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Veröffentlicht am 16.01.2024

Schöner Wohnen im eigenen Körper

Achtsam morden durch bewusste Ernährung
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„Mein Gehirn wusste, wie Sprinten geht, aber mein Körper zeigte mir innerhalb der ersten 100 m, dass er über diese Fähigkeit nicht mehr verfügte.“
Nur mit Mühe und Not kann der achtsame Anwalt Björn Diemel ...

„Mein Gehirn wusste, wie Sprinten geht, aber mein Körper zeigte mir innerhalb der ersten 100 m, dass er über diese Fähigkeit nicht mehr verfügte.“
Nur mit Mühe und Not kann der achtsame Anwalt Björn Diemel die Entführung seiner Tochter auf einem Schulausflug im Zoo verhindern, leider nehmen die Entführer stattdessen sein Handy mit allen kompromittierenden Daten und Fotos mit. Will etwa einer seiner Konkurrenten Rache? Schließlich war Björn in den letzten Jahren nicht zimperlich, wenn es um die Durchsetzung seiner Pläne und das Ausweiten seiner Unternehmen ging.

Sein Leben, das in letzter Zeit in zu ruhigen und eingefahrenen Bahnen verlief und nur durch (nächtliches) Frustfressen unterbrochen wurde, bekommt plötzlich wieder die gewünschte Abwechslung und ordentlich Tempo, nur leider kann sein schlaffer Köper da nicht mithalten. „Ganz offensichtlich hatte ich mich durch die Gitterstäbe der Monotonie meines Alltags nach außen gezwängt. Jetzt stand ich hilflos außerhalb meiner Mitte und war zu dick um wieder zurückzukehren.“

Zum Glück geht er immer noch regelmäßig zu seinem Achtsamkeitscoach Joschka Breitner, der auch dafür eine Lösung hat. Er bringt Björn bei, wie er seinen Frust in etwas Positives umwandelt und dann abnimmt, um sich wieder in seinem Körper wohlzufühlen.

Auch das 5. Hörbuch der Reihe hat mich wieder extrem gut unterhalten. Ich mag Carsten Dusse als Sprecher sehr, wie er in seinen Krimis Wissenswertes unterbringt – hier alles zum Thema Ernährung und Fasten – und das alles mit viel bitterbösem Humor garniert.

Abgesehen von seinen kriminellen Aktivitäten ist Björn wie aus dem Leben gegriffen: Ein geschiedener mittelalter weißer Mann, der sich liebevoll um seine Tochter kümmert und dabei am Schulsystem verzweifelt. Die versuchte Entführung zwingt ihn zur Selbsterkenntnis, dass er endlich wieder was seine physische und psychische Gesundheit tun muss. Das er bei letzterem auf ein neues, ökologisches Hobby setzt, um seinen Co2-Fußabdruck zu verringern, verwundert dabei kaum, auch nicht, dass dieses Hobby wieder mal nicht legal ist und am Ende jemand stirbt …

5 Sterne für diese Hörvergnügen, ich hoffe, Björn stolpert bald in sein nächstes Abenteuer.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Das Haus der bunten Vögel

Wir Frauen aus der Villa Hermann
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„Du bist eine Frau, Luise. Zu viel geschäftliche Einsatz ziemt sich nicht für dein Geschlecht.“ (S. 14) Als Luises Mann 1932 stirbt, bleibt sie mit einem großen Haus, zwei kleinen Kindern und einer bankrotten ...

„Du bist eine Frau, Luise. Zu viel geschäftliche Einsatz ziemt sich nicht für dein Geschlecht.“ (S. 14) Als Luises Mann 1932 stirbt, bleibt sie mit einem großen Haus, zwei kleinen Kindern und einer bankrotten Holzhandlung zurück. Als Freunde ihr raten, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, gründet sie eine Näherei für Berufsbekleidung, weil die immer gebraucht wird und im Obergeschoss des Hauses betrieben werden kann. Der Plan geht auf, auch wenn sie im 2. WK Krieg Uniformen statt Arbeitsanzügen nähen müssen. Doch nach 1945 weiß auch Luise nicht mehr weiter, da tauchen die ersten Soldaten in Levi‘s auf …

Pia Rosenberger erzählt 20 Jahre deutsche Geschichte und wie die (Mustang) Jeans nach Deutschland kam, dabei orientiert sie sich an der wahren Geschichte der L. Hermann Bekleidungswerke Künzelsau. Sie beschreibt diese Jahre so emotional und fesselnd aus verschiedenen Blickwinkeln, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und an nur 2 Tagen gelesen habe.

Luise ist eine pragmatische, herzensgute Frau, die niemandem abweisen kann. Ihr Haus entwickelt sich schnell zum Sammelbecken bunter Vögel. Neben ihrer Tochter Erika und ihrem Sohn Rudolf lebt hier auch die Haushälterin Marga mit ihrer Tochter Lia. Marga äußert sich nie zu Lias Vater und Luise fragt nicht nach. Als sie die Näherei eröffnen, stellen sie einen Herrenschneider ein – Paul Falbe, einen ewigen Junggesellen mit einem pikanten Geheimnis.

Die drei Kinder wachsen wie Geschwister auf, Erika und Lia werden beste Freundinnen. Leider hat Erika weder das Talent noch Lust dazu, sich in die Schneiderei einzuarbeiten, dafür überrascht Lia alle mit ihrer Kreativität und ihrem treffsicheren Geschmack. Doch als sie eine jugendliche Dummheit begeht, wird sie nach Berlin in Sicherheit gebracht. Dadurch bekommt man einen sehr guten Einblick, wie unterschiedlich sich der Krieg im beschaulichen Baden-Württemberg und in Berlin „anfühlte“.
Erika erleidet einen herben Verlust, als ihre Jugendliebe Martin, ein Jude, aus Deutschland fliehen muss.

In „Wir Frauen aus der Villa Hermann“ geht es um Menschlichkeit, Mitgefühl und Zusammenhalt. Die Geschichte zeigt, dass man auch in dunkelsten Zeiten für seine Ideale und Überzeugungen einstehen sollte. „Die Dinge, die wir tun, sind so geheim, dass wir sie selbst nicht wissen dürfen.“ (S. 147) Heimlich und unabhängig voneinander engagieren sich alle 4 Frauen für Verfolgte und unterstützen z.B. jüdische Mitbürger, obwohl sie sich damit selber in Gefahr bringen.
Aber sie zeigt auch, wie anpassungsfähig, kreativ und vorausschauend die Frauen waren, dass sie sich nie von den äußeren Umständen unterkriegen ließen, wie sie die Jeans nach Deutschland holten und dabei neben dem geschäftlichen auch ihr privates Glück fanden. Ein absolutes #Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Skandal!

Queen of Fashion
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„Auf ihrer Reise war sie so ziemlich alles gewesen: alleinerziehende Mutter, Sozialhilfeempfängerin, Ausgestoßene, Skandalfigur, Hassobjekt, umjubelter Undergroundstar. Der Punk war der Anfang von allem ...

„Auf ihrer Reise war sie so ziemlich alles gewesen: alleinerziehende Mutter, Sozialhilfeempfängerin, Ausgestoßene, Skandalfigur, Hassobjekt, umjubelter Undergroundstar. Der Punk war der Anfang von allem gewesen.“ (S. 13)
Wenn ich den Namen Vivienne Westwood höre, denke ich an eine energische, exzentrische Dame, ausgefallene Mode und DAS Brautkleid von Carrie Bradshaw. Sonst wusste ich bis zu dem Buch von Stephanie Holden nichts über diese Ausnahmekünstlerin, die sich selbst lange Zeit eher als Handwerkerin und Handlangerin ihres Geschäftspartners Malcolm McLaren sah.
Dabei wurde ihr ihr künstlerisches Talent schon in der Schule bescheinigt, doch statt etwas daraus zu machen, heiratete sie und bekommt ein Kind. Doch schnell wird ihr klar: „Sie wollte sich weiterentwickeln, wollte Freiheit, Selbstverwirklichung, Bildung. … Sie wollte mehr sein als Hausfrau und Mutter.“ (S. 20) Also lässt sie sich scheiden – ein Skandal – und zieht in die Künstler-WG ihres Bruders, in der sie die einzige Frau ist – noch ein Skandal. Über ihren Bruder lernt sie ihren späteren Geschäfts- und Lebenspartner Malcom kennen, der sie gleichzeitig beeinflussen und unterdrücken wird. Zusammen bauen sie einen Laden auf, in dem sie Secondhand-Mode und von Vivienne nach Malcoms Vorgaben geschneiderte Kleidung verkaufen, wobei sie ihrer Zeit immer voraus sind: sie erfinden den Punk und machen Fetischkleidung straßentauglich: „Schönheit ist radikal. Schönheit bedeutet, vor nichts zurückzuschrecken!“ (S. 65). Aber immer gibt Malcom den Ton an und Vivienne folgt ihm, wagt erst nach und nach, ihre eigenen Ideen einfließen zulassen.

Genauso ungesund, wie diese geschäftlich Beziehung, ist auch ihre private. Vivienne, die sich nicht binden wollte, hängt an Malcom, der sein Leben trotz eines gemeinsamen Kindes weiterlebt, als wäre er Single – und sie entschuldigt es mit seiner eigenen schweren Kindheit.
Stephanie Holden zeigt, wie lang und schwer Viviennes Weg und die Abnabelung von Malcom war. Obwohl ihr von anderen Künstlern und Modeschöpfern immer wieder bestätigt wird, wie innovativ und kreativ sie ist, ist sie ihm geradezu hörig.

Neben Viviens schwierigen geschäftlichen und privaten Umständen bekommt man auch einen sehr guten Einblick in die Kunst- und Kulturszene. Malcom gründete die Sex Pistols und Madonna trug Viviennes Entwürfe, für die Keith Hearing die Designs lieferte, um nur einige bekannte Namen zu nennen.

„Queen of Fashion“ erzählt die Geschichte einer sehr spannenden Persönlichkeit und ist gleichzeitig ein beeindruckendes Zeitzeugnis.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

„Die Merkel hat mal wieder einen Toten.“

Miss Merkel: Mord auf hoher See
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Eigentlich hatte die ehemalige Kanzlerin nach einem langweiligen, mordlosen Jahr in Kleinfreundenstadt auf der Krimi-Kreuzfahrt nur mit den Leichen in den Büchern der anwesenden Autoren gerechnet und nicht ...

Eigentlich hatte die ehemalige Kanzlerin nach einem langweiligen, mordlosen Jahr in Kleinfreundenstadt auf der Krimi-Kreuzfahrt nur mit den Leichen in den Büchern der anwesenden Autoren gerechnet und nicht mit einer echten, die noch dazu der angekündigte Thriller-Starautor war. Aber wenn es nun schon mal einen Toten gibt und die Umstände seines Ablebens so ungewöhnlich sind, kann sich Angela das Ermitteln natürlich nicht verkneifen. Zumal außer ihr alle an einen Unfall glauben – auch Kommissar Hannemann, Merkels Intimfeind, und die raubeinige Pathologin Dr. Radszinski, die vom Veranstalter als Überraschungsgäste angepriesen werden.

David Safier hat es geschafft, sich selbst, Krimi- bzw. Thriller-Autoren und deren Fanszene aufs Korn zu nehmen. Mit viel Humor und Situationskomik lässt er Angela ihren dritten Fall klären, mehr oder weniger freiwillig unterstützt von Ehemann Achim, Mops Pupsi, Personenschützer Mike und Freundin Marie samt Patenkind Adrian Angel. Dabei kommt es wieder zu einigen sehr aufregenden und lebensgefährlichen Situationen für Angela und ihr Team, denn der Mörder kann dem Schiff zwar nicht entkommen, aber Angela ihm eben auch nicht. Sie orientiert sich bei der Mörderjagd an klassischen Whondunit-Krimis und berühmten Autorinnen wie Agatha Christie und Dorothy L. Sayers um herauszubekommen, wer ein Motiv hat – und das sind am Ende einige.

Ich liebe das liebevoll und leicht überspitzt gezeichnete Figurenensemble. Angela ist in ihrem Innersten immer noch Kanzlerin und ihr Wort Gesetz, gern vergleicht sie aktuelle Situationen mit von ihr erlebten schwierigen politischen Begebenheiten. Achim geht (im übertragenen Sinn) stets 2 Schritte hinter ihr und hält ihr den Rücken frei, während er versucht, mit uralten Sprachkassetten Englisch zu lernen. Mike würde gern kündigen, weil ihm die Eskapaden seiner Chefin den letzten Nerv rauben, traut sich aber nicht, und Marie geht in ihrer Rolle als Mutter auf.

Wer sich ein bisschen in der Krimiszene auskennt, erkennt auch auf Anhieb die Autoren, die Safier als Vorbild für seine Schriftsteller nutzt und hat damit einen zusätzlichen Anreiz, das Buch zu lesen und sich dabei köstlich zu amüsieren. Ich hoffe, dass Angela noch ganz oft über Leichen stolpert und des Ermittelns nie müde wird. 5 Sterne für dieses Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Der Luftschutzbuchclub

Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten
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„Manchmal ließ Gertie die Finger über die Buchrücken in den Regalen gleiten, weil er dort war, in jedem einzelnen Buch, auf jeder Seite, in jedem Wort. Es verschaffte ihr ein wenig Trost – und vertiefte ...

„Manchmal ließ Gertie die Finger über die Buchrücken in den Regalen gleiten, weil er dort war, in jedem einzelnen Buch, auf jeder Seite, in jedem Wort. Es verschaffte ihr ein wenig Trost – und vertiefte gleichzeitig die Trauer. Gerti liebt ihre Buchhandlung, doch am meisten hatte sie den Laden in Verbindung mit Harry geliebt.“ (S. 29)
Gertie ist Ende 50 und hat seit dem Tod ihres Mannes Harry die Freude an Büchern verloren, sie trägt sich mit dem Gedanken, ihren Laden „Binghams Bücher“ zu verkaufen. Da fängt Deutschland den 2. WK an und Charles, der beste Freund ihres verstorbenen Mannes, der den Transport jüdischer Kinder aus Deutschland organisiert, bittet sie, eines aufzunehmen. Gertie kann sich das nicht vorstellen, da ihr nie eigene Kinder vergönnt waren, aber Charles insistiert: „Die Welt befindet sich am Rande einer Katastrophe, Gertie. Die Frage lautet, stehen wir daneben und sehen untätig zu, oder stehen wir auf und leisten unseren Beitrag?“ (S. 42)
Also nimmt sie Hedy (Hedwig) bei sich auf. Die 14jährige stammt aus München, spricht zum Glück etwas besser Englisch als Gertie Deutsch, vermisst aber ihre Familie sehr. Zum Heimweh kommt die Angst, wie es ihnen in Deutschland ergeht. Hedy verschließt sich und lässt niemanden an sich ran. Erst als Gertie die gemeinsame Liebe zu Büchern entdeckt, taut Hedy auf. Die Bücher sind es auch, die ihnen in den Nächten der Luftangriffe die Angst nehmen und sie ablenken. Und so laässt Gertie sie den Buchclub wieder aufleben, der mit Harry eingeschlafen war.

„Niemand ist eine Insel …“ (S. 119) sagt Gertie an einer Stelle und doch fühlt sich Hedy zu Beginn in England oft so – getrennt von ihrer Familie, in einem fremden Land, wo ihr das Essen und der Tee nicht wirklich schmecken und sie (noch) keine Freunde hat. Außerdem schlagen ihr auch hier Judenhass und Abneigung entgegen, weil sie als Deutsche der Feind ist.
Ich konnte mich sehr gut in sie einfühlen und mochte es, dass Annie Lyons nichts beschönigt, sondern deutlich aber behutsam zeigt, welche Probleme sich zwischen den beiden Frauen mit über 40 Jahren Alters- und kulturellen Unterschieden auftun. Hedy wartet auf ihre Familie, sie will und kann Gertie nicht als Ersatz annehmen, und das soll sie auch nicht. Denn auch Gertie fällt es nicht leicht, plötzlich für einen Teenager verantwortlich zu sein, der sie so sehr an ihre eigene Unfähigkeit erinnert, Kinder zu bekommen und ihren eingefahrenen Alltag durcheinander wirbelt. Dazu kommt das Grauen des Krieges, die Angriffe, die Zerstörung, die Angst. All das schweißt Hedy und Gertie immer mehr zusammen, sie geben sich gegenseitig Kraft, Mut und Halt.
Und natürlich sind auch sie beide keine Insel. Sie leben in einer Gemeinschaft, deren Mittelpunkt u.a. die Buchhandlung, deren (Luftschutz-)Keller und der Buchclub ist.

Auch, wenn das Thema und die Zeit, die Annie Lyons in ihrem Buch behandelt, für mich nicht neu sind, so konnte mich ihre Geschichte doch abholen und berühren. Für mich wird sie durch die Beziehung zwischen Gertie und Hedy besonders, zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Anpassungsfähigkeit sind und dass Bücher Mut und Hoffnung machen und die unterschiedlichsten Menschen verbinden können.

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