wasser schiebt sich die Elbe hoch. Zu Hause kriegen sie bestimmt wieder nasse Füße.“ (S. 12) Die Matrosen des Feuerschiffs Elbe 1 merken am Nachmittag des 16.2.1962 als erstes, dass der Sturm Vincintette für Hamburg gefährlich wird.
Kurze Zeit später kommt die Sekretärin Marion von ihrer Arbeit im Polizeihaus nach Hause in die Laubenkolonie HH-Wilhelmsburg, wo sie seit dem Krieg mit ihrer bettlägerigen Mutter lebt. Ein Nachbar hört 17 Uhr im Radio die Warnung vor dem Sturm und als gegen 22.30 Uhr ein anderer Nachbar vom THW zum Einsatz gerufen wird, meldet sie sich freiwillig im Polizeihaus – noch nicht wissend, dass sie es für 2,5 Tage nicht mehr verlassen können wird.
Mit den ersten Warnungen wird die Bereitschaftspolizei wird in gefährdete Gebiete geschickt, um die Bewohner zu wecken und in Sicherheit zu bringen, nicht bedenkend, dass die Flüchtenden die Straßen verstopfen und Rettungskräfte behindern.
Um 22.05 Uhr brechen die ersten Deiche, um 1 Uhr fallen der Strom und die Telefone aus.
Der Hubschrauberpilot Georg Hagemann und seine Kameraden fliegen am nächsten Morgen auf eigene Verantwortung los, nachdem sie stundenlang in Alarmbereitschaft waren, aber wegen des Sturms keine Starterlaubnis bekommen.
Da der neue Polizeisenator Helmut Schmidt nicht in Hamburg ist, leitet Polizeioberrat Martin Leddin die Organisation der ersten Einsätze, bis Schmidt am Morgen übernimmt.
Um 3 Uhr erfährt Marion, dass die Kolonie nicht mehr zu retten und ihre Mutter wahrscheinlich ertrunken ist. Dann wird sie Schmidt als Sekretärin zugeteilt und bekommt alle Informationen und beunruhigenden Ausmaße der Sturmflut und ihrer Vernichtungen noch vor der Presse zu hören. „Wir sind nicht für zivile Rettungseinsätze gerüstet …“ (S. 208)

Anja Marschalls historischer Roman „Als der Sturm kam“ ist nichts für schwache Nerven und zeichnet erschreckende Bilder der damaligen Ereignisse. Sie berichtet vom unerträglich Leid der Betroffenen, von in der Nacht vom Wasser überraschten Bewohnern, von immer leiser werdenden Hilferufen aus überfluteten Häusern, von Menschen, die auf ihren Dächern oder in Bäumen ertrunken oder erfroren sind, von Rettern, die ihr Leben für andere gaben. Sie erzählt von ganz normalen Menschen, die über sich hinauswuchsen und zu Helden wurden („Helfen hält einen davon ab, verrückt zu werden.“ (S. 311)), von der Nachbarschaftshilfe der Eingeschlossenen und anderen, die nur ihr eigenes Wohl im Sinn hatten. Und von Helmut Schmidts Alleingang, als er die Alliierten und die Marine um Hilfe bittet, die er aus seiner Zeit im Verteidigungsausschuss kennt.

Sie hat für ihr Buch einen ungewöhnlichen Stil gewählt, der an ein Sachbuch oder einen Zeitstrahl erinnert, und die Vorgänge in zum Teil sehr kurzen Kapiteln aus der Sichtweise verschiedener Personen an unterschiedlichen Orten im Minuten- bzw. Stundentakt erzählt. Das verdeutlicht die Dringlichkeit der Situation und die vielfältigen Bemühungen, das Drama in den Griff zu bekommen. Daran musste ich mich beim Lesen erst gewöhnen, allerdings packt einen das Erzählte schnell und dann kann man nicht mehr aufhören.
Geschickt bindet sie reale, hervorragend recherchierte Fakten in ihre Handlung ein und erzählt, wie Hamburg damals aussah und die Menschen lebten. Mir war z.B. nicht bewusst, dass auch fast 20 Jahre nach Kriegsende noch so viele Menschen in Kleingärten u.ä. wohnten und die Deiche nur provisorisch repariert worden waren.

Ein sehr spannendes und aufwühlendes Buch über die Sturmflut von 1962 und eine faszinierende Studie über das Verhalten von Menschen.

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