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Veröffentlicht am 14.11.2023

Gelungener Abschluss der Eberhofer-Reihe

Steckerlfischfiasko
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„Lieber Gott, sei gnädig und lass es einfach einen simplen Herzinfarkt sein. Oder einen Gehirnschlag. Oder auch ein multiples Organversagen meinetwegen. Aber keinen Mord. Tu mir das nicht an. Nicht auf ...

„Lieber Gott, sei gnädig und lass es einfach einen simplen Herzinfarkt sein. Oder einen Gehirnschlag. Oder auch ein multiples Organversagen meinetwegen. Aber keinen Mord. Tu mir das nicht an. Nicht auf diesem beschissenen Golfplatz.“ (S. 8) Natürlich ist Gott nicht gnädig. Der Tote in der Dusche wurde eindeutig erschlagen – mit einem Golfschläger. Und er war nicht irgendwer, sondern der Steckerlfischkönig und Golfgott, bzw. Präsident des Clubs, wie der Bürgermeister Franz ungefragt aufklärt.

Dabei hat Franz schon genug Probleme: die Oma ist zur Kur und die neue Haushalthilfe delegiert lieber, als selber was zu machen. Söhnchen Paul spielt nicht etwa Fußball, sondern geht zum Ballett. Susi will Bürgermeisterin werden und legt sich regelmäßig mit dem Bürgermeister an, der dann Franz um Hilfe bitte. Der Papa grantelt und der Bruder nervt wie immer. Und Rudi? Der macht einen Selbstversuch und entsagt dem Konsumwahnsinn einschließlich Wasser und Strom, dementsprechend verwahrlost sieht er aus.

Dazu jetzt noch dieser verzwickter Fall. Der angeblich so beliebte Tote war nicht wirklich nett, sondern hatte sich im Laufe seines Lebens einige Feinde gemacht, aber nachweisen können Franz und Rudi ihnen die Tat leider nicht. Wer war es also?

Rita Falks Krimis menscheln einfach und leben von den Wortgefechten und Eigenheiten der Protagonisten. Das Buch ist wieder sehr vergnüglich zu lesen, denn selbst die gesellschaftskritischen Themen sind lustig verpackt: Die Friday-for-Future-Bewegung kommt in Niederkaltenkirchen an und sorgt für ordentlich Unruhe, und Franz muss sich einiges anhören, weil er sich für Paulis Ballett-Begeisterung schämt.

„Steckerlfischfiasko“ ist der gelungene Abschluss der Eberhofer-Reihe, auch wenn Rita Falk das Ende so gestaltet hat, dass sie Franz und Rudi jederzeit in weitere Fälle stürzen könnte – man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben 😉.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Coming of Age meets History meets Fantasy

Das Vogelmädchen von London
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„Wir können unseren Rollen nicht entfliehen … Wir können sie nur mit einer gewissen Eleganz spielen.“ (S. 436)
London 1601: Shay ist Aviscultarierin, ein Vogelmädchen, das vor den Toren Londons im Birdland ...

„Wir können unseren Rollen nicht entfliehen … Wir können sie nur mit einer gewissen Eleganz spielen.“ (S. 436)
London 1601: Shay ist Aviscultarierin, ein Vogelmädchen, das vor den Toren Londons im Birdland (Marschland) lebt, von ihrem Vater als Falknerin ausgebildet und von ihrer Mutter im Voraussagen der Zukunft aus Karten und Vogelschwärmen unterwiesen wurde. Sie verdient ihr Geld mit Botengängen, die sie über den Dächern der Stadt macht, weil die nicht so voll und verdreckt sind wie die Straßen, und sie dem Himmel und damit den Vögeln näher ist. Außerdem befreit sie Vögel aus Käfigen, wo immer es geht. Als sie deswegen wieder einmal fliehen muss, hilft ihr ein fremder Junge – Nonesuch, der Star des Blackfriars-Theaters. Er zeigt ihr eine völlig neue Welt, in der alles besser zu sein scheint. Die Schauspieler, alles Jungen, tragen schöne Kleider und haben genug zu essen, aber es geht das Gerücht, dass der Besitzer des Theaters sie direkt von der Straße oder sogar aus ihren Elternhäusern raubt. Und müssen sie nach den regulären Vorstellungen noch private für besondere Gäste geben, bei denen sie nicht viel anhaben und die Stücke eher frivol als klassisch sind.
Shay und Nonesuch verlieben sich ineinander. Wenn er nicht auf der Bühne stehen oder sie Botengänge erledigen muss, streifen sie durch die Stadt, wobei er sich einiges ausdenkt, um Geld zu verdienen. Doch sein eigentlicher Plan ist ein eigenes, ein Geistertheater ohne festen Standort, in dem sie keine Stücke zeigen, sondern echte Szenen aus ihrem Leben nachspielen. Bei der ersten Vorstellung des Ghost Theaters überrascht Shay sich selbst und die anderen, als aus ihrem Vogelgesang eine Prophezeiung wird. Ihr Ruf verbreitet sich schnell und bald weissagt sie Königin Elizabeth – und löst damit einen Glaubenskrieg aus …

Mat Osmans schreibt über Außenseiter. Die jungen Schauspieler werden von ihren Fans bewundert und hofiert, aber niemand schaut hinter die Kulissen. Man munkelt zwar über das, was auf den Privatpartys passiert, aber niemand greift ein. Und wenn sich die Jungen weigern, droht der Abstieg vom Theater in die billigen Etablissements. Nonesuch hat eine Sonderstellung, weil er angeblich aus einer reichen, einflussreichen Familie stammt und ein wirklich guter Schauspieler ist, aber die Privatvorstellungen bleiben auch ihm nicht erspart.
Um die Aviscultarier, Shay Lebens- und Glaubensgemeinschaft, ranken sich viele Mythen. Sie leben auf einer Insel und lassen keine Fremden in ihre Gemeinschaft. Angeblich können sie mit den Vögeln kommunizieren und fliegen …

Ich tue mich schwer damit, dieses Buch einzuordnen, denn ein rein historischer Roman ist es nicht, dazu enthält es zu viele Fantasy-Elemente, wird im Laufe der Handlung immer gesellschaftskritischer und auch die Coming of Age-Geschichte der Protagonisten nimmt sehr viel Raum ein. Außerdem spielt er zwar im Mittelalter, fühlt sich aber oft dystopisch an.
Und ich hatte Probleme mit der Erzählweise, da es keinen durchgehenden Handlungsstrang gibt, sondern man wie im Theater in verschiedene Szenen geworfen wird, bei denen die Protagonisten auf- und wieder ab treten.
Der Schreibstil ist sehr poetisch und weitschweifig und passt damit zur Theater-Thematik, ich hätte mir allerdings manchmal etwas mehr Tempo und Inhalt gewünscht. Zudem fiel es mir schwer einzuschätzen, wie alt die einzelnen Personen sind und wieviel Zeit jeweils vergeht.

Mein Fazit: Auch wenn das Buch meinen Lesegeschmack nicht ganz getroffen hat, bin ich doch sicher, dass er andere Leser verzaubern wird.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Einfache und bodenständige Rezepte mit Pfiff

Vierundzwanzigsieben kochen
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„„Das Einfache“ ist zeitgemäß. Insbesondere zu Hause. Die eigene Küche ist für mich kein Ort, an dem man sich verkünsteln und mit anderen messen sollte. ... Es ist ein Ort, um es sich wirklich gut gehen ...

„„Das Einfache“ ist zeitgemäß. Insbesondere zu Hause. Die eigene Küche ist für mich kein Ort, an dem man sich verkünsteln und mit anderen messen sollte. ... Es ist ein Ort, um es sich wirklich gut gehen zu lassen.“ (S. 9) sagt Tim Mälzer in seinem neuen Kochbuch „Vierundzwanzigsieben kochen“ und ich kann ihm nur zustimmen. Kochen soll Spaß machen und nicht zu schwer sein, wobei ich Herausforderungen nicht abgeneigt bin, und das Ergebnis soll schmecken. Wenn es dann noch gesund und abwechslungsreich ist, bin ich dabei. An Tims Rezepte traut sich übrigens sogar mein kochuntauglicher Mann, denn sie sind einfach und bodenständig, aber mit Pfiff.

So gibt es zum Frühstück deutschen Mett-Igel oder Porridge, japanische Suppe, English Breakfast Sandwich, israelische Shakshuka oder Smoothies.
Bei den belegten Broten setzte er auf Ei, Käse, Fleisch oder Fisch – ich empfehle hier die Fischbuletten. Sie sind relativ schnell gemacht und sehr lecker. Ich habe sie mit den Quarkbrötchen kombiniert, die eigentlich zum Frühstück gehören, und uns so eine schmackhafte, eiweißreiche und sehr sättigende Mahlzeit gezaubert.
In der grünen Kiste wird verarbeitet, was an Obst und Gemüse gerade Saison hat. Auch hier gibt es Rezepte mit und ohne Fleisch. Mein Mann hat sich an den Brezensalat gewagt und ihn ganz allein hinbekommen 😉. Meine Highlights sind der gerillte Radicchio, die Brotsalate und vor allem die Eier in Currysauce.
Wer sich noch an Tims erste Sendung „Schmeckt nicht, gibt's nicht“ erinnern kann, hat sicher auch noch seine Pastagerichte im Gedächtnis, die oft nur wenig Beiwerk brauchen – ein gutes, selbstgemachtes Pesto, verschiedene (Tomaten-)Saucen oder die fantastischen Meatballs – die sind ein echtes Seelenfutter.
Suppen und Eintöpfe haben bei uns vor allem in Herbst und Winter Saison, dementsprechend gehaltvoll sind sie oft. Tim Mälzer serviert Chili, Ratatouille, Gemüse– oder Muschelsuppe.
Des Deutschen Lieblingsgemüse, Kartoffeln, haben ein eigenes Kapitel verdient. Neben Püree, Auflauf oder Gnocchi kann ich vor allem die Kartoffel-Buletten empfehlen. Sie sind perfekt, um Reste zu verwerten, da sie aus gekochten Kartoffeln vom Vortag, Frühlingszwiebeln und Tiefkühlerbsen gemacht werden (man kann auch andere Gemüsereste verwenden) und mit einem frischen Salat mit Schmand-Zitronen-Dressing wirklich lecker schmecken.
Fisch und Fleisch kommen bei uns nur selten auf den Tisch, aber auch da habe ich Anregungen finden können, wie den Kabeljau auf Fenchelsalat, Seelachs Bordelaise und verschiedene Geflügelgerichte.
Obwohl er in seiner Fernsehsendung „Kitchen Impossible“ oft behauptet, dass er nicht backen kann und Desserts auch nicht seins sind, finden sie sich auch in seinem Kochbuch. Und ob Brownies mit Marshmallows, Schoko-Erdnuss-Cookies, Tiramisu, Griessflammeri Brûlée oder seine Käsekuchen-Variationen, sie alle lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Unterstützt werden die Rezepte ansprechende Fotos und Illustrationen des Künstlerduo Doppeldenk, gewürzt mit kulinarischen Alltagsbeobachtungen von Thees Uhlmann.

Ein tolles Kochbuch für jeden Tag, in dem auch Anfänger und wenig geübte Köche tolle Anregungen finden werden.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Aufbruch in ein neues Leben

Ich bin Frida
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„Um an der Seite diese übermächtigen Genies bestehen zu können, brauchte sie etwas Eigenes, und das konnte nur die Kunst sein.“ (S. 9)
Mexiko 1938: Frida ist seit 10 Jahren mit Diego Rivera verheiratet ...

„Um an der Seite diese übermächtigen Genies bestehen zu können, brauchte sie etwas Eigenes, und das konnte nur die Kunst sein.“ (S. 9)
Mexiko 1938: Frida ist seit 10 Jahren mit Diego Rivera verheiratet und unzufrieden, da er ihr immer mehr entgleitet, Affären hat und nur für seine Kunst lebt. Sie kommt sich oft eher wie seine Köchin, als eine gleichberechtigte Partnerin und Künstlerin vor. Dabei ist auch sie inzwischen als solche anerkannt. Der französische Surrealist André Breton will sie in Paris ausstellen, weil er sie für die erste (und einzige) mexikanische Surrealistin hält. Doch zuvor organisiert der Galerist Julien Levy eine Einzelausstellung in New York. Dass Diego sie nicht nach Amerika begleitet, ist ein weiterer Dolchstich und macht ihr klar, dass sie ihre Beziehung und die jeweilige Rolle, die sie und Diego darin spielen, dringend überdenken muss.

„Ich bin eine Revolution … Ich bin eine Malerin, die Erfolg hat, und ich bin eine Frau, die geliebt wird. Ich bin glücklich.“ (S. 145) In New York lebt Frida dann trotz ihrer ständigen Schmerzen und körperlichen Einschränkungen auf. Ihre Ausstellung ist ein voller Erfolg. Sie bekommt Aufträge für neue Bilder und hat endlich Zeit und Platz zum Malen. Außerdem genießt sie das Nachtleben, die Bewunderung der Männer, die sie als Frau wahrnehmen, und beginnt eine Affäre mit dem Fotografen Nicolas Muray, den sie schon von früher kennt. Sie hat sich endlich von Diego freigeschwommen und ist auch finanziell von ihm unabhängig. Aber sie würde sich nie von ihm trennen oder scheiden lassen, denn er hat sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist, hat sie unterstützt und angeleitet und ist trotz allem die Liebe ihres Lebens. Kann sie beide Männer haben? Diego als künstlerischen Partner und Nick als Liebhaber? Oder muss sie sich entscheiden?

„Ich male, wer ich bin. Ich male mein Leben, auch meine Schmerzen, denn die sind mein Leben.“ (S. 327) Wie schon in „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ lässt Caroline Bernard ihre LeserInnen wieder unmittelbar an Fridas Leben teilhaben. Man erlebt alles hautnah mit und sieht es mit ihren Augen: die Demütigungen, wenn Diego die Nacht anderen Frauen verbringt, ihren Schaffensprozess, die Momente, wenn sie die Inspiration zu einem neuen Bild sucht und findet, ihre Erfolge als Künstlerin, das Glück in den Armen ihrer Liebhaber, aber auch die Schmerzen und Einschränkungen, die ihr Köper ihr auferlegt.
Ich habe das Gefühl, ihr noch näher gekommen zu sein und noch besser verstehen zu können, dass sie nicht nur ihre Bilder durch ungewöhnliche Rahmen, sondern auch sich selbst in Szene setzt: durch ihre traditionelle mexikanische Kleidung, den ausgefallenen Schmuck und ihre Haare, die sie oft mit Blumen geschmückt als Krone trägt. Sie will um jeden Preis auffallen und gesehen werden und sieht sich als Gesamtkunstwerk. Und sie will ihr Leben auskosten, so lange es geht, denn sie ist sich ihrer fragilen Gesundheit und Sterblichkeit stets bewusst: „… ihr seid gesund, euer Leben ist lang, und ihr habt Zeit. Bei mir ist das anders. Ich muss doppelt so schnell leben wie ihr.“ (S. 142)

Caroline Bernard schreibt extrem fesselnd und sehr bildlich. Nach New York reist Frida tatsächlich noch nach Paris, wo alles anders wird als erwartet oder geplant. Zwar taucht sie auch dort tief in die Kunstszene und das Nachtleben ein und lernt u.a. Josephin Baker, Elsa Schiaparelli, Miró, Kandinsky und Picasso kennen, aber auch spanische Flüchtlinge. Man spürt bereits, dass der zweite WK kurz bevorsteht, die Welt ein Pulverfass ist.

Frida hat mich beeindruckt, sie arbeitet über ihre körperliche und Schmerzgrenze hinaus, bis zum nächsten Rückfall oder Zusammenbruch. Und sie „erträgt“ Diego, den großen schweren Mann, der mit der kleinen starken Frau an seiner Seite immer weniger zurechtzukommen scheint. Die Welt und Frida sollen sich gefälligst um ihn drehen. Sie darf zwar auch Künstlerin sein (ihre Bilder sind ja zum Glück viel kleiner als seine), aber dauerhafte Liebhaber gesteht ihr der notorische Fremdgänger nicht zu.

„Ich bin Frida“ hat mich wieder auf eine emotionale Reise mitgenommen, zeigt Frida Kahlos Emanzipation von ihrem Mann und wie sie zu der Künstlerin wurde, als die man sie heute kennt.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Herbstliebe

Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten
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„Es ist anstrengend, Betty Andrews zu sein. Die ganzen Erwartungen, der Druck, das Gefühl, ständig beobachtet zu werden …“ (S. 267)
Betty ist 25, erfolgreiche Hollywoodschauspielerin und Kinderbuchautorin, ...

„Es ist anstrengend, Betty Andrews zu sein. Die ganzen Erwartungen, der Druck, das Gefühl, ständig beobachtet zu werden …“ (S. 267)
Betty ist 25, erfolgreiche Hollywoodschauspielerin und Kinderbuchautorin, doch seit einem Vorfall vor ein paar Jahren lebt sie sehr zurückgezogen in Boston. Darum lehnt sie die Einladung für das Book Festival in Swinton-on Sea zuerst auch ab. Aber dann entdeckt sie im Schrank ihrer Großmutter Helena versteckte Zeichnungen von „E. Smith“, die genau den Stil haben, den sie für ihr neues Buch sucht. Helena behauptet, keinen Kontakt vermitteln zu können und auch im Internet findet Betty nur seine Agentur und die Aussage, dass er irgendwo im Südwesten der schottischen Küste lebt – da, wo auch Swinton on Sea liegt. Also springt sie über ihren Schatten und fliegt hin. Weil sie Angst hat, erkannt und belästigt zu werden, bucht sie sich unter falschem Namen ein – leider vergeblich, sie wird trotzdem erkannt. Bei ihre Flucht stolpert sie über Eliayh, der „The Reading Fox“ betreibt und sie kurzerhand im B&B seiner Großmutter Nanette unterbringt. Als sie ihm erzählt, warum sie eigentlich hergekommen ist, hilft er ihr bei der Suche nach dem mysteriösen Illustrator, denn er liebt Krimis und die Sache gestaltet sich sehr spannend. Außerdem schlägt sein Herz ein paar Takte schneller, wenn Betty in seiner Nähe ist. Doch dann findet er in einer alten Privatbibliothek etwas, das ihre und seine Familiengeschichte verbindet.

„Was bleibt noch von mir übrig, wenn ich nicht Betty Andrews, die berühmte und erfolgreiche Schauspielerin und Kinderbuchautorin bin?“ (S. 163)
Ich habe mich von Katharina Herzog auch im dritten Band der Reihe gern wieder nach Swinton-on-Sea entführen lassen. In Herbstleuchten verbindet sie eine zarte Liebesgeschichte mit der Suche nach dem geheimnisvollen Maler E. Smith, der auch schon in den ersten Büchern vorkam, und Bettys Emanzipation. Die hat bis dahin ein extrem behütetes und abgeschiedenes Leben geführt, bestimmt von Ängsten und umsorgt von ihrer Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist. Erst in Schottland begreift sie, dass auch ein goldener Käfig ein Käfig ist und sie frei entscheiden kann, ob sie wieder in ihn zurück will. „… manchmal muss man die Vergangenheit hinter sich lassen, um zu sehen, wie schön die Gegenwart sein kann.“ (S. 219)

Zu Beginn war Betty für mich schwer zu fassen. Man vergisst beim Lesen wegen ihrer ganzen Erfolge, wie jung sie eigentlich noch ist. Aber im Laufe der Handlung kommt man ihr immer näher und erfährt, wie und warum sie so geworden ist. Ihr Inkognito-Aufenthalt, die Wärme und Hilfsbereitschaft der Swintoner, die sie ohne Fragen aufnehmen, helfen ihr bei der Selbstfindung.
Elyah wirkt etwas weltfremd, verkriecht sich in seinem Buchladen und hinter berühmten Zitaten und hatte mit Frauen bisher nicht viel am Hut. In Bettys Ängsten und Unsicherheit erkennt er sich wieder. Er wird ihr Anker und Ruhepol und findet den entscheidenden Hinweis für die Identität des Malers.

Bettys und Elyahs zarte Annäherung hat mir gut gefallen, aber am meisten hat mich Helenas und Nanettes Vergangenheit berührt. Während Helena diese ganz tief in ihrem Innersten begraben hatte („Lass die Vergangenheit ruhen! Das alles liegt nun schon so viele Jahrzehnte zurück.“ (S. 218)), lebte Nanette die letzten 50 Jahre damit ...

Katharina Herzog schreib extrem stimmungsvoll und erweckt ihre Protagonisten mit viel Liebe zum Detail zum Leben. Ich habe mich im Bücherdorf unter seinen Bewohnern wieder sehr wohl gefühlt und freu mich schon auf den nächsten, leider letzten Band der Reihe. Ein echter Wohlfühlroman mit viel Schottland- und Bücherflair.

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