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Veröffentlicht am 04.02.2024

Drei Engel für Olaf

Heiner ist tot
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„Elsbeth wusste nicht, was sie mehr schockierte: der ermordete Postbote oder die Tatsache, dass Karin ihn erstmal in aller Seelenruhe abgelichtet und das Foto verschickt hatte, bevor sie auf die Idee kam, ...

„Elsbeth wusste nicht, was sie mehr schockierte: der ermordete Postbote oder die Tatsache, dass Karin ihn erstmal in aller Seelenruhe abgelichtet und das Foto verschickt hatte, bevor sie auf die Idee kam, die Polizei zu rufen.“ (S. 5)
Elsbeth, Ursel und Karin sind Mitte 70, seit über 50 Jahre beste Freundinnen, und wohnen zusammen in einer Jugendstilvilla in Schönberg an der Ostsee. Und so unterschiedlich die drei auch sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit – sie lieben den sonntäglichen Tatort und wetten auf den Täter. Als sich jetzt vor ihrer Haustür ein echter Mord ereignet, können sie sich natürlich nicht zurückhalten und stellen eigene Ermittlungen an, schließlich kannten sie den Toten gut und wissen einiges über ihre Mitmenschen. Und da ist noch was: Heiner wurde mit dem Messer umgebracht, das Elsbeth vor Jahren ihrem italienischen „Bekannten“ Eduardo geschenkt hat, der seit 1,5 Jahren verschwunden ist. (Wobei Ursel und Karin überzeugt sind, dass er Elsbeths Liebhaber war.) Dann kann er ja nicht der Mörder sein, oder etwa doch? Zwielichtig ist er ihnen ja schon immer vorgekommen.
Als dann auch noch der pensionierte Kriminalkommissar Olaf bei ihnen einzieht, der Cousin ihrer vor kurzem verstorbenen vierten Mitbewohnerin Agathe, sind die drei Hobbyermittlerinnen nicht mehr zu bremsen.

„Alle drei waren sie eigensinnige alte Schachteln. Aber sie liebten und respektierten einander.“ (S. 29) Ich habe die Freudinnen mit ihren Eigenheiten und Spleens sofort ins Herz geschlossen. Ich mag das Zwischenmenschliche und ihre Gruppendynamik, sie sind so herrlich echt. Ursel war früher Friseurin und Visagistin. Ihr ist aufgefallen, dass sich Heiner in letzter Zeit herausgeputzt hat: Hatte er evtl. eine Geliebte und ist deren Mann zum Opfer gefallen? Karin war Krankenschwester und weist die Inselpolizei erstmal darauf hin, wie lange Heiner schon tot ist und dass er nicht im Strandkorb ermordet wurde – schließlich kennt sie Anzeichen wie Totenstarre und Totenflecken noch sehr gut aus ihrem Berufsleben. Und Ursel, eine ehemalige Lehrerin, weiß eh alles besser und korrigiert ihre Mitmenschen gern. Zusammen sind sie ein echt gutes Ermittlerteam und überraschen die Kommissare mit den Beobachtungen und Erkenntnissen, die sie ihren Mitmenschen entlockt haben.
Auch ihr Zusammenleben gestaltet sich für den Leser sehr amüsant. Da wird über Liebe und Sex im Alter und Köperbehaarung an Stellen geredet, über die ich noch nicht mal nachgedacht habe. Man lebt nicht nur zusammen, sondern passt auch aufeinander auf und ergänzt und hilft sich. Ich kann mir durchaus vorstellen, später auch in so einer Alters-WG zu leben – aber bitte ohne Mord 😉.

„Es ist schon verrückt, wie einen manche Dinge ein Leben lang verfolgen.“ (S. 289) Doch sie sind nicht nur beste Freundinnen, sie verbindet auch ein über 50 Jahre altes Geheimnis, das hoffentlich in einem noch kommenden Buch aufgelöst wird (für mich liest sich das Buch wie der Auftakt zu einer Serie).

„Heiner ist tot“ ist bis zum Ende spannend, voller überraschende Wendungen und sehr unterhaltsam. Wer „Miss Marple“ oder „Mord ist ihr Hobby“ liebt, wird auch den „Ostsee-Mordclub“ (so nennen sie sich selber) mögen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Eine Welt ohne Farben

Ella Freundlich und die Farben des Glücks
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„In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei freundlich!“ (S. 39)
Ella wächst in einer Welt ohne Farben auf, alles ist schwarz, weiß oder grau. Und genauso sind auch die Menschen um sie herum, farblos ...

„In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei freundlich!“ (S. 39)
Ella wächst in einer Welt ohne Farben auf, alles ist schwarz, weiß oder grau. Und genauso sind auch die Menschen um sie herum, farblos und unfreundlich. Man ist nicht „nett“ zueinander oder sagt „Danke“ – die Wörter gibt es gar nicht, und auch die Bedeutung von „freundlich“ kennt niemand.
Eines Tages findet sie unter einer losen Diele in ihrem Zimmer einen Brief ihrer Vorfahrin Merlinde. Die schreibt, dass ihre Welt mal bunt war, aber die Farben immer mehr verschwinden – und sie verrät, wie die Finderin die Farben zurückholen kann.

„Ella Freundlich und die Farben des Glücks“ ist ein zauberhaftes Kinderbuch für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren, dass sich sowohl zum Vor- als auch Selberlesen eignet. Das Mutter-Tochter-Gespann Christin-Marie Below und Anne Barns erzählt sehr einfühlsam, wie schon kleinste Freundlichkeiten und Hilfsbereitschaft, ein Lächeln, ein schönes Kompliment oder ein ehrliches Danke nicht nur die Welt unseres Gegenübers, sondern auch unsere eigene freundlicher, fröhlicher und damit auch bunter machen.

Unterstützt wird die Geschichte durch wundervolle Illustrationen von Leonie Daub, die erst grau sind, in die sich dann aber wie in Ellas Leben immer mehr Farbe einschleicht. Erst ist es nur ein Blatt – bald die ganze Welt.

Die Autorinnen haben es ganz wunderbar geschafft, ein wichtiges Gesellschaftsthema kindgerecht zu besprechen. Das Buch ist eine absolute Herzensempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Vegan für Einsteiger und Fortgeschrittene

Veganuary
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Schon seit 2014 gibt es den Veganuray, der Menschen motivieren soll, sich wenigstens einen Monat vegan zu ernähren. Zur Unterstützung bei der Rezeptfindung gibt es jetzt das offizielle Kochbuch. Dort wird ...

Schon seit 2014 gibt es den Veganuray, der Menschen motivieren soll, sich wenigstens einen Monat vegan zu ernähren. Zur Unterstützung bei der Rezeptfindung gibt es jetzt das offizielle Kochbuch. Dort wird für Neulinge erklärt, was Veganer überhaupt essen und warum sich vegane Ernährung nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf den Planeten positiv auswirkt. Dazu gibt es Tipps für den Einstieg, was auf die Einkaufsliste und in den Vorratsschrank gehört, und wie man Reste verwertet. Praktisch ist auch der Beispiel-Wochenplan.

Die Rezepte sind in Frühstück, Hauptgerichte, Kleinigkeiten, Salate, Dips, Suppen und Brote, Desserts und süßes Gebäck gegliedert. Wir habe aus fast jeder Kategorie etwas probiert und bis auf den Erdbeerteekuchen hat alles sehr gut geschmeckt. Schade fand ich nur, dass es nicht zu allen Rezepten Fotos gibt und das (wiedermal) die Nährwertangaben und Zubereitungszeiten fehlen.

Ich muss zugeben, dass ich mich im Januar nicht komplett vegan, aber doch vegetarisch ernährt habe. Das Kochbuch war dabei eine tolle Unterstützung und Anregung. Mein Mann hat allerdings unterwegs immer mal Fleisch oder Fisch gegessen.
Besonders gut haben uns die Mediterrane One-Pot-Pasta und der gebackene Kürbis mit Perl-Couscous und Kokos-Limetten-Joghurt geschmeckt. Und der gegrillte Cesar Salat ist so lecker, dass wir ihn sogar schon mehrfach gegessen haben. Die leicht gesüßten Brotwürfel und das gut gewürzte Dressing geben ihm den besonderen Pfiff. Ich hab ihn auch schon mal mit Tomaten ergänzt, die ich mit dem Brot im Ofen gegrillt habe. Übrigens muss man den Salat nicht zwingend auf dem Grill machen, in der Pfanne wird er auch super.

Und was ist jetzt mein Fazit? Ich habe in meiner Jugend schon mal 10 Jahre vegetarisch gelebt, damals war die Auswahl an Ersatzproduktauswahl noch deutlich kleiner und auch Obst und Gemüse noch nicht so vielfältig und fast immer verfügbar wie heute. Trotzdem würde es mir dauerhaft schwerfallen, auf alles zu verzichten. Fleisch muss nicht sein, aber ich liebe Fisch.
Fast alle probierten Rezepte waren sehr lecker, gesund und abwechslungsreich und die Portionen genau richtig. Bei uns wird es auf jeden Fall weiter vegane Gerichte aus dem Buch geben, aber ganz umsteigen werden wir wohl nicht.

Das offizielle Veganuary Kochbuch bietet abwechslungsreiche und gesunde Rezepte Einsteiger und Fortgeschrittene.

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Familiengeheimnisse

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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„Es ist nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.“ (S. 20)
Als Spring wegen Drogengeschäften zu Sozialstunden verurteilt wird, leistet sie die als Haushalthilfe bei der 80jährigen ...

„Es ist nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.“ (S. 20)
Als Spring wegen Drogengeschäften zu Sozialstunden verurteilt wird, leistet sie die als Haushalthilfe bei der 80jährigen Mrs. Fowler ab. Obwohl deren Wohnung sehr verschlissen ist, sieht man, dass sie mal sehr teuer ausgestattet wurde – aber warum muss Sophia dann jetzt jeden Pence umdrehen?
Spring, die genau wie ihre drei Schwestern Summer, Autumn und Winter von ihren Eltern vernachlässigt wurde, hat jetzt mit Mitte 20 zum ersten Mal eine liebevolle aber strenge Bezugsperson, die ihr nicht nur alles übers Waschen und Putzen beibringt, sondern ihr auch jeden Mittag eine warme Mahlzeit serviert und sie versucht zu animieren, etwas aus ihre Leben zu machen und Pläne zu schmieden. „Du musst dir etwas suchen, für das du leben kannst.“ (S. 26) Bald erfährt sie, dass Sophia einen Sohn und zwei Enkel hat, die sie nie kennenlernen durfte – und dass Sophia früher die Herrin von Daffodil Castle war, dem Anwesen, neben dem Spring aufgewachsen ist. Außerdem war ihre erste große Liebe Sophias Enkel Ethan. Sie versucht aus Sophia herauszubekommen, warum die das Anwesen verlassen musste, aber Sophia kann und will nicht darüber reden. „In dieser Familie gibt es ungeheuerliche Geheimnisse, die noch heute Schaden anrichten können. Um meinen Sohn zu schützen, musste ich ihn für immer verlassen …“ (S. 37) Das stachelt Spring nur noch mehr an, sie will Sophias Geheimnis lüften und versuchen, sie mit ihrer Familie zu versöhnen. Dass sie dabei zufällig auch Ethan wiedertrifft, ist ein zusätzlicher Bonus.

„Frühlingsgeheimnisse“ ist der Auftakt der „Season Sisters Reihe“ und erzählt drei Geschichten auf drei Zeitebenen, die eng mit dem Daffodil Castle verbunden sind: Sophias, die ihrer Vorfahren und Springs Kindheit und Jugend.
Ich hatte beim Lesen schnell das Gefühl, dass ich den Erzählstil und die Art der Geschichte (die eines Hauses / Anwesens verbunden mit der einer Familie) von einer anderen Autorin kenne und sah meine Vermutung dann in der Danksagung bestätigt (keine Angst, ich lüfte das Pseudonym hier nicht).

Spring erscheint zu Beginn recht ziellos und will die Sozialstunden nur schnell hinter sich bringen, aber Sophia eröffnet ihr eine völlig neue Welt, in dem sich jemand um sie sorgt und kümmert. Springs Versuch, Sophia mit ihrer Familie zu versöhnen und dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, lässt sie weiter zusammenwachsen, dazu tragen auch Ethan und Sophias Schwester Summer bei, die sie dabei unterstützen.

Leider war mir die Geschichte schon ab dem Prolog zu vorhersehbar und konstruiert, mir fehlten die überraschenden Wendungen, die Anna Helford sonst in ihren anderen Büchern einbaut. Auch die vorkommenden Liebesgeschichten sind mir zum Teil zu unglaubwürdig und kitschig, dabei fand ich die Grundidee wirklich gut.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

Gemeinsam einsam

So was wie Freunde
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„Es ist schrecklich, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Der Schmerz ist immer derselbe, egal, wie es passiert und wer die Schuld daran trägt.“ (S. 321) Vor sieben Jahren ist Toms Mutter gestorben, ...

„Es ist schrecklich, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Der Schmerz ist immer derselbe, egal, wie es passiert und wer die Schuld daran trägt.“ (S. 321) Vor sieben Jahren ist Toms Mutter gestorben, seitdem flüchtet sich sein Vater in den Alkohol und überlässt ihn sich selbst, wenn er nicht gerade wieder mit ihm streitet. Um sich die Wochenenden zu verkürzen und seinen Vater so wenig wie möglich zu sehen, geht Tom samstags in die örtliche Bibliothek. Das erinnert ihn an die früheren gemeinsamen Besuche mit seiner Mutter Er leiht sich Liebesromane aus, die ihr gefallen würden. Und obwohl es eigentlich nicht geplant war, liest er sie auch und findet er schnell Gefallen daran, denn er lernt aus ihnen, wie man sich Mädchen nähert.

„Ihr Kleinbauernhof war ihre Insel der Ablenkung in einem Meer von Langeweile.“ (S. 43) Auch Maggie kommt jeden Samstag in die Bibliothek, um am örtlichen Buchclub teilzunehmen. Die 72jährige betreibt seit dem Tod ihres Mannes vor 10 Jahren allein eine kleine Farm, züchtet Schafe und Hühner. Als sie eines Abends nach den Buchclub überfallen wird, kommt ihr Tom zu Hilfe. Die beiden freunden sich an und als es Tom zu Hause nicht mehr aushält, flüchtet er sich zu ihr.
Tom ist in der Schule ein Außenseiter und wird gemobbt, hat kein Selbstbewusstsein und mogelt sich so durch den Alltag. Erst als ihm sein Vater eröffnet, dass er nach dem Sommer in der gleichen Fabrik wie er arbeiten soll, wird Tom klar, dass er mehr will, sein Abitur machen und studieren.
Bei Maggie wird ihm klar, wie verfahren sein Leben bei seinem Vater ist, ohne jemanden, der sich für ihn interessiert, ihm einen geregelten Alltag und gesunde Mahlzeiten bietet. Außerdem findet er das Leben auf der Farm mit den ganzen Tieren und im Einklang mit der Natur spannend. Maggie wird zu der Großmutter, die er nie hatte.

„Bücher boten stets eine geheime Tür, durch die man in andere Welten flüchten konnte, wofür sie in ihrem Leben häufig dankbar gewesen war. Auch für die Bücherei war sie dankbar. Sie hatte oft einen sicheren, ruhigen Ort gebraucht, an denen sie fliehen konnte, und die Bücherei hatte sie nie enttäuscht.“ (S. 22)
Maggie war früher ein Blumenkind und hatte eine sehr bewegte Jugend, jetzt lebt sie schon lange allein. Der Buchclub und die Bibliothek sind fast ihre einzigen Kontakte zu anderen. Als sie sieht, dass Tom Hilfe braucht, handelt sie ohne nachzudenken und gibt ihm ein Zuhause. Und als sie erfahren, dass die Bibliothek geschlossen werden soll, schweißt der Kampf dagegen sie noch mehr zusammen.

Ich muss zugeben, dass ich mir von dem Buch ausgehend vom Klappentext etwas anderes erwartet hatte. Ich war nicht auf Toms trost- und liebloses Leben bei seinem Vater vorbereitet, der sich so überhaupt nicht für seinen Sohn interessiert. Maggie wird da schnell zum Lichtblick und Rettungsanker, eine etwas exzentrische alte Dame, die Quad fährt und Yoga macht. Die Liebe zu Büchern bringt sie zusammen, aber der erwähnte Kampf um den Erhalt der Bibliothek kam mir persönlich viel zu kurz und nur am Rand vor.
Trotzdem ist „So was wie Freunde“ von Bella Osborne eine sehr berührende Geschichte, die zeigt, wie Freundschaft und Mitgefühl ein Leben ändern können und dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern.

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